Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Khanats, hat gegen 20000 Häuser, bedeutenden Handel, viele Gärten.


Tasman, Abel, holländ. Seefahrer, entdeckte um die Mitte des 17. Jahrh. Vandiemensland, Neuseeland und andere australische Inseln; seit 1855 heißt Vandiemensland officiell T.ia.


Tassette, die Schenkelschienen des Harnisches.


Tasso, Bernardo, der Vater des Sängers vom befreiten Jerusalem, Staatsmann und Dichter, geb. 1493 zu Bergamo aus einem altadeligen Geschlechte, welchem auch die in Deutschland eingebürgerte Familie der Fürsten von Thurn und Taxis angehören soll, diente verschiedenen italien. Höfen als geheim er Sekretär, st. 1569 in den Diensten des Herzogs von Mantua als Gouverneur von Ostiglia. Er hinterließ sehr gut geschriebene und für die Geschichte der Politik und Literatur seiner Zeit wichtige Briefe, welche Seghezzi (Padua 1733-51) veröffentlichte u. Jagemann 1803 in deutscher Uebersetzung herausgab; als lyrischer Dichter leistete er mitunter Treffliches, dagegen sind die 100 Gesänge seines Heldengedichtes vom Amadis (l'Amadigi) eintönig und hinsichtlich der Sprache ungleich, sein unvollendetes Heldengedicht il Floridante überarbeitete sein Sohn:


Tasso, Torquato, einer der ausgezeichnetsten Dichter Italiens und Held eines dramatischen Meisterwerkes von Göthe; geb. 1544 zu Sorrento am Meerbusen von Neapel, bewährte er sehr früh die ausgezeichnetsten dichterischen Anlagen, studierte zu Padua die Rechtswissenschaften, lag aber weit lieber dem Studium der Alten u. der Dichtkunst ob, erregte schon 1562 mit seinem Heldengedichte Rinaldo inamorato die größten Erwartungen und faßte bereits den Plan, Gottfried von Bouillon u. die Helden des ersten Kreuzzuges zu besingen. Er fand Gönner, besonders unter der hohen Geistlichkeit, kam 1567 an den Hof von Ferrara, wo er als Freund des Herzogs Alfonso II. seine schönsten Tage verlebte, aber auch den Grund zum Unglück seines Lebens legte, indem er eine unselige Neigung zu Leonoren, der Schwester des Herzogs, faßte, welche ihm die Zügel der Selbstbeherrschung aus der Hand riß. 1577 behandelte ihn Alfonso II. bereits als bemitleidenswerthen Narren u. hielt ihn in milder Hast, 1578 entfloh T. u. irrte unstät in Italien umher, 1579 war er wieder in Ferrara u. wurde in Folge eines bis jetzt noch nicht genügend aufgehellten Excesses ins Irrenhaus gebracht u. aus strengem Gewahrsam erst 1586 befreit, besonders in Folge der unablässigen Verwendungen des Herzogs Vicenzo von Mantua. Er lebte nun bei Vicenzo, bis dieser starb, worauf T. abermals unstät und manchmal in der bittersten Noth herumirrte und sich von Niemanden, auch vom Papst Sixtus V. nicht, an einen bestimmten Wohnsitz fesseln ließ. 1594 im November holten ihn die Römer triumphirend in ihre Stadt, Papst Clemens VIII. und der Kardinal Aldobrandini wollten ihn im April 1595 feierlich zum Dichter krönen, allein am 25. April 1595 er lag T. seinen körperlichen und geistigen Leiden im Kloster San-Onofrio, in dessen Kirche er begraben liegt u. wo auch sein ihm 1603 vom Kardinal Bevilacqua gesetztes Denkmal sich befindet. T. war als Lyriker ein glücklicher Nachahmer Petrarcas (Rime e fiamme), durch seinen "Aminta" vervollkommnete er das Schäferdrama geistig und kunstmäßig, sein Trauerspiel "Torrismonde" (1587) hat großes poetisches Verdienst, einzig aber steht er als epischer Dichter da; er verband Regelmäßigkeit und Correctheit mit Genialität, Phantasie mit Gefühl, Gelehrsamkeit mit reicher Erfindung. Er lieferte verschiedene Heldengedichte (il Rinaldo 1562, la divina Settimana, gedruckt 1600, il monte Oliveto 1605. le lagrime de Maria 1593), seinen Weltruhm aber begründete das "befreite Jerusalem", dessen 20 Gesänge 1579-81 allmälig herauskamen u. in viele Sprachen, ins Deutsche namentlich von Gries, Streckfuß, und neuestens von Duttenhofer übersetzt wurden. Später arbeitete er das Meisterwerk um (Gierusalemme conquistata), allein was es dadurch an Correctheit gewann, verlor es zehnfach an poetischem Gehalt, wie denn T. als Kunsttheoretiker sich selber nicht verstanden zu haben scheint u. sich durch Unterwürfigkeit unter

Khanats, hat gegen 20000 Häuser, bedeutenden Handel, viele Gärten.


Tasman, Abel, holländ. Seefahrer, entdeckte um die Mitte des 17. Jahrh. Vandiemensland, Neuseeland und andere australische Inseln; seit 1855 heißt Vandiemensland officiell T.ia.


Tassette, die Schenkelschienen des Harnisches.


Tasso, Bernardo, der Vater des Sängers vom befreiten Jerusalem, Staatsmann und Dichter, geb. 1493 zu Bergamo aus einem altadeligen Geschlechte, welchem auch die in Deutschland eingebürgerte Familie der Fürsten von Thurn und Taxis angehören soll, diente verschiedenen italien. Höfen als geheim er Sekretär, st. 1569 in den Diensten des Herzogs von Mantua als Gouverneur von Ostiglia. Er hinterließ sehr gut geschriebene und für die Geschichte der Politik und Literatur seiner Zeit wichtige Briefe, welche Seghezzi (Padua 1733–51) veröffentlichte u. Jagemann 1803 in deutscher Uebersetzung herausgab; als lyrischer Dichter leistete er mitunter Treffliches, dagegen sind die 100 Gesänge seines Heldengedichtes vom Amadis (l'Amadigi) eintönig und hinsichtlich der Sprache ungleich, sein unvollendetes Heldengedicht il Floridante überarbeitete sein Sohn:


Tasso, Torquato, einer der ausgezeichnetsten Dichter Italiens und Held eines dramatischen Meisterwerkes von Göthe; geb. 1544 zu Sorrento am Meerbusen von Neapel, bewährte er sehr früh die ausgezeichnetsten dichterischen Anlagen, studierte zu Padua die Rechtswissenschaften, lag aber weit lieber dem Studium der Alten u. der Dichtkunst ob, erregte schon 1562 mit seinem Heldengedichte Rinaldo inamorato die größten Erwartungen und faßte bereits den Plan, Gottfried von Bouillon u. die Helden des ersten Kreuzzuges zu besingen. Er fand Gönner, besonders unter der hohen Geistlichkeit, kam 1567 an den Hof von Ferrara, wo er als Freund des Herzogs Alfonso II. seine schönsten Tage verlebte, aber auch den Grund zum Unglück seines Lebens legte, indem er eine unselige Neigung zu Leonoren, der Schwester des Herzogs, faßte, welche ihm die Zügel der Selbstbeherrschung aus der Hand riß. 1577 behandelte ihn Alfonso II. bereits als bemitleidenswerthen Narren u. hielt ihn in milder Hast, 1578 entfloh T. u. irrte unstät in Italien umher, 1579 war er wieder in Ferrara u. wurde in Folge eines bis jetzt noch nicht genügend aufgehellten Excesses ins Irrenhaus gebracht u. aus strengem Gewahrsam erst 1586 befreit, besonders in Folge der unablässigen Verwendungen des Herzogs Vicenzo von Mantua. Er lebte nun bei Vicenzo, bis dieser starb, worauf T. abermals unstät und manchmal in der bittersten Noth herumirrte und sich von Niemanden, auch vom Papst Sixtus V. nicht, an einen bestimmten Wohnsitz fesseln ließ. 1594 im November holten ihn die Römer triumphirend in ihre Stadt, Papst Clemens VIII. und der Kardinal Aldobrandini wollten ihn im April 1595 feierlich zum Dichter krönen, allein am 25. April 1595 er lag T. seinen körperlichen und geistigen Leiden im Kloster San-Onofrio, in dessen Kirche er begraben liegt u. wo auch sein ihm 1603 vom Kardinal Bevilacqua gesetztes Denkmal sich befindet. T. war als Lyriker ein glücklicher Nachahmer Petrarcas (Rime e fiamme), durch seinen „Aminta“ vervollkommnete er das Schäferdrama geistig und kunstmäßig, sein Trauerspiel „Torrismonde“ (1587) hat großes poetisches Verdienst, einzig aber steht er als epischer Dichter da; er verband Regelmäßigkeit und Correctheit mit Genialität, Phantasie mit Gefühl, Gelehrsamkeit mit reicher Erfindung. Er lieferte verschiedene Heldengedichte (il Rinaldo 1562, la divina Settimana, gedruckt 1600, il monte Oliveto 1605. le lagrime de Maria 1593), seinen Weltruhm aber begründete das „befreite Jerusalem“, dessen 20 Gesänge 1579–81 allmälig herauskamen u. in viele Sprachen, ins Deutsche namentlich von Gries, Streckfuß, und neuestens von Duttenhofer übersetzt wurden. Später arbeitete er das Meisterwerk um (Gierusalemme conquistata), allein was es dadurch an Correctheit gewann, verlor es zehnfach an poetischem Gehalt, wie denn T. als Kunsttheoretiker sich selber nicht verstanden zu haben scheint u. sich durch Unterwürfigkeit unter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0417" n="416"/>
Khanats, hat gegen 20000 Häuser, bedeutenden Handel, viele Gärten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tasman</hi>, Abel, holländ. Seefahrer, entdeckte um die Mitte des 17. Jahrh. Vandiemensland, Neuseeland und andere australische Inseln; seit 1855 heißt Vandiemensland officiell T.ia.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tassette</hi>, die Schenkelschienen des Harnisches.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tasso</hi>, Bernardo, der Vater des Sängers vom befreiten Jerusalem, Staatsmann und Dichter, geb. 1493 zu Bergamo aus einem altadeligen Geschlechte, welchem auch die in Deutschland eingebürgerte Familie der Fürsten von Thurn und Taxis angehören soll, diente verschiedenen italien. Höfen als geheim er Sekretär, st. 1569 in den Diensten des Herzogs von Mantua als Gouverneur von Ostiglia. Er hinterließ sehr gut geschriebene und für die Geschichte der Politik und Literatur seiner Zeit wichtige Briefe, welche Seghezzi (Padua 1733&#x2013;51) veröffentlichte u. Jagemann 1803 in deutscher Uebersetzung herausgab; als lyrischer Dichter leistete er mitunter Treffliches, dagegen sind die 100 Gesänge seines Heldengedichtes vom Amadis <hi rendition="#i">(l'Amadigi)</hi> eintönig und hinsichtlich der Sprache ungleich, sein unvollendetes Heldengedicht <hi rendition="#i">il Floridante</hi> überarbeitete sein Sohn:</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tasso</hi>, Torquato, einer der ausgezeichnetsten Dichter Italiens und Held eines dramatischen Meisterwerkes von Göthe; geb. 1544 zu Sorrento am Meerbusen von Neapel, bewährte er sehr früh die ausgezeichnetsten dichterischen Anlagen, studierte zu Padua die Rechtswissenschaften, lag aber weit lieber dem Studium der Alten u. der Dichtkunst ob, erregte schon 1562 mit seinem Heldengedichte <hi rendition="#i">Rinaldo inamorato</hi> die größten Erwartungen und faßte bereits den Plan, Gottfried von Bouillon u. die Helden des ersten Kreuzzuges zu besingen. Er fand Gönner, besonders unter der hohen Geistlichkeit, kam 1567 an den Hof von Ferrara, wo er als Freund des Herzogs Alfonso II. seine schönsten Tage verlebte, aber auch den Grund zum Unglück seines Lebens legte, indem er eine unselige Neigung zu Leonoren, der Schwester des Herzogs, faßte, welche ihm die Zügel der Selbstbeherrschung aus der Hand riß. 1577 behandelte ihn Alfonso II. bereits als bemitleidenswerthen Narren u. hielt ihn in milder Hast, 1578 entfloh T. u. irrte unstät in Italien umher, 1579 war er wieder in Ferrara u. wurde in Folge eines bis jetzt noch nicht genügend aufgehellten Excesses ins Irrenhaus gebracht u. aus strengem Gewahrsam erst 1586 befreit, besonders in Folge der unablässigen Verwendungen des Herzogs Vicenzo von Mantua. Er lebte nun bei Vicenzo, bis dieser starb, worauf T. abermals unstät und manchmal in der bittersten Noth herumirrte und sich von Niemanden, auch vom Papst Sixtus V. nicht, an einen bestimmten Wohnsitz fesseln ließ. 1594 im November holten ihn die Römer triumphirend in ihre Stadt, Papst Clemens VIII. und der Kardinal Aldobrandini wollten ihn im April 1595 feierlich zum Dichter krönen, allein am 25. April 1595 er lag T. seinen körperlichen und geistigen Leiden im Kloster San-Onofrio, in dessen Kirche er begraben liegt u. wo auch sein ihm 1603 vom Kardinal Bevilacqua gesetztes Denkmal sich befindet. T. war als Lyriker ein glücklicher Nachahmer Petrarcas <hi rendition="#i">(Rime e fiamme)</hi>, durch seinen &#x201E;<hi rendition="#i">Aminta</hi>&#x201C; vervollkommnete er das Schäferdrama geistig und kunstmäßig, sein Trauerspiel &#x201E;<hi rendition="#i">Torrismonde</hi>&#x201C; (1587) hat großes poetisches Verdienst, einzig aber steht er als epischer Dichter da; er verband Regelmäßigkeit und Correctheit mit Genialität, Phantasie mit Gefühl, Gelehrsamkeit mit reicher Erfindung. Er lieferte verschiedene Heldengedichte <hi rendition="#i">(il Rinaldo</hi> 1562, <hi rendition="#i">la divina Settimana</hi>, gedruckt 1600, <hi rendition="#i">il monte Oliveto</hi> 1605. <hi rendition="#i">le lagrime de Maria</hi> 1593), seinen Weltruhm aber begründete das &#x201E;befreite Jerusalem&#x201C;, dessen 20 Gesänge 1579&#x2013;81 allmälig herauskamen u. in viele Sprachen, ins Deutsche namentlich von Gries, Streckfuß, und neuestens von Duttenhofer übersetzt wurden. Später arbeitete er das Meisterwerk um <hi rendition="#i">(Gierusalemme conquistata)</hi>, allein was es dadurch an Correctheit gewann, verlor es zehnfach an poetischem Gehalt, wie denn T. als Kunsttheoretiker sich selber nicht verstanden zu haben scheint u. sich durch Unterwürfigkeit unter
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0417] Khanats, hat gegen 20000 Häuser, bedeutenden Handel, viele Gärten. Tasman, Abel, holländ. Seefahrer, entdeckte um die Mitte des 17. Jahrh. Vandiemensland, Neuseeland und andere australische Inseln; seit 1855 heißt Vandiemensland officiell T.ia. Tassette, die Schenkelschienen des Harnisches. Tasso, Bernardo, der Vater des Sängers vom befreiten Jerusalem, Staatsmann und Dichter, geb. 1493 zu Bergamo aus einem altadeligen Geschlechte, welchem auch die in Deutschland eingebürgerte Familie der Fürsten von Thurn und Taxis angehören soll, diente verschiedenen italien. Höfen als geheim er Sekretär, st. 1569 in den Diensten des Herzogs von Mantua als Gouverneur von Ostiglia. Er hinterließ sehr gut geschriebene und für die Geschichte der Politik und Literatur seiner Zeit wichtige Briefe, welche Seghezzi (Padua 1733–51) veröffentlichte u. Jagemann 1803 in deutscher Uebersetzung herausgab; als lyrischer Dichter leistete er mitunter Treffliches, dagegen sind die 100 Gesänge seines Heldengedichtes vom Amadis (l'Amadigi) eintönig und hinsichtlich der Sprache ungleich, sein unvollendetes Heldengedicht il Floridante überarbeitete sein Sohn: Tasso, Torquato, einer der ausgezeichnetsten Dichter Italiens und Held eines dramatischen Meisterwerkes von Göthe; geb. 1544 zu Sorrento am Meerbusen von Neapel, bewährte er sehr früh die ausgezeichnetsten dichterischen Anlagen, studierte zu Padua die Rechtswissenschaften, lag aber weit lieber dem Studium der Alten u. der Dichtkunst ob, erregte schon 1562 mit seinem Heldengedichte Rinaldo inamorato die größten Erwartungen und faßte bereits den Plan, Gottfried von Bouillon u. die Helden des ersten Kreuzzuges zu besingen. Er fand Gönner, besonders unter der hohen Geistlichkeit, kam 1567 an den Hof von Ferrara, wo er als Freund des Herzogs Alfonso II. seine schönsten Tage verlebte, aber auch den Grund zum Unglück seines Lebens legte, indem er eine unselige Neigung zu Leonoren, der Schwester des Herzogs, faßte, welche ihm die Zügel der Selbstbeherrschung aus der Hand riß. 1577 behandelte ihn Alfonso II. bereits als bemitleidenswerthen Narren u. hielt ihn in milder Hast, 1578 entfloh T. u. irrte unstät in Italien umher, 1579 war er wieder in Ferrara u. wurde in Folge eines bis jetzt noch nicht genügend aufgehellten Excesses ins Irrenhaus gebracht u. aus strengem Gewahrsam erst 1586 befreit, besonders in Folge der unablässigen Verwendungen des Herzogs Vicenzo von Mantua. Er lebte nun bei Vicenzo, bis dieser starb, worauf T. abermals unstät und manchmal in der bittersten Noth herumirrte und sich von Niemanden, auch vom Papst Sixtus V. nicht, an einen bestimmten Wohnsitz fesseln ließ. 1594 im November holten ihn die Römer triumphirend in ihre Stadt, Papst Clemens VIII. und der Kardinal Aldobrandini wollten ihn im April 1595 feierlich zum Dichter krönen, allein am 25. April 1595 er lag T. seinen körperlichen und geistigen Leiden im Kloster San-Onofrio, in dessen Kirche er begraben liegt u. wo auch sein ihm 1603 vom Kardinal Bevilacqua gesetztes Denkmal sich befindet. T. war als Lyriker ein glücklicher Nachahmer Petrarcas (Rime e fiamme), durch seinen „Aminta“ vervollkommnete er das Schäferdrama geistig und kunstmäßig, sein Trauerspiel „Torrismonde“ (1587) hat großes poetisches Verdienst, einzig aber steht er als epischer Dichter da; er verband Regelmäßigkeit und Correctheit mit Genialität, Phantasie mit Gefühl, Gelehrsamkeit mit reicher Erfindung. Er lieferte verschiedene Heldengedichte (il Rinaldo 1562, la divina Settimana, gedruckt 1600, il monte Oliveto 1605. le lagrime de Maria 1593), seinen Weltruhm aber begründete das „befreite Jerusalem“, dessen 20 Gesänge 1579–81 allmälig herauskamen u. in viele Sprachen, ins Deutsche namentlich von Gries, Streckfuß, und neuestens von Duttenhofer übersetzt wurden. Später arbeitete er das Meisterwerk um (Gierusalemme conquistata), allein was es dadurch an Correctheit gewann, verlor es zehnfach an poetischem Gehalt, wie denn T. als Kunsttheoretiker sich selber nicht verstanden zu haben scheint u. sich durch Unterwürfigkeit unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/417
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/417>, abgerufen am 23.11.2024.