Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.wurde aber durch andere Saiteninstrumente gegen Ende des vorigen Jahrh. ganz verdrängt. Lauter, d. h. Lauteraha: heller Bach, heißen eine große Anzahl Bäche in Deutschland; die bekannteste ist die in den bayer. Vogesen entspringende, bei Hagenbach in Frankreich mündende L., an welcher Weißenburg u. Lauterburg liegen. Vauban erbaute hinter derselben die in der Kriegsgeschichte berühmten Weißenburger Linien. Lauterbach, hessendarmstädt. Stadt mit 3800 E. - L., böhm. Stadt im Kreise Eger mit 2500 E. Lauterberg, hannovr. Flecken in der Landdrostei Hildesheim, mit 3500 E., Bergbau und Hüttenbetrieb. Lautirmethode, s. Lesemethoden. Lautverschiebung, s. Laut. Lava, die bei vulkanischen Ausbrüchen entströmende glühende Masse, erkaltet langsam, erstarrt zu einem blasigen oder auch zu einem derben Gestein, das lange nicht verwittert. Laval (Lawall), Hauptstadt des frz. Departem. Mayenne, an der Mayenne, Festung, mit 19000 E., Fabriken. Lavalette (Lawalätt), Hauptstadt der Insel Malta, genannt nach dem Großmeister Jean de L., der Sultan Solymans Angriff auf Malta zurückschlug, eine der stärksten Festungen, mit großem sicherem Hafen, 60000 E., sehr lebhaftem Verkehr. Vgl. Malta., Lavalette, Marie Chamans, Graf von, geb. 1769 zu Paris, Soldat seit 1792, von Napoleon schon seit 1796 zu wichtigen diplomatischen Aufträgen gebraucht u. bald darauf mit einer Nichte Josephinens verheirathet. Er wurde Generalpostdirector, bemächtigte sich 1815 nach Ludwigs XVIII. Abreise des Generalpostamts mit Gewalt u. wirkte viel zu der raschen Wiedereinsetzung Napoleons. Deßwegen wurde er später des Hochverraths angeklagt, verhaftet, aber durch seine Gemahlin gerettet, in deren Kleidern er entwich, während sie im Gefängniß zurückblieb. Robert Wilson half ihm über die Gränze; 1822 durfte er zurückkehren, st. 1830 zu Paris. Lavalliere (Lawalliähr), Louise Francoise de Labaume Leblanc de, geb. 1644, Maitresse Ludwigs XIV., ging 1674 in ein Kloster, als sie der Montespan Platz machen mußte, st. 1710; hinterließ Memoiren (Par. 1829, 2 Bde.). Lavater, Johann Kaspar, einer der merkwürdigsten u. einflußreichsten Schriftsteller des vorigen Jahrh., geb. 1741 in Zürich, studierte Theologie, wurde 1769 Diakon. 1775 Pastor in seiner Vaterstadt, kam durch wiederholte Reisen in Deutschland (1761, 1774) in Berührung mit vielen literarischen Größen seiner Zeit, wurde 1799 des Einverständnisses mit den Oesterreichern angeklagt und nach Basel transportiert, daselbst aber freigesprochen, erhielt dann am 26. Septbr. desselben Jahres beim Einrücken der Franzosen unter Massena in Zürich von einem Soldaten (es war ein sanskülottisch gesinnter Waadtländer) einen Schuß u. st. am 2. Januar 1801 an den Folgen desselben. Göthe fand bei L. "die wunderbarste Mischung von Stärke und Schwäche des Geistes, von Schwung und Tiefe der Gedanken und tiefer Schwärmerei, von Edlem u. Lächerlichem"; das unedelste und ergötzlichste an L. war frömmelnde Selbstüberhebung, wie dieselbe z. B. in dem Tagebuche eines Beobachters seiner selbst zu Tage tritt, und mit der ein allenthalben großredig hervortretender Prophetenton im Bunde steht. Ein eigentlicher Dichter war L. nicht und lieferte viele Beweise dafür: Schweizerlieder voll Steifheit u. freiheitsrednerischem Pathos, den Jesus Messias, eine wortreiche u. sentimentale Nachahmung des Klopstock'schen Epos u. s. w.; in L.s Christusseligkeit fanden scharfblickende Zeitgenossen wie Göthe Selbstanbetung genug, dabei bleibt aber richtig, daß L. über solche Selbsttäuschung niemals klar wurde, sowie daß er es mit allen Menschen gut und edel meinte und seiner Christusseligkeit mit unermüdetem Eifer andere theilhaftig zu machen strebte. Am meisten Rumor erregten die "Physiognomischen Fragmente" (Leipzig und Winterthur 1775-78 mit vielen Tafeln), worin L. den alten Erfahrungssatz, daß das Antlitz der Spiegel der Seele sei, in hochtrabender Sprache voll gemachter Begeisterung ins Kleinlichste wurde aber durch andere Saiteninstrumente gegen Ende des vorigen Jahrh. ganz verdrängt. Lauter, d. h. Lauteraha: heller Bach, heißen eine große Anzahl Bäche in Deutschland; die bekannteste ist die in den bayer. Vogesen entspringende, bei Hagenbach in Frankreich mündende L., an welcher Weißenburg u. Lauterburg liegen. Vauban erbaute hinter derselben die in der Kriegsgeschichte berühmten Weißenburger Linien. Lauterbach, hessendarmstädt. Stadt mit 3800 E. – L., böhm. Stadt im Kreise Eger mit 2500 E. Lauterberg, hannovr. Flecken in der Landdrostei Hildesheim, mit 3500 E., Bergbau und Hüttenbetrieb. Lautirmethode, s. Lesemethoden. Lautverschiebung, s. Laut. Lava, die bei vulkanischen Ausbrüchen entströmende glühende Masse, erkaltet langsam, erstarrt zu einem blasigen oder auch zu einem derben Gestein, das lange nicht verwittert. Laval (Lawall), Hauptstadt des frz. Departem. Mayenne, an der Mayenne, Festung, mit 19000 E., Fabriken. Lavalette (Lawalätt), Hauptstadt der Insel Malta, genannt nach dem Großmeister Jean de L., der Sultan Solymans Angriff auf Malta zurückschlug, eine der stärksten Festungen, mit großem sicherem Hafen, 60000 E., sehr lebhaftem Verkehr. Vgl. Malta., Lavalette, Marie Chamans, Graf von, geb. 1769 zu Paris, Soldat seit 1792, von Napoleon schon seit 1796 zu wichtigen diplomatischen Aufträgen gebraucht u. bald darauf mit einer Nichte Josephinens verheirathet. Er wurde Generalpostdirector, bemächtigte sich 1815 nach Ludwigs XVIII. Abreise des Generalpostamts mit Gewalt u. wirkte viel zu der raschen Wiedereinsetzung Napoleons. Deßwegen wurde er später des Hochverraths angeklagt, verhaftet, aber durch seine Gemahlin gerettet, in deren Kleidern er entwich, während sie im Gefängniß zurückblieb. Robert Wilson half ihm über die Gränze; 1822 durfte er zurückkehren, st. 1830 zu Paris. Lavallière (Lawalliähr), Louise Françoise de Labaume Leblanc de, geb. 1644, Maitresse Ludwigs XIV., ging 1674 in ein Kloster, als sie der Montespan Platz machen mußte, st. 1710; hinterließ Memoiren (Par. 1829, 2 Bde.). Lavater, Johann Kaspar, einer der merkwürdigsten u. einflußreichsten Schriftsteller des vorigen Jahrh., geb. 1741 in Zürich, studierte Theologie, wurde 1769 Diakon. 1775 Pastor in seiner Vaterstadt, kam durch wiederholte Reisen in Deutschland (1761, 1774) in Berührung mit vielen literarischen Größen seiner Zeit, wurde 1799 des Einverständnisses mit den Oesterreichern angeklagt und nach Basel transportiert, daselbst aber freigesprochen, erhielt dann am 26. Septbr. desselben Jahres beim Einrücken der Franzosen unter Massena in Zürich von einem Soldaten (es war ein sanskülottisch gesinnter Waadtländer) einen Schuß u. st. am 2. Januar 1801 an den Folgen desselben. Göthe fand bei L. „die wunderbarste Mischung von Stärke und Schwäche des Geistes, von Schwung und Tiefe der Gedanken und tiefer Schwärmerei, von Edlem u. Lächerlichem“; das unedelste und ergötzlichste an L. war frömmelnde Selbstüberhebung, wie dieselbe z. B. in dem Tagebuche eines Beobachters seiner selbst zu Tage tritt, und mit der ein allenthalben großredig hervortretender Prophetenton im Bunde steht. Ein eigentlicher Dichter war L. nicht und lieferte viele Beweise dafür: Schweizerlieder voll Steifheit u. freiheitsrednerischem Pathos, den Jesus Messias, eine wortreiche u. sentimentale Nachahmung des Klopstockʼschen Epos u. s. w.; in L.s Christusseligkeit fanden scharfblickende Zeitgenossen wie Göthe Selbstanbetung genug, dabei bleibt aber richtig, daß L. über solche Selbsttäuschung niemals klar wurde, sowie daß er es mit allen Menschen gut und edel meinte und seiner Christusseligkeit mit unermüdetem Eifer andere theilhaftig zu machen strebte. Am meisten Rumor erregten die „Physiognomischen Fragmente“ (Leipzig und Winterthur 1775–78 mit vielen Tafeln), worin L. den alten Erfahrungssatz, daß das Antlitz der Spiegel der Seele sei, in hochtrabender Sprache voll gemachter Begeisterung ins Kleinlichste <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0722" n="721"/> wurde aber durch andere Saiteninstrumente gegen Ende des vorigen Jahrh. ganz verdrängt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Lauter</hi>, d. h. Lauteraha: heller Bach, heißen eine große Anzahl Bäche in Deutschland; die bekannteste ist die in den bayer. Vogesen entspringende, bei Hagenbach in Frankreich mündende L., an welcher Weißenburg u. Lauterburg liegen. Vauban erbaute hinter derselben die in der Kriegsgeschichte berühmten Weißenburger Linien.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Lauterbach</hi>, hessendarmstädt. Stadt mit 3800 E. – L., böhm. 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Deßwegen wurde er später des Hochverraths angeklagt, verhaftet, aber durch seine Gemahlin gerettet, in deren Kleidern er entwich, während sie im Gefängniß zurückblieb. 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Septbr. desselben Jahres beim Einrücken der Franzosen unter Massena in Zürich von einem Soldaten (es war ein sanskülottisch gesinnter Waadtländer) einen Schuß u. st. am 2. Januar 1801 an den Folgen desselben. Göthe fand bei L. „die wunderbarste Mischung von Stärke und Schwäche des Geistes, von Schwung und Tiefe der Gedanken und tiefer Schwärmerei, von Edlem u. Lächerlichem“; das unedelste und ergötzlichste an L. war frömmelnde Selbstüberhebung, wie dieselbe z. B. in dem Tagebuche eines Beobachters seiner selbst zu Tage tritt, und mit der ein allenthalben großredig hervortretender Prophetenton im Bunde steht. Ein eigentlicher Dichter war L. nicht und lieferte viele Beweise dafür: Schweizerlieder voll Steifheit u. freiheitsrednerischem Pathos, den Jesus Messias, eine wortreiche u. sentimentale Nachahmung des Klopstockʼschen Epos u. s. w.; in L.s Christusseligkeit fanden scharfblickende Zeitgenossen wie Göthe Selbstanbetung genug, dabei bleibt aber richtig, daß L. über solche Selbsttäuschung niemals klar wurde, sowie daß er es mit allen Menschen gut und edel meinte und seiner Christusseligkeit mit unermüdetem Eifer andere theilhaftig zu machen strebte. Am meisten Rumor erregten die „Physiognomischen Fragmente“ (Leipzig und Winterthur 1775–78 mit vielen Tafeln), worin L. den alten Erfahrungssatz, daß das Antlitz der Spiegel der Seele sei, in hochtrabender Sprache voll gemachter Begeisterung ins Kleinlichste </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [721/0722]
wurde aber durch andere Saiteninstrumente gegen Ende des vorigen Jahrh. ganz verdrängt.
Lauter, d. h. Lauteraha: heller Bach, heißen eine große Anzahl Bäche in Deutschland; die bekannteste ist die in den bayer. Vogesen entspringende, bei Hagenbach in Frankreich mündende L., an welcher Weißenburg u. Lauterburg liegen. Vauban erbaute hinter derselben die in der Kriegsgeschichte berühmten Weißenburger Linien.
Lauterbach, hessendarmstädt. Stadt mit 3800 E. – L., böhm. Stadt im Kreise Eger mit 2500 E.
Lauterberg, hannovr. Flecken in der Landdrostei Hildesheim, mit 3500 E., Bergbau und Hüttenbetrieb.
Lautirmethode, s. Lesemethoden.
Lautverschiebung, s. Laut.
Lava, die bei vulkanischen Ausbrüchen entströmende glühende Masse, erkaltet langsam, erstarrt zu einem blasigen oder auch zu einem derben Gestein, das lange nicht verwittert.
Laval (Lawall), Hauptstadt des frz. Departem. Mayenne, an der Mayenne, Festung, mit 19000 E., Fabriken.
Lavalette (Lawalätt), Hauptstadt der Insel Malta, genannt nach dem Großmeister Jean de L., der Sultan Solymans Angriff auf Malta zurückschlug, eine der stärksten Festungen, mit großem sicherem Hafen, 60000 E., sehr lebhaftem Verkehr. Vgl. Malta.,
Lavalette, Marie Chamans, Graf von, geb. 1769 zu Paris, Soldat seit 1792, von Napoleon schon seit 1796 zu wichtigen diplomatischen Aufträgen gebraucht u. bald darauf mit einer Nichte Josephinens verheirathet. Er wurde Generalpostdirector, bemächtigte sich 1815 nach Ludwigs XVIII. Abreise des Generalpostamts mit Gewalt u. wirkte viel zu der raschen Wiedereinsetzung Napoleons. Deßwegen wurde er später des Hochverraths angeklagt, verhaftet, aber durch seine Gemahlin gerettet, in deren Kleidern er entwich, während sie im Gefängniß zurückblieb. Robert Wilson half ihm über die Gränze; 1822 durfte er zurückkehren, st. 1830 zu Paris.
Lavallière (Lawalliähr), Louise Françoise de Labaume Leblanc de, geb. 1644, Maitresse Ludwigs XIV., ging 1674 in ein Kloster, als sie der Montespan Platz machen mußte, st. 1710; hinterließ Memoiren (Par. 1829, 2 Bde.).
Lavater, Johann Kaspar, einer der merkwürdigsten u. einflußreichsten Schriftsteller des vorigen Jahrh., geb. 1741 in Zürich, studierte Theologie, wurde 1769 Diakon. 1775 Pastor in seiner Vaterstadt, kam durch wiederholte Reisen in Deutschland (1761, 1774) in Berührung mit vielen literarischen Größen seiner Zeit, wurde 1799 des Einverständnisses mit den Oesterreichern angeklagt und nach Basel transportiert, daselbst aber freigesprochen, erhielt dann am 26. Septbr. desselben Jahres beim Einrücken der Franzosen unter Massena in Zürich von einem Soldaten (es war ein sanskülottisch gesinnter Waadtländer) einen Schuß u. st. am 2. Januar 1801 an den Folgen desselben. Göthe fand bei L. „die wunderbarste Mischung von Stärke und Schwäche des Geistes, von Schwung und Tiefe der Gedanken und tiefer Schwärmerei, von Edlem u. Lächerlichem“; das unedelste und ergötzlichste an L. war frömmelnde Selbstüberhebung, wie dieselbe z. B. in dem Tagebuche eines Beobachters seiner selbst zu Tage tritt, und mit der ein allenthalben großredig hervortretender Prophetenton im Bunde steht. Ein eigentlicher Dichter war L. nicht und lieferte viele Beweise dafür: Schweizerlieder voll Steifheit u. freiheitsrednerischem Pathos, den Jesus Messias, eine wortreiche u. sentimentale Nachahmung des Klopstockʼschen Epos u. s. w.; in L.s Christusseligkeit fanden scharfblickende Zeitgenossen wie Göthe Selbstanbetung genug, dabei bleibt aber richtig, daß L. über solche Selbsttäuschung niemals klar wurde, sowie daß er es mit allen Menschen gut und edel meinte und seiner Christusseligkeit mit unermüdetem Eifer andere theilhaftig zu machen strebte. Am meisten Rumor erregten die „Physiognomischen Fragmente“ (Leipzig und Winterthur 1775–78 mit vielen Tafeln), worin L. den alten Erfahrungssatz, daß das Antlitz der Spiegel der Seele sei, in hochtrabender Sprache voll gemachter Begeisterung ins Kleinlichste
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