Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Supplique, dann und wann bey ihnen die
unterthänige Auswartung wieder ma-
chet, und sich bey ihnen durch wiederhohl-
te Bitte in gnädige Erinnerung setzet.
Theils aber geschehen solche vor denen eh-
lichen Verlöbnissen, wenn eine Manns-
Person seine bißher geführte ledige Le-
bens-Art verändern, und sich in ehlichen
Stand begeben will, da selbiger entweder
selbst oder ein anderer in seinem Nahmen,
um die vorhin ausersehene Braut ordent-
lich anwirbet. Wobey dann ebenfalls
wiederum vieles zu erinnern vorkommt,
welches man theils zu beobachten, theils
aber abzustellen und sich wol vorzusehen
hat.

Die Anwerbung muß mit Klugheit
und Bescheidenheit geschehen, daß man
nicht zu viel von seinem Stand und gros-
sen Mitteln prahle: weil gemeiniglich ein
hinckender Bote nachzukommen, und aus
dergleichen Berückungen böse Ehen zu
entstehen pflegen: Wie jener eine wol-
bemittelte Jungfrau in seine Heimat be-
logen, unter theuerster Versicherung, daß
er 3. Häuser habe, selbiger hernach aber
drey geflochtene Vogel-Häuser auf den

Tisch

Supplique, dann und wann bey ihnen die
unterthaͤnige Auſwartung wieder ma-
chet, und ſich bey ihnen durch wiederhohl-
te Bitte in gnaͤdige Erinnerung ſetzet.
Theils aber geſchehen ſolche vor denen eh-
lichen Verloͤbniſſen, wenn eine Manns-
Perſon ſeine bißher gefuͤhrte ledige Le-
bens-Art veraͤndern, und ſich in ehlichen
Stand begeben will, da ſelbiger entweder
ſelbſt oder ein anderer in ſeinem Nahmen,
um die vorhin auserſehene Braut ordent-
lich anwirbet. Wobey dann ebenfalls
wiederum vieles zu erinnern vorkommt,
welches man theils zu beobachten, theils
aber abzuſtellen und ſich wol vorzuſehen
hat.

Die Anwerbung muß mit Klugheit
und Beſcheidenheit geſchehen, daß man
nicht zu viel von ſeinem Stand und groſ-
ſen Mitteln prahle: weil gemeiniglich ein
hinckender Bote nachzukommen, und aus
dergleichen Beruͤckungen boͤſe Ehen zu
entſtehen pflegen: Wie jener eine wol-
bemittelte Jungfrau in ſeine Heimat be-
logen, unter theuerſter Verſicherung, daß
er 3. Haͤuſer habe, ſelbiger hernach aber
drey geflochtene Vogel-Haͤuſer auf den

Tiſch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0062" n="56"/><hi rendition="#aq">Supplique,</hi> dann und wann bey ihnen die<lb/>
untertha&#x0364;nige Au&#x017F;wartung wieder ma-<lb/>
chet, und &#x017F;ich bey ihnen durch wiederhohl-<lb/>
te Bitte in gna&#x0364;dige Erinnerung &#x017F;etzet.<lb/>
Theils aber ge&#x017F;chehen &#x017F;olche vor denen eh-<lb/>
lichen Verlo&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;en, wenn eine Manns-<lb/>
Per&#x017F;on &#x017F;eine bißher gefu&#x0364;hrte ledige Le-<lb/>
bens-Art vera&#x0364;ndern, und &#x017F;ich in ehlichen<lb/>
Stand begeben will, da &#x017F;elbiger entweder<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t oder ein anderer in &#x017F;einem Nahmen,<lb/>
um die vorhin auser&#x017F;ehene Braut ordent-<lb/>
lich anwirbet. Wobey dann ebenfalls<lb/>
wiederum vieles zu erinnern vorkommt,<lb/>
welches man theils zu beobachten, theils<lb/>
aber abzu&#x017F;tellen und &#x017F;ich wol vorzu&#x017F;ehen<lb/>
hat.</p><lb/>
        <p>Die Anwerbung muß mit Klugheit<lb/>
und Be&#x017F;cheidenheit ge&#x017F;chehen, daß man<lb/>
nicht zu viel von &#x017F;einem Stand und gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Mitteln prahle: weil gemeiniglich ein<lb/>
hinckender Bote nachzukommen, und aus<lb/>
dergleichen Beru&#x0364;ckungen bo&#x0364;&#x017F;e Ehen zu<lb/>
ent&#x017F;tehen pflegen: Wie jener eine wol-<lb/>
bemittelte Jungfrau in &#x017F;eine Heimat be-<lb/>
logen, unter theuer&#x017F;ter Ver&#x017F;icherung, daß<lb/>
er 3. Ha&#x0364;u&#x017F;er habe, &#x017F;elbiger hernach aber<lb/>
drey geflochtene Vogel-Ha&#x0364;u&#x017F;er auf den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ti&#x017F;ch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0062] Supplique, dann und wann bey ihnen die unterthaͤnige Auſwartung wieder ma- chet, und ſich bey ihnen durch wiederhohl- te Bitte in gnaͤdige Erinnerung ſetzet. Theils aber geſchehen ſolche vor denen eh- lichen Verloͤbniſſen, wenn eine Manns- Perſon ſeine bißher gefuͤhrte ledige Le- bens-Art veraͤndern, und ſich in ehlichen Stand begeben will, da ſelbiger entweder ſelbſt oder ein anderer in ſeinem Nahmen, um die vorhin auserſehene Braut ordent- lich anwirbet. Wobey dann ebenfalls wiederum vieles zu erinnern vorkommt, welches man theils zu beobachten, theils aber abzuſtellen und ſich wol vorzuſehen hat. Die Anwerbung muß mit Klugheit und Beſcheidenheit geſchehen, daß man nicht zu viel von ſeinem Stand und groſ- ſen Mitteln prahle: weil gemeiniglich ein hinckender Bote nachzukommen, und aus dergleichen Beruͤckungen boͤſe Ehen zu entſtehen pflegen: Wie jener eine wol- bemittelte Jungfrau in ſeine Heimat be- logen, unter theuerſter Verſicherung, daß er 3. Haͤuſer habe, ſelbiger hernach aber drey geflochtene Vogel-Haͤuſer auf den Tiſch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/62
Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/62>, abgerufen am 03.05.2024.