Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

T. gynia, bei Linne Blüten mit 4 Griffeln; T. logie, bei den Alten 4 Dramen, welche eine Sage in der Reihenfolge von 4 verschiedenen Handlungen darstellen, eine Trilogie (s. d.) mit einem Satirspiel; T. meter, Vers von 4 Füßen; T. andria, bei Linne Blüten mit 4 gleichlangen Staubfäden; t. petalisch, mit 4 Blumenblättern; t. phyllisch, mit 4 Kelchblättern; T. pla, Zusammenstellung von 4 Bibelübersetzungen neben einander; T. poda, die vierfüßigen Thiere; Tetrapolitana confessio, das (calvinistische) Glaubensbekenntniß, welches 1530 die 4 Städte: Straßburg, Constanz, Memmingen und Lindau auf dem Reichstag von Augsburg einreichten.


Tetraeder, im weitern Sinn jeder von 4 ebenen Flächen umschlossene Körper, somit die 3seitige Pyramide. Im en gern Sinn ein von 4 gleichseitigen Dreiecken eingeschlossener Körper.


Tetrathionsäure, s. Schwefel.


Tetschen, böhm. Dieczin, böhm. Stadt an der Elbe u. nahe an der sächs. Gränze, in reizender Gebirgsgegend, mit 2000 E., lebhaftem Verkehr; auf einem 114' hohen Sandsteinfelsen steht das prächtige gräflich Thun-Hohenstein'sche Schloß, mit Bibliothek, Münz- u. Naturaliensammlung, Rüstkammer, schönen Gartenanlagen.


Tettenborn, Friedrich Karl, Freiherr von, geb. 1778 in der damals bad. Grafschaft Sponheim, trat 1794 in österr. Dienste, 1812 als Oberstlieutenant in russ., zeichnete sich 1813 und 1814 als kühner und glücklicher Parteigänger mit einem leichten Reitercorps aus, trat 1816 wieder in bad. Dienste, st. 1845 als Gesandter in Wien. Varnhagen hat seine Thaten beschrieben (Stuttg. 1815).


Tetuan, marokk. Stadt, südöstl. von Ceuta, mit 15000 E., Hafen, Handel.


Tetzel od. Tezel, Joh., der vielgenannte Ablaßprediger, geb. zwischen 1460 bis 1470 zu Leipzig, wo er ein Schüler Wimpinas u. 1487 Baccalaureus der Philosophie wurde; er trat 1489 in das Dominikanerkloster St. Paul in seiner Vaterstadt, zeichnete sich als volksthümlicher Kanzelredner aus u. wurde lange vor Luthers Auftreten als Ablaßprediger verwendet. Leo X. machte ihn zum Inquisitor, 1516 predigte er den Ablaß, um Almosen zum Fortbau der St. Peterskirche in Rom beizuschaffen, erfuhr weit mehr Widerspruch u. Angriffe als früher u. gab Luthern Anlaß zu seinen weltberühmt gewordenen Thesen vom 31. Okt. 1517. Er predigte und schrieb gegen Luther u. gewann den Doctorhut, ärntete aber auf keiner Seite Dank, sondern wurde schwer verläumdet u. verfolgt u. dazu im Januar 1519 zu Leipzig auch vom päpstl. Nuntius Miltiz scharf mitgenommen, während Luther eine sehr rücksichtsvolle Behandlung genoß; T. st. noch 1519. Außer den sog. Lebensbeschreibungen von J. J. Vogel (1717), Hofmann (1844) u. Stehfest (1846) sei hier erwähnt Val. Groene's: T. und Luther, oder Lebensgeschichte und Rechtfertigung des Ablaßpredigers u. Inquisitors Dr. J. T. u. s. f. (Soest 1853). - S. Ablaß.


Teufel, vielleicht vom griech.-latein. diabolus (Verläumder), woher offenbar das ital. diavolo, frz. diable und engl. devil stammt, auch Satan (Widersacher), Lucifer (Lichtbringer, Morgenstern), Belzebub, Belial, Fürst dieser Welt, Höllenfürst, Versucher u. dergl. genannt, der oberste der gefallenen Engel, von welchem man gewöhnlich so redet, als ob er allein vorhanden sei. Die Kirche lehrt aber, daß es viele T. (Asmodi, Azazel u. s. f.), ein ganzes satanisches Reich gibt, welches dem Reiche Gottes todesfeindlich obwohl an sich machtlos gegenübersteht, daß dieselben ursprünglich heilige Geister waren, von Gott abfielen, auf ewig verworfen und unselig wurden u. darnach streben, die ganze Schöpfung Gott zu entfremden und allen andern Creaturen ihr eigenes unglückseliges Loos in der Hölle (s. d.) zu bereiten. Beim Menschen suchen sie dies zu erreichen durch Verderbniß dessen, wessen er sich bedient z. B. der Nahrung, durch Versuchungen und Verführungen, endlich durch Verwirrung u. Zerstörung seines Selbstbewußtseins (vgl. Besessene), wogegen die Kirche durch Benedictionen, Exorcismen und Gebet zu schützen sucht. Durch die in Christo dem Menschen gewordene Gnade ist es ihm möglich, den

T. gynia, bei Linné Blüten mit 4 Griffeln; T. logie, bei den Alten 4 Dramen, welche eine Sage in der Reihenfolge von 4 verschiedenen Handlungen darstellen, eine Trilogie (s. d.) mit einem Satirspiel; T. meter, Vers von 4 Füßen; T. andria, bei Linné Blüten mit 4 gleichlangen Staubfäden; t. petalisch, mit 4 Blumenblättern; t. phyllisch, mit 4 Kelchblättern; T. pla, Zusammenstellung von 4 Bibelübersetzungen neben einander; T. poda, die vierfüßigen Thiere; Tetrapolitana confessio, das (calvinistische) Glaubensbekenntniß, welches 1530 die 4 Städte: Straßburg, Constanz, Memmingen und Lindau auf dem Reichstag von Augsburg einreichten.


Tetraëder, im weitern Sinn jeder von 4 ebenen Flächen umschlossene Körper, somit die 3seitige Pyramide. Im en gern Sinn ein von 4 gleichseitigen Dreiecken eingeschlossener Körper.


Tetrathionsäure, s. Schwefel.


Tetschen, böhm. Dieczin, böhm. Stadt an der Elbe u. nahe an der sächs. Gränze, in reizender Gebirgsgegend, mit 2000 E., lebhaftem Verkehr; auf einem 114' hohen Sandsteinfelsen steht das prächtige gräflich Thun-Hohenstein'sche Schloß, mit Bibliothek, Münz- u. Naturaliensammlung, Rüstkammer, schönen Gartenanlagen.


Tettenborn, Friedrich Karl, Freiherr von, geb. 1778 in der damals bad. Grafschaft Sponheim, trat 1794 in österr. Dienste, 1812 als Oberstlieutenant in russ., zeichnete sich 1813 und 1814 als kühner und glücklicher Parteigänger mit einem leichten Reitercorps aus, trat 1816 wieder in bad. Dienste, st. 1845 als Gesandter in Wien. Varnhagen hat seine Thaten beschrieben (Stuttg. 1815).


Tetuan, marokk. Stadt, südöstl. von Ceuta, mit 15000 E., Hafen, Handel.


Tetzel od. Tezel, Joh., der vielgenannte Ablaßprediger, geb. zwischen 1460 bis 1470 zu Leipzig, wo er ein Schüler Wimpinas u. 1487 Baccalaureus der Philosophie wurde; er trat 1489 in das Dominikanerkloster St. Paul in seiner Vaterstadt, zeichnete sich als volksthümlicher Kanzelredner aus u. wurde lange vor Luthers Auftreten als Ablaßprediger verwendet. Leo X. machte ihn zum Inquisitor, 1516 predigte er den Ablaß, um Almosen zum Fortbau der St. Peterskirche in Rom beizuschaffen, erfuhr weit mehr Widerspruch u. Angriffe als früher u. gab Luthern Anlaß zu seinen weltberühmt gewordenen Thesen vom 31. Okt. 1517. Er predigte und schrieb gegen Luther u. gewann den Doctorhut, ärntete aber auf keiner Seite Dank, sondern wurde schwer verläumdet u. verfolgt u. dazu im Januar 1519 zu Leipzig auch vom päpstl. Nuntius Miltiz scharf mitgenommen, während Luther eine sehr rücksichtsvolle Behandlung genoß; T. st. noch 1519. Außer den sog. Lebensbeschreibungen von J. J. Vogel (1717), Hofmann (1844) u. Stehfest (1846) sei hier erwähnt Val. Groene's: T. und Luther, oder Lebensgeschichte und Rechtfertigung des Ablaßpredigers u. Inquisitors Dr. J. T. u. s. f. (Soest 1853). – S. Ablaß.


Teufel, vielleicht vom griech.-latein. diabolus (Verläumder), woher offenbar das ital. diavolo, frz. diable und engl. devil stammt, auch Satan (Widersacher), Lucifer (Lichtbringer, Morgenstern), Belzebub, Belial, Fürst dieser Welt, Höllenfürst, Versucher u. dergl. genannt, der oberste der gefallenen Engel, von welchem man gewöhnlich so redet, als ob er allein vorhanden sei. Die Kirche lehrt aber, daß es viele T. (Asmodi, Azazel u. s. f.), ein ganzes satanisches Reich gibt, welches dem Reiche Gottes todesfeindlich obwohl an sich machtlos gegenübersteht, daß dieselben ursprünglich heilige Geister waren, von Gott abfielen, auf ewig verworfen und unselig wurden u. darnach streben, die ganze Schöpfung Gott zu entfremden und allen andern Creaturen ihr eigenes unglückseliges Loos in der Hölle (s. d.) zu bereiten. Beim Menschen suchen sie dies zu erreichen durch Verderbniß dessen, wessen er sich bedient z. B. der Nahrung, durch Versuchungen und Verführungen, endlich durch Verwirrung u. Zerstörung seines Selbstbewußtseins (vgl. Besessene), wogegen die Kirche durch Benedictionen, Exorcismen und Gebet zu schützen sucht. Durch die in Christo dem Menschen gewordene Gnade ist es ihm möglich, den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0443" n="442"/>
T. <hi rendition="#g">gynia</hi>, bei Linné Blüten mit 4 Griffeln; T. <hi rendition="#g">logie</hi>, bei den Alten 4 Dramen, welche eine Sage in der Reihenfolge von 4 verschiedenen Handlungen darstellen, eine Trilogie (s. d.) mit einem Satirspiel; T. <hi rendition="#g">meter</hi>, Vers von 4 Füßen; T. <hi rendition="#g">andria</hi>, bei Linné Blüten mit 4 gleichlangen Staubfäden; t. <hi rendition="#g">petalisch</hi>, mit 4 Blumenblättern; t. <hi rendition="#g">phyllisch</hi>, mit 4 Kelchblättern; T. <hi rendition="#g">pla</hi>, Zusammenstellung von 4 Bibelübersetzungen neben einander; T. <hi rendition="#g">poda</hi>, die vierfüßigen Thiere; <hi rendition="#i">Tetrapolitana confessio</hi>, das (calvinistische) Glaubensbekenntniß, welches 1530 die 4 Städte: Straßburg, Constanz, Memmingen und Lindau auf dem Reichstag von Augsburg einreichten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tetraëder</hi>, im weitern Sinn jeder von 4 ebenen Flächen umschlossene Körper, somit die 3seitige Pyramide. Im en gern Sinn ein von 4 <hi rendition="#g">gleichseitigen</hi> Dreiecken eingeschlossener Körper.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tetrathionsäure</hi>, s. Schwefel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tetschen</hi>, böhm. <hi rendition="#g">Dieczin</hi>, böhm. Stadt an der Elbe u. nahe an der sächs. Gränze, in reizender Gebirgsgegend, mit 2000 E., lebhaftem Verkehr; auf einem 114' hohen Sandsteinfelsen steht das prächtige gräflich Thun-Hohenstein'sche Schloß, mit Bibliothek, Münz- u. Naturaliensammlung, Rüstkammer, schönen Gartenanlagen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tettenborn</hi>, Friedrich Karl, Freiherr von, geb. 1778 in der damals bad. Grafschaft Sponheim, trat 1794 in österr. Dienste, 1812 als Oberstlieutenant in russ., zeichnete sich 1813 und 1814 als kühner und glücklicher Parteigänger mit einem leichten Reitercorps aus, trat 1816 wieder in bad. Dienste, st. 1845 als Gesandter in Wien. Varnhagen hat seine Thaten beschrieben (Stuttg. 1815).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tetuan</hi>, marokk. Stadt, südöstl. von Ceuta, mit 15000 E., Hafen, Handel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Tetzel</hi> od. <hi rendition="#g">Tezel</hi>, Joh., der vielgenannte Ablaßprediger, geb. zwischen 1460 bis 1470 zu Leipzig, wo er ein Schüler Wimpinas u. 1487 Baccalaureus der Philosophie wurde; er trat 1489 in das Dominikanerkloster St. Paul in seiner Vaterstadt, zeichnete sich als volksthümlicher Kanzelredner aus u. wurde lange vor Luthers Auftreten als Ablaßprediger verwendet. Leo X. machte ihn zum Inquisitor, 1516 predigte er den Ablaß, um Almosen zum Fortbau der St. Peterskirche in Rom beizuschaffen, erfuhr weit mehr Widerspruch u. Angriffe als früher u. gab Luthern Anlaß zu seinen weltberühmt gewordenen Thesen vom 31. Okt. 1517. Er predigte und schrieb gegen Luther u. gewann den Doctorhut, ärntete aber auf keiner Seite Dank, sondern wurde schwer verläumdet u. verfolgt u. dazu im Januar 1519 zu Leipzig auch vom päpstl. Nuntius Miltiz scharf mitgenommen, während Luther eine sehr rücksichtsvolle Behandlung genoß; T. st. noch 1519. Außer den sog. Lebensbeschreibungen von J. J. Vogel (1717), Hofmann (1844) u. Stehfest (1846) sei hier erwähnt Val. Groene's: T. und Luther, oder Lebensgeschichte und Rechtfertigung des Ablaßpredigers u. Inquisitors <hi rendition="#i">Dr.</hi> J. T. u. s. f. (Soest 1853). &#x2013; S. Ablaß.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Teufel</hi>, vielleicht vom griech.-latein. <hi rendition="#i">diabolus</hi> (Verläumder), woher offenbar das ital. <hi rendition="#i">diavolo</hi>, frz. <hi rendition="#i">diable</hi> und engl. <hi rendition="#i">devil</hi> stammt, auch <hi rendition="#g">Satan</hi> (Widersacher), <hi rendition="#g">Lucifer</hi> (Lichtbringer, Morgenstern), <hi rendition="#g">Belzebub, Belial, Fürst dieser Welt, Höllenfürst, Versucher</hi> u. dergl. genannt, der oberste der gefallenen Engel, von welchem man gewöhnlich so redet, als ob er allein vorhanden sei. Die Kirche lehrt aber, daß es viele T. (Asmodi, Azazel u. s. f.), ein ganzes <hi rendition="#g">satanisches Reich</hi> gibt, welches dem Reiche Gottes todesfeindlich obwohl an sich machtlos gegenübersteht, daß dieselben ursprünglich heilige Geister waren, von Gott abfielen, auf ewig verworfen und unselig wurden u. darnach streben, die ganze Schöpfung Gott zu entfremden und allen andern Creaturen ihr eigenes unglückseliges Loos in der Hölle (s. d.) zu bereiten. Beim Menschen suchen sie dies zu erreichen durch Verderbniß dessen, wessen er sich bedient z. B. der Nahrung, durch Versuchungen und Verführungen, endlich durch Verwirrung u. Zerstörung seines Selbstbewußtseins (vgl. Besessene), wogegen die Kirche durch Benedictionen, Exorcismen und Gebet zu schützen sucht. Durch die in Christo dem Menschen gewordene Gnade ist es ihm möglich, den
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0443] T. gynia, bei Linné Blüten mit 4 Griffeln; T. logie, bei den Alten 4 Dramen, welche eine Sage in der Reihenfolge von 4 verschiedenen Handlungen darstellen, eine Trilogie (s. d.) mit einem Satirspiel; T. meter, Vers von 4 Füßen; T. andria, bei Linné Blüten mit 4 gleichlangen Staubfäden; t. petalisch, mit 4 Blumenblättern; t. phyllisch, mit 4 Kelchblättern; T. pla, Zusammenstellung von 4 Bibelübersetzungen neben einander; T. poda, die vierfüßigen Thiere; Tetrapolitana confessio, das (calvinistische) Glaubensbekenntniß, welches 1530 die 4 Städte: Straßburg, Constanz, Memmingen und Lindau auf dem Reichstag von Augsburg einreichten. Tetraëder, im weitern Sinn jeder von 4 ebenen Flächen umschlossene Körper, somit die 3seitige Pyramide. Im en gern Sinn ein von 4 gleichseitigen Dreiecken eingeschlossener Körper. Tetrathionsäure, s. Schwefel. Tetschen, böhm. Dieczin, böhm. Stadt an der Elbe u. nahe an der sächs. Gränze, in reizender Gebirgsgegend, mit 2000 E., lebhaftem Verkehr; auf einem 114' hohen Sandsteinfelsen steht das prächtige gräflich Thun-Hohenstein'sche Schloß, mit Bibliothek, Münz- u. Naturaliensammlung, Rüstkammer, schönen Gartenanlagen. Tettenborn, Friedrich Karl, Freiherr von, geb. 1778 in der damals bad. Grafschaft Sponheim, trat 1794 in österr. Dienste, 1812 als Oberstlieutenant in russ., zeichnete sich 1813 und 1814 als kühner und glücklicher Parteigänger mit einem leichten Reitercorps aus, trat 1816 wieder in bad. Dienste, st. 1845 als Gesandter in Wien. Varnhagen hat seine Thaten beschrieben (Stuttg. 1815). Tetuan, marokk. Stadt, südöstl. von Ceuta, mit 15000 E., Hafen, Handel. Tetzel od. Tezel, Joh., der vielgenannte Ablaßprediger, geb. zwischen 1460 bis 1470 zu Leipzig, wo er ein Schüler Wimpinas u. 1487 Baccalaureus der Philosophie wurde; er trat 1489 in das Dominikanerkloster St. Paul in seiner Vaterstadt, zeichnete sich als volksthümlicher Kanzelredner aus u. wurde lange vor Luthers Auftreten als Ablaßprediger verwendet. Leo X. machte ihn zum Inquisitor, 1516 predigte er den Ablaß, um Almosen zum Fortbau der St. Peterskirche in Rom beizuschaffen, erfuhr weit mehr Widerspruch u. Angriffe als früher u. gab Luthern Anlaß zu seinen weltberühmt gewordenen Thesen vom 31. Okt. 1517. Er predigte und schrieb gegen Luther u. gewann den Doctorhut, ärntete aber auf keiner Seite Dank, sondern wurde schwer verläumdet u. verfolgt u. dazu im Januar 1519 zu Leipzig auch vom päpstl. Nuntius Miltiz scharf mitgenommen, während Luther eine sehr rücksichtsvolle Behandlung genoß; T. st. noch 1519. Außer den sog. Lebensbeschreibungen von J. J. Vogel (1717), Hofmann (1844) u. Stehfest (1846) sei hier erwähnt Val. Groene's: T. und Luther, oder Lebensgeschichte und Rechtfertigung des Ablaßpredigers u. Inquisitors Dr. J. T. u. s. f. (Soest 1853). – S. Ablaß. Teufel, vielleicht vom griech.-latein. diabolus (Verläumder), woher offenbar das ital. diavolo, frz. diable und engl. devil stammt, auch Satan (Widersacher), Lucifer (Lichtbringer, Morgenstern), Belzebub, Belial, Fürst dieser Welt, Höllenfürst, Versucher u. dergl. genannt, der oberste der gefallenen Engel, von welchem man gewöhnlich so redet, als ob er allein vorhanden sei. Die Kirche lehrt aber, daß es viele T. (Asmodi, Azazel u. s. f.), ein ganzes satanisches Reich gibt, welches dem Reiche Gottes todesfeindlich obwohl an sich machtlos gegenübersteht, daß dieselben ursprünglich heilige Geister waren, von Gott abfielen, auf ewig verworfen und unselig wurden u. darnach streben, die ganze Schöpfung Gott zu entfremden und allen andern Creaturen ihr eigenes unglückseliges Loos in der Hölle (s. d.) zu bereiten. Beim Menschen suchen sie dies zu erreichen durch Verderbniß dessen, wessen er sich bedient z. B. der Nahrung, durch Versuchungen und Verführungen, endlich durch Verwirrung u. Zerstörung seines Selbstbewußtseins (vgl. Besessene), wogegen die Kirche durch Benedictionen, Exorcismen und Gebet zu schützen sucht. Durch die in Christo dem Menschen gewordene Gnade ist es ihm möglich, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/443
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/443>, abgerufen am 23.11.2024.