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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Staat, dessen Entscheidung wohl zum Glücke beider Theile u. der Menschheit weder eine vollständige noch dauernde war. Am größten aber erscheint G. da, wo seine äußere Macht am kleinsten war. Während Heinrich IV. 1081 in Italien eindrang u. namentlich Mathildens Besitzungen schrecklich heimsuchte, erneuerte G. VII. seine Verordnungen hinsichtlich der Kirchendisciplin sowie den Bann des Kaisers u. als dieser vor der Engelsburg stand, wollte jener nur Frieden unter der Bedingung, daß der Kaiser durch Buße die Kirche als die über ihm stehende Macht anerkenne. Der Gegenpapst Clemens III. ward in der Peterskirche geweiht, der Kaiser gekrönt, aber die Ankunft des Normannenherzogs Robert Guiscard zwang Beide zur Flucht. G. VII. erneuerte seine Beschlüsse gegen Heinrich IV. und als Robert Guiscard sich weniger als sein Vasall denn als Herr gebärdete, verließ er Rom u. st. am 25. Mai 1085 zu Salerno mit den bedeutungsschweren Worten: "Ich habe das Recht geliebt u. das Unrecht gehaßt, deßhalb sterbe ich in der Verbannung".


Gregor XVI., vorher Bartolommeo Capellari, mit dem Klosternamen Mauro, geb. 1765 zu Belluno im Venetianischen, trat 1783 in das Camaldulenserkloster St. Michele di Murano bei Venedig, wurde Klosterabt in Rom 1807 u. kehrte nach der Aufhebung der Klöster des Kirchenstaates 1809 nach Murano zurück, Pius VII. rief ihn 1815 nach Rom zurück, wo Capellari 1823 General seines Ordens, 1826 Cardinal, Präsident der Congregatio de propaganda fide und die rechte Hand des Papstes, am 2. Febr. 1831 selbst Papst wurde. Wie er in der trübsten Zeit der Kirche in der Schrift: "Triumph des hl. Stuhles" (deutsch in 2. Aufl., Augsb. 1848) sich als glaubensfreudiger Priester u. scharfsichtiger Kopf bewährt, so sah die Welt in ihm einen der tüchtigsten Päpste, der seit 1834 im Verein mit seinem Cardinalstaatssekretär Luigi Lambruschini gegen Staatsomnipotenz und Revolution die Freiheit der Kirche mindestens grundsätzlich mit Glück vertheidigte. Die Bulle Sollicitudo animarum, wodurch jede thatsächlich bestehende Regierung anerkannt wurde (1831), das Jubiläum von 1832, das Verdammungsurtheil über Lamennais (1834), den Hermesianismus (1835), Abbe Bautain (1836), die Kölnerwirren (s. d. Art. Droste), die Wiedereinführung der Benedictiner in Bayern, die Canonisation des Alfons Liguori, die Ausgleichung der Streitigkeiten mit Portugal (1841), die Erklärung gegen die Bibelgesellschaften, die Vereinigung von 3 Mill. unirten Griechen mit dem russ. Cäsareopapismus; die Verhandlungen mit dem Czaren sammt der Denkschrift, das apostol. Benehmen des Papstes gegenüber dem Kaiser Nikolaus (im Dez. 1845), die Fortschritte der Kirche in Amerika, Errichtung von neuen Bisthümern u. Generalvicariaten in allen Welttheilen - dies alles füllt die Kirchenregierung G.s XVI., der am 1. Juni 1846 st.


Gregorius, Patriarch der morgenländ. Kirche, geb. 1739 zu Dimizzana auf Morea, studierte in Klöstern, besonders auf dem Berge Athos, wurde Einsiedler, Erzbischof von Smyrna, 1795 Patriarch von Konstantinopel. Er war ein musterhafter Bischof, Arme u. Schulen (er errichtete Schulen mit wechselseitigem Unterricht zu Athen, Chios, Kandia, Misitra, Patmos u. Smyrna) verdankten ihm Außerordentliches, aber schon 1798 u. 1806 mußte er sich vor der Wuth des türk. Pöbels, der in ihm stets das Haupt von Landesverräthern u. Verschwörern sah. durch Flucht retten. Kaum brach 1821 der Aufstand der Griechen los, so erschien G. selbst der türk. Regierung verdächtig. Er sprach am 21. März den Bannfluch über Ypsilanti, Suzzo u. alle Aufständischen aus, allein man übergab ihm die Aufsicht über die Familie eines hingerichteten griech. Fürsten, dieselbe entfloh u. G. wurde am 22. April, gerade am 1. Osterfeiertag u. beim Gang aus der Kirche, von Janitscharen ergriffen u. im kirchl. Ornate mit 3 Bischöfen u. 8 andern Geistlichen an der Hauptpforte der Basilika aufgehenkt. Der Jafta (Todesurtheil) beschuldigte den Patriarchen, er habe um den Aufstand auf Morea gewußt u. sei wahrscheinlich das Haupt der Verschwörung. Am 24. April schleppten

Staat, dessen Entscheidung wohl zum Glücke beider Theile u. der Menschheit weder eine vollständige noch dauernde war. Am größten aber erscheint G. da, wo seine äußere Macht am kleinsten war. Während Heinrich IV. 1081 in Italien eindrang u. namentlich Mathildens Besitzungen schrecklich heimsuchte, erneuerte G. VII. seine Verordnungen hinsichtlich der Kirchendisciplin sowie den Bann des Kaisers u. als dieser vor der Engelsburg stand, wollte jener nur Frieden unter der Bedingung, daß der Kaiser durch Buße die Kirche als die über ihm stehende Macht anerkenne. Der Gegenpapst Clemens III. ward in der Peterskirche geweiht, der Kaiser gekrönt, aber die Ankunft des Normannenherzogs Robert Guiscard zwang Beide zur Flucht. G. VII. erneuerte seine Beschlüsse gegen Heinrich IV. und als Robert Guiscard sich weniger als sein Vasall denn als Herr gebärdete, verließ er Rom u. st. am 25. Mai 1085 zu Salerno mit den bedeutungsschweren Worten: „Ich habe das Recht geliebt u. das Unrecht gehaßt, deßhalb sterbe ich in der Verbannung“.


Gregor XVI., vorher Bartolommeo Capellari, mit dem Klosternamen Mauro, geb. 1765 zu Belluno im Venetianischen, trat 1783 in das Camaldulenserkloster St. Michele di Murano bei Venedig, wurde Klosterabt in Rom 1807 u. kehrte nach der Aufhebung der Klöster des Kirchenstaates 1809 nach Murano zurück, Pius VII. rief ihn 1815 nach Rom zurück, wo Capellari 1823 General seines Ordens, 1826 Cardinal, Präsident der Congregatio de propaganda fide und die rechte Hand des Papstes, am 2. Febr. 1831 selbst Papst wurde. Wie er in der trübsten Zeit der Kirche in der Schrift: „Triumph des hl. Stuhles“ (deutsch in 2. Aufl., Augsb. 1848) sich als glaubensfreudiger Priester u. scharfsichtiger Kopf bewährt, so sah die Welt in ihm einen der tüchtigsten Päpste, der seit 1834 im Verein mit seinem Cardinalstaatssekretär Luigi Lambruschini gegen Staatsomnipotenz und Revolution die Freiheit der Kirche mindestens grundsätzlich mit Glück vertheidigte. Die Bulle Sollicitudo animarum, wodurch jede thatsächlich bestehende Regierung anerkannt wurde (1831), das Jubiläum von 1832, das Verdammungsurtheil über Lamennais (1834), den Hermesianismus (1835), Abbé Bautain (1836), die Kölnerwirren (s. d. Art. Droste), die Wiedereinführung der Benedictiner in Bayern, die Canonisation des Alfons Liguori, die Ausgleichung der Streitigkeiten mit Portugal (1841), die Erklärung gegen die Bibelgesellschaften, die Vereinigung von 3 Mill. unirten Griechen mit dem russ. Cäsareopapismus; die Verhandlungen mit dem Czaren sammt der Denkschrift, das apostol. Benehmen des Papstes gegenüber dem Kaiser Nikolaus (im Dez. 1845), die Fortschritte der Kirche in Amerika, Errichtung von neuen Bisthümern u. Generalvicariaten in allen Welttheilen – dies alles füllt die Kirchenregierung G.s XVI., der am 1. Juni 1846 st.


Gregorius, Patriarch der morgenländ. Kirche, geb. 1739 zu Dimizzana auf Morea, studierte in Klöstern, besonders auf dem Berge Athos, wurde Einsiedler, Erzbischof von Smyrna, 1795 Patriarch von Konstantinopel. Er war ein musterhafter Bischof, Arme u. Schulen (er errichtete Schulen mit wechselseitigem Unterricht zu Athen, Chios, Kandia, Misitra, Patmos u. Smyrna) verdankten ihm Außerordentliches, aber schon 1798 u. 1806 mußte er sich vor der Wuth des türk. Pöbels, der in ihm stets das Haupt von Landesverräthern u. Verschwörern sah. durch Flucht retten. Kaum brach 1821 der Aufstand der Griechen los, so erschien G. selbst der türk. Regierung verdächtig. Er sprach am 21. März den Bannfluch über Ypsilanti, Suzzo u. alle Aufständischen aus, allein man übergab ihm die Aufsicht über die Familie eines hingerichteten griech. Fürsten, dieselbe entfloh u. G. wurde am 22. April, gerade am 1. Osterfeiertag u. beim Gang aus der Kirche, von Janitscharen ergriffen u. im kirchl. Ornate mit 3 Bischöfen u. 8 andern Geistlichen an der Hauptpforte der Basilika aufgehenkt. Der Jafta (Todesurtheil) beschuldigte den Patriarchen, er habe um den Aufstand auf Morea gewußt u. sei wahrscheinlich das Haupt der Verschwörung. Am 24. April schleppten

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[134/0135] Staat, dessen Entscheidung wohl zum Glücke beider Theile u. der Menschheit weder eine vollständige noch dauernde war. Am größten aber erscheint G. da, wo seine äußere Macht am kleinsten war. Während Heinrich IV. 1081 in Italien eindrang u. namentlich Mathildens Besitzungen schrecklich heimsuchte, erneuerte G. VII. seine Verordnungen hinsichtlich der Kirchendisciplin sowie den Bann des Kaisers u. als dieser vor der Engelsburg stand, wollte jener nur Frieden unter der Bedingung, daß der Kaiser durch Buße die Kirche als die über ihm stehende Macht anerkenne. Der Gegenpapst Clemens III. ward in der Peterskirche geweiht, der Kaiser gekrönt, aber die Ankunft des Normannenherzogs Robert Guiscard zwang Beide zur Flucht. G. VII. erneuerte seine Beschlüsse gegen Heinrich IV. und als Robert Guiscard sich weniger als sein Vasall denn als Herr gebärdete, verließ er Rom u. st. am 25. Mai 1085 zu Salerno mit den bedeutungsschweren Worten: „Ich habe das Recht geliebt u. das Unrecht gehaßt, deßhalb sterbe ich in der Verbannung“. Gregor XVI., vorher Bartolommeo Capellari, mit dem Klosternamen Mauro, geb. 1765 zu Belluno im Venetianischen, trat 1783 in das Camaldulenserkloster St. Michele di Murano bei Venedig, wurde Klosterabt in Rom 1807 u. kehrte nach der Aufhebung der Klöster des Kirchenstaates 1809 nach Murano zurück, Pius VII. rief ihn 1815 nach Rom zurück, wo Capellari 1823 General seines Ordens, 1826 Cardinal, Präsident der Congregatio de propaganda fide und die rechte Hand des Papstes, am 2. Febr. 1831 selbst Papst wurde. Wie er in der trübsten Zeit der Kirche in der Schrift: „Triumph des hl. Stuhles“ (deutsch in 2. Aufl., Augsb. 1848) sich als glaubensfreudiger Priester u. scharfsichtiger Kopf bewährt, so sah die Welt in ihm einen der tüchtigsten Päpste, der seit 1834 im Verein mit seinem Cardinalstaatssekretär Luigi Lambruschini gegen Staatsomnipotenz und Revolution die Freiheit der Kirche mindestens grundsätzlich mit Glück vertheidigte. Die Bulle Sollicitudo animarum, wodurch jede thatsächlich bestehende Regierung anerkannt wurde (1831), das Jubiläum von 1832, das Verdammungsurtheil über Lamennais (1834), den Hermesianismus (1835), Abbé Bautain (1836), die Kölnerwirren (s. d. Art. Droste), die Wiedereinführung der Benedictiner in Bayern, die Canonisation des Alfons Liguori, die Ausgleichung der Streitigkeiten mit Portugal (1841), die Erklärung gegen die Bibelgesellschaften, die Vereinigung von 3 Mill. unirten Griechen mit dem russ. Cäsareopapismus; die Verhandlungen mit dem Czaren sammt der Denkschrift, das apostol. Benehmen des Papstes gegenüber dem Kaiser Nikolaus (im Dez. 1845), die Fortschritte der Kirche in Amerika, Errichtung von neuen Bisthümern u. Generalvicariaten in allen Welttheilen – dies alles füllt die Kirchenregierung G.s XVI., der am 1. Juni 1846 st. Gregorius, Patriarch der morgenländ. Kirche, geb. 1739 zu Dimizzana auf Morea, studierte in Klöstern, besonders auf dem Berge Athos, wurde Einsiedler, Erzbischof von Smyrna, 1795 Patriarch von Konstantinopel. Er war ein musterhafter Bischof, Arme u. Schulen (er errichtete Schulen mit wechselseitigem Unterricht zu Athen, Chios, Kandia, Misitra, Patmos u. Smyrna) verdankten ihm Außerordentliches, aber schon 1798 u. 1806 mußte er sich vor der Wuth des türk. Pöbels, der in ihm stets das Haupt von Landesverräthern u. Verschwörern sah. durch Flucht retten. Kaum brach 1821 der Aufstand der Griechen los, so erschien G. selbst der türk. Regierung verdächtig. Er sprach am 21. März den Bannfluch über Ypsilanti, Suzzo u. alle Aufständischen aus, allein man übergab ihm die Aufsicht über die Familie eines hingerichteten griech. Fürsten, dieselbe entfloh u. G. wurde am 22. April, gerade am 1. Osterfeiertag u. beim Gang aus der Kirche, von Janitscharen ergriffen u. im kirchl. Ornate mit 3 Bischöfen u. 8 andern Geistlichen an der Hauptpforte der Basilika aufgehenkt. Der Jafta (Todesurtheil) beschuldigte den Patriarchen, er habe um den Aufstand auf Morea gewußt u. sei wahrscheinlich das Haupt der Verschwörung. Am 24. April schleppten

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/135>, abgerufen am 15.05.2024.