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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Generalcapitel 1415 waren bereits 25 Klöster vertreten; diese H. breiteten sich nach Amerika aus, wo sie einige Zeit große Macht besaßen, und noch vorhanden sind. Berühmteste Klöster: S. Isidor zu Sevilla, S. Justus, wo Kaiser Karl V. st., S. Laurentius oder Escurial (s. d.). Im 16. Jahrh. entstanden in Spanien auch einige weibl. H.-Klöster. In Italien wurde die aus dem Dominikanerorden 1380 hervorgegangene Congregation von Fiesole 1688 aufgehoben. Dagegen kam die gleichfalls 1380 gestiftete Congregation des Pisaners Peter Gambacorti nach Tyrol und Steyermark und die von Lope de Olmeda 1424 gestiftete, von seinem Freunde P. Martin V. bestätigte u. in Italien beschenkte Congregation der H. von der Observanz, auch Eremitae de Lombardia genannt, besitzt noch heute Häuser in Rom und Neapel, doch mögen der Mitglieder nur 30-40 sein.


Hieronymus, St., Sophronius Eusebius, ein durch seine griechische Bildung und Bemühungen für das Verständniß der Bibel ausgezeichneter latein. Kirchenvater, wurde geb. 331 zu Stridon in Dalmatien, studierte zu Rom, lebte am kaiserlichen Hoflager zu Trier, entsagte jugendlichen Verirrungen und ließ sich taufen, wurde zu Aquileja mit Gaudentius, Rufinus und Chromatius befreundet, seit 372 im Orient einheimisch, wie er es zu Rom längst gewesen, lebte nach verschiedenen Schicksalen und theol. Streitigkeiten immer ausschließlicher der Wissenschaft und strengsten Ascese zu Bethlehem und st. 420 daselbst. Seine Gebeine befinden sich zu Rom; Gedächtnißtag 30. September. - Seine Schriften legen Zeugniß ab für vielseitige Bildung sowie für Einseitigkeiten u. Schroffheit. Die vorbereitenden Studien zur hl. Schrift unterstützte er durch antiquarische Untersuchungen und tactvolle Texteskritiken, revidierte 383 auf die Veranlassung des Papstes Damasus die Vulgata, deren zahlreiche Abschriften außerordentlich von einander abwichen, und suchte sie auf die Grundlage der LXX zurückzuführen, übersetzte die meisten Bücher des A. und N. Test. mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit, schrieb ascetische Schriften, viele Streitschriften, interessante Briefe u. s. f. Erste Ausg. durch Erasmus, Basel 1516, 9 Fol., weitere durch den Mauriner Martianay, Par. 1692-1706, 5 Fol., worin viele dem H. unterschobenen Schriften sich finden, dann besonders von Vallarsi, Verona 1734-42, neu durch Migne, Par. 1845-46, 11 Bde. in 8.


Hieronymus von Prag, dessen Beiname "Faulfisch" wahrscheinlich nur auf einer Verwechslung beruht, wurde 1374 aus einer adeligen Familie zu Prag geb., studierte zu Oxford, von wo er Wiklefs Schriften mitbrachte, dann zu Köln, Heidelberg, Paris, lebte einige Zeit am Hofe Kaiser Wenzels und hielt als Mitglied der Universität Vorträge über religiöse Gegenstände, deren rother Faden hieß: Wer Wiklefs Schriften nicht studiert, der kennt nur die Rinde, nicht aber Kern und Wurzel der Wissenschaft. Nachdem er 1403-1407 ausgedehnte Reisen gemacht, unterstützte er Huß in den Universitätsstreitigkeiten gegen die Deutschen, half 1410 dem Polenkönig die Universität zu Krakau einrichten, hielt auf Kaiser Sigismunds Einladung hin zu Ofen religionsphilosoph. Vorträge, welche bewirkten, daß der Graner Erzbischof sowie die Wiener Universität ihn verfolgten. Er zeigte sich darauf als eifrigen Anhänger und Verbreiter der hussitischen Lehren, kam am 4. April 1415 unerkannt in Konstanz an, und forderte am 7. durch öffentl. Anschlag das Concil heraus, ihm einen Geleitsbrief zu geben, denn er wolle den Lästerern Böhmens, Hussens und seiner Person Rede und Antwort geben, oder als Ketzer überführt die Strafe der Ketzer leiden. Am 17. April sprach das Concil aus, H. solle ungehört und ungerichtet auf keine Weise mißhandelt, gegen den Arm der Gerechtigkeit übrigens keineswegs geschützt werden und habe binnen 15 Tagen sich zu stellen. Bereits war H. entflohen, aber seine Lästerreden wider das Concil veranlaßten, daß er am 25. April zu Hirschau in der Oberpfalz verhaftet wurde und am 23. Mai kam er in Ketten wieder nach Konstanz. Er wurde wegen seiner Flucht verhört, 2 Tage mißhandelt, doch erst im Sept.

Generalcapitel 1415 waren bereits 25 Klöster vertreten; diese H. breiteten sich nach Amerika aus, wo sie einige Zeit große Macht besaßen, und noch vorhanden sind. Berühmteste Klöster: S. Isidor zu Sevilla, S. Justus, wo Kaiser Karl V. st., S. Laurentius oder Escurial (s. d.). Im 16. Jahrh. entstanden in Spanien auch einige weibl. H.-Klöster. In Italien wurde die aus dem Dominikanerorden 1380 hervorgegangene Congregation von Fiesole 1688 aufgehoben. Dagegen kam die gleichfalls 1380 gestiftete Congregation des Pisaners Peter Gambacorti nach Tyrol und Steyermark und die von Lope de Olmeda 1424 gestiftete, von seinem Freunde P. Martin V. bestätigte u. in Italien beschenkte Congregation der H. von der Observanz, auch Eremitae de Lombardia genannt, besitzt noch heute Häuser in Rom und Neapel, doch mögen der Mitglieder nur 30–40 sein.


Hieronymus, St., Sophronius Eusebius, ein durch seine griechische Bildung und Bemühungen für das Verständniß der Bibel ausgezeichneter latein. Kirchenvater, wurde geb. 331 zu Stridon in Dalmatien, studierte zu Rom, lebte am kaiserlichen Hoflager zu Trier, entsagte jugendlichen Verirrungen und ließ sich taufen, wurde zu Aquileja mit Gaudentius, Rufinus und Chromatius befreundet, seit 372 im Orient einheimisch, wie er es zu Rom längst gewesen, lebte nach verschiedenen Schicksalen und theol. Streitigkeiten immer ausschließlicher der Wissenschaft und strengsten Ascese zu Bethlehem und st. 420 daselbst. Seine Gebeine befinden sich zu Rom; Gedächtnißtag 30. September. – Seine Schriften legen Zeugniß ab für vielseitige Bildung sowie für Einseitigkeiten u. Schroffheit. Die vorbereitenden Studien zur hl. Schrift unterstützte er durch antiquarische Untersuchungen und tactvolle Texteskritiken, revidierte 383 auf die Veranlassung des Papstes Damasus die Vulgata, deren zahlreiche Abschriften außerordentlich von einander abwichen, und suchte sie auf die Grundlage der LXX zurückzuführen, übersetzte die meisten Bücher des A. und N. Test. mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit, schrieb ascetische Schriften, viele Streitschriften, interessante Briefe u. s. f. Erste Ausg. durch Erasmus, Basel 1516, 9 Fol., weitere durch den Mauriner Martianay, Par. 1692–1706, 5 Fol., worin viele dem H. unterschobenen Schriften sich finden, dann besonders von Vallarsi, Verona 1734–42, neu durch Migne, Par. 1845–46, 11 Bde. in 8.


Hieronymus von Prag, dessen Beiname „Faulfisch“ wahrscheinlich nur auf einer Verwechslung beruht, wurde 1374 aus einer adeligen Familie zu Prag geb., studierte zu Oxford, von wo er Wiklefs Schriften mitbrachte, dann zu Köln, Heidelberg, Paris, lebte einige Zeit am Hofe Kaiser Wenzels und hielt als Mitglied der Universität Vorträge über religiöse Gegenstände, deren rother Faden hieß: Wer Wiklefs Schriften nicht studiert, der kennt nur die Rinde, nicht aber Kern und Wurzel der Wissenschaft. Nachdem er 1403–1407 ausgedehnte Reisen gemacht, unterstützte er Huß in den Universitätsstreitigkeiten gegen die Deutschen, half 1410 dem Polenkönig die Universität zu Krakau einrichten, hielt auf Kaiser Sigismunds Einladung hin zu Ofen religionsphilosoph. Vorträge, welche bewirkten, daß der Graner Erzbischof sowie die Wiener Universität ihn verfolgten. Er zeigte sich darauf als eifrigen Anhänger und Verbreiter der hussitischen Lehren, kam am 4. April 1415 unerkannt in Konstanz an, und forderte am 7. durch öffentl. Anschlag das Concil heraus, ihm einen Geleitsbrief zu geben, denn er wolle den Lästerern Böhmens, Hussens und seiner Person Rede und Antwort geben, oder als Ketzer überführt die Strafe der Ketzer leiden. Am 17. April sprach das Concil aus, H. solle ungehört und ungerichtet auf keine Weise mißhandelt, gegen den Arm der Gerechtigkeit übrigens keineswegs geschützt werden und habe binnen 15 Tagen sich zu stellen. Bereits war H. entflohen, aber seine Lästerreden wider das Concil veranlaßten, daß er am 25. April zu Hirschau in der Oberpfalz verhaftet wurde und am 23. Mai kam er in Ketten wieder nach Konstanz. Er wurde wegen seiner Flucht verhört, 2 Tage mißhandelt, doch erst im Sept.

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[307/0308] Generalcapitel 1415 waren bereits 25 Klöster vertreten; diese H. breiteten sich nach Amerika aus, wo sie einige Zeit große Macht besaßen, und noch vorhanden sind. Berühmteste Klöster: S. Isidor zu Sevilla, S. Justus, wo Kaiser Karl V. st., S. Laurentius oder Escurial (s. d.). Im 16. Jahrh. entstanden in Spanien auch einige weibl. H.-Klöster. In Italien wurde die aus dem Dominikanerorden 1380 hervorgegangene Congregation von Fiesole 1688 aufgehoben. Dagegen kam die gleichfalls 1380 gestiftete Congregation des Pisaners Peter Gambacorti nach Tyrol und Steyermark und die von Lope de Olmeda 1424 gestiftete, von seinem Freunde P. Martin V. bestätigte u. in Italien beschenkte Congregation der H. von der Observanz, auch Eremitae de Lombardia genannt, besitzt noch heute Häuser in Rom und Neapel, doch mögen der Mitglieder nur 30–40 sein. Hieronymus, St., Sophronius Eusebius, ein durch seine griechische Bildung und Bemühungen für das Verständniß der Bibel ausgezeichneter latein. Kirchenvater, wurde geb. 331 zu Stridon in Dalmatien, studierte zu Rom, lebte am kaiserlichen Hoflager zu Trier, entsagte jugendlichen Verirrungen und ließ sich taufen, wurde zu Aquileja mit Gaudentius, Rufinus und Chromatius befreundet, seit 372 im Orient einheimisch, wie er es zu Rom längst gewesen, lebte nach verschiedenen Schicksalen und theol. Streitigkeiten immer ausschließlicher der Wissenschaft und strengsten Ascese zu Bethlehem und st. 420 daselbst. Seine Gebeine befinden sich zu Rom; Gedächtnißtag 30. September. – Seine Schriften legen Zeugniß ab für vielseitige Bildung sowie für Einseitigkeiten u. Schroffheit. Die vorbereitenden Studien zur hl. Schrift unterstützte er durch antiquarische Untersuchungen und tactvolle Texteskritiken, revidierte 383 auf die Veranlassung des Papstes Damasus die Vulgata, deren zahlreiche Abschriften außerordentlich von einander abwichen, und suchte sie auf die Grundlage der LXX zurückzuführen, übersetzte die meisten Bücher des A. und N. Test. mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit, schrieb ascetische Schriften, viele Streitschriften, interessante Briefe u. s. f. Erste Ausg. durch Erasmus, Basel 1516, 9 Fol., weitere durch den Mauriner Martianay, Par. 1692–1706, 5 Fol., worin viele dem H. unterschobenen Schriften sich finden, dann besonders von Vallarsi, Verona 1734–42, neu durch Migne, Par. 1845–46, 11 Bde. in 8. Hieronymus von Prag, dessen Beiname „Faulfisch“ wahrscheinlich nur auf einer Verwechslung beruht, wurde 1374 aus einer adeligen Familie zu Prag geb., studierte zu Oxford, von wo er Wiklefs Schriften mitbrachte, dann zu Köln, Heidelberg, Paris, lebte einige Zeit am Hofe Kaiser Wenzels und hielt als Mitglied der Universität Vorträge über religiöse Gegenstände, deren rother Faden hieß: Wer Wiklefs Schriften nicht studiert, der kennt nur die Rinde, nicht aber Kern und Wurzel der Wissenschaft. Nachdem er 1403–1407 ausgedehnte Reisen gemacht, unterstützte er Huß in den Universitätsstreitigkeiten gegen die Deutschen, half 1410 dem Polenkönig die Universität zu Krakau einrichten, hielt auf Kaiser Sigismunds Einladung hin zu Ofen religionsphilosoph. Vorträge, welche bewirkten, daß der Graner Erzbischof sowie die Wiener Universität ihn verfolgten. Er zeigte sich darauf als eifrigen Anhänger und Verbreiter der hussitischen Lehren, kam am 4. April 1415 unerkannt in Konstanz an, und forderte am 7. durch öffentl. Anschlag das Concil heraus, ihm einen Geleitsbrief zu geben, denn er wolle den Lästerern Böhmens, Hussens und seiner Person Rede und Antwort geben, oder als Ketzer überführt die Strafe der Ketzer leiden. Am 17. April sprach das Concil aus, H. solle ungehört und ungerichtet auf keine Weise mißhandelt, gegen den Arm der Gerechtigkeit übrigens keineswegs geschützt werden und habe binnen 15 Tagen sich zu stellen. Bereits war H. entflohen, aber seine Lästerreden wider das Concil veranlaßten, daß er am 25. April zu Hirschau in der Oberpfalz verhaftet wurde und am 23. Mai kam er in Ketten wieder nach Konstanz. Er wurde wegen seiner Flucht verhört, 2 Tage mißhandelt, doch erst im Sept.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/308>, abgerufen am 09.11.2024.