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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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gen die Mittel-Strasse, als das erste
Kennzeichen der wohlanständigen Hof-
lichkeit gehen.



Jn den Kirchen kan sich ein unhöflicher
Mensch nicht eher und mehr verrathen,
als wenn er wenig Achtung gegen die
Predigt bezeiget, hin und her spatziert,
schläffet, mit andern beständig schwätzet,
dem Frauenzimmer verliebte Blicke gie-
bet, die Tobacks-Dose und Sack-Uhr
immer hervor ziehet, um dadurch seine
Prahlerey sehen zu lassen; noch vor dem
Schluß der Predigt und des Gottesdien-
stes aus der Kirchen lauffet, und sich noch
darzu über den Prediger hefftig mequiret,
oder seine Redens-Arten durch die Hechel
ziehet, und also beym Ein- und Ausgang
kein Vatter Unser betet, noch vielweniger
aber die gewöhnliche Benediction und
Ertheilung des Segens erwartet.



Jn andern äusserlichen Sachen erken-
net man einen unhöflichen Menschen, aus
seiner liederlichen Kleidung, wenn er al-
ler Orten damit herum fahret, Stühl
und Bäncken damit abwischet, solches

auch
A 6

gen die Mittel-Straſſe, als das erſte
Kennzeichen der wohlanſtaͤndigen Hof-
lichkeit gehen.



Jn den Kirchen kan ſich ein unhoͤflicher
Menſch nicht eher und mehr verrathen,
als wenn er wenig Achtung gegen die
Predigt bezeiget, hin und her ſpatziert,
ſchlaͤffet, mit andern beſtaͤndig ſchwaͤtzet,
dem Frauenzimmer verliebte Blicke gie-
bet, die Tobacks-Doſe und Sack-Uhr
immer hervor ziehet, um dadurch ſeine
Prahlerey ſehen zu laſſen; noch vor dem
Schluß der Predigt und des Gottesdien-
ſtes aus der Kirchen lauffet, und ſich noch
darzu uͤber den Prediger hefftig mequiret,
oder ſeine Redens-Arten durch die Hechel
ziehet, und alſo beym Ein- und Ausgang
kein Vatter Unſer betet, noch vielweniger
aber die gewoͤhnliche Benediction und
Ertheilung des Segens erwartet.



Jn andern aͤuſſerlichen Sachen erken-
net man einen unhoͤflichen Menſchen, aus
ſeiner liederlichen Kleidung, wenn er al-
ler Orten damit herum fahret, Stuͤhl
und Baͤncken damit abwiſchet, ſolches

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[11/0017] gen die Mittel-Straſſe, als das erſte Kennzeichen der wohlanſtaͤndigen Hof- lichkeit gehen. Jn den Kirchen kan ſich ein unhoͤflicher Menſch nicht eher und mehr verrathen, als wenn er wenig Achtung gegen die Predigt bezeiget, hin und her ſpatziert, ſchlaͤffet, mit andern beſtaͤndig ſchwaͤtzet, dem Frauenzimmer verliebte Blicke gie- bet, die Tobacks-Doſe und Sack-Uhr immer hervor ziehet, um dadurch ſeine Prahlerey ſehen zu laſſen; noch vor dem Schluß der Predigt und des Gottesdien- ſtes aus der Kirchen lauffet, und ſich noch darzu uͤber den Prediger hefftig mequiret, oder ſeine Redens-Arten durch die Hechel ziehet, und alſo beym Ein- und Ausgang kein Vatter Unſer betet, noch vielweniger aber die gewoͤhnliche Benediction und Ertheilung des Segens erwartet. Jn andern aͤuſſerlichen Sachen erken- net man einen unhoͤflichen Menſchen, aus ſeiner liederlichen Kleidung, wenn er al- ler Orten damit herum fahret, Stuͤhl und Baͤncken damit abwiſchet, ſolches auch A 6

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/17>, abgerufen am 24.11.2024.