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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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durch Raucou de Bazin: Notes historiques sur la vie de M., Paris 1851.


Molina, Ludw., Urheber des Molinismus, geb. 1535 zu Cuenca in Neucastilien, wurde 1553 Jesuit, studierte zu Coimbra, lehrte 20 Jahre Theologie zu Evora in Portugal u. st. 1601 zu Madrid. Durch sein Hauptwerk: Liberi arbitrii cum gratiae donis etc. (Lissabon 1588, vermehrt Antw. 1595), wodurch er den Streit der Dominikaner und Jesuiten über die Gnade mit dem Satze beenden wollte: Der Mensch könne durch seine natürlichen Kräfte zu seiner Bekehrung etwas beitragen und gute Werke verrichten, sachte er den Streit von neuem an. Die Dominikaner Alvarez u. Lemos traten heftig gegen das Werk auf, unter den Molinisten eiferten die Jesuiten Arrubal, La Bastide, Toleto u. a. dafür. der Papst setzte die Congregatio de auxiliis zur Untersuchung der Frage nieder, wie sich der Beistand der göttlich en Gnade zur Bekehrung des Menschen verhalte, die Jesuiten milderten die Lehre des M., der Gnadenstreit fand seine Fortsetzung im Jansenismus (s. Jansen).


Molinos, Michael von, der Urheber des sog. Quietismus, geb. 1640 zu Patacina in Aragonien, lebte als hochangesehener Theologe zu Rom. fand 1675 mit seinem Guida spirituale (geistlicher Führer, latein. von A. H. Franke 1687, deutsch von G. Arnold. Frankf. 1699) außerordentlichen Beifall, so daß trotz dem dadurch u. durch M.s großen Briefwechsel hervorgerufenen pietistischen Conventikelunwesen das mystische Andachtsbuch erst 33 Jahre später mit Erfolg angegriffen wurde. Die Inquisition machte dem Verfasser den Prozeß, dieser schwor 1687 seine Irrthümer ab u. st. 1696 zu Rom in Hast bei den Dominikanern. Dazu daß bereits Innocenz XI. 68 Sätze des M. verdammte, hatte Ludwigs XIV. Beichtvater, Lachaise, vieles gethan. Den Namen Quietismus bekam die Gefühlsschwärmerei des M., weil er hauptsächlich behauptete: der Mensch gelange nur zur Vollkommenheit, wenn sein Gemüth völlig ruhig, ohne alle Empfindung und Bewegung sei; der Gipfel der Vollkommenheit liege in dem Zustande, in welchem der Mensch ohne alles Denken sich Gott hingebe, denn die Seele müsse sich selbst vernichten, um zu ihrem Anfang u. Ursprung zurückzukehren, wo sie alsdann verändert und vergöttlicht werde.


Molise neapolitan. Provinz zwischen Neapel. Capitanata, den Abruzzen und Principato ulteriore. 84 #M. groß mit 36000 E., waldreich, fruchtbar. Hauptstadt Campo Basso.


Molitor, Jean Joseph, Graf. geb. 1770 zu Hayange, machte von 1792 bis 1815 alle Feldzüge mit u. galt als einer von Napoleons tüchtigsten Divisionsgeneralen; 1823 commandirte er ein Corps in Spanien u. wurde dafür Marschall und Pair; unter Louis Philipp Commandant der Invaliden, unter dem Präsidenten Louis Napoleon Großkanzler der Ehrenlegion, st. M. 1849.


Molken (serum lactis), Schotten, der wässerige Theil der Milch nach Ausscheidung des Fetts und Käsestoffs, ist schwachnährend, gelinde auflösend, kühlend und wird als Arznei besonders bei Lungenleiden gebraucht. Man bereitet die M. theils durch das natürliche Gerinnen der Milch (saure M.), od. durch Hinzuthun von sauren Stoffen beim Aufwallen der Milch (süße M.), od. man verbindet auch andere Stoffe mit den M. z. B. Weinstein, Citronensaft, Alaun, Senf etc., indem man dieselben mit der Milch vor der M.ausscheidung vermischt (arzneiliche M.).


Moll , Mull, rauhes dünnes Wollezeug.


Moll (vom lat. mollis), weich, die musikalische Bezeichnung des Tongeschlechts mit kleiner Terz des Grundtons, im Gegensatz zu Dur (s. d.) mit großer Terz. Die Bezeichnung wird stets dem Grundtone angehängt. z. B. C. M., D-M.


Molla, bei Türken und Persern der Oberrichter einer Stadt oder eines Districts.


Moller, Georg, verdienter Architekt, geb. 1784 zu Diepholz in Hannover, bildete sich in Karlsruhe und in Italien und wurde großherzogl. hess. Hofbaumeister. Zu seinen größern Bauten gehören das Opernhaus, die kath. Kirche

durch Raucou de Bazin: Notes historiques sur la vie de M., Paris 1851.


Molina, Ludw., Urheber des Molinismus, geb. 1535 zu Cuença in Neucastilien, wurde 1553 Jesuit, studierte zu Coimbra, lehrte 20 Jahre Theologie zu Evora in Portugal u. st. 1601 zu Madrid. Durch sein Hauptwerk: Liberi arbitrii cum gratiae donis etc. (Lissabon 1588, vermehrt Antw. 1595), wodurch er den Streit der Dominikaner und Jesuiten über die Gnade mit dem Satze beenden wollte: Der Mensch könne durch seine natürlichen Kräfte zu seiner Bekehrung etwas beitragen und gute Werke verrichten, sachte er den Streit von neuem an. Die Dominikaner Alvarez u. Lemos traten heftig gegen das Werk auf, unter den Molinisten eiferten die Jesuiten Arrubal, La Bastide, Toleto u. a. dafür. der Papst setzte die Congregatio de auxiliis zur Untersuchung der Frage nieder, wie sich der Beistand der göttlich en Gnade zur Bekehrung des Menschen verhalte, die Jesuiten milderten die Lehre des M., der Gnadenstreit fand seine Fortsetzung im Jansenismus (s. Jansen).


Molinos, Michael von, der Urheber des sog. Quietismus, geb. 1640 zu Patacina in Aragonien, lebte als hochangesehener Theologe zu Rom. fand 1675 mit seinem Guida spirituale (geistlicher Führer, latein. von A. H. Franke 1687, deutsch von G. Arnold. Frankf. 1699) außerordentlichen Beifall, so daß trotz dem dadurch u. durch M.s großen Briefwechsel hervorgerufenen pietistischen Conventikelunwesen das mystische Andachtsbuch erst 33 Jahre später mit Erfolg angegriffen wurde. Die Inquisition machte dem Verfasser den Prozeß, dieser schwor 1687 seine Irrthümer ab u. st. 1696 zu Rom in Hast bei den Dominikanern. Dazu daß bereits Innocenz XI. 68 Sätze des M. verdammte, hatte Ludwigs XIV. Beichtvater, Lachaise, vieles gethan. Den Namen Quietismus bekam die Gefühlsschwärmerei des M., weil er hauptsächlich behauptete: der Mensch gelange nur zur Vollkommenheit, wenn sein Gemüth völlig ruhig, ohne alle Empfindung und Bewegung sei; der Gipfel der Vollkommenheit liege in dem Zustande, in welchem der Mensch ohne alles Denken sich Gott hingebe, denn die Seele müsse sich selbst vernichten, um zu ihrem Anfang u. Ursprung zurückzukehren, wo sie alsdann verändert und vergöttlicht werde.


Molise neapolitan. Provinz zwischen Neapel. Capitanata, den Abruzzen und Principato ulteriore. 84 □M. groß mit 36000 E., waldreich, fruchtbar. Hauptstadt Campo Basso.


Molitor, Jean Joseph, Graf. geb. 1770 zu Hayange, machte von 1792 bis 1815 alle Feldzüge mit u. galt als einer von Napoleons tüchtigsten Divisionsgeneralen; 1823 commandirte er ein Corps in Spanien u. wurde dafür Marschall und Pair; unter Louis Philipp Commandant der Invaliden, unter dem Präsidenten Louis Napoleon Großkanzler der Ehrenlegion, st. M. 1849.


Molken (serum lactis), Schotten, der wässerige Theil der Milch nach Ausscheidung des Fetts und Käsestoffs, ist schwachnährend, gelinde auflösend, kühlend und wird als Arznei besonders bei Lungenleiden gebraucht. Man bereitet die M. theils durch das natürliche Gerinnen der Milch (saure M.), od. durch Hinzuthun von sauren Stoffen beim Aufwallen der Milch (süße M.), od. man verbindet auch andere Stoffe mit den M. z. B. Weinstein, Citronensaft, Alaun, Senf etc., indem man dieselben mit der Milch vor der M.ausscheidung vermischt (arzneiliche M.).


Moll , Mull, rauhes dünnes Wollezeug.


Moll (vom lat. mollis), weich, die musikalische Bezeichnung des Tongeschlechts mit kleiner Terz des Grundtons, im Gegensatz zu Dur (s. d.) mit großer Terz. Die Bezeichnung wird stets dem Grundtone angehängt. z. B. C. M., D-M.


Molla, bei Türken und Persern der Oberrichter einer Stadt oder eines Districts.


Moller, Georg, verdienter Architekt, geb. 1784 zu Diepholz in Hannover, bildete sich in Karlsruhe und in Italien und wurde großherzogl. hess. Hofbaumeister. Zu seinen größern Bauten gehören das Opernhaus, die kath. Kirche

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[218/0219] durch Raucou de Bazin: Notes historiques sur la vie de M., Paris 1851. Molina, Ludw., Urheber des Molinismus, geb. 1535 zu Cuença in Neucastilien, wurde 1553 Jesuit, studierte zu Coimbra, lehrte 20 Jahre Theologie zu Evora in Portugal u. st. 1601 zu Madrid. Durch sein Hauptwerk: Liberi arbitrii cum gratiae donis etc. (Lissabon 1588, vermehrt Antw. 1595), wodurch er den Streit der Dominikaner und Jesuiten über die Gnade mit dem Satze beenden wollte: Der Mensch könne durch seine natürlichen Kräfte zu seiner Bekehrung etwas beitragen und gute Werke verrichten, sachte er den Streit von neuem an. Die Dominikaner Alvarez u. Lemos traten heftig gegen das Werk auf, unter den Molinisten eiferten die Jesuiten Arrubal, La Bastide, Toleto u. a. dafür. der Papst setzte die Congregatio de auxiliis zur Untersuchung der Frage nieder, wie sich der Beistand der göttlich en Gnade zur Bekehrung des Menschen verhalte, die Jesuiten milderten die Lehre des M., der Gnadenstreit fand seine Fortsetzung im Jansenismus (s. Jansen). Molinos, Michael von, der Urheber des sog. Quietismus, geb. 1640 zu Patacina in Aragonien, lebte als hochangesehener Theologe zu Rom. fand 1675 mit seinem Guida spirituale (geistlicher Führer, latein. von A. H. Franke 1687, deutsch von G. Arnold. Frankf. 1699) außerordentlichen Beifall, so daß trotz dem dadurch u. durch M.s großen Briefwechsel hervorgerufenen pietistischen Conventikelunwesen das mystische Andachtsbuch erst 33 Jahre später mit Erfolg angegriffen wurde. Die Inquisition machte dem Verfasser den Prozeß, dieser schwor 1687 seine Irrthümer ab u. st. 1696 zu Rom in Hast bei den Dominikanern. Dazu daß bereits Innocenz XI. 68 Sätze des M. verdammte, hatte Ludwigs XIV. Beichtvater, Lachaise, vieles gethan. Den Namen Quietismus bekam die Gefühlsschwärmerei des M., weil er hauptsächlich behauptete: der Mensch gelange nur zur Vollkommenheit, wenn sein Gemüth völlig ruhig, ohne alle Empfindung und Bewegung sei; der Gipfel der Vollkommenheit liege in dem Zustande, in welchem der Mensch ohne alles Denken sich Gott hingebe, denn die Seele müsse sich selbst vernichten, um zu ihrem Anfang u. Ursprung zurückzukehren, wo sie alsdann verändert und vergöttlicht werde. Molise neapolitan. Provinz zwischen Neapel. Capitanata, den Abruzzen und Principato ulteriore. 84 □M. groß mit 36000 E., waldreich, fruchtbar. Hauptstadt Campo Basso. Molitor, Jean Joseph, Graf. geb. 1770 zu Hayange, machte von 1792 bis 1815 alle Feldzüge mit u. galt als einer von Napoleons tüchtigsten Divisionsgeneralen; 1823 commandirte er ein Corps in Spanien u. wurde dafür Marschall und Pair; unter Louis Philipp Commandant der Invaliden, unter dem Präsidenten Louis Napoleon Großkanzler der Ehrenlegion, st. M. 1849. Molken (serum lactis), Schotten, der wässerige Theil der Milch nach Ausscheidung des Fetts und Käsestoffs, ist schwachnährend, gelinde auflösend, kühlend und wird als Arznei besonders bei Lungenleiden gebraucht. Man bereitet die M. theils durch das natürliche Gerinnen der Milch (saure M.), od. durch Hinzuthun von sauren Stoffen beim Aufwallen der Milch (süße M.), od. man verbindet auch andere Stoffe mit den M. z. B. Weinstein, Citronensaft, Alaun, Senf etc., indem man dieselben mit der Milch vor der M.ausscheidung vermischt (arzneiliche M.). Moll , Mull, rauhes dünnes Wollezeug. Moll (vom lat. mollis), weich, die musikalische Bezeichnung des Tongeschlechts mit kleiner Terz des Grundtons, im Gegensatz zu Dur (s. d.) mit großer Terz. Die Bezeichnung wird stets dem Grundtone angehängt. z. B. C. M., D-M. Molla, bei Türken und Persern der Oberrichter einer Stadt oder eines Districts. Moller, Georg, verdienter Architekt, geb. 1784 zu Diepholz in Hannover, bildete sich in Karlsruhe und in Italien und wurde großherzogl. hess. Hofbaumeister. Zu seinen größern Bauten gehören das Opernhaus, die kath. Kirche

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/219>, abgerufen am 24.11.2024.