Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.der "Regent" bekannt, zerrüttete sich frühe geistig u. körperlich durch Ausschweifungen, wurde aber doch von Ludwig XIV. vom Kriegsschauplatz aus dem nämlichen Grunde wie sein Vater entfernt. Nach Spanien geschickt wurde er von Philipp V. der Conspiration angeklagt, rechtfertigte sich aber vor Ludwig XI V. und als seit 1711 mehre Mitglieder der königlichen Familie starben, wurde er allgemein, jedoch mit Unrecht, der Vergiftung derselben beschuldigt. Ludwig XIV. hatte ihm durch Testament die Regentschaft während der Minderjährigkeit Ludwigs XV. entzogen, der Herzog bemächtigte sich dennoch derselben durch die Unterstützung der Truppen und des Parlaments. Als Regent zeigte er zwar Fähigkeit, ließ sich aber durch Law (s. d.) in den finanziellen Schwindel hineinreißen, der das Reich so theuer zu stehen kam, und sich durch seinen verworfenen Minister Dubois (s. d.) zur Verschwendung u. Verkäuflichkeit verführen. Nur die auswärtige Politik leitete er mit Umsicht, vereitelte die Plane Alberonis (s. d.), verfuhr gegen seine Feinde milde statt sie zu vernichten, legte im Febr. 1723 aus Geschäftsüberdruß die Regentschaft nieder und starb den 2. Dec. 1723. Orleans, Louis Philipp Joseph, Herzog von, des Vorigen Urenkel, geb. 1747, ausschweifend u. ehrgeizig, schon 1774 mit der königl. Familie im Zerwürfnisse, sammelte die Männer um sich, welche die Revolution einleiteten, trat 1788 an die Spitze der Opposition im Parlamente, unterstützte die Leiter der ausbrechenden Revolution durch seine ungeheuren Geldmittel (Mirabeau, Talleyrand, Danton, Marat), besaß aber nicht den Muth durch persönliches Hervortreten sich die angestrebte Stelle eines Generallieutenants des Reichs zu erobern. Unter dem Namen Egalite (Gleichheit) ließ er sich in den Convent wählen, stimmte für den Tod des Königs, wurde, als Robespierre den Danton überflügelte, in Marseille verhaftet, freigesprochen, dann nach Paris gebracht, angeklagt und 6. Nov. 1793 guillotinirt. Seine 2 jüngeren Söhne, die Herzoge von Montpensier und Beaujolais, starben 1806 und 1807; ihn überlebten Louis Philipp, 1830-1848 König der Franzosen (s. L. Philipp) und Adelheid (s. d.). Die jetzigen O., Louis Philipps Enkel und Kinder sind folgende: 1. Louis Philippe Albert von O., Graf von Paris, geb. 1838; Robert Eugene Louis Ferdinand von O., Herzog von Chartres, geb. 9. Nov. 1840, Söhne des Ferdinand Philippe Joseph Louis Charles, des ältesten Sohnes von König Louis Philippe I., geb. 1810 zu Palermo, verunglückt durch einen Sturz aus dem Wagen 13. Juli 1842, und der Helene Louise Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin, geb. 24. Jan. 1814. 2. Louis Charles Philipp Rafael von O., Herzog von Nemours, geb. 25. Oct. 1814; ist durch die Prinzessin Victoire Auguste Antoinette von Sachsen-Koburg-Kohary, geb. 1822, Vater von 2 Prinzen und 1 Prinzessin. 3. Francois Ferdinand Louis Marie von O., Herzog von Joinville, geb. 14. Aug. 1818, vor der Revolution von 1848 frz. Admiral, vermählt mit Donna Franzisca von Brasilien, hat 1 Sohn u. 1 Tochter. 4. Henri Eugene Philippe Louis, Herzog von Aumale, geb. 16. Jan. 1822, 1847 Generalgouverneur von Algier, vermählt mit einer neapolitanischen Prinzessin, ist Vater von 3 Prinzessinen. 5. Antoine Marie Philippe Louis von O., Herzog von Montpensier, geb. 31. Juli 1824, vermählt mit der span. Infantin Maria Luisa Ferdinanda, ist Vater von 3 Prinzessinen. Von Louis Philipps I. Töchtern starben Louise, geb. 1812, als Königin der Belgier, am 4. Oct. 1850; Marie, geb. 1815, vermählt mit dem Herzog Friedrich Wilhelm Alexander von Württemberg, am 2. Jan. 1839 zu Pisa; Clementine, geb. 1817, ist Gemahlin des Prinzen Ludwig August Victor von S.-Koburg-Kohary. - Bekannt ist, daß die großen Privatgüter der O. in Frankreich 1852 auf Befehl Napoleons III. eingezogen wurden. Orley (Orlä), Bernhard van, auch Barent von Brüssel genannt, berühmter Maler, geb. 1490 zu Brüssel, Schüler Rafaels, Hofmaler Karls V. u. Margarethas von Parma, arbeitete auch viel für Kirchen und öffentliche Gebäude der „Regent“ bekannt, zerrüttete sich frühe geistig u. körperlich durch Ausschweifungen, wurde aber doch von Ludwig XIV. vom Kriegsschauplatz aus dem nämlichen Grunde wie sein Vater entfernt. Nach Spanien geschickt wurde er von Philipp V. der Conspiration angeklagt, rechtfertigte sich aber vor Ludwig XI V. und als seit 1711 mehre Mitglieder der königlichen Familie starben, wurde er allgemein, jedoch mit Unrecht, der Vergiftung derselben beschuldigt. Ludwig XIV. hatte ihm durch Testament die Regentschaft während der Minderjährigkeit Ludwigs XV. entzogen, der Herzog bemächtigte sich dennoch derselben durch die Unterstützung der Truppen und des Parlaments. Als Regent zeigte er zwar Fähigkeit, ließ sich aber durch Law (s. d.) in den finanziellen Schwindel hineinreißen, der das Reich so theuer zu stehen kam, und sich durch seinen verworfenen Minister Dubois (s. d.) zur Verschwendung u. Verkäuflichkeit verführen. Nur die auswärtige Politik leitete er mit Umsicht, vereitelte die Plane Alberonis (s. d.), verfuhr gegen seine Feinde milde statt sie zu vernichten, legte im Febr. 1723 aus Geschäftsüberdruß die Regentschaft nieder und starb den 2. Dec. 1723. Orléans, Louis Philipp Joseph, Herzog von, des Vorigen Urenkel, geb. 1747, ausschweifend u. ehrgeizig, schon 1774 mit der königl. Familie im Zerwürfnisse, sammelte die Männer um sich, welche die Revolution einleiteten, trat 1788 an die Spitze der Opposition im Parlamente, unterstützte die Leiter der ausbrechenden Revolution durch seine ungeheuren Geldmittel (Mirabeau, Talleyrand, Danton, Marat), besaß aber nicht den Muth durch persönliches Hervortreten sich die angestrebte Stelle eines Generallieutenants des Reichs zu erobern. Unter dem Namen Egalité (Gleichheit) ließ er sich in den Convent wählen, stimmte für den Tod des Königs, wurde, als Robespierre den Danton überflügelte, in Marseille verhaftet, freigesprochen, dann nach Paris gebracht, angeklagt und 6. Nov. 1793 guillotinirt. Seine 2 jüngeren Söhne, die Herzoge von Montpensier und Beaujolais, starben 1806 und 1807; ihn überlebten Louis Philipp, 1830–1848 König der Franzosen (s. L. Philipp) und Adelheid (s. d.). Die jetzigen O., Louis Philipps Enkel und Kinder sind folgende: 1. Louis Philippe Albert von O., Graf von Paris, geb. 1838; Robert Eugène Louis Ferdinand von O., Herzog von Chartres, geb. 9. Nov. 1840, Söhne des Ferdinand Philippe Joseph Louis Charles, des ältesten Sohnes von König Louis Philippe I., geb. 1810 zu Palermo, verunglückt durch einen Sturz aus dem Wagen 13. Juli 1842, und der Helene Louise Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin, geb. 24. Jan. 1814. 2. Louis Charles Philipp Rafael von O., Herzog von Nemours, geb. 25. Oct. 1814; ist durch die Prinzessin Victoire Auguste Antoinette von Sachsen-Koburg-Kohary, geb. 1822, Vater von 2 Prinzen und 1 Prinzessin. 3. François Ferdinand Louis Marie von O., Herzog von Joinville, geb. 14. Aug. 1818, vor der Revolution von 1848 frz. Admiral, vermählt mit Donna Franzisca von Brasilien, hat 1 Sohn u. 1 Tochter. 4. Henri Eugène Philippe Louis, Herzog von Aumale, geb. 16. Jan. 1822, 1847 Generalgouverneur von Algier, vermählt mit einer neapolitanischen Prinzessin, ist Vater von 3 Prinzessinen. 5. Antoine Marie Philippe Louis von O., Herzog von Montpensier, geb. 31. Juli 1824, vermählt mit der span. Infantin Maria Luisa Ferdinanda, ist Vater von 3 Prinzessinen. Von Louis Philipps I. Töchtern starben Louise, geb. 1812, als Königin der Belgier, am 4. Oct. 1850; Marie, geb. 1815, vermählt mit dem Herzog Friedrich Wilhelm Alexander von Württemberg, am 2. Jan. 1839 zu Pisa; Clementine, geb. 1817, ist Gemahlin des Prinzen Ludwig August Victor von S.-Koburg-Kohary. – Bekannt ist, daß die großen Privatgüter der O. in Frankreich 1852 auf Befehl Napoleons III. eingezogen wurden. Orley (Orlä), Bernhard van, auch Barent von Brüssel genannt, berühmter Maler, geb. 1490 zu Brüssel, Schüler Rafaels, Hofmaler Karls V. u. 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Als Regent zeigte er zwar Fähigkeit, ließ sich aber durch Law (s. d.) in den finanziellen Schwindel hineinreißen, der das Reich so theuer zu stehen kam, und sich durch seinen verworfenen Minister Dubois (s. d.) zur Verschwendung u. Verkäuflichkeit verführen. Nur die auswärtige Politik leitete er mit Umsicht, vereitelte die Plane Alberonis (s. d.), verfuhr gegen seine Feinde milde statt sie zu vernichten, legte im Febr. 1723 aus Geschäftsüberdruß die Regentschaft nieder und starb den 2. Dec. 1723.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Orléans</hi>, Louis Philipp Joseph, Herzog von, des Vorigen Urenkel, geb. 1747, ausschweifend u. ehrgeizig, schon 1774 mit der königl. 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der „Regent“ bekannt, zerrüttete sich frühe geistig u. körperlich durch Ausschweifungen, wurde aber doch von Ludwig XIV. vom Kriegsschauplatz aus dem nämlichen Grunde wie sein Vater entfernt. Nach Spanien geschickt wurde er von Philipp V. der Conspiration angeklagt, rechtfertigte sich aber vor Ludwig XI V. und als seit 1711 mehre Mitglieder der königlichen Familie starben, wurde er allgemein, jedoch mit Unrecht, der Vergiftung derselben beschuldigt. Ludwig XIV. hatte ihm durch Testament die Regentschaft während der Minderjährigkeit Ludwigs XV. entzogen, der Herzog bemächtigte sich dennoch derselben durch die Unterstützung der Truppen und des Parlaments. Als Regent zeigte er zwar Fähigkeit, ließ sich aber durch Law (s. d.) in den finanziellen Schwindel hineinreißen, der das Reich so theuer zu stehen kam, und sich durch seinen verworfenen Minister Dubois (s. d.) zur Verschwendung u. Verkäuflichkeit verführen. Nur die auswärtige Politik leitete er mit Umsicht, vereitelte die Plane Alberonis (s. d.), verfuhr gegen seine Feinde milde statt sie zu vernichten, legte im Febr. 1723 aus Geschäftsüberdruß die Regentschaft nieder und starb den 2. Dec. 1723.
Orléans, Louis Philipp Joseph, Herzog von, des Vorigen Urenkel, geb. 1747, ausschweifend u. ehrgeizig, schon 1774 mit der königl. Familie im Zerwürfnisse, sammelte die Männer um sich, welche die Revolution einleiteten, trat 1788 an die Spitze der Opposition im Parlamente, unterstützte die Leiter der ausbrechenden Revolution durch seine ungeheuren Geldmittel (Mirabeau, Talleyrand, Danton, Marat), besaß aber nicht den Muth durch persönliches Hervortreten sich die angestrebte Stelle eines Generallieutenants des Reichs zu erobern. Unter dem Namen Egalité (Gleichheit) ließ er sich in den Convent wählen, stimmte für den Tod des Königs, wurde, als Robespierre den Danton überflügelte, in Marseille verhaftet, freigesprochen, dann nach Paris gebracht, angeklagt und 6. Nov. 1793 guillotinirt. Seine 2 jüngeren Söhne, die Herzoge von Montpensier und Beaujolais, starben 1806 und 1807; ihn überlebten Louis Philipp, 1830–1848 König der Franzosen (s. L. Philipp) und Adelheid (s. d.). Die jetzigen O., Louis Philipps Enkel und Kinder sind folgende: 1. Louis Philippe Albert von O., Graf von Paris, geb. 1838; Robert Eugène Louis Ferdinand von O., Herzog von Chartres, geb. 9. Nov. 1840, Söhne des Ferdinand Philippe Joseph Louis Charles, des ältesten Sohnes von König Louis Philippe I., geb. 1810 zu Palermo, verunglückt durch einen Sturz aus dem Wagen 13. Juli 1842, und der Helene Louise Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin, geb. 24. Jan. 1814. 2. Louis Charles Philipp Rafael von O., Herzog von Nemours, geb. 25. Oct. 1814; ist durch die Prinzessin Victoire Auguste Antoinette von Sachsen-Koburg-Kohary, geb. 1822, Vater von 2 Prinzen und 1 Prinzessin. 3. François Ferdinand Louis Marie von O., Herzog von Joinville, geb. 14. Aug. 1818, vor der Revolution von 1848 frz. Admiral, vermählt mit Donna Franzisca von Brasilien, hat 1 Sohn u. 1 Tochter. 4. Henri Eugène Philippe Louis, Herzog von Aumale, geb. 16. Jan. 1822, 1847 Generalgouverneur von Algier, vermählt mit einer neapolitanischen Prinzessin, ist Vater von 3 Prinzessinen. 5. Antoine Marie Philippe Louis von O., Herzog von Montpensier, geb. 31. Juli 1824, vermählt mit der span. Infantin Maria Luisa Ferdinanda, ist Vater von 3 Prinzessinen. Von Louis Philipps I. Töchtern starben Louise, geb. 1812, als Königin der Belgier, am 4. Oct. 1850; Marie, geb. 1815, vermählt mit dem Herzog Friedrich Wilhelm Alexander von Württemberg, am 2. Jan. 1839 zu Pisa; Clementine, geb. 1817, ist Gemahlin des Prinzen Ludwig August Victor von S.-Koburg-Kohary. – Bekannt ist, daß die großen Privatgüter der O. in Frankreich 1852 auf Befehl Napoleons III. eingezogen wurden.
Orley (Orlä), Bernhard van, auch Barent von Brüssel genannt, berühmter Maler, geb. 1490 zu Brüssel, Schüler Rafaels, Hofmaler Karls V. u. Margarethas von Parma, arbeitete auch viel für Kirchen und öffentliche Gebäude
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