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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Gibbon (hylobates), Gattung der eigentl. Affen, mit langen Armen, ohne Schwanz, kleinen Gesäßschwielen, sehr niedriger Stirn; in Hinterindien u. auf Borneo. Der schwarze G. (H. Lar), 16'' lang, schwarz, lebt in Heerden. - Der braune G. (H. agilis), 21/2' hoch, braun mit dickem Backenbart. - Der graue G. (H. leucisca), gegen 3' hoch. - Der Siamang (H. syndactilus), von gleicher Größe.


Gibbon (Gibb'n), Edwards, Historiker, geb. 1737 zu Putney bei London, kam 1752 nach Oxford, wo er klägliche wissenschaftl. Zustände fand, u. wurde 1753 kathol., wozu namentl. Bossuet's: "Histoire des variations des eglises protestantes" beigetragen hatte. Der erzürnte Vater verrieth das Geheimniß, G. ward sofort von allen engl. Universitäten ausgeschlossen u. nach Lausanne geschickt, wo er zwar von der kathol. Kirche zurücktrat, aber auch jene Verachtung aller positiven Religion holte, die aus seinen Werken spricht. Er lebte abwechselnd zu Paris, Rom, London, wurde 1762 vorübergehend Kapitän der Miliz von Newhampshire, saß von 1774 bis 83 im Parlament, ohne je eine Rede zu halten, lebte alsdann 10 Jahre wiederum in Lausanne und st. 1794 zu London. Sein Hauptwerk, die bekannte "History of the decline and fall of the Roman Empire", London 1777-88 (neueste deutsche Uebersetzung von Sporschil, 2. Aufl. Leipz. 1840), zeigt einen Mann voll Scharfsinn u. mit hinreißender Darstellungsgabe, aber seine Begeisterung gilt jeder äußern Größe ohne sittliche Rücksicht und der Haß gegen positive Religion läßt ihn nur ein Zerrbild der Geschichte der christl. Kirche zu Stande bringen. Die angestaunte Gelehrsamkeit des Werkes findet ihre Hauptquelle in der Kaisergeschichte Tillemonts.


Gibbus, lat., Höcker; Gibbosität, Krümmung des Rückgraths.


Gibea, Stadt im Stamme Benjamin, Sauls Geburtsort.


Gibeon, Stadt im Stamme Benjamin, deren kananit. Einw. den Leviten als Holz- u. Wasserträger dienen mußten.


Gibraltar, von Dschebel al Tarik, Felsen des Tarik, des maur. Eroberers von Spanien, welcher sich hier 711 festsetzte, jetzt unbezwingliche engl. Felsenfestung, ein Vorgebirge von 1400' Höhe, 14500' Länge, 4500' Breite, ist durch eine schmale Landzunge mit dem Festlande verbunden, das durch das feste Lager S. Roque durch die Spanier gedeckt ist. Die eigentl. Stadt G. liegt am Fuße des Felsens, hat 20000 E. u. ist der engl. Hauptschmuggelplatz nach Spanien. Auf den Felsen von G. soll der hundsköpfige Affe vorkommen. - Die Alten nannten G. Calpe, eine der sog. Herculessäulen und die Meerenge führte von ihnen den Namen; Tarik gab ihm den neuen, und von ihm bis 1344 blieb es eine maurische Festung. Im span. Erbfolgekriege besetzten es 1704 die Engländer und behielten es im Frieden; seitdem haben sie diesen Schlüssel des mittelländ. Meeres durch neue Werke verstärkt und selbst Felsenkasematten angelegt (vergl. Elliot).


Gibson (Gibbs'n), John, einer der besten neuern Bildhauer, geb. zu Liverpool gegen Ende des vor. Jahrh., bildete sich auf der Akademie in London, später in Rom. 1845 modellirte er in London das Bildniß der Königin und erhielt den Auftrag zur Ausführung der Statue Robert Peel's für die Westminsterabtei.


Gicht (Arthritis), allgem. Krankheit des Körpers, entstanden aus einer Dyskrasie der Säfte, zeigt sich besonders in einer schmerzhaften Entzündung der Gelenkbänder mit Geschwulst u. erschwerter Beweglichkeit derselben. Ist sowohl chronisch als acut u. geht dann in der Regel nach einigen Wochen vorüber. G. knoten, Ablagerungen einer erdartigen Masse an den Gelenken, Knochen, auch im Herzen, auf großen Blutgefäßen etc.


Gicht (von jehen, bejahen), altd. Eingeständniß.


Gichtel, Joh. Georg, geb. 1638 zu Regensburg, seit 1664 Rechtsanwalt, gab sein Geschäft auf, um Heidenapostel zu werden, entsagte auch diesem Vorhaben, begann zu predigen und sich mit der protestant. Geistlichkeit in Religionshändel einzulassen. Daheim ärntete er dafür Verbannung, in Holland bei seinem gleichgesinnten Freund Breckling zu


Gibbon (hylobates), Gattung der eigentl. Affen, mit langen Armen, ohne Schwanz, kleinen Gesäßschwielen, sehr niedriger Stirn; in Hinterindien u. auf Borneo. Der schwarze G. (H. Lar), 16'' lang, schwarz, lebt in Heerden. – Der braune G. (H. agilis), 21/2ʼ hoch, braun mit dickem Backenbart. – Der graue G. (H. leucisca), gegen 3' hoch. – Der Siamang (H. syndactilus), von gleicher Größe.


Gibbon (Gibbʼn), Edwards, Historiker, geb. 1737 zu Putney bei London, kam 1752 nach Oxford, wo er klägliche wissenschaftl. Zustände fand, u. wurde 1753 kathol., wozu namentl. Bossuetʼs: „Histoire des variations des églises protestantes“ beigetragen hatte. Der erzürnte Vater verrieth das Geheimniß, G. ward sofort von allen engl. Universitäten ausgeschlossen u. nach Lausanne geschickt, wo er zwar von der kathol. Kirche zurücktrat, aber auch jene Verachtung aller positiven Religion holte, die aus seinen Werken spricht. Er lebte abwechselnd zu Paris, Rom, London, wurde 1762 vorübergehend Kapitän der Miliz von Newhampshire, saß von 1774 bis 83 im Parlament, ohne je eine Rede zu halten, lebte alsdann 10 Jahre wiederum in Lausanne und st. 1794 zu London. Sein Hauptwerk, die bekannte „History of the decline and fall of the Roman Empire“, London 1777–88 (neueste deutsche Uebersetzung von Sporschil, 2. Aufl. Leipz. 1840), zeigt einen Mann voll Scharfsinn u. mit hinreißender Darstellungsgabe, aber seine Begeisterung gilt jeder äußern Größe ohne sittliche Rücksicht und der Haß gegen positive Religion läßt ihn nur ein Zerrbild der Geschichte der christl. Kirche zu Stande bringen. Die angestaunte Gelehrsamkeit des Werkes findet ihre Hauptquelle in der Kaisergeschichte Tillemonts.


Gibbus, lat., Höcker; Gibbosität, Krümmung des Rückgraths.


Gibea, Stadt im Stamme Benjamin, Sauls Geburtsort.


Gibeon, Stadt im Stamme Benjamin, deren kananit. Einw. den Leviten als Holz- u. Wasserträger dienen mußten.


Gibraltar, von Dschebel al Tarik, Felsen des Tarik, des maur. Eroberers von Spanien, welcher sich hier 711 festsetzte, jetzt unbezwingliche engl. Felsenfestung, ein Vorgebirge von 1400' Höhe, 14500' Länge, 4500' Breite, ist durch eine schmale Landzunge mit dem Festlande verbunden, das durch das feste Lager S. Roque durch die Spanier gedeckt ist. Die eigentl. Stadt G. liegt am Fuße des Felsens, hat 20000 E. u. ist der engl. Hauptschmuggelplatz nach Spanien. Auf den Felsen von G. soll der hundsköpfige Affe vorkommen. – Die Alten nannten G. Calpe, eine der sog. Herculessäulen und die Meerenge führte von ihnen den Namen; Tarik gab ihm den neuen, und von ihm bis 1344 blieb es eine maurische Festung. Im span. Erbfolgekriege besetzten es 1704 die Engländer und behielten es im Frieden; seitdem haben sie diesen Schlüssel des mittelländ. Meeres durch neue Werke verstärkt und selbst Felsenkasematten angelegt (vergl. Elliot).


Gibson (Gibbsʼn), John, einer der besten neuern Bildhauer, geb. zu Liverpool gegen Ende des vor. Jahrh., bildete sich auf der Akademie in London, später in Rom. 1845 modellirte er in London das Bildniß der Königin und erhielt den Auftrag zur Ausführung der Statue Robert Peelʼs für die Westminsterabtei.


Gicht (Arthritis), allgem. Krankheit des Körpers, entstanden aus einer Dyskrasie der Säfte, zeigt sich besonders in einer schmerzhaften Entzündung der Gelenkbänder mit Geschwulst u. erschwerter Beweglichkeit derselben. Ist sowohl chronisch als acut u. geht dann in der Regel nach einigen Wochen vorüber. G. knoten, Ablagerungen einer erdartigen Masse an den Gelenken, Knochen, auch im Herzen, auf großen Blutgefäßen etc.


Gicht (von jehen, bejahen), altd. Eingeständniß.


Gichtel, Joh. Georg, geb. 1638 zu Regensburg, seit 1664 Rechtsanwalt, gab sein Geschäft auf, um Heidenapostel zu werden, entsagte auch diesem Vorhaben, begann zu predigen und sich mit der protestant. Geistlichkeit in Religionshändel einzulassen. Daheim ärntete er dafür Verbannung, in Holland bei seinem gleichgesinnten Freund Breckling zu

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[79/0080] Gibbon (hylobates), Gattung der eigentl. Affen, mit langen Armen, ohne Schwanz, kleinen Gesäßschwielen, sehr niedriger Stirn; in Hinterindien u. auf Borneo. Der schwarze G. (H. Lar), 16'' lang, schwarz, lebt in Heerden. – Der braune G. (H. agilis), 21/2ʼ hoch, braun mit dickem Backenbart. – Der graue G. (H. leucisca), gegen 3' hoch. – Der Siamang (H. syndactilus), von gleicher Größe. Gibbon (Gibbʼn), Edwards, Historiker, geb. 1737 zu Putney bei London, kam 1752 nach Oxford, wo er klägliche wissenschaftl. Zustände fand, u. wurde 1753 kathol., wozu namentl. Bossuetʼs: „Histoire des variations des églises protestantes“ beigetragen hatte. Der erzürnte Vater verrieth das Geheimniß, G. ward sofort von allen engl. Universitäten ausgeschlossen u. nach Lausanne geschickt, wo er zwar von der kathol. Kirche zurücktrat, aber auch jene Verachtung aller positiven Religion holte, die aus seinen Werken spricht. Er lebte abwechselnd zu Paris, Rom, London, wurde 1762 vorübergehend Kapitän der Miliz von Newhampshire, saß von 1774 bis 83 im Parlament, ohne je eine Rede zu halten, lebte alsdann 10 Jahre wiederum in Lausanne und st. 1794 zu London. Sein Hauptwerk, die bekannte „History of the decline and fall of the Roman Empire“, London 1777–88 (neueste deutsche Uebersetzung von Sporschil, 2. Aufl. Leipz. 1840), zeigt einen Mann voll Scharfsinn u. mit hinreißender Darstellungsgabe, aber seine Begeisterung gilt jeder äußern Größe ohne sittliche Rücksicht und der Haß gegen positive Religion läßt ihn nur ein Zerrbild der Geschichte der christl. Kirche zu Stande bringen. Die angestaunte Gelehrsamkeit des Werkes findet ihre Hauptquelle in der Kaisergeschichte Tillemonts. Gibbus, lat., Höcker; Gibbosität, Krümmung des Rückgraths. Gibea, Stadt im Stamme Benjamin, Sauls Geburtsort. Gibeon, Stadt im Stamme Benjamin, deren kananit. Einw. den Leviten als Holz- u. Wasserträger dienen mußten. Gibraltar, von Dschebel al Tarik, Felsen des Tarik, des maur. Eroberers von Spanien, welcher sich hier 711 festsetzte, jetzt unbezwingliche engl. Felsenfestung, ein Vorgebirge von 1400' Höhe, 14500' Länge, 4500' Breite, ist durch eine schmale Landzunge mit dem Festlande verbunden, das durch das feste Lager S. Roque durch die Spanier gedeckt ist. Die eigentl. Stadt G. liegt am Fuße des Felsens, hat 20000 E. u. ist der engl. Hauptschmuggelplatz nach Spanien. Auf den Felsen von G. soll der hundsköpfige Affe vorkommen. – Die Alten nannten G. Calpe, eine der sog. Herculessäulen und die Meerenge führte von ihnen den Namen; Tarik gab ihm den neuen, und von ihm bis 1344 blieb es eine maurische Festung. Im span. Erbfolgekriege besetzten es 1704 die Engländer und behielten es im Frieden; seitdem haben sie diesen Schlüssel des mittelländ. Meeres durch neue Werke verstärkt und selbst Felsenkasematten angelegt (vergl. Elliot). Gibson (Gibbsʼn), John, einer der besten neuern Bildhauer, geb. zu Liverpool gegen Ende des vor. Jahrh., bildete sich auf der Akademie in London, später in Rom. 1845 modellirte er in London das Bildniß der Königin und erhielt den Auftrag zur Ausführung der Statue Robert Peelʼs für die Westminsterabtei. Gicht (Arthritis), allgem. Krankheit des Körpers, entstanden aus einer Dyskrasie der Säfte, zeigt sich besonders in einer schmerzhaften Entzündung der Gelenkbänder mit Geschwulst u. erschwerter Beweglichkeit derselben. Ist sowohl chronisch als acut u. geht dann in der Regel nach einigen Wochen vorüber. G. knoten, Ablagerungen einer erdartigen Masse an den Gelenken, Knochen, auch im Herzen, auf großen Blutgefäßen etc. Gicht (von jehen, bejahen), altd. Eingeständniß. Gichtel, Joh. Georg, geb. 1638 zu Regensburg, seit 1664 Rechtsanwalt, gab sein Geschäft auf, um Heidenapostel zu werden, entsagte auch diesem Vorhaben, begann zu predigen und sich mit der protestant. Geistlichkeit in Religionshändel einzulassen. Daheim ärntete er dafür Verbannung, in Holland bei seinem gleichgesinnten Freund Breckling zu

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/80>, abgerufen am 27.11.2024.