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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Schönheit; man denke an Morgen- und Abendläuten, an die Flurgänge, an die Kapellen in Thälern und auf Höhen, die Processionen, Wallfahrten, an den Schmuck der Feste und ihre Ceremonien, bis an Bild und Kranz in der Hütte des kath. Armen, überall ist das Streben sichtbar, das christliche Ideal der Menschheit zu verwirklichen. Fällt die Kunst von dem Christenthum ab, so kann sie nicht einmal zur altklassischen Kunst zurückkehren, denn die Gefühlsweise der klassischen Völker und Meister ist ihr fremd geworden, daher befriedigen solche kalte Nachbildungen so wenig als die neuen antiken Dramen; die Kunst steigt dann herab zu Darstellungen, welche nur die Sinne reizen, Begierden erregen, statt Frieden und innere Harmonie zu schaffen, oder sie amusirt, wie die neuen Romane, mit künstlichem Schauer, berauscht wie die neue Musik, spielt also im besten Falle die Rolle eines Akrobaten, dessen verwegenen Künsten wir mit Vergnügen und Grausen zugleich zusehen, und froh sind, wenn es glücklich endet. Ein Abbild dieses Zustandes ist Jungdeutschland in seinem poetisch-philosophischen Dichten und Treiben.


Aestimation, Schätzung; ästimiren, schätzen.


Aestimatorische, Klage wird gegen eine Injurie erhoben, wenn der Kläger den Schaden schätzungsweise angibt, welchen er durch die Folgen der Injurie erlitten haben will; die Entscheidung des Richters, die actio aestimatoria, setzt den Betrag der Strafsumme fest.


Aetas, Alter, aetatis auf Grabschriften, = seines Alters.


Aethalia, alter Name der Insel Elba.


Aether, die obere Luft; 2. die den Weltraum erfüllende, feinste Materie, noch immer unerwiesen, spielt in der Theorie des Lichts eine große Rolle; 3. chemisch auch Naphta genannt, ein Zersetzungsprodukt der Weinschwefelsäure, welche durch Vermischen der Schwefelsäure mit Alcohol gebildet wird, und die sich bei der Destillation in höherer Temperatur zersetzt, wobei sich A. bildet und übergeht. Dieser A. wurde früher auch Aether sulfuricus oder Naphta vitrioli, Schwefeläther, genannt. Er ist das Oxyd des hypothetischen Radicals Aethyl, und hat als Aethyloxyd die chemische Formel H.sC4O. Das Aethyl verbindet sich aber nicht nur mit dem Sauerstoff zu Aethyloxyd, sondern auch noch mit andern chemischen Elementen, wie Chlor, Jod etc. und bildet den Chlor oder Salzäther, Jodäther etc. Das Aethyloxyd oder der A. verbindet sich mit Salpetersäure, Essigsäure etc. zu einem neutralen Aethyloxydsalz, welches man auch Salpeteräther, oder Salpethernaphta und Essigäther oder Essignaphta nennt. Der A. oder Schwefeläther ist der Hauptbestandtheil der beliebten Hofmännischen Tropfen.


Aetherisch, irgend eine Eigenschaft des Aethers an sich habend. In figürl. Bedeutung übersinnlich.


Aethiopien, ein geographischer Ausdruck, der bei den Alten mit der Erweiterung ihrer Kenntnisse von Arabien über das rothe Meer nach Meroe und Abyssinien und endlich nach dem unbekannten Mittelafrika rückte, wo er sich feststellte; das lat. Nigritien, Niger u. s. w. ist Uebersetzung von Aethiopien, d. h. Land der Schwarzen. Die A. sind zuerst mythisch, bei Homer die Lieblinge der Götter, werden dann zu den Bewohnern der oberen Nilländer und endlich mittelafrik. Barbaren.


Aethiopien, gleichbedeutend mit Abyssinien s. Habesch.


Aethiops heißt in der Pharmacie und Technik mehr als eine schwarze, pulverige Metalloxydation, z. B. aethiops martialis, Eisenmohr, aus Feilspänen, die mit Wasser angefeuchtet werden, bereitet, auch aus gepulvertem Hammerschlag.


Aethrioscop s. Thermoscop.


Aethusa cynapium L., Hundspetersilie oder Gleiße ist ein in Gärten häufig vorkommendes giftiges Unkraut, welches oft für die ächte Petersilie genommen wird. Uebrigens ist sie leicht von Petersilien zu unterscheiden; die geriebenen Blätter riechen widerlich, nicht gewürzhaft; die Blüthen sind weiß, nicht gelblichgrün, und unter denselben

Schönheit; man denke an Morgen- und Abendläuten, an die Flurgänge, an die Kapellen in Thälern und auf Höhen, die Processionen, Wallfahrten, an den Schmuck der Feste und ihre Ceremonien, bis an Bild und Kranz in der Hütte des kath. Armen, überall ist das Streben sichtbar, das christliche Ideal der Menschheit zu verwirklichen. Fällt die Kunst von dem Christenthum ab, so kann sie nicht einmal zur altklassischen Kunst zurückkehren, denn die Gefühlsweise der klassischen Völker und Meister ist ihr fremd geworden, daher befriedigen solche kalte Nachbildungen so wenig als die neuen antiken Dramen; die Kunst steigt dann herab zu Darstellungen, welche nur die Sinne reizen, Begierden erregen, statt Frieden und innere Harmonie zu schaffen, oder sie amusirt, wie die neuen Romane, mit künstlichem Schauer, berauscht wie die neue Musik, spielt also im besten Falle die Rolle eines Akrobaten, dessen verwegenen Künsten wir mit Vergnügen und Grausen zugleich zusehen, und froh sind, wenn es glücklich endet. Ein Abbild dieses Zustandes ist Jungdeutschland in seinem poetisch-philosophischen Dichten und Treiben.


Aestimation, Schätzung; ästimiren, schätzen.


Aestimatorische, Klage wird gegen eine Injurie erhoben, wenn der Kläger den Schaden schätzungsweise angibt, welchen er durch die Folgen der Injurie erlitten haben will; die Entscheidung des Richters, die actio aestimatoria, setzt den Betrag der Strafsumme fest.


Aetas, Alter, aetatis auf Grabschriften, = seines Alters.


Aethalia, alter Name der Insel Elba.


Aether, die obere Luft; 2. die den Weltraum erfüllende, feinste Materie, noch immer unerwiesen, spielt in der Theorie des Lichts eine große Rolle; 3. chemisch auch Naphta genannt, ein Zersetzungsprodukt der Weinschwefelsäure, welche durch Vermischen der Schwefelsäure mit Alcohol gebildet wird, und die sich bei der Destillation in höherer Temperatur zersetzt, wobei sich A. bildet und übergeht. Dieser A. wurde früher auch Aether sulfuricus oder Naphta vitrioli, Schwefeläther, genannt. Er ist das Oxyd des hypothetischen Radicals Aethyl, und hat als Aethyloxyd die chemische Formel H.sC4O. Das Aethyl verbindet sich aber nicht nur mit dem Sauerstoff zu Aethyloxyd, sondern auch noch mit andern chemischen Elementen, wie Chlor, Jod etc. und bildet den Chlor oder Salzäther, Jodäther etc. Das Aethyloxyd oder der A. verbindet sich mit Salpetersäure, Essigsäure etc. zu einem neutralen Aethyloxydsalz, welches man auch Salpeteräther, oder Salpethernaphta und Essigäther oder Essignaphta nennt. Der A. oder Schwefeläther ist der Hauptbestandtheil der beliebten Hofmännischen Tropfen.


Aetherisch, irgend eine Eigenschaft des Aethers an sich habend. In figürl. Bedeutung übersinnlich.


Aethiopien, ein geographischer Ausdruck, der bei den Alten mit der Erweiterung ihrer Kenntnisse von Arabien über das rothe Meer nach Meroe und Abyssinien und endlich nach dem unbekannten Mittelafrika rückte, wo er sich feststellte; das lat. Nigritien, Niger u. s. w. ist Uebersetzung von Aethiopien, d. h. Land der Schwarzen. Die A. sind zuerst mythisch, bei Homer die Lieblinge der Götter, werden dann zu den Bewohnern der oberen Nilländer und endlich mittelafrik. Barbaren.


Aethiopien, gleichbedeutend mit Abyssinien s. Habesch.


Aethiops heißt in der Pharmacie und Technik mehr als eine schwarze, pulverige Metalloxydation, z. B. aethiops martialis, Eisenmohr, aus Feilspänen, die mit Wasser angefeuchtet werden, bereitet, auch aus gepulvertem Hammerschlag.


Aethrioscop s. Thermoscop.


Aethusa cynapium L., Hundspetersilie oder Gleiße ist ein in Gärten häufig vorkommendes giftiges Unkraut, welches oft für die ächte Petersilie genommen wird. Uebrigens ist sie leicht von Petersilien zu unterscheiden; die geriebenen Blätter riechen widerlich, nicht gewürzhaft; die Blüthen sind weiß, nicht gelblichgrün, und unter denselben

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[59/0060] Schönheit; man denke an Morgen- und Abendläuten, an die Flurgänge, an die Kapellen in Thälern und auf Höhen, die Processionen, Wallfahrten, an den Schmuck der Feste und ihre Ceremonien, bis an Bild und Kranz in der Hütte des kath. Armen, überall ist das Streben sichtbar, das christliche Ideal der Menschheit zu verwirklichen. Fällt die Kunst von dem Christenthum ab, so kann sie nicht einmal zur altklassischen Kunst zurückkehren, denn die Gefühlsweise der klassischen Völker und Meister ist ihr fremd geworden, daher befriedigen solche kalte Nachbildungen so wenig als die neuen antiken Dramen; die Kunst steigt dann herab zu Darstellungen, welche nur die Sinne reizen, Begierden erregen, statt Frieden und innere Harmonie zu schaffen, oder sie amusirt, wie die neuen Romane, mit künstlichem Schauer, berauscht wie die neue Musik, spielt also im besten Falle die Rolle eines Akrobaten, dessen verwegenen Künsten wir mit Vergnügen und Grausen zugleich zusehen, und froh sind, wenn es glücklich endet. Ein Abbild dieses Zustandes ist Jungdeutschland in seinem poetisch-philosophischen Dichten und Treiben. Aestimation, Schätzung; ästimiren, schätzen. Aestimatorische, Klage wird gegen eine Injurie erhoben, wenn der Kläger den Schaden schätzungsweise angibt, welchen er durch die Folgen der Injurie erlitten haben will; die Entscheidung des Richters, die actio aestimatoria, setzt den Betrag der Strafsumme fest. Aetas, Alter, aetatis auf Grabschriften, = seines Alters. Aethalia, alter Name der Insel Elba. Aether, die obere Luft; 2. die den Weltraum erfüllende, feinste Materie, noch immer unerwiesen, spielt in der Theorie des Lichts eine große Rolle; 3. chemisch auch Naphta genannt, ein Zersetzungsprodukt der Weinschwefelsäure, welche durch Vermischen der Schwefelsäure mit Alcohol gebildet wird, und die sich bei der Destillation in höherer Temperatur zersetzt, wobei sich A. bildet und übergeht. Dieser A. wurde früher auch Aether sulfuricus oder Naphta vitrioli, Schwefeläther, genannt. Er ist das Oxyd des hypothetischen Radicals Aethyl, und hat als Aethyloxyd die chemische Formel H.sC4O. Das Aethyl verbindet sich aber nicht nur mit dem Sauerstoff zu Aethyloxyd, sondern auch noch mit andern chemischen Elementen, wie Chlor, Jod etc. und bildet den Chlor oder Salzäther, Jodäther etc. Das Aethyloxyd oder der A. verbindet sich mit Salpetersäure, Essigsäure etc. zu einem neutralen Aethyloxydsalz, welches man auch Salpeteräther, oder Salpethernaphta und Essigäther oder Essignaphta nennt. Der A. oder Schwefeläther ist der Hauptbestandtheil der beliebten Hofmännischen Tropfen. Aetherisch, irgend eine Eigenschaft des Aethers an sich habend. In figürl. Bedeutung übersinnlich. Aethiopien, ein geographischer Ausdruck, der bei den Alten mit der Erweiterung ihrer Kenntnisse von Arabien über das rothe Meer nach Meroe und Abyssinien und endlich nach dem unbekannten Mittelafrika rückte, wo er sich feststellte; das lat. Nigritien, Niger u. s. w. ist Uebersetzung von Aethiopien, d. h. Land der Schwarzen. Die A. sind zuerst mythisch, bei Homer die Lieblinge der Götter, werden dann zu den Bewohnern der oberen Nilländer und endlich mittelafrik. Barbaren. Aethiopien, gleichbedeutend mit Abyssinien s. Habesch. Aethiops heißt in der Pharmacie und Technik mehr als eine schwarze, pulverige Metalloxydation, z. B. aethiops martialis, Eisenmohr, aus Feilspänen, die mit Wasser angefeuchtet werden, bereitet, auch aus gepulvertem Hammerschlag. Aethrioscop s. Thermoscop. Aethusa cynapium L., Hundspetersilie oder Gleiße ist ein in Gärten häufig vorkommendes giftiges Unkraut, welches oft für die ächte Petersilie genommen wird. Uebrigens ist sie leicht von Petersilien zu unterscheiden; die geriebenen Blätter riechen widerlich, nicht gewürzhaft; die Blüthen sind weiß, nicht gelblichgrün, und unter denselben

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/60>, abgerufen am 04.12.2024.