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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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1550 nach Genf, wo italien. Flüchtlinge eine calvin. Gemeinde bildeten, weckte durch antitrinitarische Ansichten Calvins gefährlichen Haß, rettete sich zunächst durch Widerruf, floh aber dennoch und zog unstät herum in Deutschland und Polen. Zuletzt kehrte er in die Schweiz zurück, wurde verhaftet und 1556 von den Calvinisten enthauptet.


Gentilismus, deutsch-lat., das Heidenthum.


Gentleman (dschentlmän, vom frz. gentilhomme, Edelmann), in Englande in gesellschaftl. Begriff, umfaßt alle, die durch Vermögen eine unabhängige Stellung haben und ein entsprechendes Benehmen zeigen, also die höheren u. zum Theil auch die mittleren Klassen der Gesellschaft. Eine höhere geistige und äußerliche Bildung ist nothwendiges Erforderniß, sowie ein Charakter, der alles Niedrige von sich weist.


Gentry (dschentry), in England vorzugsweise der niedere Adel, aber auch alle die, welche von keinem Gewerbe leben.


Gentz, Friedrich von, geb. 1764 zu Breslau, trat in österr. Staatsdienst u. ward 1802 Hofrath bei der Hof- und Staatskanzlei zu Wien; G. gehörte aus Ueberzeugung zu den entschiedensten Gegnern der franz. Revolution und Napoleons u. da er ein eben so scharfsinniger als beredter Mann war, wurde ihm die Abfassung vieler öffentlicher Aktenstücke, namentlich Proclamationen, anvertraut. Bei dem Wiener Congresse so wie bei den folgenden führte er als erster Sekretär das Protokoll; als Gegner des Liberalismus ist er von der einen Seite herabgewürdigt, von der andern zu sehr erhoben worden. Er st. 1832. Seine Schriften sind in musterhafter, klassischer Prosa geschrieben; "Historisches Journal", Berlin 1799-1800; "Betrachtungen über den Ursprung und Charakter des Kriegs gegen die franz. Revolution", Berlin 1801; "Fragmente aus der Geschichte des polit. Gleichgewichts in Europa", 2. Aufl. Leipzig 1806. Gesammelte Schriften, Mannheim 1838-40, 5 Bde. "Memoires et lettres inedites", Stuttgart 1841.


Genua (ital. Genova, frz. Genes), sardin. Stadt u. starke Festung an dem von ihr benannten Busen des Mittelmeeres, amphitheatralisch gelegen und einen herrlichen Anblick gewährend (daher Superba, Magnifica genannt), ist Hauptstadt des sardin. Herzogthums Genua, Sitz der Militär- und Civilbehörden, eines Erzbischofs, hat eine Universität u. andere wissenschaftl. Anstalten, viele prachtvolle Paläste und öffentliche Gebäude, über 100 Kirchen, reich ausgestattete wohlthät. Institute u. 108000 E., die Fabriken in Seide, Sammt, Rosenöl etc. betreiben. G. hat einen trefflichen Hafen mit 2 unvergleichlichen Molos und treibt noch immer beträchtlichen Seehandel, besonders mit Getreide aus dem schwarzen Meere, Oel, Reis, Südfrüchten, Baumwolle, Colonialwaaren und Rohstoffen. - Das Herzogthum G., das ehemal. Gebiet der Republik, zwischen dem Mittelmeere, Piemont, Toscana und Parma, ist 110 #M. groß mit 545000 E., gebirgig, schwer zugänglich, nur an Oliven fruchtbar. - G., eine Stadt der Ligurer, wurde von den Römern um 222 vor Chr. erobert und theilte die Schicksale Oberitaliens bis nach Karl d. Gr., wo es wie die meisten größeren Städte thatsächlich unabhängig wurde und rasch aufblühte. In dem Kampfe der Ghibellinen u. Welfen stand G. auf Seite der letzteren u. errang den Sieg über das ghibellinische Pisa, seine Nebenbuhlerin; der Handel mit Syrien war schon sehr bedeutend, erlangte jedoch erst seinen Höhepunkt, als G. mit dem Hofe zu Constantinopel (1261) ein Bündniß schloß und so den Handel in das schwarze Meer an sich brachte. Damals gründete G. auf der Krim Kassa oder Feodosia u. zog denjenigen Zweig des indischen Handels, der über Persien u. das kaspische Meer an das schwarze ausmündete, an sich. Mit Venedig kam es zur Handelseifersucht u. zu blutigen Kriegen, die keinen entscheidenden Erfolg hatten, da ohnehin G. seinen Handel durch die Eroberung Konstantinopels durch die Türken, Venedig den seinen durch den neuen Seeweg um das Cap der guten Hoffnung einbüßte, nachdem kurz zuvor (1407) die St. Georgsbank,

1550 nach Genf, wo italien. Flüchtlinge eine calvin. Gemeinde bildeten, weckte durch antitrinitarische Ansichten Calvins gefährlichen Haß, rettete sich zunächst durch Widerruf, floh aber dennoch und zog unstät herum in Deutschland und Polen. Zuletzt kehrte er in die Schweiz zurück, wurde verhaftet und 1556 von den Calvinisten enthauptet.


Gentilismus, deutsch-lat., das Heidenthum.


Gentleman (dschentlmän, vom frz. gentilhomme, Edelmann), in Englande in gesellschaftl. Begriff, umfaßt alle, die durch Vermögen eine unabhängige Stellung haben und ein entsprechendes Benehmen zeigen, also die höheren u. zum Theil auch die mittleren Klassen der Gesellschaft. Eine höhere geistige und äußerliche Bildung ist nothwendiges Erforderniß, sowie ein Charakter, der alles Niedrige von sich weist.


Gentry (dschentry), in England vorzugsweise der niedere Adel, aber auch alle die, welche von keinem Gewerbe leben.


Gentz, Friedrich von, geb. 1764 zu Breslau, trat in österr. Staatsdienst u. ward 1802 Hofrath bei der Hof- und Staatskanzlei zu Wien; G. gehörte aus Ueberzeugung zu den entschiedensten Gegnern der franz. Revolution und Napoleons u. da er ein eben so scharfsinniger als beredter Mann war, wurde ihm die Abfassung vieler öffentlicher Aktenstücke, namentlich Proclamationen, anvertraut. Bei dem Wiener Congresse so wie bei den folgenden führte er als erster Sekretär das Protokoll; als Gegner des Liberalismus ist er von der einen Seite herabgewürdigt, von der andern zu sehr erhoben worden. Er st. 1832. Seine Schriften sind in musterhafter, klassischer Prosa geschrieben; „Historisches Journal“, Berlin 1799–1800; „Betrachtungen über den Ursprung und Charakter des Kriegs gegen die franz. Revolution“, Berlin 1801; „Fragmente aus der Geschichte des polit. Gleichgewichts in Europa“, 2. Aufl. Leipzig 1806. Gesammelte Schriften, Mannheim 1838–40, 5 Bde. „Mémoires et lettres inédites“, Stuttgart 1841.


Genua (ital. Genova, frz. Gênes), sardin. Stadt u. starke Festung an dem von ihr benannten Busen des Mittelmeeres, amphitheatralisch gelegen und einen herrlichen Anblick gewährend (daher Superba, Magnifica genannt), ist Hauptstadt des sardin. Herzogthums Genua, Sitz der Militär- und Civilbehörden, eines Erzbischofs, hat eine Universität u. andere wissenschaftl. Anstalten, viele prachtvolle Paläste und öffentliche Gebäude, über 100 Kirchen, reich ausgestattete wohlthät. Institute u. 108000 E., die Fabriken in Seide, Sammt, Rosenöl etc. betreiben. G. hat einen trefflichen Hafen mit 2 unvergleichlichen Molos und treibt noch immer beträchtlichen Seehandel, besonders mit Getreide aus dem schwarzen Meere, Oel, Reis, Südfrüchten, Baumwolle, Colonialwaaren und Rohstoffen. – Das Herzogthum G., das ehemal. Gebiet der Republik, zwischen dem Mittelmeere, Piemont, Toscana und Parma, ist 110 □M. groß mit 545000 E., gebirgig, schwer zugänglich, nur an Oliven fruchtbar. – G., eine Stadt der Ligurer, wurde von den Römern um 222 vor Chr. erobert und theilte die Schicksale Oberitaliens bis nach Karl d. Gr., wo es wie die meisten größeren Städte thatsächlich unabhängig wurde und rasch aufblühte. In dem Kampfe der Ghibellinen u. Welfen stand G. auf Seite der letzteren u. errang den Sieg über das ghibellinische Pisa, seine Nebenbuhlerin; der Handel mit Syrien war schon sehr bedeutend, erlangte jedoch erst seinen Höhepunkt, als G. mit dem Hofe zu Constantinopel (1261) ein Bündniß schloß und so den Handel in das schwarze Meer an sich brachte. Damals gründete G. auf der Krim Kassa oder Feodosia u. zog denjenigen Zweig des indischen Handels, der über Persien u. das kaspische Meer an das schwarze ausmündete, an sich. Mit Venedig kam es zur Handelseifersucht u. zu blutigen Kriegen, die keinen entscheidenden Erfolg hatten, da ohnehin G. seinen Handel durch die Eroberung Konstantinopels durch die Türken, Venedig den seinen durch den neuen Seeweg um das Cap der guten Hoffnung einbüßte, nachdem kurz zuvor (1407) die St. Georgsbank,

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[52/0053] 1550 nach Genf, wo italien. Flüchtlinge eine calvin. Gemeinde bildeten, weckte durch antitrinitarische Ansichten Calvins gefährlichen Haß, rettete sich zunächst durch Widerruf, floh aber dennoch und zog unstät herum in Deutschland und Polen. Zuletzt kehrte er in die Schweiz zurück, wurde verhaftet und 1556 von den Calvinisten enthauptet. Gentilismus, deutsch-lat., das Heidenthum. Gentleman (dschentlmän, vom frz. gentilhomme, Edelmann), in Englande in gesellschaftl. Begriff, umfaßt alle, die durch Vermögen eine unabhängige Stellung haben und ein entsprechendes Benehmen zeigen, also die höheren u. zum Theil auch die mittleren Klassen der Gesellschaft. Eine höhere geistige und äußerliche Bildung ist nothwendiges Erforderniß, sowie ein Charakter, der alles Niedrige von sich weist. Gentry (dschentry), in England vorzugsweise der niedere Adel, aber auch alle die, welche von keinem Gewerbe leben. Gentz, Friedrich von, geb. 1764 zu Breslau, trat in österr. Staatsdienst u. ward 1802 Hofrath bei der Hof- und Staatskanzlei zu Wien; G. gehörte aus Ueberzeugung zu den entschiedensten Gegnern der franz. Revolution und Napoleons u. da er ein eben so scharfsinniger als beredter Mann war, wurde ihm die Abfassung vieler öffentlicher Aktenstücke, namentlich Proclamationen, anvertraut. Bei dem Wiener Congresse so wie bei den folgenden führte er als erster Sekretär das Protokoll; als Gegner des Liberalismus ist er von der einen Seite herabgewürdigt, von der andern zu sehr erhoben worden. Er st. 1832. Seine Schriften sind in musterhafter, klassischer Prosa geschrieben; „Historisches Journal“, Berlin 1799–1800; „Betrachtungen über den Ursprung und Charakter des Kriegs gegen die franz. Revolution“, Berlin 1801; „Fragmente aus der Geschichte des polit. Gleichgewichts in Europa“, 2. Aufl. Leipzig 1806. Gesammelte Schriften, Mannheim 1838–40, 5 Bde. „Mémoires et lettres inédites“, Stuttgart 1841. Genua (ital. Genova, frz. Gênes), sardin. Stadt u. starke Festung an dem von ihr benannten Busen des Mittelmeeres, amphitheatralisch gelegen und einen herrlichen Anblick gewährend (daher Superba, Magnifica genannt), ist Hauptstadt des sardin. Herzogthums Genua, Sitz der Militär- und Civilbehörden, eines Erzbischofs, hat eine Universität u. andere wissenschaftl. Anstalten, viele prachtvolle Paläste und öffentliche Gebäude, über 100 Kirchen, reich ausgestattete wohlthät. Institute u. 108000 E., die Fabriken in Seide, Sammt, Rosenöl etc. betreiben. G. hat einen trefflichen Hafen mit 2 unvergleichlichen Molos und treibt noch immer beträchtlichen Seehandel, besonders mit Getreide aus dem schwarzen Meere, Oel, Reis, Südfrüchten, Baumwolle, Colonialwaaren und Rohstoffen. – Das Herzogthum G., das ehemal. Gebiet der Republik, zwischen dem Mittelmeere, Piemont, Toscana und Parma, ist 110 □M. groß mit 545000 E., gebirgig, schwer zugänglich, nur an Oliven fruchtbar. – G., eine Stadt der Ligurer, wurde von den Römern um 222 vor Chr. erobert und theilte die Schicksale Oberitaliens bis nach Karl d. Gr., wo es wie die meisten größeren Städte thatsächlich unabhängig wurde und rasch aufblühte. In dem Kampfe der Ghibellinen u. Welfen stand G. auf Seite der letzteren u. errang den Sieg über das ghibellinische Pisa, seine Nebenbuhlerin; der Handel mit Syrien war schon sehr bedeutend, erlangte jedoch erst seinen Höhepunkt, als G. mit dem Hofe zu Constantinopel (1261) ein Bündniß schloß und so den Handel in das schwarze Meer an sich brachte. Damals gründete G. auf der Krim Kassa oder Feodosia u. zog denjenigen Zweig des indischen Handels, der über Persien u. das kaspische Meer an das schwarze ausmündete, an sich. Mit Venedig kam es zur Handelseifersucht u. zu blutigen Kriegen, die keinen entscheidenden Erfolg hatten, da ohnehin G. seinen Handel durch die Eroberung Konstantinopels durch die Türken, Venedig den seinen durch den neuen Seeweg um das Cap der guten Hoffnung einbüßte, nachdem kurz zuvor (1407) die St. Georgsbank,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/53>, abgerufen am 23.11.2024.