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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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u. nahm deßwegen weder von der batav. Republik noch von Napoleon eine Stelle an, sondern lebte dem Landbau, der Wohlthätigkeit u. der Wissenschaft, verfaßte auch geschätzte Schriften über den Seekrieg; st. 1820.


Kinsky, uralte böhm. Familie, früher Wchinsky, blüht in einer gräfl. und seit 1747 auch in einer fürstl. Linie, besitzt die Oberst-Erblandhofmeisterstelle von Böhmen; Haupt der ersten Linie ist Joseph Graf K. zu Wchinitz und Tettau, geb. 1813, der anderen Ferdinand Bonaventura Fürst K. zu Wchinitz u. Tettau, geb. 1834.


Kinyras, myth., Phönizier, König von Paphos auf Cypern, Priester der Venus, welches Amt auf seine Nachkommen, die Kinyraden, vererbte.


Kinzig, Nebenfluß des Rheins in Baden, entspringt auf dem Schwarzwalde, dient zur Holzflößerei u. mündet bei Kehl. - K., Nebenfluß des Mains, kommt vom Vogelsberg, mündet bei Hanau.


Kiosk, bei den Türken und Persern auf 4 Säulen ruhendes Gartenhaus mit offenen Seiten, höchstens durch Gitter geschlossen.


Kipper u. Wipper (kippen: beschneiden, wippen: wägen), Betrüger, welche das gute Geld beschneiden; so nannte man früher auch Münzherren, die gutes Geld einschmolzen und schlechtes ausmünzten.


Kirath, arab. Gewicht = 4 Gran.


Kirchberg, Name vieler Orte in allen Gegenden Deutschlands, der bedeutendste ist die sächs. Stadt K. südl. von Zwickau mit 5100 E., Wolle- u. Papierfabrikation, Spitzenklöppelei.


Kirche, die (abgeleitet vom griech. kuriake scil. oikia = Haus des Herrn) das Gotteshaus; in der Bibel ekklesia scil. kuriake, Versammlung des Herrn, lat. ecclesia (s. d.) die Gemeinde, welche Gott durch Seinen Sohn Jesum Christum auf Erden für den Himmel stiftete, um sie mit sich in einem heiligen u. seligen Leben für ewig und auf das innigste zu vereinigen, die Erlösungsanstalt der Menschheit sowie die Gesammtheit der Mitglieder der K. Drey nennt die K. die durch Christum gestiftete und durch den heiligen Geist unter Mitwirkung der dazu berufenen Organe bewirkte Lebensgemeinschaft der erlösten Menschen unter sich u. mit Gott. In diesem Sinne ist die K. das Reich Gottes überhaupt u. näher 1) die triumphirende K., d. h. die Gesammtheit der in den Himmel Aufgenommenen; 2) die leidende K., d. h. die Gesammtheit der Seelen im Fegfeuer und 3) die streitende K., d. h. die Gesammtheit der Christgläubigen auf Erden, ein lebendiger Organismus (I Kor. 12; Ephes. 4), dessen Haupt Christus, dessen Glieder die durch Gottes Gnade und durch ihre eigene Mitwirkung Erlösten sind. Vgl. Himmel, Fegfeuer. Gestiftet ist die K. von Jesus Christus (s. Bd. I. S. 114), welcher dem Petrus (Matth. 16. 18. 19., Joh. 21. 15-17) und den übrigen Aposteln Seine Gewalt übertrug, damit sie Seine Lehre verkündeten (Joh. 20,21; Luk. 10. 16; Matth. 18, 18), die Sakramente ausspendeten (Matth. 28, 19. 20; Joh. 20, 22. 23; I Kor. 4, 1), alle Gläubigen in ihre Gemeinschaft aufnähmen, regierten, leiteten und zur ewigen Seligkeit führten (Apg. 15; I. Kor. 5, 5; I. Timoth. 1, 20; II. Kor. 2, 10; Tit. 1, 5 u. s. f.). Ihren geschichtlichen Anfang nahm die K. am ersten Pfingstfeste, wo der heil. Geist über die Apostel herabkam, dessen fortwährenden Beistand Christus der K. versprochen hatte (Joh. 14, 16. 17.). Von einer unsichtbaren K. kann nur die Rede sein, insofern man die triumphirende und leidende K. unsichtbar nennen will oder insofern man es dem Einzelnen nicht mit völliger Gewißheit abmerkt, ob er ein lebendiges oder todtes Glied am Leibe Jesu Christi sei. Dagegen wird in der Bibel die K. vielfach mit einem Leibe, mit einer Stadt auf einem Berge u. s. w. verglichen, Christus befiehlt ausdrücklich, die K. zu hören u. mit ihr zu reden (Matth. 18, 17) u. diese ist durch die ganze bisherige K.ngeschichte hinlänglich sichtbar gewesen durch ihre Vorsteher, durch die öffentliche Verkündigung und das öffentliche Bekenntniß ihrer Lehre, durch die Ausspendung der hl. Sakramente u. ihren Gottesdienst. Weil nur Ein Gott und Eine Wahrheit möglich ist, deßhalb kann es auch nur eine einzige wahre K. geben.

u. nahm deßwegen weder von der batav. Republik noch von Napoleon eine Stelle an, sondern lebte dem Landbau, der Wohlthätigkeit u. der Wissenschaft, verfaßte auch geschätzte Schriften über den Seekrieg; st. 1820.


Kinsky, uralte böhm. Familie, früher Wchinsky, blüht in einer gräfl. und seit 1747 auch in einer fürstl. Linie, besitzt die Oberst-Erblandhofmeisterstelle von Böhmen; Haupt der ersten Linie ist Joseph Graf K. zu Wchinitz und Tettau, geb. 1813, der anderen Ferdinand Bonaventura Fürst K. zu Wchinitz u. Tettau, geb. 1834.


Kinyras, myth., Phönizier, König von Paphos auf Cypern, Priester der Venus, welches Amt auf seine Nachkommen, die Kinyraden, vererbte.


Kinzig, Nebenfluß des Rheins in Baden, entspringt auf dem Schwarzwalde, dient zur Holzflößerei u. mündet bei Kehl. – K., Nebenfluß des Mains, kommt vom Vogelsberg, mündet bei Hanau.


Kiosk, bei den Türken und Persern auf 4 Säulen ruhendes Gartenhaus mit offenen Seiten, höchstens durch Gitter geschlossen.


Kipper u. Wipper (kippen: beschneiden, wippen: wägen), Betrüger, welche das gute Geld beschneiden; so nannte man früher auch Münzherren, die gutes Geld einschmolzen und schlechtes ausmünzten.


Kirath, arab. Gewicht = 4 Gran.


Kirchberg, Name vieler Orte in allen Gegenden Deutschlands, der bedeutendste ist die sächs. Stadt K. südl. von Zwickau mit 5100 E., Wolle- u. Papierfabrikation, Spitzenklöppelei.


Kirche, die (abgeleitet vom griech. κυριακή scil. οἰκία = Haus des Herrn) das Gotteshaus; in der Bibel ἐκκλησία scil. κυριακη, Versammlung des Herrn, lat. ecclesia (s. d.) die Gemeinde, welche Gott durch Seinen Sohn Jesum Christum auf Erden für den Himmel stiftete, um sie mit sich in einem heiligen u. seligen Leben für ewig und auf das innigste zu vereinigen, die Erlösungsanstalt der Menschheit sowie die Gesammtheit der Mitglieder der K. Drey nennt die K. die durch Christum gestiftete und durch den heiligen Geist unter Mitwirkung der dazu berufenen Organe bewirkte Lebensgemeinschaft der erlösten Menschen unter sich u. mit Gott. In diesem Sinne ist die K. das Reich Gottes überhaupt u. näher 1) die triumphirende K., d. h. die Gesammtheit der in den Himmel Aufgenommenen; 2) die leidende K., d. h. die Gesammtheit der Seelen im Fegfeuer und 3) die streitende K., d. h. die Gesammtheit der Christgläubigen auf Erden, ein lebendiger Organismus (I Kor. 12; Ephes. 4), dessen Haupt Christus, dessen Glieder die durch Gottes Gnade und durch ihre eigene Mitwirkung Erlösten sind. Vgl. Himmel, Fegfeuer. Gestiftet ist die K. von Jesus Christus (s. Bd. I. S. 114), welcher dem Petrus (Matth. 16. 18. 19., Joh. 21. 15–17) und den übrigen Aposteln Seine Gewalt übertrug, damit sie Seine Lehre verkündeten (Joh. 20,21; Luk. 10. 16; Matth. 18, 18), die Sakramente ausspendeten (Matth. 28, 19. 20; Joh. 20, 22. 23; I Kor. 4, 1), alle Gläubigen in ihre Gemeinschaft aufnähmen, regierten, leiteten und zur ewigen Seligkeit führten (Apg. 15; I. Kor. 5, 5; I. Timoth. 1, 20; II. Kor. 2, 10; Tit. 1, 5 u. s. f.). Ihren geschichtlichen Anfang nahm die K. am ersten Pfingstfeste, wo der heil. Geist über die Apostel herabkam, dessen fortwährenden Beistand Christus der K. versprochen hatte (Joh. 14, 16. 17.). Von einer unsichtbaren K. kann nur die Rede sein, insofern man die triumphirende und leidende K. unsichtbar nennen will oder insofern man es dem Einzelnen nicht mit völliger Gewißheit abmerkt, ob er ein lebendiges oder todtes Glied am Leibe Jesu Christi sei. Dagegen wird in der Bibel die K. vielfach mit einem Leibe, mit einer Stadt auf einem Berge u. s. w. verglichen, Christus befiehlt ausdrücklich, die K. zu hören u. mit ihr zu reden (Matth. 18, 17) u. diese ist durch die ganze bisherige K.ngeschichte hinlänglich sichtbar gewesen durch ihre Vorsteher, durch die öffentliche Verkündigung und das öffentliche Bekenntniß ihrer Lehre, durch die Ausspendung der hl. Sakramente u. ihren Gottesdienst. Weil nur Ein Gott und Eine Wahrheit möglich ist, deßhalb kann es auch nur eine einzige wahre K. geben.

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[592/0593] u. nahm deßwegen weder von der batav. Republik noch von Napoleon eine Stelle an, sondern lebte dem Landbau, der Wohlthätigkeit u. der Wissenschaft, verfaßte auch geschätzte Schriften über den Seekrieg; st. 1820. Kinsky, uralte böhm. Familie, früher Wchinsky, blüht in einer gräfl. und seit 1747 auch in einer fürstl. Linie, besitzt die Oberst-Erblandhofmeisterstelle von Böhmen; Haupt der ersten Linie ist Joseph Graf K. zu Wchinitz und Tettau, geb. 1813, der anderen Ferdinand Bonaventura Fürst K. zu Wchinitz u. Tettau, geb. 1834. Kinyras, myth., Phönizier, König von Paphos auf Cypern, Priester der Venus, welches Amt auf seine Nachkommen, die Kinyraden, vererbte. Kinzig, Nebenfluß des Rheins in Baden, entspringt auf dem Schwarzwalde, dient zur Holzflößerei u. mündet bei Kehl. – K., Nebenfluß des Mains, kommt vom Vogelsberg, mündet bei Hanau. Kiosk, bei den Türken und Persern auf 4 Säulen ruhendes Gartenhaus mit offenen Seiten, höchstens durch Gitter geschlossen. Kipper u. Wipper (kippen: beschneiden, wippen: wägen), Betrüger, welche das gute Geld beschneiden; so nannte man früher auch Münzherren, die gutes Geld einschmolzen und schlechtes ausmünzten. Kirath, arab. Gewicht = 4 Gran. Kirchberg, Name vieler Orte in allen Gegenden Deutschlands, der bedeutendste ist die sächs. Stadt K. südl. von Zwickau mit 5100 E., Wolle- u. Papierfabrikation, Spitzenklöppelei. Kirche, die (abgeleitet vom griech. κυριακή scil. οἰκία = Haus des Herrn) das Gotteshaus; in der Bibel ἐκκλησία scil. κυριακη, Versammlung des Herrn, lat. ecclesia (s. d.) die Gemeinde, welche Gott durch Seinen Sohn Jesum Christum auf Erden für den Himmel stiftete, um sie mit sich in einem heiligen u. seligen Leben für ewig und auf das innigste zu vereinigen, die Erlösungsanstalt der Menschheit sowie die Gesammtheit der Mitglieder der K. Drey nennt die K. die durch Christum gestiftete und durch den heiligen Geist unter Mitwirkung der dazu berufenen Organe bewirkte Lebensgemeinschaft der erlösten Menschen unter sich u. mit Gott. In diesem Sinne ist die K. das Reich Gottes überhaupt u. näher 1) die triumphirende K., d. h. die Gesammtheit der in den Himmel Aufgenommenen; 2) die leidende K., d. h. die Gesammtheit der Seelen im Fegfeuer und 3) die streitende K., d. h. die Gesammtheit der Christgläubigen auf Erden, ein lebendiger Organismus (I Kor. 12; Ephes. 4), dessen Haupt Christus, dessen Glieder die durch Gottes Gnade und durch ihre eigene Mitwirkung Erlösten sind. Vgl. Himmel, Fegfeuer. Gestiftet ist die K. von Jesus Christus (s. Bd. I. S. 114), welcher dem Petrus (Matth. 16. 18. 19., Joh. 21. 15–17) und den übrigen Aposteln Seine Gewalt übertrug, damit sie Seine Lehre verkündeten (Joh. 20,21; Luk. 10. 16; Matth. 18, 18), die Sakramente ausspendeten (Matth. 28, 19. 20; Joh. 20, 22. 23; I Kor. 4, 1), alle Gläubigen in ihre Gemeinschaft aufnähmen, regierten, leiteten und zur ewigen Seligkeit führten (Apg. 15; I. Kor. 5, 5; I. Timoth. 1, 20; II. Kor. 2, 10; Tit. 1, 5 u. s. f.). Ihren geschichtlichen Anfang nahm die K. am ersten Pfingstfeste, wo der heil. Geist über die Apostel herabkam, dessen fortwährenden Beistand Christus der K. versprochen hatte (Joh. 14, 16. 17.). Von einer unsichtbaren K. kann nur die Rede sein, insofern man die triumphirende und leidende K. unsichtbar nennen will oder insofern man es dem Einzelnen nicht mit völliger Gewißheit abmerkt, ob er ein lebendiges oder todtes Glied am Leibe Jesu Christi sei. Dagegen wird in der Bibel die K. vielfach mit einem Leibe, mit einer Stadt auf einem Berge u. s. w. verglichen, Christus befiehlt ausdrücklich, die K. zu hören u. mit ihr zu reden (Matth. 18, 17) u. diese ist durch die ganze bisherige K.ngeschichte hinlänglich sichtbar gewesen durch ihre Vorsteher, durch die öffentliche Verkündigung und das öffentliche Bekenntniß ihrer Lehre, durch die Ausspendung der hl. Sakramente u. ihren Gottesdienst. Weil nur Ein Gott und Eine Wahrheit möglich ist, deßhalb kann es auch nur eine einzige wahre K. geben.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/593>, abgerufen am 23.11.2024.