Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

Bild:
<< vorherige Seite


Ein höflicher Mensch wird sich immer-
hin befleissen, in Geberden, Worten und
Wercken gegen dem Frauenzimmer sich
ehrerbietig und bescheiden aufzuführen,
wobey er sich sehr wohl in acht nimmt,
daß er nicht etwann durch verliedte Re-
den, zumahl gegen Ehfrauen, seine ver-
liebte passionen und Neigungen verra-
then möge. Was aber geile ungeschlif-
fene Böck und Huren-Hengsten sind, de-
nen wird der Mund nicht aufgehen, es
fahren denn die schändlichste Schand-
und Huren-Reden hauffenweis heraus,
wodurch manches honettes Frauenzim-
mer schamroth und biß auf den Tod geär-
gert wird, so, daß man mit dergleichen
Schandflecken zur Thüre eilen und sie
zum Haus hinaus werffen solte.



Ein tugendhafftes Frauenzimmer, wel-
ches mit ihren keuschen Ohren keine gro-
ben unzüchtige Reden anhören kan, wird
solche auch vor denen allzugrossen
Schmeichlungen und Vergötterungen
zuschliessen, welche ihnen mancher verlieb-
ter Leander vorzuschwatzen pfleget. Ein

höfli-


Ein hoͤflicher Menſch wird ſich immer-
hin befleiſſen, in Geberden, Worten und
Wercken gegen dem Frauenzimmer ſich
ehrerbietig und beſcheiden aufzufuͤhren,
wobey er ſich ſehr wohl in acht nimmt,
daß er nicht etwann durch verliedte Re-
den, zumahl gegen Ehfrauen, ſeine ver-
liebte paſſionen und Neigungen verra-
then moͤge. Was aber geile ungeſchlif-
fene Boͤck und Huren-Hengſten ſind, de-
nen wird der Mund nicht aufgehen, es
fahren denn die ſchaͤndlichſte Schand-
und Huren-Reden hauffenweis heraus,
wodurch manches honettes Frauenzim-
mer ſchamroth und biß auf den Tod geaͤr-
gert wird, ſo, daß man mit dergleichen
Schandflecken zur Thuͤre eilen und ſie
zum Haus hinaus werffen ſolte.



Ein tugendhafftes Frauenzimmer, wel-
ches mit ihren keuſchen Ohren keine gro-
ben unzuͤchtige Reden anhoͤren kan, wird
ſolche auch vor denen allzugroſſen
Schmeichlungen und Vergoͤtterungen
zuſchlieſſen, welche ihnen mancher verlieb-
ter Leander vorzuſchwatzen pfleget. Ein

hoͤfli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0029" n="23"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Ein ho&#x0364;flicher Men&#x017F;ch wird &#x017F;ich immer-<lb/>
hin beflei&#x017F;&#x017F;en, in Geberden, Worten und<lb/>
Wercken gegen dem Frauenzimmer &#x017F;ich<lb/>
ehrerbietig und be&#x017F;cheiden aufzufu&#x0364;hren,<lb/>
wobey er &#x017F;ich &#x017F;ehr wohl in acht nimmt,<lb/>
daß er nicht etwann durch verliedte Re-<lb/>
den, zumahl gegen Ehfrauen, &#x017F;eine ver-<lb/>
liebte <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ion</hi>en und Neigungen verra-<lb/>
then mo&#x0364;ge. Was aber geile unge&#x017F;chlif-<lb/>
fene Bo&#x0364;ck und Huren-Heng&#x017F;ten &#x017F;ind, de-<lb/>
nen wird der Mund nicht aufgehen, es<lb/>
fahren denn die &#x017F;cha&#x0364;ndlich&#x017F;te Schand-<lb/>
und Huren-Reden hauffenweis heraus,<lb/>
wodurch manches <hi rendition="#aq">honett</hi>es Frauenzim-<lb/>
mer &#x017F;chamroth und biß auf den Tod gea&#x0364;r-<lb/>
gert wird, &#x017F;o, daß man mit dergleichen<lb/>
Schandflecken zur Thu&#x0364;re eilen und &#x017F;ie<lb/>
zum Haus hinaus werffen &#x017F;olte.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Ein tugendhafftes Frauenzimmer, wel-<lb/>
ches mit ihren keu&#x017F;chen Ohren keine gro-<lb/>
ben unzu&#x0364;chtige Reden anho&#x0364;ren kan, wird<lb/>
&#x017F;olche auch vor denen allzugro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schmeichlungen und Vergo&#x0364;tterungen<lb/>
zu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, welche ihnen mancher verlieb-<lb/>
ter Leander vorzu&#x017F;chwatzen pfleget. Ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;fli-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0029] Ein hoͤflicher Menſch wird ſich immer- hin befleiſſen, in Geberden, Worten und Wercken gegen dem Frauenzimmer ſich ehrerbietig und beſcheiden aufzufuͤhren, wobey er ſich ſehr wohl in acht nimmt, daß er nicht etwann durch verliedte Re- den, zumahl gegen Ehfrauen, ſeine ver- liebte paſſionen und Neigungen verra- then moͤge. Was aber geile ungeſchlif- fene Boͤck und Huren-Hengſten ſind, de- nen wird der Mund nicht aufgehen, es fahren denn die ſchaͤndlichſte Schand- und Huren-Reden hauffenweis heraus, wodurch manches honettes Frauenzim- mer ſchamroth und biß auf den Tod geaͤr- gert wird, ſo, daß man mit dergleichen Schandflecken zur Thuͤre eilen und ſie zum Haus hinaus werffen ſolte. Ein tugendhafftes Frauenzimmer, wel- ches mit ihren keuſchen Ohren keine gro- ben unzuͤchtige Reden anhoͤren kan, wird ſolche auch vor denen allzugroſſen Schmeichlungen und Vergoͤtterungen zuſchlieſſen, welche ihnen mancher verlieb- ter Leander vorzuſchwatzen pfleget. Ein hoͤfli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/29
Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/29>, abgerufen am 25.11.2024.