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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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E.; G. ist wichtige Festung gegen Frankreich, berühmt durch ihre tapfere Vertheidigung vom 8. Juni bis 11. Septbr. 1809.


Geronten, griech.-deutsch, die Alten, s. Sparta.


Gers (Schär), Nebenfluß der Garonne, von dem das Depart. G. benannt ist; dieses zählt 1141/2 #M. mit 308000 E., ist hügelig. nicht besonders fruchtbar, hat jedoch guten Weinbau, keine bedeutende Industrie. Hauptstadt: Auch.


Gersau, Dorf am südl. Fuß des Rigi mit 1600 E., Seideweberei und Alpenwirthschaft; bis 1799 war G. die kleinste Republik Europas, seitdem dem Kanton Schwyz zugetheilt (trotz Reclamation im J. 1815).


Gersdorff, Karl Friedr. Wilh. von, geb. 1765, gest. 1829, sächs. General, besonders als militär. Schriftsteller bekannt (Vorlesungen über militär. Gegenstände).


Gerson (Schersong), der Kanzler u. "doctor christianissimus" der Pariser Universität, geb. 1363 zu Charlier in der Champagne, Schüler des P. d'Ailly u. berühmter Lehrer, verfocht mit der ganzen Entschiedenheit eines energischen Charakters die Beseitigung des päpstl. Schisma's durch Absetzung der Gegenpäpste und Wahl eines neuen Papstes sowie die Nothwendigkeit eines allgem. Concils (De modo pacificandi, reformandi ac uniendi ecclesiam), vertheidigte auf dem Konstanzerconcil mit großer Entschiedenheit den Satz, daß. das Concil über dem Papste stehe und eiferte gegen die damals sehr weit ausgedehnten päpstl. Reservationen, Taxen, Untauglichkeit u. Sittenlosigkeit des Clerus. Aber ein Vorläufer der Reformatoren war G. in keinem Sinne, denn er wollte Kircheneinigung anstatt der Trennung, verdammte den Huß und bewährte sich in seinen mystischen Schriften als ein so glaubenstreuer Katholik, daß er bis auf die neueste Zeit vielfach als Verfasser der Nachfolge Christi galt. Mit dem Herzog von Burgund verfeindet, weil G. den am Herzog von Orleans vollbrachten Mord öffentlich gerügt hatte, wagte dieser nicht, nach dem Concil nach Paris zurückzukehren. Zu Rattenberg in Tyrol soll er die Schrift "de consolatione theologiae" geschrieben haben, dann zog er sich in das Kloster der Cölestiner zu Lyon zurück und st. 1429. Gesammtausgabe von E. Dupin, Antwerpen 1706, 5 Fol., worin die Schriften nach Klassen geordnet sind.


Gerstäcker, Friedrich, geb. 1816 zu Hamburg, bekannter Reisender u. geistvoller Schriftsteller, derjenige Deutsche, der am meisten von der Erde gesehen hat; lebt in Leipzig. Schriften: "Streif- u. Jagdzüge durch die V. St. Nordamerikas", Dresd. 1844; "Die Regulatoren in Arkansas", Leipz. 1846; "Missisippibilder", Dresd. 1847; "Die Flußpiraten des Missisippi", Leipzig 1848; "Amerikan. Wald- und Strombilder", Leipz. 1849; "Reisen", Stuttgart 1852-54; "Aus zwei Welten", Leipz. 1854; "Tahiti", Leipzig 1854.


Gerste (hordeum), bekannte Getreideart, als Sommer- u. Winter-G. angebaut, kommt in vielen Arten vor: die große zweizeilige G. (H. distichon), die gemeine oder vierzeilige (H. vulgare), die sechszeilige (H. hexastichon), die Pfauen-, Reis-, Bart-G. (H. distichon nudum), Himalaya-, Chevalier-, Jerusalem-, Annat- etc. G. Die G. erträgt unter allen Getreidearten die meiste Kälte, reist am schnellsten und kommt deßwegen noch in Kola am Eismeere fort, sowie in einer Höhe von 5000' im Engadin; anderseits geht sie aber auch tief gegen Süden und hört erst am Aequator auf. Ihre vielfache Benutzung ist hinlänglich bekannt.


Gerstenberg, Heinr. Wilh. von, der Dichter des Ugolino u. Vorläufer Lessings sowie der Sturm- und Drangperiode, geb. 1737 zu Tondern in Schleswig, trat in dän. Kriegsdienste, 1768 aber in die deutsche Kanzlei, war 1785 bis 1812 Mitdirector des Lottojustizwesens zu Altona u. st. 1823 daselbst. Sein Trauerspiel Ugolino, worin er den Hungertod weniger "mit der Phantasie eines Henkers" (Gervinus) als mit der eines hochbegabten Dichters schilderte, war 1768 eine durch Form und Inhalt überraschende Erscheinung u. pflanzte G.s Andenken bei der Nachwelt fort, während seine Tändeleien

E.; G. ist wichtige Festung gegen Frankreich, berühmt durch ihre tapfere Vertheidigung vom 8. Juni bis 11. Septbr. 1809.


Geronten, griech.-deutsch, die Alten, s. Sparta.


Gers (Schär), Nebenfluß der Garonne, von dem das Depart. G. benannt ist; dieses zählt 1141/2 □M. mit 308000 E., ist hügelig. nicht besonders fruchtbar, hat jedoch guten Weinbau, keine bedeutende Industrie. Hauptstadt: Auch.


Gersau, Dorf am südl. Fuß des Rigi mit 1600 E., Seideweberei und Alpenwirthschaft; bis 1799 war G. die kleinste Republik Europas, seitdem dem Kanton Schwyz zugetheilt (trotz Reclamation im J. 1815).


Gersdorff, Karl Friedr. Wilh. von, geb. 1765, gest. 1829, sächs. General, besonders als militär. Schriftsteller bekannt (Vorlesungen über militär. Gegenstände).


Gerson (Schersong), der Kanzler u. „doctor christianissimus“ der Pariser Universität, geb. 1363 zu Charlier in der Champagne, Schüler des P. dʼAilly u. berühmter Lehrer, verfocht mit der ganzen Entschiedenheit eines energischen Charakters die Beseitigung des päpstl. Schismaʼs durch Absetzung der Gegenpäpste und Wahl eines neuen Papstes sowie die Nothwendigkeit eines allgem. Concils (De modo pacificandi, reformandi ac uniendi ecclesiam), vertheidigte auf dem Konstanzerconcil mit großer Entschiedenheit den Satz, daß. das Concil über dem Papste stehe und eiferte gegen die damals sehr weit ausgedehnten päpstl. Reservationen, Taxen, Untauglichkeit u. Sittenlosigkeit des Clerus. Aber ein Vorläufer der Reformatoren war G. in keinem Sinne, denn er wollte Kircheneinigung anstatt der Trennung, verdammte den Huß und bewährte sich in seinen mystischen Schriften als ein so glaubenstreuer Katholik, daß er bis auf die neueste Zeit vielfach als Verfasser der Nachfolge Christi galt. Mit dem Herzog von Burgund verfeindet, weil G. den am Herzog von Orleans vollbrachten Mord öffentlich gerügt hatte, wagte dieser nicht, nach dem Concil nach Paris zurückzukehren. Zu Rattenberg in Tyrol soll er die Schrift „de consolatione theologiae“ geschrieben haben, dann zog er sich in das Kloster der Cölestiner zu Lyon zurück und st. 1429. Gesammtausgabe von E. Dupin, Antwerpen 1706, 5 Fol., worin die Schriften nach Klassen geordnet sind.


Gerstäcker, Friedrich, geb. 1816 zu Hamburg, bekannter Reisender u. geistvoller Schriftsteller, derjenige Deutsche, der am meisten von der Erde gesehen hat; lebt in Leipzig. Schriften: „Streif- u. Jagdzüge durch die V. St. Nordamerikas“, Dresd. 1844; „Die Regulatoren in Arkansas“, Leipz. 1846; „Missisippibilder“, Dresd. 1847; „Die Flußpiraten des Missisippi“, Leipzig 1848; „Amerikan. Wald- und Strombilder“, Leipz. 1849; „Reisen“, Stuttgart 1852–54; „Aus zwei Welten“, Leipz. 1854; „Tahiti“, Leipzig 1854.


Gerste (hordeum), bekannte Getreideart, als Sommer- u. Winter-G. angebaut, kommt in vielen Arten vor: die große zweizeilige G. (H. distichon), die gemeine oder vierzeilige (H. vulgare), die sechszeilige (H. hexastichon), die Pfauen-, Reis-, Bart-G. (H. distichon nudum), Himalaya-, Chevalier-, Jerusalem-, Annat- etc. G. Die G. erträgt unter allen Getreidearten die meiste Kälte, reist am schnellsten und kommt deßwegen noch in Kola am Eismeere fort, sowie in einer Höhe von 5000' im Engadin; anderseits geht sie aber auch tief gegen Süden und hört erst am Aequator auf. Ihre vielfache Benutzung ist hinlänglich bekannt.


Gerstenberg, Heinr. Wilh. von, der Dichter des Ugolino u. Vorläufer Lessings sowie der Sturm- und Drangperiode, geb. 1737 zu Tondern in Schleswig, trat in dän. Kriegsdienste, 1768 aber in die deutsche Kanzlei, war 1785 bis 1812 Mitdirector des Lottojustizwesens zu Altona u. st. 1823 daselbst. Sein Trauerspiel Ugolino, worin er den Hungertod weniger „mit der Phantasie eines Henkers“ (Gervinus) als mit der eines hochbegabten Dichters schilderte, war 1768 eine durch Form und Inhalt überraschende Erscheinung u. pflanzte G.s Andenken bei der Nachwelt fort, während seine Tändeleien

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[66/0067] E.; G. ist wichtige Festung gegen Frankreich, berühmt durch ihre tapfere Vertheidigung vom 8. Juni bis 11. Septbr. 1809. Geronten, griech.-deutsch, die Alten, s. Sparta. Gers (Schär), Nebenfluß der Garonne, von dem das Depart. G. benannt ist; dieses zählt 1141/2 □M. mit 308000 E., ist hügelig. nicht besonders fruchtbar, hat jedoch guten Weinbau, keine bedeutende Industrie. Hauptstadt: Auch. Gersau, Dorf am südl. Fuß des Rigi mit 1600 E., Seideweberei und Alpenwirthschaft; bis 1799 war G. die kleinste Republik Europas, seitdem dem Kanton Schwyz zugetheilt (trotz Reclamation im J. 1815). Gersdorff, Karl Friedr. Wilh. von, geb. 1765, gest. 1829, sächs. General, besonders als militär. Schriftsteller bekannt (Vorlesungen über militär. Gegenstände). Gerson (Schersong), der Kanzler u. „doctor christianissimus“ der Pariser Universität, geb. 1363 zu Charlier in der Champagne, Schüler des P. dʼAilly u. berühmter Lehrer, verfocht mit der ganzen Entschiedenheit eines energischen Charakters die Beseitigung des päpstl. Schismaʼs durch Absetzung der Gegenpäpste und Wahl eines neuen Papstes sowie die Nothwendigkeit eines allgem. Concils (De modo pacificandi, reformandi ac uniendi ecclesiam), vertheidigte auf dem Konstanzerconcil mit großer Entschiedenheit den Satz, daß. das Concil über dem Papste stehe und eiferte gegen die damals sehr weit ausgedehnten päpstl. Reservationen, Taxen, Untauglichkeit u. Sittenlosigkeit des Clerus. Aber ein Vorläufer der Reformatoren war G. in keinem Sinne, denn er wollte Kircheneinigung anstatt der Trennung, verdammte den Huß und bewährte sich in seinen mystischen Schriften als ein so glaubenstreuer Katholik, daß er bis auf die neueste Zeit vielfach als Verfasser der Nachfolge Christi galt. Mit dem Herzog von Burgund verfeindet, weil G. den am Herzog von Orleans vollbrachten Mord öffentlich gerügt hatte, wagte dieser nicht, nach dem Concil nach Paris zurückzukehren. Zu Rattenberg in Tyrol soll er die Schrift „de consolatione theologiae“ geschrieben haben, dann zog er sich in das Kloster der Cölestiner zu Lyon zurück und st. 1429. Gesammtausgabe von E. Dupin, Antwerpen 1706, 5 Fol., worin die Schriften nach Klassen geordnet sind. Gerstäcker, Friedrich, geb. 1816 zu Hamburg, bekannter Reisender u. geistvoller Schriftsteller, derjenige Deutsche, der am meisten von der Erde gesehen hat; lebt in Leipzig. Schriften: „Streif- u. Jagdzüge durch die V. St. Nordamerikas“, Dresd. 1844; „Die Regulatoren in Arkansas“, Leipz. 1846; „Missisippibilder“, Dresd. 1847; „Die Flußpiraten des Missisippi“, Leipzig 1848; „Amerikan. Wald- und Strombilder“, Leipz. 1849; „Reisen“, Stuttgart 1852–54; „Aus zwei Welten“, Leipz. 1854; „Tahiti“, Leipzig 1854. Gerste (hordeum), bekannte Getreideart, als Sommer- u. Winter-G. angebaut, kommt in vielen Arten vor: die große zweizeilige G. (H. distichon), die gemeine oder vierzeilige (H. vulgare), die sechszeilige (H. hexastichon), die Pfauen-, Reis-, Bart-G. (H. distichon nudum), Himalaya-, Chevalier-, Jerusalem-, Annat- etc. G. Die G. erträgt unter allen Getreidearten die meiste Kälte, reist am schnellsten und kommt deßwegen noch in Kola am Eismeere fort, sowie in einer Höhe von 5000' im Engadin; anderseits geht sie aber auch tief gegen Süden und hört erst am Aequator auf. Ihre vielfache Benutzung ist hinlänglich bekannt. Gerstenberg, Heinr. Wilh. von, der Dichter des Ugolino u. Vorläufer Lessings sowie der Sturm- und Drangperiode, geb. 1737 zu Tondern in Schleswig, trat in dän. Kriegsdienste, 1768 aber in die deutsche Kanzlei, war 1785 bis 1812 Mitdirector des Lottojustizwesens zu Altona u. st. 1823 daselbst. Sein Trauerspiel Ugolino, worin er den Hungertod weniger „mit der Phantasie eines Henkers“ (Gervinus) als mit der eines hochbegabten Dichters schilderte, war 1768 eine durch Form und Inhalt überraschende Erscheinung u. pflanzte G.s Andenken bei der Nachwelt fort, während seine Tändeleien

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/67>, abgerufen am 27.11.2024.