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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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von etwa 3 Meil. Länge und 2 Meil. Breite mit 10-11000 Einw. hatte, wurde es zunächst den "Entschädigungen" des Fürsten von Nassau und Oranien beigefügt, 1807 westfäl., 1815 preuß., von Preußen den Landgrafen von Hessen-Rotenburg überlassen u. zu einem Mediatfürstenthum gemacht 1822; seit 1834 ist K. im Besitze des Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst. - Vgl. P. Wigand's "Geschichte der gefürsteten Reichsabtei Corvey" Höxter 1819; dann "die korveischen Geschichtsquellen" Lpzg. 1841, worin er den 1712 gest. Geschichtschreiber Paullini als den Verfasser des 1823 von Wedekind hrsggb. Chronicon Corbejense nachzuweisen suchte.


Korybanten, griech.-deutsch, Priester der phryg. Göttin Cybele, die bei deren Dienste wilde Waffentänze aufführten; auch gleichbedeutend mit Kabiren, vgl. Samothrake.


Koryphäen, griech.-deutsch. die an der Spitze Stehenden, die Chorführer, die Ersten, die Führer und Leiter.


Korzec, Korschetz, poln. Getreidemaß von 5152-59282/5 Par. Kubikzoll.


Kos, Insel im Archipel, jetzt Stanchio, 41/2 #M. groß, mit 10000 E., berühmt durch einen Tempel des Aesculap, im Alterthume als Geburtsstätte des Hippokrates und Apelles, durch Seidefabrikation (koische Gewänder).


Kosacken, eigentlich Kasacken, russ. Volksstamm, mit fremden Elementen gemischt, in der Ukraine, am Don, an der Wolga, am Ural, am asow'schen und schwarzen Meer, am Kuban und Terek, auch in Sibirien, in 2 Hauptstämme, den maloross. od. kleinruss. (Zaporoger K.) und die Donschen K. ursprünglich getheilt. Sie treiben ausgedehnte Viehzucht, einigen Ackerbau und nur die unentbehrlichsten Handwerke. Ihre Verfassung war ursprünglich eine demokratische, sie wählten ihren Hetman selbst und hatten keinen Adel unter sich, seit Katharina II. sind aber ihre Freiheiten bedeutend eingeschränkt worden, es ist ein auf Güterbesitz begründeter Adel geschaffen und der russ. Rangunterschied eingeführt. Im Kriege sind sie alle zum Dienste verpflichtet; sie bilden eine leichte Reiterei, die zwar regelmäßigen Truppen nicht Stand hält, jedoch als Vorposten, bei Ueberfällen, Verfolgung und Recognoscirung etc. für die russ. Armeen von unschätzbarem Werthe ist. Neuerdings sind reguläre K.regimenter mit reitender Artillerie formirt worden, deren Leistungen jedoch noch durch keine Proben bekannt sind. Außerordentlich wichtig sind die K. in den Militärkolonien am asow'schen Meere, am Kuban und Terek, überhaupt an der Gränze gegen uncivilisirte Völker, wo sie sich als die besten u. wohlfeilsten Wächter erweisen. Ihre Anzahl beträgt wohl gegen 2 Mill.; daß sie über 50000 Krieger stellen können, ist gewiß.


Kosciusko (Koschziuschko), Thaddäus, geb. 1746 zu Siechnowice, der letzte Oberfeldherr der poln. Republik, wurde zu Warschau und in Versailles zum Offizier erzogen, Hauptmann, verließ Polen wegen eines Liebeshandels und nahm unter Washington Dienste, in welchen er bis zum Brigadegeneral stieg. Nach seiner Rückkehr schloß er sich der Patriotenpartei an, erwarb sich im Feldzuge von 1792 gegen die Russen durch das Treffen bei Dubienka den Ruf des besten poln. Generals, verließ Polen, als König Stanislaus Poniatowski sich den Russen fügte, blieb aber von Leipzig aus mit den Patrioten in Verbindung. Als 1794 der allgemeine Aufstand ausbrach, trat er an die Spitze der Krakauer Conföderation und wurde Dictator und Oberfeldherr, in welcher Stellung er seine Gewalt in keiner Weise mißbrauchte und mit geringen Mitteln Außerordentliches leistete. Er gewann das Treffen bei Raclawice, wurde zwar von der preuß. Armee geschlagen, zwang dieselbe jedoch wieder zur Aufhebung der Belagerung von Warschau. Am 10. Octbr. unterlag er bei Macijowice der russ. Uebermacht, wurde verwundet und gefangen (Finis Poloniae!). Katharina II. ließ ihn in das Gefängniß werfen, Paul I. aber gab ihm die Freiheit wieder und K. ging 1797 nach Amerika, im folgenden Jahre, im Auftrage des Congresses, nach Frankreich, wo er bis 1814 zurückgezogen lebte. Napoleon wollte ihn zur Revolutionirung Polens gebrauchen, als er ihm aber die Wiederherstellung Polens

von etwa 3 Meil. Länge und 2 Meil. Breite mit 10–11000 Einw. hatte, wurde es zunächst den „Entschädigungen“ des Fürsten von Nassau und Oranien beigefügt, 1807 westfäl., 1815 preuß., von Preußen den Landgrafen von Hessen-Rotenburg überlassen u. zu einem Mediatfürstenthum gemacht 1822; seit 1834 ist K. im Besitze des Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst. – Vgl. P. Wigandʼs „Geschichte der gefürsteten Reichsabtei Corvey“ Höxter 1819; dann „die korveischen Geschichtsquellen“ Lpzg. 1841, worin er den 1712 gest. Geschichtschreiber Paullini als den Verfasser des 1823 von Wedekind hrsggb. Chronicon Corbejense nachzuweisen suchte.


Korybanten, griech.-deutsch, Priester der phryg. Göttin Cybele, die bei deren Dienste wilde Waffentänze aufführten; auch gleichbedeutend mit Kabiren, vgl. Samothrake.


Koryphäen, griech.-deutsch. die an der Spitze Stehenden, die Chorführer, die Ersten, die Führer und Leiter.


Korzec, Korschetz, poln. Getreidemaß von 5152–59282/5 Par. Kubikzoll.


Kos, Insel im Archipel, jetzt Stanchio, 41/2 □M. groß, mit 10000 E., berühmt durch einen Tempel des Aesculap, im Alterthume als Geburtsstätte des Hippokrates und Apelles, durch Seidefabrikation (koische Gewänder).


Kosacken, eigentlich Kasacken, russ. Volksstamm, mit fremden Elementen gemischt, in der Ukraine, am Don, an der Wolga, am Ural, am asowʼschen und schwarzen Meer, am Kuban und Terek, auch in Sibirien, in 2 Hauptstämme, den maloross. od. kleinruss. (Zaporoger K.) und die Donschen K. ursprünglich getheilt. Sie treiben ausgedehnte Viehzucht, einigen Ackerbau und nur die unentbehrlichsten Handwerke. Ihre Verfassung war ursprünglich eine demokratische, sie wählten ihren Hetman selbst und hatten keinen Adel unter sich, seit Katharina II. sind aber ihre Freiheiten bedeutend eingeschränkt worden, es ist ein auf Güterbesitz begründeter Adel geschaffen und der russ. Rangunterschied eingeführt. Im Kriege sind sie alle zum Dienste verpflichtet; sie bilden eine leichte Reiterei, die zwar regelmäßigen Truppen nicht Stand hält, jedoch als Vorposten, bei Ueberfällen, Verfolgung und Recognoscirung etc. für die russ. Armeen von unschätzbarem Werthe ist. Neuerdings sind reguläre K.regimenter mit reitender Artillerie formirt worden, deren Leistungen jedoch noch durch keine Proben bekannt sind. Außerordentlich wichtig sind die K. in den Militärkolonien am asowʼschen Meere, am Kuban und Terek, überhaupt an der Gränze gegen uncivilisirte Völker, wo sie sich als die besten u. wohlfeilsten Wächter erweisen. Ihre Anzahl beträgt wohl gegen 2 Mill.; daß sie über 50000 Krieger stellen können, ist gewiß.


Kosciusko (Koschziuschko), Thaddäus, geb. 1746 zu Siechnowice, der letzte Oberfeldherr der poln. Republik, wurde zu Warschau und in Versailles zum Offizier erzogen, Hauptmann, verließ Polen wegen eines Liebeshandels und nahm unter Washington Dienste, in welchen er bis zum Brigadegeneral stieg. Nach seiner Rückkehr schloß er sich der Patriotenpartei an, erwarb sich im Feldzuge von 1792 gegen die Russen durch das Treffen bei Dubienka den Ruf des besten poln. Generals, verließ Polen, als König Stanislaus Poniatowski sich den Russen fügte, blieb aber von Leipzig aus mit den Patrioten in Verbindung. Als 1794 der allgemeine Aufstand ausbrach, trat er an die Spitze der Krakauer Conföderation und wurde Dictator und Oberfeldherr, in welcher Stellung er seine Gewalt in keiner Weise mißbrauchte und mit geringen Mitteln Außerordentliches leistete. Er gewann das Treffen bei Raclawice, wurde zwar von der preuß. Armee geschlagen, zwang dieselbe jedoch wieder zur Aufhebung der Belagerung von Warschau. Am 10. Octbr. unterlag er bei Macijowice der russ. Uebermacht, wurde verwundet und gefangen (Finis Poloniae!). Katharina II. ließ ihn in das Gefängniß werfen, Paul I. aber gab ihm die Freiheit wieder und K. ging 1797 nach Amerika, im folgenden Jahre, im Auftrage des Congresses, nach Frankreich, wo er bis 1814 zurückgezogen lebte. Napoleon wollte ihn zur Revolutionirung Polens gebrauchen, als er ihm aber die Wiederherstellung Polens

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[646/0647] von etwa 3 Meil. Länge und 2 Meil. Breite mit 10–11000 Einw. hatte, wurde es zunächst den „Entschädigungen“ des Fürsten von Nassau und Oranien beigefügt, 1807 westfäl., 1815 preuß., von Preußen den Landgrafen von Hessen-Rotenburg überlassen u. zu einem Mediatfürstenthum gemacht 1822; seit 1834 ist K. im Besitze des Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst. – Vgl. P. Wigandʼs „Geschichte der gefürsteten Reichsabtei Corvey“ Höxter 1819; dann „die korveischen Geschichtsquellen“ Lpzg. 1841, worin er den 1712 gest. Geschichtschreiber Paullini als den Verfasser des 1823 von Wedekind hrsggb. Chronicon Corbejense nachzuweisen suchte. Korybanten, griech.-deutsch, Priester der phryg. Göttin Cybele, die bei deren Dienste wilde Waffentänze aufführten; auch gleichbedeutend mit Kabiren, vgl. Samothrake. Koryphäen, griech.-deutsch. die an der Spitze Stehenden, die Chorführer, die Ersten, die Führer und Leiter. Korzec, Korschetz, poln. Getreidemaß von 5152–59282/5 Par. Kubikzoll. Kos, Insel im Archipel, jetzt Stanchio, 41/2 □M. groß, mit 10000 E., berühmt durch einen Tempel des Aesculap, im Alterthume als Geburtsstätte des Hippokrates und Apelles, durch Seidefabrikation (koische Gewänder). Kosacken, eigentlich Kasacken, russ. Volksstamm, mit fremden Elementen gemischt, in der Ukraine, am Don, an der Wolga, am Ural, am asowʼschen und schwarzen Meer, am Kuban und Terek, auch in Sibirien, in 2 Hauptstämme, den maloross. od. kleinruss. (Zaporoger K.) und die Donschen K. ursprünglich getheilt. Sie treiben ausgedehnte Viehzucht, einigen Ackerbau und nur die unentbehrlichsten Handwerke. Ihre Verfassung war ursprünglich eine demokratische, sie wählten ihren Hetman selbst und hatten keinen Adel unter sich, seit Katharina II. sind aber ihre Freiheiten bedeutend eingeschränkt worden, es ist ein auf Güterbesitz begründeter Adel geschaffen und der russ. Rangunterschied eingeführt. Im Kriege sind sie alle zum Dienste verpflichtet; sie bilden eine leichte Reiterei, die zwar regelmäßigen Truppen nicht Stand hält, jedoch als Vorposten, bei Ueberfällen, Verfolgung und Recognoscirung etc. für die russ. Armeen von unschätzbarem Werthe ist. Neuerdings sind reguläre K.regimenter mit reitender Artillerie formirt worden, deren Leistungen jedoch noch durch keine Proben bekannt sind. Außerordentlich wichtig sind die K. in den Militärkolonien am asowʼschen Meere, am Kuban und Terek, überhaupt an der Gränze gegen uncivilisirte Völker, wo sie sich als die besten u. wohlfeilsten Wächter erweisen. Ihre Anzahl beträgt wohl gegen 2 Mill.; daß sie über 50000 Krieger stellen können, ist gewiß. Kosciusko (Koschziuschko), Thaddäus, geb. 1746 zu Siechnowice, der letzte Oberfeldherr der poln. Republik, wurde zu Warschau und in Versailles zum Offizier erzogen, Hauptmann, verließ Polen wegen eines Liebeshandels und nahm unter Washington Dienste, in welchen er bis zum Brigadegeneral stieg. Nach seiner Rückkehr schloß er sich der Patriotenpartei an, erwarb sich im Feldzuge von 1792 gegen die Russen durch das Treffen bei Dubienka den Ruf des besten poln. Generals, verließ Polen, als König Stanislaus Poniatowski sich den Russen fügte, blieb aber von Leipzig aus mit den Patrioten in Verbindung. Als 1794 der allgemeine Aufstand ausbrach, trat er an die Spitze der Krakauer Conföderation und wurde Dictator und Oberfeldherr, in welcher Stellung er seine Gewalt in keiner Weise mißbrauchte und mit geringen Mitteln Außerordentliches leistete. Er gewann das Treffen bei Raclawice, wurde zwar von der preuß. Armee geschlagen, zwang dieselbe jedoch wieder zur Aufhebung der Belagerung von Warschau. Am 10. Octbr. unterlag er bei Macijowice der russ. Uebermacht, wurde verwundet und gefangen (Finis Poloniae!). Katharina II. ließ ihn in das Gefängniß werfen, Paul I. aber gab ihm die Freiheit wieder und K. ging 1797 nach Amerika, im folgenden Jahre, im Auftrage des Congresses, nach Frankreich, wo er bis 1814 zurückgezogen lebte. Napoleon wollte ihn zur Revolutionirung Polens gebrauchen, als er ihm aber die Wiederherstellung Polens

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/647>, abgerufen am 23.11.2024.