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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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Wer aber spähe ist, und nicht allein
vor krancken Leuten, sondern so gar auch
vor den Häusern, darinnen sie liegen,
einen Scheu und Eckel hat, der thut
besser, er lasse dergleichen Besuch unter-
wegen, als daß er seine Gesundheit,
oder wol gar das Leben selbsten in au-
genscheinliche Gefahr setze. Denn man
hat Exempel genug, daß manche Kran-
cke besuchet, haben sich aber bald wieder
retirirt, und sich zu Hause geleget, da
sie denn der Tod auf ihrem Lager über-
eilet, und sie zum Grabe befördert, da
die andern wieder genesen, und ihr Le-
ben, als eine Beute, davon getragen
haben. Jn ansteckenden Kranckheiten
ist kein Mensch verbunden, den andern
zu besuchen, ausser die Geistlichen und
Medici; sintemal man so wol sich, als
alle Angehörige, in die augenscheinlich-
ste Todes-Gefahr sezet.



Bey Patienten soll man nicht zu lange
bleiben, noch ihnen, durch vieles Reden,
den Kopf warm und verdrießlich machen;
welches man von denselben deutlich

mercken
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Wer aber ſpaͤhe iſt, und nicht allein
vor krancken Leuten, ſondern ſo gar auch
vor den Haͤuſern, darinnen ſie liegen,
einen Scheu und Eckel hat, der thut
beſſer, er laſſe dergleichen Beſuch unter-
wegen, als daß er ſeine Geſundheit,
oder wol gar das Leben ſelbſten in au-
genſcheinliche Gefahr ſetze. Denn man
hat Exempel genug, daß manche Kran-
cke beſuchet, haben ſich aber bald wieder
retirirt, und ſich zu Hauſe geleget, da
ſie denn der Tod auf ihrem Lager uͤber-
eilet, und ſie zum Grabe befoͤrdert, da
die andern wieder geneſen, und ihr Le-
ben, als eine Beute, davon getragen
haben. Jn anſteckenden Kranckheiten
iſt kein Menſch verbunden, den andern
zu beſuchen, auſſer die Geiſtlichen und
Medici; ſintemal man ſo wol ſich, als
alle Angehoͤrige, in die augenſcheinlich-
ſte Todes-Gefahr ſezet.



Bey Patienten ſoll man nicht zu lange
bleiben, noch ihnen, durch vieles Reden,
den Kopf warm und verdrießlich machen;
welches man von denſelben deutlich

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[171/0177] Wer aber ſpaͤhe iſt, und nicht allein vor krancken Leuten, ſondern ſo gar auch vor den Haͤuſern, darinnen ſie liegen, einen Scheu und Eckel hat, der thut beſſer, er laſſe dergleichen Beſuch unter- wegen, als daß er ſeine Geſundheit, oder wol gar das Leben ſelbſten in au- genſcheinliche Gefahr ſetze. Denn man hat Exempel genug, daß manche Kran- cke beſuchet, haben ſich aber bald wieder retirirt, und ſich zu Hauſe geleget, da ſie denn der Tod auf ihrem Lager uͤber- eilet, und ſie zum Grabe befoͤrdert, da die andern wieder geneſen, und ihr Le- ben, als eine Beute, davon getragen haben. Jn anſteckenden Kranckheiten iſt kein Menſch verbunden, den andern zu beſuchen, auſſer die Geiſtlichen und Medici; ſintemal man ſo wol ſich, als alle Angehoͤrige, in die augenſcheinlich- ſte Todes-Gefahr ſezet. Bey Patienten ſoll man nicht zu lange bleiben, noch ihnen, durch vieles Reden, den Kopf warm und verdrießlich machen; welches man von denſelben deutlich mercken H 2

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/177>, abgerufen am 04.12.2024.