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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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erste Abzug von dem Produkte der Landarbeit. Die Kosten der Arbeit und der verschiedenen Hilfsmittel, deren der Arbeiter bedarf, sind durch einen Geldvorrath, Kapital, zu bestreiten, das mit einem Gewinn wieder zu ersetzen ist. Dieses ist der zweite Abzug. Aehnlichen Abzügen sind die kommerziellen und industriellen Arbeiten unterworfen. Im socialen Leben hängt der Lohn der Arbeit als Preis derselben von den gleichen Umständen ab, welche den Preis der Güter beim Tausche bestimmen, nämlich: von dem Werth, den eine Arbeit für den Lohnherrn hat, von den Kosten, welche von dem Arbeiter der Arbeit willen aufgewandt und im Lohn erstattet werden müssen, endlich von dem Mitwerben der angebotenen und begehrten Arbeit. Aus dem Zusammenwirken dieser Umstände sind die Verschiedenheiten in der Größe des Lohns, welche sowohl zu verschiedenen Zeiten als gleichzeitig in verschiedenen Ländern stattfinden, abzuleiten. Die Größe des Lohns selber ist aber nach dem Maße zu beurtheilen, in welchem der Arbeiter seine Bedürfnisse befriedigen kann. Der Lohn ist also unzureichend, wenn derselbe zum nothwendigen Unterhalt des Arbeiters nicht zureicht; er ist niedrig, wenn er nur die Bedürfnisse des Arbeiters deckt; er ist reichlich, wenn er zu Begründung einer Familie und deren Versorgung die Mittel bietet, und nimmt einen hohen Stand ein, wenn neben diesem allem noch ein Ueberschuß (Kapital) bleibt. So lange Geschicklichkeit und Fleiß der Arbeiter auf die Produktionsfähigkeit den wesentlichsten Einfluß üben, bilden die Preise der Lebensmittel in den gewöhnlichen Zeiten den einflußreichsten Faktor zur Regelung des Lohns. Seitdem aber die Maschinen die Handarbeit in einem hohen Grade ersetzt haben und die Dampfkraft die Maschine an jedem beliebigen Orte in Bewegung setzt, ist das Kapital der einflußreichste Regulator des A. geworden, denn der Fabrikant bemißt den Lohn, den er seinen Arbeitern verabreichen kann, nach dem Preis der Kapitalien. Vermehrt sich das Kapital rascher und vergrößert sich das Volksvermögen in schnellerem Schritt als die Bevölkerung, so wird der A. steigen, bleibt hingegen das Kapital hinter dem Wachsthum der Bevölkerung zurück, so muß der Arbeitslohn sinken und endlich unzureichend werden. So liegt in der Maschine und in dem Kapital für die in der gewerblichen Entwicklung am meisten vorgeschrittenen Staaten die Nöthigung, unsere Erde mehr und mehr für den Absatz der Arbeit zugänglich zu machen oder zu erobern.


Arbela, Städtchen jenseits des Tigris, jetzt Arbil; Sieg Alexanders d. Gr. 331 v. Chr.


Arbisan, böhm. Dorf im Leitmeritzer Kreise mit Braunkohlen-Bergwerken; Denkmal des Grafen Colloredo Mannsfeld für seinen Antheil an der siegreichen Kulmer Schlacht 17. Sept. 1813.


Arbiter, lat., der Schiedsrichter.


Arbitrage (frz. -asch), die Vergleichung der Wechselpreise oder des Kurses der Geldsorten an verschiedenen Plätzen, um den vortheilhaftesten Platz für Ausstellung oder Einziehung eines Wechsels aufzufinden.


Arbiträr, willkürlich.


Arbitriren, überlegen, abschätzen.


Arbitrium, Gutachten; im klassisch. Latein oft: Willkür.


Arboga, alte Stadt in Schweden, im Westeräslänland, am gleichnam. Flusse und dem Anfange des Arbogakanals, der den Mälar und Hilmarsee verbindet, 1600 E., früher viel bedeutender.


Arbogast, ein Franke, Feldherr der Kaiser Gratian und Valentinian II., ermordete diesen, wurde aber von Theodosius geschlagen und gab sich selbst den Tod, 394 n. Chr.


Arbois (-oa), im frz. Depart. des Jura, 7500 E., Gemüse- und Blumenbau, süßer weißer Wein. A. ist Pichegrüs Geburtsort.


Arbon (Arbor felix der Römer), thurgauisch. Städtchen am Bodensee mit 1000 E., Obstbau, Seidenbandweberei.


Arbor, lat., Baum; arbor vitae, siehe Gehirn.


Arbroath, Aberthrotik, schottische Hafenstadt, 12500 E., Wollen, Baumwollen-, Linnen- u. Segeltuchfabriken.


Arbuthnot, altes schott. Geschlecht; aus demselben Alexander A., einer

erste Abzug von dem Produkte der Landarbeit. Die Kosten der Arbeit und der verschiedenen Hilfsmittel, deren der Arbeiter bedarf, sind durch einen Geldvorrath, Kapital, zu bestreiten, das mit einem Gewinn wieder zu ersetzen ist. Dieses ist der zweite Abzug. Aehnlichen Abzügen sind die kommerziellen und industriellen Arbeiten unterworfen. Im socialen Leben hängt der Lohn der Arbeit als Preis derselben von den gleichen Umständen ab, welche den Preis der Güter beim Tausche bestimmen, nämlich: von dem Werth, den eine Arbeit für den Lohnherrn hat, von den Kosten, welche von dem Arbeiter der Arbeit willen aufgewandt und im Lohn erstattet werden müssen, endlich von dem Mitwerben der angebotenen und begehrten Arbeit. Aus dem Zusammenwirken dieser Umstände sind die Verschiedenheiten in der Größe des Lohns, welche sowohl zu verschiedenen Zeiten als gleichzeitig in verschiedenen Ländern stattfinden, abzuleiten. Die Größe des Lohns selber ist aber nach dem Maße zu beurtheilen, in welchem der Arbeiter seine Bedürfnisse befriedigen kann. Der Lohn ist also unzureichend, wenn derselbe zum nothwendigen Unterhalt des Arbeiters nicht zureicht; er ist niedrig, wenn er nur die Bedürfnisse des Arbeiters deckt; er ist reichlich, wenn er zu Begründung einer Familie und deren Versorgung die Mittel bietet, und nimmt einen hohen Stand ein, wenn neben diesem allem noch ein Ueberschuß (Kapital) bleibt. So lange Geschicklichkeit und Fleiß der Arbeiter auf die Produktionsfähigkeit den wesentlichsten Einfluß üben, bilden die Preise der Lebensmittel in den gewöhnlichen Zeiten den einflußreichsten Faktor zur Regelung des Lohns. Seitdem aber die Maschinen die Handarbeit in einem hohen Grade ersetzt haben und die Dampfkraft die Maschine an jedem beliebigen Orte in Bewegung setzt, ist das Kapital der einflußreichste Regulator des A. geworden, denn der Fabrikant bemißt den Lohn, den er seinen Arbeitern verabreichen kann, nach dem Preis der Kapitalien. Vermehrt sich das Kapital rascher und vergrößert sich das Volksvermögen in schnellerem Schritt als die Bevölkerung, so wird der A. steigen, bleibt hingegen das Kapital hinter dem Wachsthum der Bevölkerung zurück, so muß der Arbeitslohn sinken und endlich unzureichend werden. So liegt in der Maschine und in dem Kapital für die in der gewerblichen Entwicklung am meisten vorgeschrittenen Staaten die Nöthigung, unsere Erde mehr und mehr für den Absatz der Arbeit zugänglich zu machen oder zu erobern.


Arbela, Städtchen jenseits des Tigris, jetzt Arbil; Sieg Alexanders d. Gr. 331 v. Chr.


Arbisan, böhm. Dorf im Leitmeritzer Kreise mit Braunkohlen-Bergwerken; Denkmal des Grafen Colloredo Mannsfeld für seinen Antheil an der siegreichen Kulmer Schlacht 17. Sept. 1813.


Arbiter, lat., der Schiedsrichter.


Arbitrage (frz. –asch), die Vergleichung der Wechselpreise oder des Kurses der Geldsorten an verschiedenen Plätzen, um den vortheilhaftesten Platz für Ausstellung oder Einziehung eines Wechsels aufzufinden.


Arbiträr, willkürlich.


Arbitriren, überlegen, abschätzen.


Arbitrium, Gutachten; im klassisch. Latein oft: Willkür.


Arboga, alte Stadt in Schweden, im Westeräslänland, am gleichnam. Flusse und dem Anfange des Arbogakanals, der den Mälar und Hilmarsee verbindet, 1600 E., früher viel bedeutender.


Arbogast, ein Franke, Feldherr der Kaiser Gratian und Valentinian II., ermordete diesen, wurde aber von Theodosius geschlagen und gab sich selbst den Tod, 394 n. Chr.


Arbois (–oa), im frz. Depart. des Jura, 7500 E., Gemüse- und Blumenbau, süßer weißer Wein. A. ist Pichegrüs Geburtsort.


Arbon (Arbor felix der Römer), thurgauisch. Städtchen am Bodensee mit 1000 E., Obstbau, Seidenbandweberei.


Arbor, lat., Baum; arbor vitae, siehe Gehirn.


Arbroath, Aberthrotik, schottische Hafenstadt, 12500 E., Wollen, Baumwollen-, Linnen- u. Segeltuchfabriken.


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erste Abzug von dem Produkte der Landarbeit. Die Kosten der Arbeit und der verschiedenen Hilfsmittel, deren der Arbeiter bedarf, sind durch einen Geldvorrath, Kapital, zu bestreiten, das mit einem Gewinn wieder zu ersetzen ist. Dieses ist der zweite Abzug. Aehnlichen Abzügen sind die kommerziellen und industriellen Arbeiten unterworfen. Im socialen Leben hängt der Lohn der Arbeit als Preis derselben von den gleichen Umständen ab, welche den Preis der Güter beim Tausche bestimmen, nämlich: von dem Werth, den eine Arbeit für den Lohnherrn hat, von den Kosten, welche von dem Arbeiter der Arbeit willen aufgewandt und im Lohn erstattet werden müssen, endlich von dem Mitwerben der <hi rendition="#g">angebotenen und begehrten</hi> Arbeit. Aus dem Zusammenwirken dieser Umstände sind die Verschiedenheiten in der Größe des Lohns, welche sowohl zu verschiedenen Zeiten als gleichzeitig in verschiedenen Ländern stattfinden, abzuleiten. Die Größe des Lohns selber ist aber nach dem Maße zu beurtheilen, in welchem der Arbeiter seine Bedürfnisse befriedigen kann. Der Lohn ist also unzureichend, wenn derselbe zum nothwendigen Unterhalt des Arbeiters nicht zureicht; er ist niedrig, wenn er <hi rendition="#g">nur</hi> die Bedürfnisse des Arbeiters deckt; er ist reichlich, wenn er zu Begründung einer Familie und deren Versorgung die Mittel bietet, und nimmt einen hohen Stand ein, wenn neben diesem allem noch ein Ueberschuß (Kapital) bleibt. So lange Geschicklichkeit und Fleiß der Arbeiter auf die Produktionsfähigkeit den wesentlichsten Einfluß üben, bilden die Preise der Lebensmittel in den gewöhnlichen Zeiten den einflußreichsten Faktor zur Regelung des Lohns. Seitdem aber die Maschinen die Handarbeit in einem hohen Grade ersetzt haben und die Dampfkraft die Maschine an jedem beliebigen Orte in Bewegung setzt, ist das Kapital der einflußreichste Regulator des A. geworden, denn der Fabrikant bemißt den Lohn, den er seinen Arbeitern verabreichen kann, nach dem Preis der Kapitalien. Vermehrt sich das Kapital rascher und vergrößert sich das Volksvermögen in schnellerem Schritt als die Bevölkerung, so wird der A. steigen, bleibt hingegen das Kapital hinter dem Wachsthum der Bevölkerung zurück, so muß der Arbeitslohn sinken und endlich unzureichend werden. So liegt in der Maschine und in dem Kapital für die in der gewerblichen Entwicklung am meisten vorgeschrittenen Staaten die Nöthigung, unsere Erde mehr und mehr für den Absatz der Arbeit zugänglich zu machen oder zu erobern.</p><lb/>
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[233/0234] erste Abzug von dem Produkte der Landarbeit. Die Kosten der Arbeit und der verschiedenen Hilfsmittel, deren der Arbeiter bedarf, sind durch einen Geldvorrath, Kapital, zu bestreiten, das mit einem Gewinn wieder zu ersetzen ist. Dieses ist der zweite Abzug. Aehnlichen Abzügen sind die kommerziellen und industriellen Arbeiten unterworfen. Im socialen Leben hängt der Lohn der Arbeit als Preis derselben von den gleichen Umständen ab, welche den Preis der Güter beim Tausche bestimmen, nämlich: von dem Werth, den eine Arbeit für den Lohnherrn hat, von den Kosten, welche von dem Arbeiter der Arbeit willen aufgewandt und im Lohn erstattet werden müssen, endlich von dem Mitwerben der angebotenen und begehrten Arbeit. Aus dem Zusammenwirken dieser Umstände sind die Verschiedenheiten in der Größe des Lohns, welche sowohl zu verschiedenen Zeiten als gleichzeitig in verschiedenen Ländern stattfinden, abzuleiten. Die Größe des Lohns selber ist aber nach dem Maße zu beurtheilen, in welchem der Arbeiter seine Bedürfnisse befriedigen kann. Der Lohn ist also unzureichend, wenn derselbe zum nothwendigen Unterhalt des Arbeiters nicht zureicht; er ist niedrig, wenn er nur die Bedürfnisse des Arbeiters deckt; er ist reichlich, wenn er zu Begründung einer Familie und deren Versorgung die Mittel bietet, und nimmt einen hohen Stand ein, wenn neben diesem allem noch ein Ueberschuß (Kapital) bleibt. So lange Geschicklichkeit und Fleiß der Arbeiter auf die Produktionsfähigkeit den wesentlichsten Einfluß üben, bilden die Preise der Lebensmittel in den gewöhnlichen Zeiten den einflußreichsten Faktor zur Regelung des Lohns. Seitdem aber die Maschinen die Handarbeit in einem hohen Grade ersetzt haben und die Dampfkraft die Maschine an jedem beliebigen Orte in Bewegung setzt, ist das Kapital der einflußreichste Regulator des A. geworden, denn der Fabrikant bemißt den Lohn, den er seinen Arbeitern verabreichen kann, nach dem Preis der Kapitalien. Vermehrt sich das Kapital rascher und vergrößert sich das Volksvermögen in schnellerem Schritt als die Bevölkerung, so wird der A. steigen, bleibt hingegen das Kapital hinter dem Wachsthum der Bevölkerung zurück, so muß der Arbeitslohn sinken und endlich unzureichend werden. So liegt in der Maschine und in dem Kapital für die in der gewerblichen Entwicklung am meisten vorgeschrittenen Staaten die Nöthigung, unsere Erde mehr und mehr für den Absatz der Arbeit zugänglich zu machen oder zu erobern. Arbela, Städtchen jenseits des Tigris, jetzt Arbil; Sieg Alexanders d. Gr. 331 v. Chr. Arbisan, böhm. Dorf im Leitmeritzer Kreise mit Braunkohlen-Bergwerken; Denkmal des Grafen Colloredo Mannsfeld für seinen Antheil an der siegreichen Kulmer Schlacht 17. Sept. 1813. Arbiter, lat., der Schiedsrichter. Arbitrage (frz. –asch), die Vergleichung der Wechselpreise oder des Kurses der Geldsorten an verschiedenen Plätzen, um den vortheilhaftesten Platz für Ausstellung oder Einziehung eines Wechsels aufzufinden. Arbiträr, willkürlich. Arbitriren, überlegen, abschätzen. Arbitrium, Gutachten; im klassisch. Latein oft: Willkür. Arboga, alte Stadt in Schweden, im Westeräslänland, am gleichnam. Flusse und dem Anfange des Arbogakanals, der den Mälar und Hilmarsee verbindet, 1600 E., früher viel bedeutender. Arbogast, ein Franke, Feldherr der Kaiser Gratian und Valentinian II., ermordete diesen, wurde aber von Theodosius geschlagen und gab sich selbst den Tod, 394 n. Chr. Arbois (–oa), im frz. Depart. des Jura, 7500 E., Gemüse- und Blumenbau, süßer weißer Wein. A. ist Pichegrüs Geburtsort. Arbon (Arbor felix der Römer), thurgauisch. Städtchen am Bodensee mit 1000 E., Obstbau, Seidenbandweberei. Arbor, lat., Baum; arbor vitae, siehe Gehirn. Arbroath, Aberthrotik, schottische Hafenstadt, 12500 E., Wollen, Baumwollen-, Linnen- u. Segeltuchfabriken. Arbuthnot, altes schott. Geschlecht; aus demselben Alexander A., einer

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/234>, abgerufen am 21.11.2024.