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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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zu Darmstadt, wurde Privatsekretär zu München, Glückstadt, 1762 zu Kopenhagen beim Staatsminister Grafen Bernstorff, in dessen Hause er weltmännische Bildung und den Umgang mit Klopstock gewann. 1768 machte er als Legationsrath im Gefolge des Königs eine Reise nach England und Frankreich, erhielt hierauf Beschäftigung bei der Postdirection, fiel aber 1772 mit Struensee. Er saß etliche Jahre gefangen, wiewohl man nichts auf ihn zu bringen vermochte, erhielt dann eine ganz geringe Pension u. wurde zwar bald wieder als dän. Regierungsrath in Oldenburg angestellt, st. aber schon 1779 zu Bremen. Die "Erinnerungen aus dem Leben des Grafen von Bernstorff" (1777), die "Briefe eines Reisenden" u. a. zeigen nach Form und Inhalt einen gewandten, feingebildeten und warmfühlenden Mann. Gesammelte Schriften, Leipz. 1786, 2 B.


Sturz, Friedr. Wilhelm, verdienter Schulmann, geb. 1762 zu Erbisdorf bei Freiberg, gest. 1832 als emeritirter Rector der Fürstenschule zu Grimma, schrieb über die macedon. und alexandrinische Mundart, ein Wörterbuch zum Xenophon u. dgl. und besorgte gute Ausgaben von Hellanikos, Pherekydes, Empedokles, Dio Cassius.


Sturzbad, Bad, wo der Kranke v. oben herab mit Wasser übergossen wird, s. Bad.


Stuterei, s. Gestüte.


Stuttgart, Hauptstadt des Königreichs Württemberg und Residenz des Königs, Sitz der Centralbehörden, St. vom Neckar entfernt, in einem von Weinbergen umgebenen Thalkessel gelegen, durch seine Umgebungen eine der reizendsten Städte Deutschlands, zählt mit den dazu gehörigen Weilern 46507 E. S. hat Gymnasium, polytechnische Schule, Kunstschule, Oberrealschule, Thierarzneischule, Sonntagsgewerbschule etc.; reiche öffentliche Bibliothek, königl. Privatbibliothek, Sammlungen aller Art, Theater, Liedertafel. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die Residenz (angefangen 1746, vollendet 1806) mit anstoßendem schönen Park, die alte Residenz, 1553 gebaut, ein schönes u. wohlerhaltenes Denkmal der Baukunst aus dem Schlusse des Mittelalters, die alte Stiftskirche mit den Gräbern des Regentenhauses. S. ist ein Hauptplatz des deutschen Buchhandels, namentlich des Verlagsbuchhandels, hat Großhandel in Indigo und Droguen; sehr beträchtlich ist die Fabrikation von Pianofortes, Gold- und Silberwaaren, die Kunst- u. Handelsgärtnerei.


Stutzen, Stutzbüchse, heißt in Süddeutschland die kurze Kugelbüchse.


Stygisch, s. Styx.


Styl, Stil (aus dem Griech.), ursprünglich der Metallgriffel der Alten, mit dem sie auf Wachstafeln schrieben, bezeichnet bildlich die Schreibart, sowohl im Allgemeinen die verschiedenen Darstellungsweisen in Poesie u. Prosa, als die besonderen Gattungen dieser beiden, endlich die durch die Individualität des Schriftstellers bedingte. Es gibt demnach einen poetischen und prosaischen, einen epischen, dramatischen, lyrischen, einen rhetorischen und historischen, einen erhabenen, mittleren und niederen, einen kräftigen und dünnen, einen künstlichen und einfachen, einen correcten und fehlerhaften etc. S. Der gute S. besteht in der Uebereinstimmung des Gedankens und der Form, verlangt Ordnung, Natürlichkeit, Klarheit, Zweckmäßigkeit der künstlichen Verzierung. Der S. charakterisirt den Einzelnen (le style c'est l'homme, sagte die Stael) so gut als die ganze Nation und ein ganzes Zeitalter. Auch in der Kunst braucht man das Wort S. in eben so weiter Bedeutung; man unterscheidet nämlich im Allgemeinen den erhabenen, würdevollen, graziösen, harten, weichen, weichlichen S.; nach den Künsten den plastischen, malerischen, architektonischen S.; den S. einer bestimmten Schule u. eines einzelnen Meisters; S. istik, Darstellung der Regeln des S.s; st. istisch, was den S. betrifft; st.isiren, den Gedanken den angemessenen Ausdruck geben. - S. beim Kalender soviel als Zeitrechnung, daher julianischer od. alter, gregorianischer od. neuer S.


Styliten, s. Simeon.


Stylobat, griech.-dtsch., Säulenfuß; Stylometrie, Säulenmeßkunst.


Stylopinakia, griech., Säulengemälde.

zu Darmstadt, wurde Privatsekretär zu München, Glückstadt, 1762 zu Kopenhagen beim Staatsminister Grafen Bernstorff, in dessen Hause er weltmännische Bildung und den Umgang mit Klopstock gewann. 1768 machte er als Legationsrath im Gefolge des Königs eine Reise nach England und Frankreich, erhielt hierauf Beschäftigung bei der Postdirection, fiel aber 1772 mit Struensee. Er saß etliche Jahre gefangen, wiewohl man nichts auf ihn zu bringen vermochte, erhielt dann eine ganz geringe Pension u. wurde zwar bald wieder als dän. Regierungsrath in Oldenburg angestellt, st. aber schon 1779 zu Bremen. Die „Erinnerungen aus dem Leben des Grafen von Bernstorff“ (1777), die „Briefe eines Reisenden“ u. a. zeigen nach Form und Inhalt einen gewandten, feingebildeten und warmfühlenden Mann. Gesammelte Schriften, Leipz. 1786, 2 B.


Sturz, Friedr. Wilhelm, verdienter Schulmann, geb. 1762 zu Erbisdorf bei Freiberg, gest. 1832 als emeritirter Rector der Fürstenschule zu Grimma, schrieb über die macedon. und alexandrinische Mundart, ein Wörterbuch zum Xenophon u. dgl. und besorgte gute Ausgaben von Hellanikos, Pherekydes, Empedokles, Dio Cassius.


Sturzbad, Bad, wo der Kranke v. oben herab mit Wasser übergossen wird, s. Bad.


Stuterei, s. Gestüte.


Stuttgart, Hauptstadt des Königreichs Württemberg und Residenz des Königs, Sitz der Centralbehörden, St. vom Neckar entfernt, in einem von Weinbergen umgebenen Thalkessel gelegen, durch seine Umgebungen eine der reizendsten Städte Deutschlands, zählt mit den dazu gehörigen Weilern 46507 E. S. hat Gymnasium, polytechnische Schule, Kunstschule, Oberrealschule, Thierarzneischule, Sonntagsgewerbschule etc.; reiche öffentliche Bibliothek, königl. Privatbibliothek, Sammlungen aller Art, Theater, Liedertafel. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die Residenz (angefangen 1746, vollendet 1806) mit anstoßendem schönen Park, die alte Residenz, 1553 gebaut, ein schönes u. wohlerhaltenes Denkmal der Baukunst aus dem Schlusse des Mittelalters, die alte Stiftskirche mit den Gräbern des Regentenhauses. S. ist ein Hauptplatz des deutschen Buchhandels, namentlich des Verlagsbuchhandels, hat Großhandel in Indigo und Droguen; sehr beträchtlich ist die Fabrikation von Pianofortes, Gold- und Silberwaaren, die Kunst- u. Handelsgärtnerei.


Stutzen, Stutzbüchse, heißt in Süddeutschland die kurze Kugelbüchse.


Stygisch, s. Styx.


Styl, Stil (aus dem Griech.), ursprünglich der Metallgriffel der Alten, mit dem sie auf Wachstafeln schrieben, bezeichnet bildlich die Schreibart, sowohl im Allgemeinen die verschiedenen Darstellungsweisen in Poesie u. Prosa, als die besonderen Gattungen dieser beiden, endlich die durch die Individualität des Schriftstellers bedingte. Es gibt demnach einen poetischen und prosaischen, einen epischen, dramatischen, lyrischen, einen rhetorischen und historischen, einen erhabenen, mittleren und niederen, einen kräftigen und dünnen, einen künstlichen und einfachen, einen correcten und fehlerhaften etc. S. Der gute S. besteht in der Uebereinstimmung des Gedankens und der Form, verlangt Ordnung, Natürlichkeit, Klarheit, Zweckmäßigkeit der künstlichen Verzierung. Der S. charakterisirt den Einzelnen (le style c'est l'homme, sagte die Staël) so gut als die ganze Nation und ein ganzes Zeitalter. Auch in der Kunst braucht man das Wort S. in eben so weiter Bedeutung; man unterscheidet nämlich im Allgemeinen den erhabenen, würdevollen, graziösen, harten, weichen, weichlichen S.; nach den Künsten den plastischen, malerischen, architektonischen S.; den S. einer bestimmten Schule u. eines einzelnen Meisters; S. istik, Darstellung der Regeln des S.s; st. istisch, was den S. betrifft; st.isiren, den Gedanken den angemessenen Ausdruck geben. – S. beim Kalender soviel als Zeitrechnung, daher julianischer od. alter, gregorianischer od. neuer S.


Styliten, s. Simeon.


Stylobat, griech.-dtsch., Säulenfuß; Stylometrie, Säulenmeßkunst.


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[366/0367] zu Darmstadt, wurde Privatsekretär zu München, Glückstadt, 1762 zu Kopenhagen beim Staatsminister Grafen Bernstorff, in dessen Hause er weltmännische Bildung und den Umgang mit Klopstock gewann. 1768 machte er als Legationsrath im Gefolge des Königs eine Reise nach England und Frankreich, erhielt hierauf Beschäftigung bei der Postdirection, fiel aber 1772 mit Struensee. Er saß etliche Jahre gefangen, wiewohl man nichts auf ihn zu bringen vermochte, erhielt dann eine ganz geringe Pension u. wurde zwar bald wieder als dän. Regierungsrath in Oldenburg angestellt, st. aber schon 1779 zu Bremen. Die „Erinnerungen aus dem Leben des Grafen von Bernstorff“ (1777), die „Briefe eines Reisenden“ u. a. zeigen nach Form und Inhalt einen gewandten, feingebildeten und warmfühlenden Mann. Gesammelte Schriften, Leipz. 1786, 2 B. Sturz, Friedr. Wilhelm, verdienter Schulmann, geb. 1762 zu Erbisdorf bei Freiberg, gest. 1832 als emeritirter Rector der Fürstenschule zu Grimma, schrieb über die macedon. und alexandrinische Mundart, ein Wörterbuch zum Xenophon u. dgl. und besorgte gute Ausgaben von Hellanikos, Pherekydes, Empedokles, Dio Cassius. Sturzbad, Bad, wo der Kranke v. oben herab mit Wasser übergossen wird, s. Bad. Stuterei, s. Gestüte. Stuttgart, Hauptstadt des Königreichs Württemberg und Residenz des Königs, Sitz der Centralbehörden, St. vom Neckar entfernt, in einem von Weinbergen umgebenen Thalkessel gelegen, durch seine Umgebungen eine der reizendsten Städte Deutschlands, zählt mit den dazu gehörigen Weilern 46507 E. S. hat Gymnasium, polytechnische Schule, Kunstschule, Oberrealschule, Thierarzneischule, Sonntagsgewerbschule etc.; reiche öffentliche Bibliothek, königl. Privatbibliothek, Sammlungen aller Art, Theater, Liedertafel. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die Residenz (angefangen 1746, vollendet 1806) mit anstoßendem schönen Park, die alte Residenz, 1553 gebaut, ein schönes u. wohlerhaltenes Denkmal der Baukunst aus dem Schlusse des Mittelalters, die alte Stiftskirche mit den Gräbern des Regentenhauses. S. ist ein Hauptplatz des deutschen Buchhandels, namentlich des Verlagsbuchhandels, hat Großhandel in Indigo und Droguen; sehr beträchtlich ist die Fabrikation von Pianofortes, Gold- und Silberwaaren, die Kunst- u. Handelsgärtnerei. Stutzen, Stutzbüchse, heißt in Süddeutschland die kurze Kugelbüchse. Stygisch, s. Styx. Styl, Stil (aus dem Griech.), ursprünglich der Metallgriffel der Alten, mit dem sie auf Wachstafeln schrieben, bezeichnet bildlich die Schreibart, sowohl im Allgemeinen die verschiedenen Darstellungsweisen in Poesie u. Prosa, als die besonderen Gattungen dieser beiden, endlich die durch die Individualität des Schriftstellers bedingte. Es gibt demnach einen poetischen und prosaischen, einen epischen, dramatischen, lyrischen, einen rhetorischen und historischen, einen erhabenen, mittleren und niederen, einen kräftigen und dünnen, einen künstlichen und einfachen, einen correcten und fehlerhaften etc. S. Der gute S. besteht in der Uebereinstimmung des Gedankens und der Form, verlangt Ordnung, Natürlichkeit, Klarheit, Zweckmäßigkeit der künstlichen Verzierung. Der S. charakterisirt den Einzelnen (le style c'est l'homme, sagte die Staël) so gut als die ganze Nation und ein ganzes Zeitalter. Auch in der Kunst braucht man das Wort S. in eben so weiter Bedeutung; man unterscheidet nämlich im Allgemeinen den erhabenen, würdevollen, graziösen, harten, weichen, weichlichen S.; nach den Künsten den plastischen, malerischen, architektonischen S.; den S. einer bestimmten Schule u. eines einzelnen Meisters; S. istik, Darstellung der Regeln des S.s; st. istisch, was den S. betrifft; st.isiren, den Gedanken den angemessenen Ausdruck geben. – S. beim Kalender soviel als Zeitrechnung, daher julianischer od. alter, gregorianischer od. neuer S. Styliten, s. Simeon. Stylobat, griech.-dtsch., Säulenfuß; Stylometrie, Säulenmeßkunst. Stylopinakia, griech., Säulengemälde.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/367>, abgerufen am 23.11.2024.