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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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und ungescheut, auf den Bier-Bäncken
und offenen Schencken, und vermessen sich
manchmal so viel davon zu wissen, als ob
man sie gar dabey mit zu Rath gezogen,
oder wenigstens ihnen die grösten Ge-
heimnüsse in Vertraulichkeit eröffnet hät-
te. Worüber sich schon mancher ver-
schnappt, und in grosses Unglück, oder
schwehre Verantwortung, gestürzet.



Ein höflicher Mensch lässet andere Leu-
te auch reden, und zwar ausreden; oh-
ne, daß er ihnen begehret in die Rede zu
fallen, und Anlaß zu einer andern Mate-
rie zu geben. Viele unhöfliche Plaude-
rer sind aber so grob und unbescheiden,
daß sie keinem Menschen lange zuhören,
sondern an alle vernünfftige Discourse ih-
ren geschwäzigen Schnabel wetzen und
reiben wollen. Kommt aber eine Mate-
rie vor, welche ihren Verstand über-
steiget, so stellen sie sich doch, als wenn sie
auch davon was wüsten, verfallen aber
dabey auf solche lächerliche Streiche und
Thorheiten, die ihre Unvernunfft auf das
genaueste zu erkennen geben. Sie kön-
nen auch nicht unterlassen, aller Leute Re-

den,

und ungeſcheut, auf den Bier-Baͤncken
und offenen Schencken, und vermeſſen ſich
manchmal ſo viel davon zu wiſſen, als ob
man ſie gar dabey mit zu Rath gezogen,
oder wenigſtens ihnen die groͤſten Ge-
heimnuͤſſe in Vertraulichkeit eroͤffnet haͤt-
te. Woruͤber ſich ſchon mancher ver-
ſchnappt, und in groſſes Ungluͤck, oder
ſchwehre Verantwortung, geſtuͤrzet.



Ein hoͤflicher Menſch laͤſſet andere Leu-
te auch reden, und zwar ausreden; oh-
ne, daß er ihnen begehret in die Rede zu
fallen, und Anlaß zu einer andern Mate-
rie zu geben. Viele unhoͤfliche Plaude-
rer ſind aber ſo grob und unbeſcheiden,
daß ſie keinem Menſchen lange zuhoͤren,
ſondern an alle vernuͤnfftige Diſcourſe ih-
ren geſchwaͤzigen Schnabel wetzen und
reiben wollen. Kommt aber eine Mate-
rie vor, welche ihren Verſtand uͤber-
ſteiget, ſo ſtellen ſie ſich doch, als wenn ſie
auch davon was wuͤſten, verfallen aber
dabey auf ſolche laͤcherliche Streiche und
Thorheiten, die ihre Unvernunfft auf das
genaueſte zu erkennen geben. Sie koͤn-
nen auch nicht unterlaſſen, aller Leute Re-

den,
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[20/0026] und ungeſcheut, auf den Bier-Baͤncken und offenen Schencken, und vermeſſen ſich manchmal ſo viel davon zu wiſſen, als ob man ſie gar dabey mit zu Rath gezogen, oder wenigſtens ihnen die groͤſten Ge- heimnuͤſſe in Vertraulichkeit eroͤffnet haͤt- te. Woruͤber ſich ſchon mancher ver- ſchnappt, und in groſſes Ungluͤck, oder ſchwehre Verantwortung, geſtuͤrzet. Ein hoͤflicher Menſch laͤſſet andere Leu- te auch reden, und zwar ausreden; oh- ne, daß er ihnen begehret in die Rede zu fallen, und Anlaß zu einer andern Mate- rie zu geben. Viele unhoͤfliche Plaude- rer ſind aber ſo grob und unbeſcheiden, daß ſie keinem Menſchen lange zuhoͤren, ſondern an alle vernuͤnfftige Diſcourſe ih- ren geſchwaͤzigen Schnabel wetzen und reiben wollen. Kommt aber eine Mate- rie vor, welche ihren Verſtand uͤber- ſteiget, ſo ſtellen ſie ſich doch, als wenn ſie auch davon was wuͤſten, verfallen aber dabey auf ſolche laͤcherliche Streiche und Thorheiten, die ihre Unvernunfft auf das genaueſte zu erkennen geben. Sie koͤn- nen auch nicht unterlaſſen, aller Leute Re- den,

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/26>, abgerufen am 24.11.2024.