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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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durch die Liebe zur Wissenschaft nach Europa zurückgetrieben, wurde er zu Rom Oberbibliothekar des Kardinals Sforza und st. 1581 oder 1585. Lieferte treffliche Commentare zu den besten Schriften Ciceros, gab die "Fragmenta Marciani Bethlehemitae" heraus, die er aus dem Griechischen lateinisch übersetzt hatte, icones sapientum graecorum u. a. m.


Stato della Chiesa, ital., Kirchenstaat.


Statthalter Beamter, der in einem gewissen Kreise die Stelle des Regenten vertritt; über den niederländ. General-S. s. Niederlande.


Statue, lat. statua, Bildsäule, Standbild, eine von der plastischen Kunst vollständig ausgeführte Gestalt, entweder Ideal- od. Porträt-S. Die Römer theilten die S. nach der Stellung in stehende, sitzende und reitende (pedestres, sedentes, equestres) oder in palliatas und togatas (mit griech. oder röm. Gewand).


Status, Zustand, Stand; 1) der persönlichen Verhältnisse des Menschen (Freier, Sklave, Bürger, Fremder, volljährig, unter Vormundschaft, ehelich, Familienglied); 2) der Rechtsgeschäfte (s. causae, controversiae); 3) Vermögensverhältnisse (s. activus u. passivus). S. quo, worin sich eine Sache eben befindet; s. ab ante vorheriger Zustand.


Statuten, lat. statuta, Gesetze, Organisationsvorschriften; Statutarrecht, Befugniß, sich selbst gesetzlich zu ordnen, Autonomie, namentlich der Städte, daher auch soviel als Stadtrecht; S. portion, die dem überlebenden Ehegatten unentziehbar gesetzlich eingeräumten Rechte auf den Nachlaß des Verstorbenen, bald in bestimmten Eigenthumsquoten (1/4, 1/3, 1/2), bald als lebenslängliche Nutznießung, je nach Dasein und Zahl von Kindern.


Staubgefäße, lat. stamina, s. Befruchtung und Pflanze.


Staudenmaier, Franz Anton, einer der ausgezeichnetsten Theologen der neuern Zeit, geb. 1800 zu Donzdorf im württemberg. Oberamt Geißlingen, studierte zu Gmünd, Ellwangen u. Tübingen, wo Drey, Hirscher, Möhler u. Feilmoser Theologie lehrten, lag nebenbei sehr eifrig philosophischen Studien ob, versuchte sich bereits 1824 als Schriftsteller, wurde 1827 Priester und 1828 Repetent im Wilhelmsstift zu Tübingen. Schon 1830 wurde er als Professor der Dogmatik nach Gießen berufen, wo er 1834 die Jahrbücher für Theologie u. christliche Philosophie mitbegründete, erhielt Ausgang 1837 gleichzeitig mit Hirscher einen Ruf nach Freiburg i. B. u. trug mit diesem unstreitig das meiste bei, die Universität überhaupt und ganz besonders die theologische Facultät wiederum in die Höhe zu bringen, half auch hier eine gelehrte Zeitschrift für Theologie begründen, wurde 1843 Domcapitular, 1848 Geheimerath, saß 1851/2 in der 1. Kammer zu Karlsruhe, wurde 1852 in Folge seiner langjährigen allzu angestrengten Thätigkeit sehr leidend u. ließ sich deßhalb 1855 pensioniren, st. am 19. Jan. 1856 während eines Spazierganges in Folge eines unglücklichen Sturzes und Schlaganfalles. S. war ein sehr fruchtbarer theologischer Schriftsteller, ausgestattet mit einem seltenen Reichthum des Wissens und einem philosophischen Talente, dessen Bedeutung selbst F. Feuerbach anerkennen mußte; er war einer der ersten, welcher die Theologie in ihrem ganzen Umfange zum erstenmal erschöpfend darstellte u. dabei ein scharfer Kritiker, der alle Widersprüche u. Angriffe der Zeitphilosophie gegen das Christenthum ebenso tiefsinnig zu enthüllen als die Schätze der Zeitwissenschaft gewandt für die Theologie zu verwenden verstand, was namentlich hinsichtlich des Hegelianismus geschah. Unter seinen Schriften sind die hauptsächlichsten: Johannes Scotus Erigena und die Wissenschaft seiner Zeit (Frkf. 1834, unvollendet); die nach Anlage u. Durchführung ganz neue und epochemachende "Encyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesammten Theologie" (Mainz 1834, 2. Aufl. des 1. B. 1840); eine Abhandlung über den Pragmatismus der Geistesgaben (Tüb. 1835); Geist der göttlichen Offenbarung od. Wissenschaft der Geschichtsprincipien des Christenthums (Gießen 1837); die dem genialen A. Günther (s. d.) gewidmete Philosophie des Christenthums od. Metaphysik der hl. Schrift

durch die Liebe zur Wissenschaft nach Europa zurückgetrieben, wurde er zu Rom Oberbibliothekar des Kardinals Sforza und st. 1581 oder 1585. Lieferte treffliche Commentare zu den besten Schriften Ciceros, gab die „Fragmenta Marciani Bethlehemitae“ heraus, die er aus dem Griechischen lateinisch übersetzt hatte, icones sapientum graecorum u. a. m.


Stato della Chiesa, ital., Kirchenstaat.


Statthalter Beamter, der in einem gewissen Kreise die Stelle des Regenten vertritt; über den niederländ. General-S. s. Niederlande.


Statue, lat. statua, Bildsäule, Standbild, eine von der plastischen Kunst vollständig ausgeführte Gestalt, entweder Ideal- od. Porträt-S. Die Römer theilten die S. nach der Stellung in stehende, sitzende und reitende (pedestres, sedentes, equestres) oder in palliatas und togatas (mit griech. oder röm. Gewand).


Status, Zustand, Stand; 1) der persönlichen Verhältnisse des Menschen (Freier, Sklave, Bürger, Fremder, volljährig, unter Vormundschaft, ehelich, Familienglied); 2) der Rechtsgeschäfte (s. causae, controversiae); 3) Vermögensverhältnisse (s. activus u. passivus). S. quo, worin sich eine Sache eben befindet; s. ab ante vorheriger Zustand.


Statuten, lat. statuta, Gesetze, Organisationsvorschriften; Statutarrecht, Befugniß, sich selbst gesetzlich zu ordnen, Autonomie, namentlich der Städte, daher auch soviel als Stadtrecht; S. portion, die dem überlebenden Ehegatten unentziehbar gesetzlich eingeräumten Rechte auf den Nachlaß des Verstorbenen, bald in bestimmten Eigenthumsquoten (1/4, 1/3, 1/2), bald als lebenslängliche Nutznießung, je nach Dasein und Zahl von Kindern.


Staubgefäße, lat. stamina, s. Befruchtung und Pflanze.


Staudenmaier, Franz Anton, einer der ausgezeichnetsten Theologen der neuern Zeit, geb. 1800 zu Donzdorf im württemberg. Oberamt Geißlingen, studierte zu Gmünd, Ellwangen u. Tübingen, wo Drey, Hirscher, Möhler u. Feilmoser Theologie lehrten, lag nebenbei sehr eifrig philosophischen Studien ob, versuchte sich bereits 1824 als Schriftsteller, wurde 1827 Priester und 1828 Repetent im Wilhelmsstift zu Tübingen. Schon 1830 wurde er als Professor der Dogmatik nach Gießen berufen, wo er 1834 die Jahrbücher für Theologie u. christliche Philosophie mitbegründete, erhielt Ausgang 1837 gleichzeitig mit Hirscher einen Ruf nach Freiburg i. B. u. trug mit diesem unstreitig das meiste bei, die Universität überhaupt und ganz besonders die theologische Facultät wiederum in die Höhe zu bringen, half auch hier eine gelehrte Zeitschrift für Theologie begründen, wurde 1843 Domcapitular, 1848 Geheimerath, saß 1851/2 in der 1. Kammer zu Karlsruhe, wurde 1852 in Folge seiner langjährigen allzu angestrengten Thätigkeit sehr leidend u. ließ sich deßhalb 1855 pensioniren, st. am 19. Jan. 1856 während eines Spazierganges in Folge eines unglücklichen Sturzes und Schlaganfalles. S. war ein sehr fruchtbarer theologischer Schriftsteller, ausgestattet mit einem seltenen Reichthum des Wissens und einem philosophischen Talente, dessen Bedeutung selbst F. Feuerbach anerkennen mußte; er war einer der ersten, welcher die Theologie in ihrem ganzen Umfange zum erstenmal erschöpfend darstellte u. dabei ein scharfer Kritiker, der alle Widersprüche u. Angriffe der Zeitphilosophie gegen das Christenthum ebenso tiefsinnig zu enthüllen als die Schätze der Zeitwissenschaft gewandt für die Theologie zu verwenden verstand, was namentlich hinsichtlich des Hegelianismus geschah. Unter seinen Schriften sind die hauptsächlichsten: Johannes Scotus Erigena und die Wissenschaft seiner Zeit (Frkf. 1834, unvollendet); die nach Anlage u. Durchführung ganz neue und epochemachende „Encyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesammten Theologie“ (Mainz 1834, 2. Aufl. des 1. B. 1840); eine Abhandlung über den Pragmatismus der Geistesgaben (Tüb. 1835); Geist der göttlichen Offenbarung od. Wissenschaft der Geschichtsprincipien des Christenthums (Gießen 1837); die dem genialen A. Günther (s. d.) gewidmete Philosophie des Christenthums od. Metaphysik der hl. Schrift

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[314/0315] durch die Liebe zur Wissenschaft nach Europa zurückgetrieben, wurde er zu Rom Oberbibliothekar des Kardinals Sforza und st. 1581 oder 1585. Lieferte treffliche Commentare zu den besten Schriften Ciceros, gab die „Fragmenta Marciani Bethlehemitae“ heraus, die er aus dem Griechischen lateinisch übersetzt hatte, icones sapientum graecorum u. a. m. Stato della Chiesa, ital., Kirchenstaat. Statthalter Beamter, der in einem gewissen Kreise die Stelle des Regenten vertritt; über den niederländ. General-S. s. Niederlande. Statue, lat. statua, Bildsäule, Standbild, eine von der plastischen Kunst vollständig ausgeführte Gestalt, entweder Ideal- od. Porträt-S. Die Römer theilten die S. nach der Stellung in stehende, sitzende und reitende (pedestres, sedentes, equestres) oder in palliatas und togatas (mit griech. oder röm. Gewand). Status, Zustand, Stand; 1) der persönlichen Verhältnisse des Menschen (Freier, Sklave, Bürger, Fremder, volljährig, unter Vormundschaft, ehelich, Familienglied); 2) der Rechtsgeschäfte (s. causae, controversiae); 3) Vermögensverhältnisse (s. activus u. passivus). S. quo, worin sich eine Sache eben befindet; s. ab ante vorheriger Zustand. Statuten, lat. statuta, Gesetze, Organisationsvorschriften; Statutarrecht, Befugniß, sich selbst gesetzlich zu ordnen, Autonomie, namentlich der Städte, daher auch soviel als Stadtrecht; S. portion, die dem überlebenden Ehegatten unentziehbar gesetzlich eingeräumten Rechte auf den Nachlaß des Verstorbenen, bald in bestimmten Eigenthumsquoten (1/4, 1/3, 1/2), bald als lebenslängliche Nutznießung, je nach Dasein und Zahl von Kindern. Staubgefäße, lat. stamina, s. Befruchtung und Pflanze. Staudenmaier, Franz Anton, einer der ausgezeichnetsten Theologen der neuern Zeit, geb. 1800 zu Donzdorf im württemberg. Oberamt Geißlingen, studierte zu Gmünd, Ellwangen u. Tübingen, wo Drey, Hirscher, Möhler u. Feilmoser Theologie lehrten, lag nebenbei sehr eifrig philosophischen Studien ob, versuchte sich bereits 1824 als Schriftsteller, wurde 1827 Priester und 1828 Repetent im Wilhelmsstift zu Tübingen. Schon 1830 wurde er als Professor der Dogmatik nach Gießen berufen, wo er 1834 die Jahrbücher für Theologie u. christliche Philosophie mitbegründete, erhielt Ausgang 1837 gleichzeitig mit Hirscher einen Ruf nach Freiburg i. B. u. trug mit diesem unstreitig das meiste bei, die Universität überhaupt und ganz besonders die theologische Facultät wiederum in die Höhe zu bringen, half auch hier eine gelehrte Zeitschrift für Theologie begründen, wurde 1843 Domcapitular, 1848 Geheimerath, saß 1851/2 in der 1. Kammer zu Karlsruhe, wurde 1852 in Folge seiner langjährigen allzu angestrengten Thätigkeit sehr leidend u. ließ sich deßhalb 1855 pensioniren, st. am 19. Jan. 1856 während eines Spazierganges in Folge eines unglücklichen Sturzes und Schlaganfalles. S. war ein sehr fruchtbarer theologischer Schriftsteller, ausgestattet mit einem seltenen Reichthum des Wissens und einem philosophischen Talente, dessen Bedeutung selbst F. Feuerbach anerkennen mußte; er war einer der ersten, welcher die Theologie in ihrem ganzen Umfange zum erstenmal erschöpfend darstellte u. dabei ein scharfer Kritiker, der alle Widersprüche u. Angriffe der Zeitphilosophie gegen das Christenthum ebenso tiefsinnig zu enthüllen als die Schätze der Zeitwissenschaft gewandt für die Theologie zu verwenden verstand, was namentlich hinsichtlich des Hegelianismus geschah. Unter seinen Schriften sind die hauptsächlichsten: Johannes Scotus Erigena und die Wissenschaft seiner Zeit (Frkf. 1834, unvollendet); die nach Anlage u. Durchführung ganz neue und epochemachende „Encyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesammten Theologie“ (Mainz 1834, 2. Aufl. des 1. B. 1840); eine Abhandlung über den Pragmatismus der Geistesgaben (Tüb. 1835); Geist der göttlichen Offenbarung od. Wissenschaft der Geschichtsprincipien des Christenthums (Gießen 1837); die dem genialen A. Günther (s. d.) gewidmete Philosophie des Christenthums od. Metaphysik der hl. Schrift

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/315>, abgerufen am 23.11.2024.