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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Könige seine alten Tage und ebenso mußte er noch die Erfahrung machen, daß die Hegelsche Philosophie, die durch Altenstein gleichsam zur obligatorischen Staatsphilosophie erhoben worden, weder die evangel. Kirche, noch die preuß. Staatsordnung durch wissenschaftliche Verklärung stütze, sondern sich zum entgegengesetzten Dienste anschicke. Er st. den 7. Juni 1840, nachdem er sich 1830 um die Erhaltung des europ. Friedens ein Hauptverdienst erworben und den deutschen Zollverein gegründet hatte.


Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, Sohn des Vorigen, geb. den 15. Oct. 1795, folgte seinem Vater den 7. Juni 1840, beendigte den kirchlichen Conflict, berief Arndt, Boyen, Schön und andere Männer aus der Zeit von 1813-16 wieder in den Dienst, zeigte sich als Gönner der Dichter, Gelehrten und Künstler, berief endlich eine Art von vereinigtem Landtag, ohne jedoch demselben bestimmte Befugnisse einzuräumen, und so entstand ein Drängen nach einer Constitution, das bei dem Widerstreben des Königs noch zu keinem Ergebnisse geführt hatte, als die Revolutionszeit von 1848 und 49 eintrat und dem Könige sehr harte Demüthigungen brachte. Als Fürst Windischgräz über die Revolution in Wien gesiegt hatte, wich dieselbe in Berlin dem General Wrangel ohne einen Kampf zu wagen. Die deutsche Kaiserkrone, welche die gothaische Partei F. W. IV. in dem Parlamente zu Frankfurt antrug, schlug er aus, nahm jedoch den Plan einer Union auf, welche ungefähr die alte Idee eines norddeutschen Bundes unter preuß. Hegemonie verwirklicht u. dadurch Deutschland für immer in 2 Theile gespalten hätte. Doch wurde dieser Plan wieder aufgegeben, als es sich zeigte, daß er zu einem Bruche mit Oesterreich führen müsse. Bis im Herbste 1854 war die Verfassung vom 31. Jan. 1850 trotz wesentlicher Abänderung noch immer nicht vollendet, dagegen eine Bucht der Jahde zur Anlegung eines Kriegshafens von Oldenburg durch Kauf erworben, Hannover mit dem deutschen Zollvereine verbunden und ein Handels- und Zollvertrag mit Oesterreich abgeschlossen; die durch Cession Preußen anheimgefallenen hohenzollernschen Fürstenthümer ersetzen jedenfalls den Verlust Neuenburgs, das sich 1848 als Republik erklärte u. mit der schweizer. Eidgenossenschaft vereinigte.


Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Hessen, geb. 20. Aug. 1802, seit dem 30. Sept. 1831 Mitregent seines Vaters, des Kurfürsten Wilhelm II., dessen Nachfolger 20. Nov. 1847, erlebte in den Jahren 1848-50 eigenthümliche Phasen der Revolution und trug durch seinen Anschluß an Oesterreich u. Bayern wesentlich zum Scheitern der Erfurter Union bei. Er ist mit der geschiedenen Frau eines preuß. Lieutenants Lehmann (Gräfin von Schaumburg, jetzt Fürstin von Hanau), morganatisch vermählt, die ihm 9 Kinder gebar. Präsumtiver Thronerbe ist sein in dän. Diensten stehender Vetter, Landgraf Wilhelm, geb. 1787 (dessen Sohn Friedrich Wilhelm ist geb. 26. Nov. 1820).


Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, geb. 9. Oct. 1771, focht seit 1792 unter den preuß. Fahnen, ward 1806 mit Blücher bei Lübeck gefangen, des Herzogthums Braunschweig, das ihm nach dem Tode seines bei Auerstädt tödtlich verwundeten Vaters Karl Wilhelm Ferdinand, des unglücklichen preuß. Heerführers, zugefallen wäre, von Napoleon beraubt u. lebte bis 1809 zu Bruchsal im Privatstande. Als Oesterreich 1809 den Kampf mit Napoleon abermals aufnahm, organisirte F. W. in Böhmen ein Freicorps von ungefähr 1500 Mann und leistete sehr gute Dienste; aber der Waffenstillstand von Znaym und der Untergang Schills in Stralsund beraubten ihn jeder Hoffnung, auf deutschem Boden ferner gegen die Franzosen zu fechten, darum brach der Herzog aus Sachsen auf und schlug sich über Halberstadt und Braunschweig bis an die Wesermündung durch, wo er sich nach England einschiffte. Darauf diente er unter Wellington in Spanien, kehrte 1813 nach Braunschweig zurück u. fiel den 16. Juni 1815 bei Quatrebras an der Spitze seiner Schwarzen.


Fries, Jakob Friedrich, geb. 1773 zu Barby, lehrte seit 1801 Philosophie in Jena, 1805-16 zu Heidelberg, alsdann

Könige seine alten Tage und ebenso mußte er noch die Erfahrung machen, daß die Hegelsche Philosophie, die durch Altenstein gleichsam zur obligatorischen Staatsphilosophie erhoben worden, weder die evangel. Kirche, noch die preuß. Staatsordnung durch wissenschaftliche Verklärung stütze, sondern sich zum entgegengesetzten Dienste anschicke. Er st. den 7. Juni 1840, nachdem er sich 1830 um die Erhaltung des europ. Friedens ein Hauptverdienst erworben und den deutschen Zollverein gegründet hatte.


Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, Sohn des Vorigen, geb. den 15. Oct. 1795, folgte seinem Vater den 7. Juni 1840, beendigte den kirchlichen Conflict, berief Arndt, Boyen, Schön und andere Männer aus der Zeit von 1813–16 wieder in den Dienst, zeigte sich als Gönner der Dichter, Gelehrten und Künstler, berief endlich eine Art von vereinigtem Landtag, ohne jedoch demselben bestimmte Befugnisse einzuräumen, und so entstand ein Drängen nach einer Constitution, das bei dem Widerstreben des Königs noch zu keinem Ergebnisse geführt hatte, als die Revolutionszeit von 1848 und 49 eintrat und dem Könige sehr harte Demüthigungen brachte. Als Fürst Windischgräz über die Revolution in Wien gesiegt hatte, wich dieselbe in Berlin dem General Wrangel ohne einen Kampf zu wagen. Die deutsche Kaiserkrone, welche die gothaische Partei F. W. IV. in dem Parlamente zu Frankfurt antrug, schlug er aus, nahm jedoch den Plan einer Union auf, welche ungefähr die alte Idee eines norddeutschen Bundes unter preuß. Hegemonie verwirklicht u. dadurch Deutschland für immer in 2 Theile gespalten hätte. Doch wurde dieser Plan wieder aufgegeben, als es sich zeigte, daß er zu einem Bruche mit Oesterreich führen müsse. Bis im Herbste 1854 war die Verfassung vom 31. Jan. 1850 trotz wesentlicher Abänderung noch immer nicht vollendet, dagegen eine Bucht der Jahde zur Anlegung eines Kriegshafens von Oldenburg durch Kauf erworben, Hannover mit dem deutschen Zollvereine verbunden und ein Handels- und Zollvertrag mit Oesterreich abgeschlossen; die durch Cession Preußen anheimgefallenen hohenzollernschen Fürstenthümer ersetzen jedenfalls den Verlust Neuenburgs, das sich 1848 als Republik erklärte u. mit der schweizer. Eidgenossenschaft vereinigte.


Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Hessen, geb. 20. Aug. 1802, seit dem 30. Sept. 1831 Mitregent seines Vaters, des Kurfürsten Wilhelm II., dessen Nachfolger 20. Nov. 1847, erlebte in den Jahren 1848–50 eigenthümliche Phasen der Revolution und trug durch seinen Anschluß an Oesterreich u. Bayern wesentlich zum Scheitern der Erfurter Union bei. Er ist mit der geschiedenen Frau eines preuß. Lieutenants Lehmann (Gräfin von Schaumburg, jetzt Fürstin von Hanau), morganatisch vermählt, die ihm 9 Kinder gebar. Präsumtiver Thronerbe ist sein in dän. Diensten stehender Vetter, Landgraf Wilhelm, geb. 1787 (dessen Sohn Friedrich Wilhelm ist geb. 26. Nov. 1820).


Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, geb. 9. Oct. 1771, focht seit 1792 unter den preuß. Fahnen, ward 1806 mit Blücher bei Lübeck gefangen, des Herzogthums Braunschweig, das ihm nach dem Tode seines bei Auerstädt tödtlich verwundeten Vaters Karl Wilhelm Ferdinand, des unglücklichen preuß. Heerführers, zugefallen wäre, von Napoleon beraubt u. lebte bis 1809 zu Bruchsal im Privatstande. Als Oesterreich 1809 den Kampf mit Napoleon abermals aufnahm, organisirte F. W. in Böhmen ein Freicorps von ungefähr 1500 Mann und leistete sehr gute Dienste; aber der Waffenstillstand von Znaym und der Untergang Schills in Stralsund beraubten ihn jeder Hoffnung, auf deutschem Boden ferner gegen die Franzosen zu fechten, darum brach der Herzog aus Sachsen auf und schlug sich über Halberstadt und Braunschweig bis an die Wesermündung durch, wo er sich nach England einschiffte. Darauf diente er unter Wellington in Spanien, kehrte 1813 nach Braunschweig zurück u. fiel den 16. Juni 1815 bei Quatrebras an der Spitze seiner Schwarzen.


Fries, Jakob Friedrich, geb. 1773 zu Barby, lehrte seit 1801 Philosophie in Jena, 1805–16 zu Heidelberg, alsdann

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[812/0813] Könige seine alten Tage und ebenso mußte er noch die Erfahrung machen, daß die Hegelsche Philosophie, die durch Altenstein gleichsam zur obligatorischen Staatsphilosophie erhoben worden, weder die evangel. Kirche, noch die preuß. Staatsordnung durch wissenschaftliche Verklärung stütze, sondern sich zum entgegengesetzten Dienste anschicke. Er st. den 7. Juni 1840, nachdem er sich 1830 um die Erhaltung des europ. Friedens ein Hauptverdienst erworben und den deutschen Zollverein gegründet hatte. Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, Sohn des Vorigen, geb. den 15. Oct. 1795, folgte seinem Vater den 7. Juni 1840, beendigte den kirchlichen Conflict, berief Arndt, Boyen, Schön und andere Männer aus der Zeit von 1813–16 wieder in den Dienst, zeigte sich als Gönner der Dichter, Gelehrten und Künstler, berief endlich eine Art von vereinigtem Landtag, ohne jedoch demselben bestimmte Befugnisse einzuräumen, und so entstand ein Drängen nach einer Constitution, das bei dem Widerstreben des Königs noch zu keinem Ergebnisse geführt hatte, als die Revolutionszeit von 1848 und 49 eintrat und dem Könige sehr harte Demüthigungen brachte. Als Fürst Windischgräz über die Revolution in Wien gesiegt hatte, wich dieselbe in Berlin dem General Wrangel ohne einen Kampf zu wagen. Die deutsche Kaiserkrone, welche die gothaische Partei F. W. IV. in dem Parlamente zu Frankfurt antrug, schlug er aus, nahm jedoch den Plan einer Union auf, welche ungefähr die alte Idee eines norddeutschen Bundes unter preuß. Hegemonie verwirklicht u. dadurch Deutschland für immer in 2 Theile gespalten hätte. Doch wurde dieser Plan wieder aufgegeben, als es sich zeigte, daß er zu einem Bruche mit Oesterreich führen müsse. Bis im Herbste 1854 war die Verfassung vom 31. Jan. 1850 trotz wesentlicher Abänderung noch immer nicht vollendet, dagegen eine Bucht der Jahde zur Anlegung eines Kriegshafens von Oldenburg durch Kauf erworben, Hannover mit dem deutschen Zollvereine verbunden und ein Handels- und Zollvertrag mit Oesterreich abgeschlossen; die durch Cession Preußen anheimgefallenen hohenzollernschen Fürstenthümer ersetzen jedenfalls den Verlust Neuenburgs, das sich 1848 als Republik erklärte u. mit der schweizer. Eidgenossenschaft vereinigte. Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Hessen, geb. 20. Aug. 1802, seit dem 30. Sept. 1831 Mitregent seines Vaters, des Kurfürsten Wilhelm II., dessen Nachfolger 20. Nov. 1847, erlebte in den Jahren 1848–50 eigenthümliche Phasen der Revolution und trug durch seinen Anschluß an Oesterreich u. Bayern wesentlich zum Scheitern der Erfurter Union bei. Er ist mit der geschiedenen Frau eines preuß. Lieutenants Lehmann (Gräfin von Schaumburg, jetzt Fürstin von Hanau), morganatisch vermählt, die ihm 9 Kinder gebar. Präsumtiver Thronerbe ist sein in dän. Diensten stehender Vetter, Landgraf Wilhelm, geb. 1787 (dessen Sohn Friedrich Wilhelm ist geb. 26. Nov. 1820). Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, geb. 9. Oct. 1771, focht seit 1792 unter den preuß. Fahnen, ward 1806 mit Blücher bei Lübeck gefangen, des Herzogthums Braunschweig, das ihm nach dem Tode seines bei Auerstädt tödtlich verwundeten Vaters Karl Wilhelm Ferdinand, des unglücklichen preuß. Heerführers, zugefallen wäre, von Napoleon beraubt u. lebte bis 1809 zu Bruchsal im Privatstande. Als Oesterreich 1809 den Kampf mit Napoleon abermals aufnahm, organisirte F. W. in Böhmen ein Freicorps von ungefähr 1500 Mann und leistete sehr gute Dienste; aber der Waffenstillstand von Znaym und der Untergang Schills in Stralsund beraubten ihn jeder Hoffnung, auf deutschem Boden ferner gegen die Franzosen zu fechten, darum brach der Herzog aus Sachsen auf und schlug sich über Halberstadt und Braunschweig bis an die Wesermündung durch, wo er sich nach England einschiffte. Darauf diente er unter Wellington in Spanien, kehrte 1813 nach Braunschweig zurück u. fiel den 16. Juni 1815 bei Quatrebras an der Spitze seiner Schwarzen. Fries, Jakob Friedrich, geb. 1773 zu Barby, lehrte seit 1801 Philosophie in Jena, 1805–16 zu Heidelberg, alsdann

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/813>, abgerufen am 21.11.2024.