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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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für die Bedürfnisse des Heeres und hinterließ sterbend 60000 Thaler, die er unter die Offiziere u. Soldaten zu vertheilen befahl, welche ihm von dem Schlachtfelde bei Leipzig nach Halle gefolgt waren u. ihn abwechselnd getragen hatten. Seine glühende Begeisterung für die kathol. Kirche kann ihm nicht einmal ein verständiger Gegner derselben zum Vorwurf machen, u. wenn er die Geißel des Krieges über manches deutsche Land schwang, so that er es jedenfalls schonender als die Christian v. Mansfeld, Baner, Torstenson, Wrangel etc.


Tilsit, ostpreuß. Kreisstadt am Memel in fruchtbarer Niederung mit 17000 E., lebhaftem Verkehr. Friedensschlüsse am 7. u. 9. Juli 1807; vergl. Preußen u. Napoleon I.


Timäus, Name von einigen gelehrten Griechen. - T. aus Lokri Epizephirii in Großgriechenland, ein pythagoräischer Philosoph aus dem Zeitalter des Sokrates, den Plato gekannt haben u. dem zu Ehren er einen seiner wichtigsten Dialoge T. genannt haben soll. Von T. selbst ist nichts übrig als eine unterschobene Schrift über die Weltseele, die häufig für einen späten Auszug des platon. T. in dorischer Mundart gehalten wird. - T. aus Tauromenium auf Sicilien, war um 290 v. Chr. ein berühmter Historiker, ging von Agathokles verbannt nach Athen. Er schrieb 8 Bücher italischer und sicilischer und 28 Bücher hellenisch-sicilischer Geschichte, die ihm einen Spottnamen eintrugen. Bemerkenswerth ist aber, daß T. zuerst die Olympiadenrechnung anwendete und in geographischer Hinsicht sehr genau war. Bruchstücke in F. Göllers Werk: de situ et origine Syracusarum, Lips. 1818. Ein gegen Ende des 3. Jahrh. n. Chr. schreibender Sophist T. verfaßte ein Wörterbuch zum Platon, dessen Reste Ruhnken (Lugd. Bat. 17541 und G. A. Koch (Lips. 1828) herausgaben.


Timar, vor Zeiten ein größeres od. kleineres Lehen, das der Sultan in einem eroberten Lande einem Türken gab, wofür dieser zu Pferde in den Krieg ziehen mußte; der Sohn eines solchen Belehnten (Timarli) war nicht unmittelbarer Erbe, sondern mußte das väterliche od. ein anderes T. erst durch Reiterdienst verdienen; in der Blütezeit der osmanischen Macht gab es 150000 solcher Reiter.


Timbang, ostind. Gewicht, etwa = 6 Zollcent.


Timbuktu, Tombuktu, Stadt am Südrande der Sahara, 2 M. vom Niger, an welchem ihr Hafenplatz Kabra liegt, hat 20000 E., Neger und Mauren, ist der Centralplatz des Verkehrs des Sudan mit Senegambien u. Marokko. Es wurde 1213 von Mansa Suleyman, dem Könige der Susuneger, gegründet, war im 16. Jahrh. Hauptstadt eines mächtigen Reichs, ist seit 1810 den Fellatahs unterworfen. Laing war der erste Europäer, der T. 1826 sah, aber auf der Rückkehr ermordet wurde; Caille 1828 der zweite, Barth der dritte, der vom 7. Sept. 1853 bis 24. März 1854 sich daselbst aufhielt.


Times (teims) d. h. Zeiten, engl. Tagblatt, 1783 von dem Buchdrucker John Walter als "London daily universal register" gegründet, 1786 T. benannt; Eigenthümer ist gegenwärtig dessen gleichnamiger Enkel, Hauptredactor Delane. Die T. ist die bedeutendste engl. Zeitung, setzt 50000 Exemplare ab, verfügt über die größten Mittel, gilt als der echteste Ausdruck der öffentlichen Meinung Englands, erlaubt sich aber dem Auslande gegenüber zu Gunsten der engl. Interessen unbedenklich Lüge und Entstellung, Rohheit u. Schmeichelei, ist dagegen bei der Besprechung engl. Verhältnisse u. Persönlichkeiten viel gemessener und vorsichtiger, führt in polit. Beziehung das Wort für den sog. besonnenen Fortschritt.


Timid, vom lat. timidus, furchtsam, schüchtern; Timidität, Furchtsamkeit.


Timokratie, griech.-deutsch, eine Aristokratie, in welcher nur die Reichen zu den höhern Aemtern gelangen können.


Timoleon, geb. um 411 v. Chr. zu Korinth, ein ausgezeichneter Krieger, wirkte zum Sturze seines Bruders Timophanes mit, welcher sich zum Tyrannen von Korinth aufgeworfen hatte. Von seiner Mutter als Brudermörder verflucht, zog er sich lange Zeit von allen öffentlichen Geschäften zurück, bis er

für die Bedürfnisse des Heeres und hinterließ sterbend 60000 Thaler, die er unter die Offiziere u. Soldaten zu vertheilen befahl, welche ihm von dem Schlachtfelde bei Leipzig nach Halle gefolgt waren u. ihn abwechselnd getragen hatten. Seine glühende Begeisterung für die kathol. Kirche kann ihm nicht einmal ein verständiger Gegner derselben zum Vorwurf machen, u. wenn er die Geißel des Krieges über manches deutsche Land schwang, so that er es jedenfalls schonender als die Christian v. Mansfeld, Baner, Torstenson, Wrangel etc.


Tilsit, ostpreuß. Kreisstadt am Memel in fruchtbarer Niederung mit 17000 E., lebhaftem Verkehr. Friedensschlüsse am 7. u. 9. Juli 1807; vergl. Preußen u. Napoleon I.


Timäus, Name von einigen gelehrten Griechen. – T. aus Lokri Epizephirii in Großgriechenland, ein pythagoräischer Philosoph aus dem Zeitalter des Sokrates, den Plato gekannt haben u. dem zu Ehren er einen seiner wichtigsten Dialoge T. genannt haben soll. Von T. selbst ist nichts übrig als eine unterschobene Schrift über die Weltseele, die häufig für einen späten Auszug des platon. T. in dorischer Mundart gehalten wird. – T. aus Tauromenium auf Sicilien, war um 290 v. Chr. ein berühmter Historiker, ging von Agathokles verbannt nach Athen. Er schrieb 8 Bücher italischer und sicilischer und 28 Bücher hellenisch-sicilischer Geschichte, die ihm einen Spottnamen eintrugen. Bemerkenswerth ist aber, daß T. zuerst die Olympiadenrechnung anwendete und in geographischer Hinsicht sehr genau war. Bruchstücke in F. Göllers Werk: de situ et origine Syracusarum, Lips. 1818. Ein gegen Ende des 3. Jahrh. n. Chr. schreibender Sophist T. verfaßte ein Wörterbuch zum Platon, dessen Reste Ruhnken (Lugd. Bat. 17541 und G. A. Koch (Lips. 1828) herausgaben.


Timar, vor Zeiten ein größeres od. kleineres Lehen, das der Sultan in einem eroberten Lande einem Türken gab, wofür dieser zu Pferde in den Krieg ziehen mußte; der Sohn eines solchen Belehnten (Timarli) war nicht unmittelbarer Erbe, sondern mußte das väterliche od. ein anderes T. erst durch Reiterdienst verdienen; in der Blütezeit der osmanischen Macht gab es 150000 solcher Reiter.


Timbang, ostind. Gewicht, etwa = 6 Zollcent.


Timbuktu, Tombuktu, Stadt am Südrande der Sahara, 2 M. vom Niger, an welchem ihr Hafenplatz Kabra liegt, hat 20000 E., Neger und Mauren, ist der Centralplatz des Verkehrs des Sudan mit Senegambien u. Marokko. Es wurde 1213 von Mansa Suleyman, dem Könige der Susuneger, gegründet, war im 16. Jahrh. Hauptstadt eines mächtigen Reichs, ist seit 1810 den Fellatahs unterworfen. Laing war der erste Europäer, der T. 1826 sah, aber auf der Rückkehr ermordet wurde; Caillé 1828 der zweite, Barth der dritte, der vom 7. Sept. 1853 bis 24. März 1854 sich daselbst aufhielt.


Times (teims) d. h. Zeiten, engl. Tagblatt, 1783 von dem Buchdrucker John Walter als „London daily universal register“ gegründet, 1786 T. benannt; Eigenthümer ist gegenwärtig dessen gleichnamiger Enkel, Hauptredactor Delane. Die T. ist die bedeutendste engl. Zeitung, setzt 50000 Exemplare ab, verfügt über die größten Mittel, gilt als der echteste Ausdruck der öffentlichen Meinung Englands, erlaubt sich aber dem Auslande gegenüber zu Gunsten der engl. Interessen unbedenklich Lüge und Entstellung, Rohheit u. Schmeichelei, ist dagegen bei der Besprechung engl. Verhältnisse u. Persönlichkeiten viel gemessener und vorsichtiger, führt in polit. Beziehung das Wort für den sog. besonnenen Fortschritt.


Timid, vom lat. timidus, furchtsam, schüchtern; Timidität, Furchtsamkeit.


Timokratie, griech.-deutsch, eine Aristokratie, in welcher nur die Reichen zu den höhern Aemtern gelangen können.


Timoleon, geb. um 411 v. Chr. zu Korinth, ein ausgezeichneter Krieger, wirkte zum Sturze seines Bruders Timophanes mit, welcher sich zum Tyrannen von Korinth aufgeworfen hatte. Von seiner Mutter als Brudermörder verflucht, zog er sich lange Zeit von allen öffentlichen Geschäften zurück, bis er

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[482/0483] für die Bedürfnisse des Heeres und hinterließ sterbend 60000 Thaler, die er unter die Offiziere u. Soldaten zu vertheilen befahl, welche ihm von dem Schlachtfelde bei Leipzig nach Halle gefolgt waren u. ihn abwechselnd getragen hatten. Seine glühende Begeisterung für die kathol. Kirche kann ihm nicht einmal ein verständiger Gegner derselben zum Vorwurf machen, u. wenn er die Geißel des Krieges über manches deutsche Land schwang, so that er es jedenfalls schonender als die Christian v. Mansfeld, Baner, Torstenson, Wrangel etc. Tilsit, ostpreuß. Kreisstadt am Memel in fruchtbarer Niederung mit 17000 E., lebhaftem Verkehr. Friedensschlüsse am 7. u. 9. Juli 1807; vergl. Preußen u. Napoleon I. Timäus, Name von einigen gelehrten Griechen. – T. aus Lokri Epizephirii in Großgriechenland, ein pythagoräischer Philosoph aus dem Zeitalter des Sokrates, den Plato gekannt haben u. dem zu Ehren er einen seiner wichtigsten Dialoge T. genannt haben soll. Von T. selbst ist nichts übrig als eine unterschobene Schrift über die Weltseele, die häufig für einen späten Auszug des platon. T. in dorischer Mundart gehalten wird. – T. aus Tauromenium auf Sicilien, war um 290 v. Chr. ein berühmter Historiker, ging von Agathokles verbannt nach Athen. Er schrieb 8 Bücher italischer und sicilischer und 28 Bücher hellenisch-sicilischer Geschichte, die ihm einen Spottnamen eintrugen. Bemerkenswerth ist aber, daß T. zuerst die Olympiadenrechnung anwendete und in geographischer Hinsicht sehr genau war. Bruchstücke in F. Göllers Werk: de situ et origine Syracusarum, Lips. 1818. Ein gegen Ende des 3. Jahrh. n. Chr. schreibender Sophist T. verfaßte ein Wörterbuch zum Platon, dessen Reste Ruhnken (Lugd. Bat. 17541 und G. A. Koch (Lips. 1828) herausgaben. Timar, vor Zeiten ein größeres od. kleineres Lehen, das der Sultan in einem eroberten Lande einem Türken gab, wofür dieser zu Pferde in den Krieg ziehen mußte; der Sohn eines solchen Belehnten (Timarli) war nicht unmittelbarer Erbe, sondern mußte das väterliche od. ein anderes T. erst durch Reiterdienst verdienen; in der Blütezeit der osmanischen Macht gab es 150000 solcher Reiter. Timbang, ostind. Gewicht, etwa = 6 Zollcent. Timbuktu, Tombuktu, Stadt am Südrande der Sahara, 2 M. vom Niger, an welchem ihr Hafenplatz Kabra liegt, hat 20000 E., Neger und Mauren, ist der Centralplatz des Verkehrs des Sudan mit Senegambien u. Marokko. Es wurde 1213 von Mansa Suleyman, dem Könige der Susuneger, gegründet, war im 16. Jahrh. Hauptstadt eines mächtigen Reichs, ist seit 1810 den Fellatahs unterworfen. Laing war der erste Europäer, der T. 1826 sah, aber auf der Rückkehr ermordet wurde; Caillé 1828 der zweite, Barth der dritte, der vom 7. Sept. 1853 bis 24. März 1854 sich daselbst aufhielt. Times (teims) d. h. Zeiten, engl. Tagblatt, 1783 von dem Buchdrucker John Walter als „London daily universal register“ gegründet, 1786 T. benannt; Eigenthümer ist gegenwärtig dessen gleichnamiger Enkel, Hauptredactor Delane. Die T. ist die bedeutendste engl. Zeitung, setzt 50000 Exemplare ab, verfügt über die größten Mittel, gilt als der echteste Ausdruck der öffentlichen Meinung Englands, erlaubt sich aber dem Auslande gegenüber zu Gunsten der engl. Interessen unbedenklich Lüge und Entstellung, Rohheit u. Schmeichelei, ist dagegen bei der Besprechung engl. Verhältnisse u. Persönlichkeiten viel gemessener und vorsichtiger, führt in polit. Beziehung das Wort für den sog. besonnenen Fortschritt. Timid, vom lat. timidus, furchtsam, schüchtern; Timidität, Furchtsamkeit. Timokratie, griech.-deutsch, eine Aristokratie, in welcher nur die Reichen zu den höhern Aemtern gelangen können. Timoleon, geb. um 411 v. Chr. zu Korinth, ein ausgezeichneter Krieger, wirkte zum Sturze seines Bruders Timophanes mit, welcher sich zum Tyrannen von Korinth aufgeworfen hatte. Von seiner Mutter als Brudermörder verflucht, zog er sich lange Zeit von allen öffentlichen Geschäften zurück, bis er

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/483>, abgerufen am 23.11.2024.