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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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der Aufstellung des T.es im Alterthum rückte der Frühlingspunkt um ungefähr 30° von Osten nach Westen vor, so daß die Sonne mit Beginn des Frühlings nicht mehr im Sternbild des Widders steht, sondern im Sternbild der Fische. Man behielt indeß für die ersten 30° der Ekliptik vom Frühlingspunkte an den Namen u. das Zeichen des Widders bei, daher zwischen Zeichen der Ekliptik und Sternbildern des T.es zu unterscheiden ist.


Thierkunde, griech. Zoologie, s. Thier.


Thierry, Jacques Nicolas Augustin, geb. 1795 zu Blois, gest. 1856, studierte Geschichte, arbeitete anfangs für Journale und gab später mehrere u. in vieler Hinsicht treffliche historische Schriften heraus. "Histoire de la conquete de l'Angleterre par les Normans" 1825; "Lettres sur l'histoire de France" 1827; "Dix ans d'etude historique" 1835; "Recits des temps merovingiens" 1840. Sein Bruder Amedee Simon, geb. 1797, ist ebenfalls ein geachteter Schriftsteller. "Abrege de l'stoire de la province de Guyenne" 1825; "Histoire des Gaulois" 1828 etc.


Thierry Maertens, ein Belgier, der erste Buchdrucker in Belgien u. zugleich Gelehrter. Sein Geburtsjahr ist unbekannt; nachdem er bei den Wilhelmiten treffliche Studien gemacht, ging er nach Italien und trat in Venedig mit Joh. de Spira (s. d.) zusammen. Um 1472 kehrte er nach Aelst (Alost) in Belgien zurück, woselbst er das Speculum conversionis peccatorum, das erste Buch, welches in Belgien gedruckt wurde, herausgab. Später scheint er nach Antwerpen gegangen zu sein; 1512 war er als Professor zu Löwen, wo er mit Des. Erasmus bekannt wurde und etwa 200 andere durch reinen Druck ausgezeichnete wissenschaftliche Werke, meist in lat., griech. und hebr. Sprache, herausgab. Er st. 1534 im Kloster der Wilhelmiten zu Aelst, wohin er sich zurückgezogen hatte. Am 6. Juli 1856 wurde ihm zu Aelst ein Monument errichtet.


Thiers (Tiähr), Stadt im frz. Depart. Puy de Dome, mit 14500 E., lebhafter Industrie, berühmten Mühlsteinbrüchen.


Thiers (Thiähr), Louis Adolf, geb. 1797 zu Marseille, Sohn eines Schlossers, zuerst Advocat, kam 1822 mit seinem Freund u. Landsmann Mignet nach Paris u. wurde Mitglied der Gesellschaft "Aide toi" etc., welche sich den Sturz der Bourbons zur Aufgabe gemacht hatte. Durch Laffitte erhielt er Antheil an der Redaction des Constitutionnel, gewann die Gunst des großen Publicums durch die Bearbeitung der Memoiren der Schauspielerin Bellamy (1822), "Les Pyrenees et le Midi de la France" (1823), am meisten jedoch durch seine "Histoire de la revolution en France" (10 Bde., 1823 bis 1825), eine Apologie der Revolution, die ein Meisterstück historischer Kunst ist, aber der historischen Weihe entbehrt, weil jede Partei, wenn sie steigt, Recht, wenn sie fällt, Unrecht hat, indem das unter den gegebenen Umständen jedesmal Erreichbare als Ziel hingestellt wird. Er selbst befolgte diese Maxime wie sein Vorbild Talleyrand, nur nicht mit dem gleichen Scharfblicke; 1830 gründete er mit Carrel den republikanischen "National", hatte den Muth die Protestation der Redacteure gegen die königlichen Ordonnanzen zu unterzeichnen, wurde unter dem Ministerium Laffitte Unterstaatssekretär, Deputirter für Aix, bald darauf Anhänger der Regierungspartei, 1832 Minister des Innern, als welcher er die Verhaftung der Herzogin v. Berry bewirkte, bald darauf Minister des Handels u. der öffentlichen Arbeiten, 1834 wieder Minister des Innern, 1836 im Februar Chef des Ministeriums, machte aber schon Ende August dem Ministerium Mole Platz, weil König Louis Philipp sich von T. nicht zu einer Intervention in Spanien zu Gunsten Marie Christinens drängen ließ, sondern zu diesem Zwecke nur die Fremdenlegion opferte. Hatte T. bis 1835 alle Maßregeln zur Beschränkung der Volksfreiheit unterstützt, namentlich das Gesetz, welches alle Vereine zu politischen Zwecken verbot, so wandte er sich allmälig zu der sog. Tierspartei (welche im Gegensatze zu der Regierungspartei u. den rechten u. linken Extremen eine sog. parlamentarische Regierung wollte), in deren Sinn er auch sein letztes Ministerium gebildet

der Aufstellung des T.es im Alterthum rückte der Frühlingspunkt um ungefähr 30° von Osten nach Westen vor, so daß die Sonne mit Beginn des Frühlings nicht mehr im Sternbild des Widders steht, sondern im Sternbild der Fische. Man behielt indeß für die ersten 30° der Ekliptik vom Frühlingspunkte an den Namen u. das Zeichen des Widders bei, daher zwischen Zeichen der Ekliptik und Sternbildern des T.es zu unterscheiden ist.


Thierkunde, griech. Zoologie, s. Thier.


Thierry, Jacques Nicolas Augustin, geb. 1795 zu Blois, gest. 1856, studierte Geschichte, arbeitete anfangs für Journale und gab später mehrere u. in vieler Hinsicht treffliche historische Schriften heraus. „Histoire de la conquête de l'Angleterre par les Normans“ 1825; „Lettres sur l'histoire de France“ 1827; „Dix ans d'étude historique“ 1835; „Recits des temps merovingiens“ 1840. Sein Bruder Amédée Simon, geb. 1797, ist ebenfalls ein geachteter Schriftsteller. „Abrégé de l'stoire de la province de Guyenne“ 1825; „Histoire des Gaulois“ 1828 etc.


Thierry Maertens, ein Belgier, der erste Buchdrucker in Belgien u. zugleich Gelehrter. Sein Geburtsjahr ist unbekannt; nachdem er bei den Wilhelmiten treffliche Studien gemacht, ging er nach Italien und trat in Venedig mit Joh. de Spira (s. d.) zusammen. Um 1472 kehrte er nach Aelst (Alost) in Belgien zurück, woselbst er das Speculum conversionis peccatorum, das erste Buch, welches in Belgien gedruckt wurde, herausgab. Später scheint er nach Antwerpen gegangen zu sein; 1512 war er als Professor zu Löwen, wo er mit Des. Erasmus bekannt wurde und etwa 200 andere durch reinen Druck ausgezeichnete wissenschaftliche Werke, meist in lat., griech. und hebr. Sprache, herausgab. Er st. 1534 im Kloster der Wilhelmiten zu Aelst, wohin er sich zurückgezogen hatte. Am 6. Juli 1856 wurde ihm zu Aelst ein Monument errichtet.


Thiers (Tiähr), Stadt im frz. Depart. Puy de Dôme, mit 14500 E., lebhafter Industrie, berühmten Mühlsteinbrüchen.


Thiers (Thiähr), Louis Adolf, geb. 1797 zu Marseille, Sohn eines Schlossers, zuerst Advocat, kam 1822 mit seinem Freund u. Landsmann Mignet nach Paris u. wurde Mitglied der Gesellschaft „Aide toi“ etc., welche sich den Sturz der Bourbons zur Aufgabe gemacht hatte. Durch Laffitte erhielt er Antheil an der Redaction des Constitutionnel, gewann die Gunst des großen Publicums durch die Bearbeitung der Memoiren der Schauspielerin Bellamy (1822), „Les Pyrénées et le Midi de la France“ (1823), am meisten jedoch durch seine „Histoire de la révolution en France“ (10 Bde., 1823 bis 1825), eine Apologie der Revolution, die ein Meisterstück historischer Kunst ist, aber der historischen Weihe entbehrt, weil jede Partei, wenn sie steigt, Recht, wenn sie fällt, Unrecht hat, indem das unter den gegebenen Umständen jedesmal Erreichbare als Ziel hingestellt wird. Er selbst befolgte diese Maxime wie sein Vorbild Talleyrand, nur nicht mit dem gleichen Scharfblicke; 1830 gründete er mit Carrel den republikanischen „National“, hatte den Muth die Protestation der Redacteure gegen die königlichen Ordonnanzen zu unterzeichnen, wurde unter dem Ministerium Laffitte Unterstaatssekretär, Deputirter für Aix, bald darauf Anhänger der Regierungspartei, 1832 Minister des Innern, als welcher er die Verhaftung der Herzogin v. Berry bewirkte, bald darauf Minister des Handels u. der öffentlichen Arbeiten, 1834 wieder Minister des Innern, 1836 im Februar Chef des Ministeriums, machte aber schon Ende August dem Ministerium Molé Platz, weil König Louis Philipp sich von T. nicht zu einer Intervention in Spanien zu Gunsten Marie Christinens drängen ließ, sondern zu diesem Zwecke nur die Fremdenlegion opferte. Hatte T. bis 1835 alle Maßregeln zur Beschränkung der Volksfreiheit unterstützt, namentlich das Gesetz, welches alle Vereine zu politischen Zwecken verbot, so wandte er sich allmälig zu der sog. Tierspartei (welche im Gegensatze zu der Regierungspartei u. den rechten u. linken Extremen eine sog. parlamentarische Regierung wollte), in deren Sinn er auch sein letztes Ministerium gebildet

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[464/0465] der Aufstellung des T.es im Alterthum rückte der Frühlingspunkt um ungefähr 30° von Osten nach Westen vor, so daß die Sonne mit Beginn des Frühlings nicht mehr im Sternbild des Widders steht, sondern im Sternbild der Fische. Man behielt indeß für die ersten 30° der Ekliptik vom Frühlingspunkte an den Namen u. das Zeichen des Widders bei, daher zwischen Zeichen der Ekliptik und Sternbildern des T.es zu unterscheiden ist. Thierkunde, griech. Zoologie, s. Thier. Thierry, Jacques Nicolas Augustin, geb. 1795 zu Blois, gest. 1856, studierte Geschichte, arbeitete anfangs für Journale und gab später mehrere u. in vieler Hinsicht treffliche historische Schriften heraus. „Histoire de la conquête de l'Angleterre par les Normans“ 1825; „Lettres sur l'histoire de France“ 1827; „Dix ans d'étude historique“ 1835; „Recits des temps merovingiens“ 1840. Sein Bruder Amédée Simon, geb. 1797, ist ebenfalls ein geachteter Schriftsteller. „Abrégé de l'stoire de la province de Guyenne“ 1825; „Histoire des Gaulois“ 1828 etc. Thierry Maertens, ein Belgier, der erste Buchdrucker in Belgien u. zugleich Gelehrter. Sein Geburtsjahr ist unbekannt; nachdem er bei den Wilhelmiten treffliche Studien gemacht, ging er nach Italien und trat in Venedig mit Joh. de Spira (s. d.) zusammen. Um 1472 kehrte er nach Aelst (Alost) in Belgien zurück, woselbst er das Speculum conversionis peccatorum, das erste Buch, welches in Belgien gedruckt wurde, herausgab. Später scheint er nach Antwerpen gegangen zu sein; 1512 war er als Professor zu Löwen, wo er mit Des. Erasmus bekannt wurde und etwa 200 andere durch reinen Druck ausgezeichnete wissenschaftliche Werke, meist in lat., griech. und hebr. Sprache, herausgab. Er st. 1534 im Kloster der Wilhelmiten zu Aelst, wohin er sich zurückgezogen hatte. Am 6. Juli 1856 wurde ihm zu Aelst ein Monument errichtet. Thiers (Tiähr), Stadt im frz. Depart. Puy de Dôme, mit 14500 E., lebhafter Industrie, berühmten Mühlsteinbrüchen. Thiers (Thiähr), Louis Adolf, geb. 1797 zu Marseille, Sohn eines Schlossers, zuerst Advocat, kam 1822 mit seinem Freund u. Landsmann Mignet nach Paris u. wurde Mitglied der Gesellschaft „Aide toi“ etc., welche sich den Sturz der Bourbons zur Aufgabe gemacht hatte. Durch Laffitte erhielt er Antheil an der Redaction des Constitutionnel, gewann die Gunst des großen Publicums durch die Bearbeitung der Memoiren der Schauspielerin Bellamy (1822), „Les Pyrénées et le Midi de la France“ (1823), am meisten jedoch durch seine „Histoire de la révolution en France“ (10 Bde., 1823 bis 1825), eine Apologie der Revolution, die ein Meisterstück historischer Kunst ist, aber der historischen Weihe entbehrt, weil jede Partei, wenn sie steigt, Recht, wenn sie fällt, Unrecht hat, indem das unter den gegebenen Umständen jedesmal Erreichbare als Ziel hingestellt wird. Er selbst befolgte diese Maxime wie sein Vorbild Talleyrand, nur nicht mit dem gleichen Scharfblicke; 1830 gründete er mit Carrel den republikanischen „National“, hatte den Muth die Protestation der Redacteure gegen die königlichen Ordonnanzen zu unterzeichnen, wurde unter dem Ministerium Laffitte Unterstaatssekretär, Deputirter für Aix, bald darauf Anhänger der Regierungspartei, 1832 Minister des Innern, als welcher er die Verhaftung der Herzogin v. Berry bewirkte, bald darauf Minister des Handels u. der öffentlichen Arbeiten, 1834 wieder Minister des Innern, 1836 im Februar Chef des Ministeriums, machte aber schon Ende August dem Ministerium Molé Platz, weil König Louis Philipp sich von T. nicht zu einer Intervention in Spanien zu Gunsten Marie Christinens drängen ließ, sondern zu diesem Zwecke nur die Fremdenlegion opferte. Hatte T. bis 1835 alle Maßregeln zur Beschränkung der Volksfreiheit unterstützt, namentlich das Gesetz, welches alle Vereine zu politischen Zwecken verbot, so wandte er sich allmälig zu der sog. Tierspartei (welche im Gegensatze zu der Regierungspartei u. den rechten u. linken Extremen eine sog. parlamentarische Regierung wollte), in deren Sinn er auch sein letztes Ministerium gebildet

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/465>, abgerufen am 23.11.2024.