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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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aber wenn solche Leute manchmal in die
Abnahm gerathen, zehlen sie auch ihre vie-
le Gevatterschafften unter die uner-
schwingliche Unkosten, welche ihnen die
Schwing-Federn genommen, und gleich-
sam ins Abnehmen gebracht haben: Ver-
schweigen aber, daß sie sich zum öfftern
selbst angebotten, und mancher Gevatter-
schafft hätten entübriget seyn können.



Wenn jemand einen Gevatter-Brief
empfängt, so muß er keinen Unwillen dar-
über vermercken lassen, sondern densel-
ben gerne annehmen, und fein bald eröf-
nen, damit es das Ansehen habe, als ob
ihm diese Ehre zur herzlichen Freude und
Vergnügen gereiche. Dem Uberbrin-
ger desselben reichet er ein kleines Tranck-
Gelde, und schicket ihn so dann mit
freundlicher Begrüßung, an seine Ge-
vatter-Leute wieder zuruck. Wo aber
dergleichen Ersuchung, oder Gevatter-
Gewinnung mündlich geschiehet, da ge[-]
hen viele Excessen und Grobheiten für
Mancher Kinds-Vatter laufft und ren[-]
net eine Gasse wol zehenmal durch, ehe e[r]
sich das Herz nimmet, in das Haus zu ge[-]

hen

aber wenn ſolche Leute manchmal in die
Abnahm gerathen, zehlen ſie auch ihre vie-
le Gevatterſchafften unter die uner-
ſchwingliche Unkoſten, welche ihnen die
Schwing-Federn genommen, und gleich-
ſam ins Abnehmen gebracht haben: Ver-
ſchweigen aber, daß ſie ſich zum oͤfftern
ſelbſt angebotten, und mancher Gevatter-
ſchafft haͤtten entuͤbriget ſeyn koͤnnen.



Wenn jemand einen Gevatter-Brief
empfaͤngt, ſo muß er keinen Unwillen dar-
uͤber vermercken laſſen, ſondern denſel-
ben gerne annehmen, und fein bald eroͤf-
nen, damit es das Anſehen habe, als ob
ihm dieſe Ehre zur herzlichen Freude und
Vergnuͤgen gereiche. Dem Uberbrin-
ger deſſelben reichet er ein kleines Tranck-
Gelde, und ſchicket ihn ſo dann mit
freundlicher Begruͤßung, an ſeine Ge-
vatter-Leute wieder zuruck. Wo aber
dergleichen Erſuchung, oder Gevatter-
Gewinnung muͤndlich geſchiehet, da ge[-]
hen viele Exceſſen und Grobheiten fuͤr
Mancher Kinds-Vatter laufft und ren[-]
net eine Gaſſe wol zehenmal durch, ehe e[r]
ſich das Herz nimmet, in das Haus zu ge[-]

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[46/0052] aber wenn ſolche Leute manchmal in die Abnahm gerathen, zehlen ſie auch ihre vie- le Gevatterſchafften unter die uner- ſchwingliche Unkoſten, welche ihnen die Schwing-Federn genommen, und gleich- ſam ins Abnehmen gebracht haben: Ver- ſchweigen aber, daß ſie ſich zum oͤfftern ſelbſt angebotten, und mancher Gevatter- ſchafft haͤtten entuͤbriget ſeyn koͤnnen. Wenn jemand einen Gevatter-Brief empfaͤngt, ſo muß er keinen Unwillen dar- uͤber vermercken laſſen, ſondern denſel- ben gerne annehmen, und fein bald eroͤf- nen, damit es das Anſehen habe, als ob ihm dieſe Ehre zur herzlichen Freude und Vergnuͤgen gereiche. Dem Uberbrin- ger deſſelben reichet er ein kleines Tranck- Gelde, und ſchicket ihn ſo dann mit freundlicher Begruͤßung, an ſeine Ge- vatter-Leute wieder zuruck. Wo aber dergleichen Erſuchung, oder Gevatter- Gewinnung muͤndlich geſchiehet, da ge- hen viele Exceſſen und Grobheiten fuͤr Mancher Kinds-Vatter laufft und ren- net eine Gaſſe wol zehenmal durch, ehe er ſich das Herz nimmet, in das Haus zu ge- hen

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/52>, abgerufen am 27.11.2024.