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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Zeitverhältnisse verschafften einigen seiner 17 unlustigen Lustspiele (Philinthe de Moliere 1790, Les precepteurs 1799) Beifall u. Uebersetzer. Doch hoffte er im Jakobinismus bessere Geschäfte zu machen, wurde ein Werkzeug Dantons u. der Septembriseurs, stimmte als Deputirter für Paris für Ludw. XVI. Tod ohne Aufschub und Appellation und suchte im Wohlfahrtsausschusse seine Unwissenheit dadurch zu ersetzen, daß er "einen Verdächtigen auf eine Viertelmeile weit roch". Robespierre ließ ihn als Dantonisten am 5. April 1794 guillotiniren.


Fabretti, Rafael, geb. 1618 zu Urbino, gest. 1700, war Oberaufseher des Archivs in der Engelsburg, erwarb sich als Antiquar einen bedeutenden Namen durch seine Arbeiten über röm. Wasserleitungen, d. Trajanssäule, Inschriften etc.


Fabriano, päpstl. Stadt in der Delegation Macerata, Bischofssitz, mit 8500 E., berühmten Papier- und Pergamentfabriken.


Fabriano, Gentile da, geb. um 1400 zu Fabriano, Landschafts- u. Historienmaler, st. als Hofmaler Papst Martins V.


Fabrica, lat., Werkstätte u. Gewerbe eines faber, d. h. eines Handwerkers oder Künstlers, welcher in Metall, Holz, Stein u. a. harten Stoffen arbeitet, daher Schmied, Zimmermann u. s. w. F. hieß bei den Römern auch die officina armorum, Waffenfabrik, deren es in der spätern Kaiserzeit 34 gab. - F. ecclesiae, der Kirchenkasten, das Kirchenärar, derjenige Theil des Vermögens einer Kirche, womit die Kosten des Cultus sowie des Baues und der Erhaltung der Kirche bestritten werden.


Fabricia gens, das dem Plebejerstande zugehörige röm. Geschlecht der Fabricier. Am bekanntesten wurde Cajus Fabricius Luscinus, von welchem sein Gegner Pyrrhus sagte: eher weicht die Sonne von ihrer Bahn ab als Fabricius von der Gerechtigkeit! Fabricius widerstand 280 v. Chr. allen Bestechungsversuchen des Epiroten und zeichnete sich 278 als Consul weniger durch kriegerische Erfolge als durch den Edelmuth aus, womit er den Feind vor der meuchelmörderischen Bereitwilligkeit des eigenen Leibarztes rettete. Fabricius ward 275 Censor, st. arm u. wurde ausnahmsweise in der Stadt Rom beigesetzt.


Fabricius, Theodor, geb. 1501 zu Anholt an der Yssel, studierte in Wittenberg, saß als heftiger Katholikenfeind einige Zeit gefangen, was ihm 1540 bis 43 abermals widerfuhr, doch diesmal, weil er die Doppelehe des Landgrafen Philipp v. Hessen getadelt hatte. F. st. 1570 als Superintendent zu Zerbst, einige theol. Schriften hinterlassend.


Fabricius, Georg, eigentlich Goldschmied, Philolog u. Dichter, geb. 1516 zu Chemnitz, wurde Rector an der Fürstenschule zu Meißen, 1570 vom Kurfürsten August als Gesandter zum Reichstage nach Speier geschickt, wo ihn Kaiser Max II. zum Dichter krönte und adelte. Obwohl eifriger Lutheraner, fand er im Protestantismus doch Gefahren für Erziehung u. Wissenschaft. Er strebte seine poet. Arbeiten von allem Heidnischen frei zu halten, lieferte einen Horaz (Basel 1555, 2 Bde.) u. histor. Arbeiten: Originum Saxonicarum l. VII, Rerum in germania praecipue Saxonia memorabilium l. II. u. a., welche als unkritisch verzollt werden.


Fabricius, Hieronymus, ab Aquapendente genannt nach seinem Geburtsorte im Kirchenstaat, berühmt durch viele Entdeckungen in der Anatomie und Leistungen in der operativen Chirurgie, geb. 1537, zu Padua seit 1562 Prof. der Anatomie u. Chirurgie; st. 1619. "Opera omnia anatomica et physiologica" Leyden 1737, von Albini besorgt; "Anatomia del corpo umano" libr. VI, Rom. 1560.


Fabricius, Johann, geb. 1644 zu Altorf, wurde Prof. der prot. Theologie in seiner Vaterstadt, 1699 zu Helmstädt, mußte 1709 seinen gemäßigten Gesinnungen gegen die Kath. seine Stelle opfern u. st. 1729. Außer der "Consideratio variarum controversiarum cum Atheis, Gentilibus, Judaeis, Muhammedanis, Socinianis, Anabaptistis, Pontificis et Reformatis", Helmst. 1704, 2. Aufl. Stendal 1715, interessant die: "Historia Biblioth. Fabricianae" Wolfenbüttel 1714.


Fabricius, Joh. Albert, ein Polyhistor, geb. 1668 zu Leipzig, gest. 1736 als Gymnasiumsprofessor zu Hamburg, sammelte eine Bibliothek von 20000

Zeitverhältnisse verschafften einigen seiner 17 unlustigen Lustspiele (Philinthe de Molière 1790, Les précepteurs 1799) Beifall u. Uebersetzer. Doch hoffte er im Jakobinismus bessere Geschäfte zu machen, wurde ein Werkzeug Dantons u. der Septembriseurs, stimmte als Deputirter für Paris für Ludw. XVI. Tod ohne Aufschub und Appellation und suchte im Wohlfahrtsausschusse seine Unwissenheit dadurch zu ersetzen, daß er „einen Verdächtigen auf eine Viertelmeile weit roch“. Robespierre ließ ihn als Dantonisten am 5. April 1794 guillotiniren.


Fabretti, Rafael, geb. 1618 zu Urbino, gest. 1700, war Oberaufseher des Archivs in der Engelsburg, erwarb sich als Antiquar einen bedeutenden Namen durch seine Arbeiten über röm. Wasserleitungen, d. Trajanssäule, Inschriften etc.


Fabriano, päpstl. Stadt in der Delegation Macerata, Bischofssitz, mit 8500 E., berühmten Papier- und Pergamentfabriken.


Fabriano, Gentile da, geb. um 1400 zu Fabriano, Landschafts- u. Historienmaler, st. als Hofmaler Papst Martins V.


Fabrica, lat., Werkstätte u. Gewerbe eines faber, d. h. eines Handwerkers oder Künstlers, welcher in Metall, Holz, Stein u. a. harten Stoffen arbeitet, daher Schmied, Zimmermann u. s. w. F. hieß bei den Römern auch die officina armorum, Waffenfabrik, deren es in der spätern Kaiserzeit 34 gab. – F. ecclesiae, der Kirchenkasten, das Kirchenärar, derjenige Theil des Vermögens einer Kirche, womit die Kosten des Cultus sowie des Baues und der Erhaltung der Kirche bestritten werden.


Fabricia gens, das dem Plebejerstande zugehörige röm. Geschlecht der Fabricier. Am bekanntesten wurde Cajus Fabricius Luscinus, von welchem sein Gegner Pyrrhus sagte: eher weicht die Sonne von ihrer Bahn ab als Fabricius von der Gerechtigkeit! Fabricius widerstand 280 v. Chr. allen Bestechungsversuchen des Epiroten und zeichnete sich 278 als Consul weniger durch kriegerische Erfolge als durch den Edelmuth aus, womit er den Feind vor der meuchelmörderischen Bereitwilligkeit des eigenen Leibarztes rettete. Fabricius ward 275 Censor, st. arm u. wurde ausnahmsweise in der Stadt Rom beigesetzt.


Fabricius, Theodor, geb. 1501 zu Anholt an der Yssel, studierte in Wittenberg, saß als heftiger Katholikenfeind einige Zeit gefangen, was ihm 1540 bis 43 abermals widerfuhr, doch diesmal, weil er die Doppelehe des Landgrafen Philipp v. Hessen getadelt hatte. F. st. 1570 als Superintendent zu Zerbst, einige theol. Schriften hinterlassend.


Fabricius, Georg, eigentlich Goldschmied, Philolog u. Dichter, geb. 1516 zu Chemnitz, wurde Rector an der Fürstenschule zu Meißen, 1570 vom Kurfürsten August als Gesandter zum Reichstage nach Speier geschickt, wo ihn Kaiser Max II. zum Dichter krönte und adelte. Obwohl eifriger Lutheraner, fand er im Protestantismus doch Gefahren für Erziehung u. Wissenschaft. Er strebte seine poet. Arbeiten von allem Heidnischen frei zu halten, lieferte einen Horaz (Basel 1555, 2 Bde.) u. histor. Arbeiten: Originum Saxonicarum l. VII, Rerum in germania praecipue Saxonia memorabilium l. II. u. a., welche als unkritisch verzollt werden.


Fabricius, Hieronymus, ab Aquapendente genannt nach seinem Geburtsorte im Kirchenstaat, berühmt durch viele Entdeckungen in der Anatomie und Leistungen in der operativen Chirurgie, geb. 1537, zu Padua seit 1562 Prof. der Anatomie u. Chirurgie; st. 1619. „Opera omnia anatomica et physiologica“ Leyden 1737, von Albini besorgt; „Anatomia del corpo umano“ libr. VI, Rom. 1560.


Fabricius, Johann, geb. 1644 zu Altorf, wurde Prof. der prot. Theologie in seiner Vaterstadt, 1699 zu Helmstädt, mußte 1709 seinen gemäßigten Gesinnungen gegen die Kath. seine Stelle opfern u. st. 1729. Außer der „Consideratio variarum controversiarum cum Atheis, Gentilibus, Judaeis, Muhammedanis, Socinianis, Anabaptistis, Pontificis et Reformatis“, Helmst. 1704, 2. Aufl. Stendal 1715, interessant die: „Historia Biblioth. Fabricianae“ Wolfenbüttel 1714.


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[652/0653] Zeitverhältnisse verschafften einigen seiner 17 unlustigen Lustspiele (Philinthe de Molière 1790, Les précepteurs 1799) Beifall u. Uebersetzer. Doch hoffte er im Jakobinismus bessere Geschäfte zu machen, wurde ein Werkzeug Dantons u. der Septembriseurs, stimmte als Deputirter für Paris für Ludw. XVI. Tod ohne Aufschub und Appellation und suchte im Wohlfahrtsausschusse seine Unwissenheit dadurch zu ersetzen, daß er „einen Verdächtigen auf eine Viertelmeile weit roch“. Robespierre ließ ihn als Dantonisten am 5. April 1794 guillotiniren. Fabretti, Rafael, geb. 1618 zu Urbino, gest. 1700, war Oberaufseher des Archivs in der Engelsburg, erwarb sich als Antiquar einen bedeutenden Namen durch seine Arbeiten über röm. Wasserleitungen, d. Trajanssäule, Inschriften etc. Fabriano, päpstl. Stadt in der Delegation Macerata, Bischofssitz, mit 8500 E., berühmten Papier- und Pergamentfabriken. Fabriano, Gentile da, geb. um 1400 zu Fabriano, Landschafts- u. Historienmaler, st. als Hofmaler Papst Martins V. Fabrica, lat., Werkstätte u. Gewerbe eines faber, d. h. eines Handwerkers oder Künstlers, welcher in Metall, Holz, Stein u. a. harten Stoffen arbeitet, daher Schmied, Zimmermann u. s. w. F. hieß bei den Römern auch die officina armorum, Waffenfabrik, deren es in der spätern Kaiserzeit 34 gab. – F. ecclesiae, der Kirchenkasten, das Kirchenärar, derjenige Theil des Vermögens einer Kirche, womit die Kosten des Cultus sowie des Baues und der Erhaltung der Kirche bestritten werden. Fabricia gens, das dem Plebejerstande zugehörige röm. Geschlecht der Fabricier. Am bekanntesten wurde Cajus Fabricius Luscinus, von welchem sein Gegner Pyrrhus sagte: eher weicht die Sonne von ihrer Bahn ab als Fabricius von der Gerechtigkeit! Fabricius widerstand 280 v. Chr. allen Bestechungsversuchen des Epiroten und zeichnete sich 278 als Consul weniger durch kriegerische Erfolge als durch den Edelmuth aus, womit er den Feind vor der meuchelmörderischen Bereitwilligkeit des eigenen Leibarztes rettete. Fabricius ward 275 Censor, st. arm u. wurde ausnahmsweise in der Stadt Rom beigesetzt. Fabricius, Theodor, geb. 1501 zu Anholt an der Yssel, studierte in Wittenberg, saß als heftiger Katholikenfeind einige Zeit gefangen, was ihm 1540 bis 43 abermals widerfuhr, doch diesmal, weil er die Doppelehe des Landgrafen Philipp v. Hessen getadelt hatte. F. st. 1570 als Superintendent zu Zerbst, einige theol. Schriften hinterlassend. Fabricius, Georg, eigentlich Goldschmied, Philolog u. Dichter, geb. 1516 zu Chemnitz, wurde Rector an der Fürstenschule zu Meißen, 1570 vom Kurfürsten August als Gesandter zum Reichstage nach Speier geschickt, wo ihn Kaiser Max II. zum Dichter krönte und adelte. Obwohl eifriger Lutheraner, fand er im Protestantismus doch Gefahren für Erziehung u. Wissenschaft. Er strebte seine poet. Arbeiten von allem Heidnischen frei zu halten, lieferte einen Horaz (Basel 1555, 2 Bde.) u. histor. Arbeiten: Originum Saxonicarum l. VII, Rerum in germania praecipue Saxonia memorabilium l. II. u. a., welche als unkritisch verzollt werden. Fabricius, Hieronymus, ab Aquapendente genannt nach seinem Geburtsorte im Kirchenstaat, berühmt durch viele Entdeckungen in der Anatomie und Leistungen in der operativen Chirurgie, geb. 1537, zu Padua seit 1562 Prof. der Anatomie u. Chirurgie; st. 1619. „Opera omnia anatomica et physiologica“ Leyden 1737, von Albini besorgt; „Anatomia del corpo umano“ libr. VI, Rom. 1560. Fabricius, Johann, geb. 1644 zu Altorf, wurde Prof. der prot. Theologie in seiner Vaterstadt, 1699 zu Helmstädt, mußte 1709 seinen gemäßigten Gesinnungen gegen die Kath. seine Stelle opfern u. st. 1729. Außer der „Consideratio variarum controversiarum cum Atheis, Gentilibus, Judaeis, Muhammedanis, Socinianis, Anabaptistis, Pontificis et Reformatis“, Helmst. 1704, 2. Aufl. Stendal 1715, interessant die: „Historia Biblioth. Fabricianae“ Wolfenbüttel 1714. Fabricius, Joh. Albert, ein Polyhistor, geb. 1668 zu Leipzig, gest. 1736 als Gymnasiumsprofessor zu Hamburg, sammelte eine Bibliothek von 20000

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/653>, abgerufen am 24.11.2024.