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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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poln. Magnaten auf vortrefflichem Fuße, heirathete und st. 1604 zu Lulawicze. Von ihm vorzugsweise bekamen die Unitarier den Namen S. und mit Recht, denn der Katechismus von Rackow, der ihren Lehrbegriff am vollständigsten entwickelt, ist großentheils das Werk des Faustus Socinus, der außerdem viele theologische Schriften, wovon manche unter angenommenen Namen, für die S. verfaßte. Gedanken, welche nicht schon in den antitrinitarischen Streitigkeiten der ersten Jahrhunderte des Christenthums vorgebracht worden wären, enthält weder der Katechismus von Rackow noch eine der spätern Bekenntnißschriften der S., aber der Socinianismus bleibt merkwürdig 1) weil er die von den Reformatoren schwer verketzerte Vernunft gegenüber dem Dogma erhob, 2) weil aus seinen Meinungen sich der nüchterne, oberflächliche Rationalismus gleichsam von selber entwickelte, der heutzutage Gemeingut der meisten Protestanten ist: Die Erbsünde ist ein Irrthum, Adams Fall traf nur seine eigene Person, blos daß seine Nachkommen seitdem sterben müssen; was in der Bibel der Vernunft widerspricht, kann auch nicht Lehre der Offenbarung sein; tugendhafte u. ehrliche Männer haben die Bibel verfaßt u. in minder bedeutenden Dingen auch manchmal geirrt; Christus ist bloßer Mensch, aber als Gottmensch zu verehren, weil er übernatürlich durch göttliche Kraft gezeugt wurde, vor dem Antritt seines Lehramtes gegen Himmel fuhr und unmittelbar von Gott seine Lehre holte, endlich weil er seit seiner 2. Himmelfahrt das Weltall regiert u. für uns Sündennachlaß bewirkt; der Mensch kann durch eigene Kraft sittlich werden, vollendete Sittlichkeit erlangt er durch stete Nachahmung des Beispieles Jesu Christi; durch die Taufe werden wir in die Christengemeinde lediglich eingeweiht, durch das Abendmahl lediglich an Christi Tod erinnert u. s. f. Hauptschriftsteller der S. wurden: Lublinitzki, Moskorzowski, Przypkowski, Kaspar Schlichting, Johann Ludwig Wolzogen und Wissowazi. Die S. entwickelten und verbreiteten ihre Lehre namentlich in Polen lange ungestört, wurden aber in Folge des wachsenden Einflusses der Jesuiten 1638 aus Rackow und 1658 aus ganz Polen vertrieben.


Socinianische Cautel, s. Cautela.


Soda, s. Natron.


Sodales, lat., Genossen, Verbrüderte; sodalitas, Genossenschaft, Verbrüderung, Bruderschaft.


Sodbrennen, griech.-lat. pyrosis, ist ein Symptom von Verdauungsschwäche u. verschiedenen Digestionsstörungen, bestehend in dem Gefühl eines widrigen, in den Schlund aufsteigenden Brennens, gewöhnlich mit saurem Aufstoßen. Veranlassung gibt hauptsächlich der Genuß saurer und fettiger Sachen. Die Kur besteht in passender Diät und dem Gebrauch alkalischer Mittel, namentlich Magnesia, Kreide etc.


Soden, nassauisches Dorf, mit Höchst und Frankfurt durch Eisenbahn verbunden, hat mehre laue Kochsalzquellen, ist daher berühmter Kurort. - S., kurhess. Stadt in der Provinz Hanau, mit 1250 E., Saline.


Soden, Friedr. Jul. Heinr., Graf von, dramatischer Schriftsteller u. Publicist, geb. 1754 zu Ansbach, bis 1796 im preuß. Staatsdienst, dann auf einem seiner Güter in der Nähe von Bamberg, wurde auch Abgeordneter für die 2. bayer. Kammer u. st. 1831 zu Nürnberg. Er errichtete 1804 das erste stehende Theater in Würzburg, leitete später das Bamberger Theater und schrieb Stücke, von denen sich manche z. B. die deutsche Hausmutter, ziemlich lange auf der Bühne hielten. Noch mehr Verdienste aber erwarb er sich durch juristische und staatswirthschaftliche Schriften, namentlich durch "die Nationalökonomie" (Lpz. und Aarau 1805-24, 8 Bde.).


Sodoma, Stadt im Thale Siddim im südlichen Palästina, mit Gomorrha, Adama und Seboim von Gott wegen Lasterhaftigkeit durch einen Feuerregen zerstört; das Thal ist durch das todte Meer ausgefüllt.


Sodoma, s. Razzi.


Sodomiterei, die fleischliche Vermischung des Menschen mit einem Thiere, einst mit dem Feuertode bestraft.


Söder, schwed., süder, daher S.manland, s. Südermanland.

poln. Magnaten auf vortrefflichem Fuße, heirathete und st. 1604 zu Lulawicze. Von ihm vorzugsweise bekamen die Unitarier den Namen S. und mit Recht, denn der Katechismus von Rackow, der ihren Lehrbegriff am vollständigsten entwickelt, ist großentheils das Werk des Faustus Socinus, der außerdem viele theologische Schriften, wovon manche unter angenommenen Namen, für die S. verfaßte. Gedanken, welche nicht schon in den antitrinitarischen Streitigkeiten der ersten Jahrhunderte des Christenthums vorgebracht worden wären, enthält weder der Katechismus von Rackow noch eine der spätern Bekenntnißschriften der S., aber der Socinianismus bleibt merkwürdig 1) weil er die von den Reformatoren schwer verketzerte Vernunft gegenüber dem Dogma erhob, 2) weil aus seinen Meinungen sich der nüchterne, oberflächliche Rationalismus gleichsam von selber entwickelte, der heutzutage Gemeingut der meisten Protestanten ist: Die Erbsünde ist ein Irrthum, Adams Fall traf nur seine eigene Person, blos daß seine Nachkommen seitdem sterben müssen; was in der Bibel der Vernunft widerspricht, kann auch nicht Lehre der Offenbarung sein; tugendhafte u. ehrliche Männer haben die Bibel verfaßt u. in minder bedeutenden Dingen auch manchmal geirrt; Christus ist bloßer Mensch, aber als Gottmensch zu verehren, weil er übernatürlich durch göttliche Kraft gezeugt wurde, vor dem Antritt seines Lehramtes gegen Himmel fuhr und unmittelbar von Gott seine Lehre holte, endlich weil er seit seiner 2. Himmelfahrt das Weltall regiert u. für uns Sündennachlaß bewirkt; der Mensch kann durch eigene Kraft sittlich werden, vollendete Sittlichkeit erlangt er durch stete Nachahmung des Beispieles Jesu Christi; durch die Taufe werden wir in die Christengemeinde lediglich eingeweiht, durch das Abendmahl lediglich an Christi Tod erinnert u. s. f. Hauptschriftsteller der S. wurden: Lublinitzki, Moskorzowski, Przypkowski, Kaspar Schlichting, Johann Ludwig Wolzogen und Wissowazi. Die S. entwickelten und verbreiteten ihre Lehre namentlich in Polen lange ungestört, wurden aber in Folge des wachsenden Einflusses der Jesuiten 1638 aus Rackow und 1658 aus ganz Polen vertrieben.


Socinianische Cautel, s. Cautela.


Soda, s. Natron.


Sodales, lat., Genossen, Verbrüderte; sodalitas, Genossenschaft, Verbrüderung, Bruderschaft.


Sodbrennen, griech.-lat. pyrosis, ist ein Symptom von Verdauungsschwäche u. verschiedenen Digestionsstörungen, bestehend in dem Gefühl eines widrigen, in den Schlund aufsteigenden Brennens, gewöhnlich mit saurem Aufstoßen. Veranlassung gibt hauptsächlich der Genuß saurer und fettiger Sachen. Die Kur besteht in passender Diät und dem Gebrauch alkalischer Mittel, namentlich Magnesia, Kreide etc.


Soden, nassauisches Dorf, mit Höchst und Frankfurt durch Eisenbahn verbunden, hat mehre laue Kochsalzquellen, ist daher berühmter Kurort. – S., kurhess. Stadt in der Provinz Hanau, mit 1250 E., Saline.


Soden, Friedr. Jul. Heinr., Graf von, dramatischer Schriftsteller u. Publicist, geb. 1754 zu Ansbach, bis 1796 im preuß. Staatsdienst, dann auf einem seiner Güter in der Nähe von Bamberg, wurde auch Abgeordneter für die 2. bayer. Kammer u. st. 1831 zu Nürnberg. Er errichtete 1804 das erste stehende Theater in Würzburg, leitete später das Bamberger Theater und schrieb Stücke, von denen sich manche z. B. die deutsche Hausmutter, ziemlich lange auf der Bühne hielten. Noch mehr Verdienste aber erwarb er sich durch juristische und staatswirthschaftliche Schriften, namentlich durch „die Nationalökonomie“ (Lpz. und Aarau 1805–24, 8 Bde.).


Sodoma, Stadt im Thale Siddim im südlichen Palästina, mit Gomorrha, Adama und Seboim von Gott wegen Lasterhaftigkeit durch einen Feuerregen zerstört; das Thal ist durch das todte Meer ausgefüllt.


Sodoma, s. Razzi.


Sodomiterei, die fleischliche Vermischung des Menschen mit einem Thiere, einst mit dem Feuertode bestraft.


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poln. Magnaten auf vortrefflichem Fuße, heirathete und st. 1604 zu Lulawicze. Von ihm vorzugsweise bekamen die Unitarier den Namen S. und mit Recht, denn der Katechismus von Rackow, der ihren Lehrbegriff am vollständigsten entwickelt, ist großentheils das Werk des Faustus Socinus, der außerdem viele theologische Schriften, wovon manche unter angenommenen Namen, für die S. verfaßte. Gedanken, welche nicht schon in den antitrinitarischen Streitigkeiten der ersten Jahrhunderte des Christenthums vorgebracht worden wären, enthält weder der Katechismus von Rackow noch eine der spätern Bekenntnißschriften der S., aber der <hi rendition="#g">Socinianismus</hi> bleibt merkwürdig 1) weil er die von den Reformatoren schwer verketzerte Vernunft gegenüber dem Dogma erhob, 2) weil aus seinen Meinungen sich der nüchterne, oberflächliche Rationalismus gleichsam von selber entwickelte, der heutzutage Gemeingut der meisten Protestanten ist: Die Erbsünde ist ein Irrthum, Adams Fall traf nur seine eigene Person, blos daß seine Nachkommen seitdem sterben müssen; <hi rendition="#g">was in der Bibel der Vernunft widerspricht, kann auch nicht Lehre der Offenbarung sein</hi>; tugendhafte u. ehrliche Männer haben die Bibel verfaßt u. in minder bedeutenden Dingen auch manchmal geirrt; Christus ist bloßer Mensch, aber als Gottmensch zu verehren, weil er übernatürlich durch göttliche Kraft gezeugt wurde, vor dem Antritt seines Lehramtes gegen Himmel fuhr und unmittelbar von Gott seine Lehre holte, endlich weil er seit seiner 2. Himmelfahrt das Weltall regiert u. für uns Sündennachlaß bewirkt; der Mensch kann durch eigene Kraft sittlich werden, vollendete Sittlichkeit erlangt er durch stete Nachahmung des Beispieles Jesu Christi; durch die Taufe werden wir in die Christengemeinde lediglich eingeweiht, durch das Abendmahl lediglich an Christi Tod erinnert u. s. f. Hauptschriftsteller der S. wurden: Lublinitzki, Moskorzowski, Przypkowski, Kaspar Schlichting, Johann Ludwig Wolzogen und Wissowazi. Die S. entwickelten und verbreiteten ihre Lehre namentlich in Polen lange ungestört, wurden aber in Folge des wachsenden Einflusses der Jesuiten 1638 aus Rackow und 1658 aus ganz Polen vertrieben.</p><lb/>
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[239/0240] poln. Magnaten auf vortrefflichem Fuße, heirathete und st. 1604 zu Lulawicze. Von ihm vorzugsweise bekamen die Unitarier den Namen S. und mit Recht, denn der Katechismus von Rackow, der ihren Lehrbegriff am vollständigsten entwickelt, ist großentheils das Werk des Faustus Socinus, der außerdem viele theologische Schriften, wovon manche unter angenommenen Namen, für die S. verfaßte. Gedanken, welche nicht schon in den antitrinitarischen Streitigkeiten der ersten Jahrhunderte des Christenthums vorgebracht worden wären, enthält weder der Katechismus von Rackow noch eine der spätern Bekenntnißschriften der S., aber der Socinianismus bleibt merkwürdig 1) weil er die von den Reformatoren schwer verketzerte Vernunft gegenüber dem Dogma erhob, 2) weil aus seinen Meinungen sich der nüchterne, oberflächliche Rationalismus gleichsam von selber entwickelte, der heutzutage Gemeingut der meisten Protestanten ist: Die Erbsünde ist ein Irrthum, Adams Fall traf nur seine eigene Person, blos daß seine Nachkommen seitdem sterben müssen; was in der Bibel der Vernunft widerspricht, kann auch nicht Lehre der Offenbarung sein; tugendhafte u. ehrliche Männer haben die Bibel verfaßt u. in minder bedeutenden Dingen auch manchmal geirrt; Christus ist bloßer Mensch, aber als Gottmensch zu verehren, weil er übernatürlich durch göttliche Kraft gezeugt wurde, vor dem Antritt seines Lehramtes gegen Himmel fuhr und unmittelbar von Gott seine Lehre holte, endlich weil er seit seiner 2. Himmelfahrt das Weltall regiert u. für uns Sündennachlaß bewirkt; der Mensch kann durch eigene Kraft sittlich werden, vollendete Sittlichkeit erlangt er durch stete Nachahmung des Beispieles Jesu Christi; durch die Taufe werden wir in die Christengemeinde lediglich eingeweiht, durch das Abendmahl lediglich an Christi Tod erinnert u. s. f. Hauptschriftsteller der S. wurden: Lublinitzki, Moskorzowski, Przypkowski, Kaspar Schlichting, Johann Ludwig Wolzogen und Wissowazi. Die S. entwickelten und verbreiteten ihre Lehre namentlich in Polen lange ungestört, wurden aber in Folge des wachsenden Einflusses der Jesuiten 1638 aus Rackow und 1658 aus ganz Polen vertrieben. Socinianische Cautel, s. Cautela. Soda, s. Natron. Sodales, lat., Genossen, Verbrüderte; sodalitas, Genossenschaft, Verbrüderung, Bruderschaft. Sodbrennen, griech.-lat. pyrosis, ist ein Symptom von Verdauungsschwäche u. verschiedenen Digestionsstörungen, bestehend in dem Gefühl eines widrigen, in den Schlund aufsteigenden Brennens, gewöhnlich mit saurem Aufstoßen. Veranlassung gibt hauptsächlich der Genuß saurer und fettiger Sachen. Die Kur besteht in passender Diät und dem Gebrauch alkalischer Mittel, namentlich Magnesia, Kreide etc. Soden, nassauisches Dorf, mit Höchst und Frankfurt durch Eisenbahn verbunden, hat mehre laue Kochsalzquellen, ist daher berühmter Kurort. – S., kurhess. Stadt in der Provinz Hanau, mit 1250 E., Saline. Soden, Friedr. Jul. Heinr., Graf von, dramatischer Schriftsteller u. Publicist, geb. 1754 zu Ansbach, bis 1796 im preuß. Staatsdienst, dann auf einem seiner Güter in der Nähe von Bamberg, wurde auch Abgeordneter für die 2. bayer. Kammer u. st. 1831 zu Nürnberg. Er errichtete 1804 das erste stehende Theater in Würzburg, leitete später das Bamberger Theater und schrieb Stücke, von denen sich manche z. B. die deutsche Hausmutter, ziemlich lange auf der Bühne hielten. Noch mehr Verdienste aber erwarb er sich durch juristische und staatswirthschaftliche Schriften, namentlich durch „die Nationalökonomie“ (Lpz. und Aarau 1805–24, 8 Bde.). Sodoma, Stadt im Thale Siddim im südlichen Palästina, mit Gomorrha, Adama und Seboim von Gott wegen Lasterhaftigkeit durch einen Feuerregen zerstört; das Thal ist durch das todte Meer ausgefüllt. Sodoma, s. Razzi. Sodomiterei, die fleischliche Vermischung des Menschen mit einem Thiere, einst mit dem Feuertode bestraft. Söder, schwed., süder, daher S.manland, s. Südermanland.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/240>, abgerufen am 24.11.2024.