Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

erblich ist, sondern nach dem Tode eines Fürsten durch die Wahl der Stände besetzt wird, die schlechteste aller Verfassungsformen, wie das Schicksal des deutschen Reichs u. Polens beweisen.


Wahlspruch, s. Denkspruch.


Wahlstatt, s. Walstatt.


Wahlstatt, schles. Dorf bei Liegnitz, entstand um das Benediktinerkloster (seit 1838 Cadettenanstalt), das die hl. Hedwig auf dem Schlachtfelde stiftete, auf welchem ihr Sohn, Herzog Heinrich, 9. April 1241 gegen die Mongolen blieb. Unsern davon (an der Katzbach) erfocht Blücher 26. Aug. 1813 seinen Sieg über Makdonald, wofür er den Titel Fürst von W. erhielt.


Wahlverwandtschaft, die chem. Verwandtschaft oder Affinität.


Wahnsinn, Art der Geisteskrankheiten, periodisch oder continuirlich, eine Störung des Verstandes durch fixe Ideen, von Narrheit durch eine gewisse Folge und Ordnung der Vorstellungen, von Manie durch ein bewußteres Wollen unterschieden.


Wahrheit, lat. veritas, italien. verita, frz. verite, engl. truth, ein Wort, über dessen tiefsten Kern die Philosophen bis heute außerordentlich viel redeten und schrieben und so wenig Befriedigendes vorzubringen wußten als über die Gottheit selber, so daß der einzige vernünftige Ausweg der bleibt, entweder die Kirche als Trägerin der absoluten W. gläubig an zunehmen oder an aller W. d. h. unumstößlichen Gewißheit zu verzweifeln und sich mit Wahrscheinlichkeiten zu begnügen. Christus selber nennt sich die W. u. das Leben (Joh. XIV. 6); in diesem Sinne bedeutet W. die vollkommenste Uebereinstimmung unserer Gedanken u. Handlungen mit den Ideen und dem Willen Gottes d. h. soviel als Weisheit; an andern Bibelstellen erscheint W. gleichbedeutend mit Treue im Worthalten, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit vor Gott. Im gewöhnlichen Sprachgebrauche heißt W. der Gegensatz zur Lüge, zum Irrthum; in der Wissenschaft nennt der eine wahr dasjenige, was mit den allgemein gültigen ewigen Vernunftgesetzen übereinstimmt, mit andern Worten das, was ich gleich allen andern gesund organisirten Menschen als richtig anerkenne, der andere findet die W. in der Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, womit die W. wiederum in das Gebiet des bloßen Glaubens u. Meinens schon deßhalb versetzt wäre, weil unzählige u. gerade die wichtigsten, nämlich die übersinnlichen Gegenstände dem Bereiche unserer Untersuchung u. damit jeder Vergleichung zwischen Vorstellung u. Gegenstand entrückt sind. Mit den verschiedenen Versuchen zur Lösung der alten Frage, was W. sei (Joh. XVIII. 38) hängt zusammen eine Menge von mehr oder minder wesentlichen u. verwirrenden Unterscheidungen von W.en, so namentlich: objective W., die Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, subjective oder formelle, Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit den Vernunftgesetzen; empirische W., die auf Erfahrung, historische, die auf geschichtliche Zeugnisse gegründete W.; praktische W., die auf das wirkliche Leben sich beziehende od. für dasselbe brauchbare, religiöse, die dem Gebiete der Religion u. Offenbarung angehörende W. u. s. f. Natur-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes z. B. eines Gemäldes, mit seinem in der Natur vorliegenden Gegenstande, Kunst-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes mit der Idee, deren Ausdruck das selbe sein soll. - Vergl. Beweis, Dogmaticismus, Glaube, Logik.


Wahrsagen, die vermeintliche Enthüllung der Zukunft nach äußerlichen Erscheinungen (Begegnung von Thieren, Kartenschlagen, Looswerfen, Sterndeuterei, nach den Lineamenten der innern Handfläche etc.), ist kirchlich verboten.


Wahrscheinlichkeit lat.-deutsch Probabilität, die Annäherung an die Wahrheit, das Vorhandensein vieler aber nicht aller Gründe für eine Annahme, der Gegensatz zur Unwahrscheinlichkeit. - W. sbeweis, im Rechtswesen, wenn mehr Gründe für die Wahrheit der Thatsache als gegen dieselbe gegeben sind. - W. srechnung, die von Pascal und Fermat begründete, von I. Bernouilli zuerst in ein Lehrbuch gefaßte

erblich ist, sondern nach dem Tode eines Fürsten durch die Wahl der Stände besetzt wird, die schlechteste aller Verfassungsformen, wie das Schicksal des deutschen Reichs u. Polens beweisen.


Wahlspruch, s. Denkspruch.


Wahlstatt, s. Walstatt.


Wahlstatt, schles. Dorf bei Liegnitz, entstand um das Benediktinerkloster (seit 1838 Cadettenanstalt), das die hl. Hedwig auf dem Schlachtfelde stiftete, auf welchem ihr Sohn, Herzog Heinrich, 9. April 1241 gegen die Mongolen blieb. Unsern davon (an der Katzbach) erfocht Blücher 26. Aug. 1813 seinen Sieg über Makdonald, wofür er den Titel Fürst von W. erhielt.


Wahlverwandtschaft, die chem. Verwandtschaft oder Affinität.


Wahnsinn, Art der Geisteskrankheiten, periodisch oder continuirlich, eine Störung des Verstandes durch fixe Ideen, von Narrheit durch eine gewisse Folge und Ordnung der Vorstellungen, von Manie durch ein bewußteres Wollen unterschieden.


Wahrheit, lat. veritas, italien. verita, frz. vérité, engl. truth, ein Wort, über dessen tiefsten Kern die Philosophen bis heute außerordentlich viel redeten und schrieben und so wenig Befriedigendes vorzubringen wußten als über die Gottheit selber, so daß der einzige vernünftige Ausweg der bleibt, entweder die Kirche als Trägerin der absoluten W. gläubig an zunehmen oder an aller W. d. h. unumstößlichen Gewißheit zu verzweifeln und sich mit Wahrscheinlichkeiten zu begnügen. Christus selber nennt sich die W. u. das Leben (Joh. XIV. 6); in diesem Sinne bedeutet W. die vollkommenste Uebereinstimmung unserer Gedanken u. Handlungen mit den Ideen und dem Willen Gottes d. h. soviel als Weisheit; an andern Bibelstellen erscheint W. gleichbedeutend mit Treue im Worthalten, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit vor Gott. Im gewöhnlichen Sprachgebrauche heißt W. der Gegensatz zur Lüge, zum Irrthum; in der Wissenschaft nennt der eine wahr dasjenige, was mit den allgemein gültigen ewigen Vernunftgesetzen übereinstimmt, mit andern Worten das, was ich gleich allen andern gesund organisirten Menschen als richtig anerkenne, der andere findet die W. in der Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, womit die W. wiederum in das Gebiet des bloßen Glaubens u. Meinens schon deßhalb versetzt wäre, weil unzählige u. gerade die wichtigsten, nämlich die übersinnlichen Gegenstände dem Bereiche unserer Untersuchung u. damit jeder Vergleichung zwischen Vorstellung u. Gegenstand entrückt sind. Mit den verschiedenen Versuchen zur Lösung der alten Frage, was W. sei (Joh. XVIII. 38) hängt zusammen eine Menge von mehr oder minder wesentlichen u. verwirrenden Unterscheidungen von W.en, so namentlich: objective W., die Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, subjective oder formelle, Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit den Vernunftgesetzen; empirische W., die auf Erfahrung, historische, die auf geschichtliche Zeugnisse gegründete W.; praktische W., die auf das wirkliche Leben sich beziehende od. für dasselbe brauchbare, religiöse, die dem Gebiete der Religion u. Offenbarung angehörende W. u. s. f. Natur-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes z. B. eines Gemäldes, mit seinem in der Natur vorliegenden Gegenstande, Kunst-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes mit der Idee, deren Ausdruck das selbe sein soll. – Vergl. Beweis, Dogmaticismus, Glaube, Logik.


Wahrsagen, die vermeintliche Enthüllung der Zukunft nach äußerlichen Erscheinungen (Begegnung von Thieren, Kartenschlagen, Looswerfen, Sterndeuterei, nach den Lineamenten der innern Handfläche etc.), ist kirchlich verboten.


Wahrscheinlichkeit lat.-deutsch Probabilität, die Annäherung an die Wahrheit, das Vorhandensein vieler aber nicht aller Gründe für eine Annahme, der Gegensatz zur Unwahrscheinlichkeit. – W. sbeweis, im Rechtswesen, wenn mehr Gründe für die Wahrheit der Thatsache als gegen dieselbe gegeben sind. – W. srechnung, die von Pascal und Fermat begründete, von I. Bernouilli zuerst in ein Lehrbuch gefaßte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0659" n="658"/>
erblich ist, sondern nach dem Tode eines Fürsten durch die Wahl der Stände besetzt wird, die schlechteste aller Verfassungsformen, wie das Schicksal des deutschen Reichs u. Polens beweisen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahlspruch</hi>, s. Denkspruch.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahlstatt</hi>, s. Walstatt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahlstatt</hi>, schles. Dorf bei Liegnitz, entstand um das Benediktinerkloster (seit 1838 Cadettenanstalt), das die hl. Hedwig auf dem Schlachtfelde stiftete, auf welchem ihr Sohn, Herzog Heinrich, 9. April 1241 gegen die Mongolen blieb. Unsern davon (an der Katzbach) erfocht Blücher 26. Aug. 1813 seinen Sieg über Makdonald, wofür er den Titel <hi rendition="#g">Fürst von</hi> W. erhielt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahlverwandtschaft</hi>, die chem. Verwandtschaft oder Affinität.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahnsinn</hi>, Art der Geisteskrankheiten, periodisch oder continuirlich, eine Störung des Verstandes durch fixe Ideen, von Narrheit durch eine gewisse Folge und Ordnung der Vorstellungen, von Manie durch ein bewußteres Wollen unterschieden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahrheit</hi>, lat. <hi rendition="#i">veritas</hi>, italien. <hi rendition="#i">verita</hi>, frz. <hi rendition="#i">vérité</hi>, engl. <hi rendition="#i">truth</hi>, ein Wort, über dessen tiefsten Kern die Philosophen bis heute außerordentlich viel redeten und schrieben und so wenig Befriedigendes vorzubringen wußten als über die Gottheit selber, so daß der einzige vernünftige Ausweg der bleibt, entweder die Kirche als Trägerin der <hi rendition="#g">absoluten</hi> W. gläubig an zunehmen oder an aller W. d. h. unumstößlichen Gewißheit zu verzweifeln und sich mit Wahrscheinlichkeiten zu begnügen. Christus selber nennt sich die W. u. das Leben (Joh. XIV. 6); in diesem Sinne bedeutet W. die vollkommenste Uebereinstimmung unserer Gedanken u. Handlungen mit den Ideen und dem Willen Gottes d. h. soviel als <hi rendition="#g">Weisheit</hi>; an andern Bibelstellen erscheint W. gleichbedeutend mit Treue im Worthalten, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit vor Gott. Im gewöhnlichen Sprachgebrauche heißt W. der Gegensatz zur Lüge, zum Irrthum; in der Wissenschaft nennt der eine <hi rendition="#g">wahr</hi> dasjenige, was mit den allgemein gültigen ewigen Vernunftgesetzen übereinstimmt, mit andern Worten das, was ich gleich allen andern gesund organisirten Menschen als richtig anerkenne, der andere findet die W. in der Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, womit die W. wiederum in das Gebiet des bloßen Glaubens u. Meinens schon deßhalb versetzt wäre, weil unzählige u. gerade die wichtigsten, nämlich die übersinnlichen Gegenstände dem Bereiche unserer Untersuchung u. damit jeder Vergleichung zwischen Vorstellung u. Gegenstand entrückt sind. Mit den verschiedenen Versuchen zur Lösung der alten Frage, was W. sei (Joh. XVIII. 38) hängt zusammen eine Menge von mehr oder minder wesentlichen u. verwirrenden Unterscheidungen von W.en, so namentlich: <hi rendition="#g">objective</hi> W., die Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, <hi rendition="#g">subjective</hi> oder <hi rendition="#g">formelle</hi>, Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit den Vernunftgesetzen; <hi rendition="#g">empirische</hi> W., die auf Erfahrung, <hi rendition="#g">historische</hi>, die auf geschichtliche Zeugnisse gegründete W.; <hi rendition="#g">praktische</hi> W., die auf das wirkliche Leben sich beziehende od. für dasselbe brauchbare, <hi rendition="#g">religiöse</hi>, die dem Gebiete der Religion u. Offenbarung angehörende W. u. s. f. <hi rendition="#g">Natur</hi>-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes z. B. eines Gemäldes, mit seinem in der Natur vorliegenden Gegenstande, <hi rendition="#g">Kunst</hi>-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes mit der Idee, deren Ausdruck das selbe sein soll. &#x2013; Vergl. Beweis, Dogmaticismus, Glaube, Logik.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahrsagen</hi>, die vermeintliche Enthüllung der Zukunft nach äußerlichen Erscheinungen (Begegnung von Thieren, Kartenschlagen, Looswerfen, Sterndeuterei, nach den Lineamenten der innern Handfläche etc.), ist kirchlich verboten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Wahrscheinlichkeit</hi> lat.-deutsch <hi rendition="#g">Probabilität</hi>, die Annäherung an die Wahrheit, das Vorhandensein vieler aber nicht aller Gründe für eine Annahme, der Gegensatz zur Unwahrscheinlichkeit. &#x2013; W. <hi rendition="#g">sbeweis</hi>, im Rechtswesen, wenn mehr Gründe für die Wahrheit der Thatsache als gegen dieselbe gegeben sind. &#x2013; W. <hi rendition="#g">srechnung</hi>, die von Pascal und Fermat begründete, von I. Bernouilli zuerst in ein Lehrbuch gefaßte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[658/0659] erblich ist, sondern nach dem Tode eines Fürsten durch die Wahl der Stände besetzt wird, die schlechteste aller Verfassungsformen, wie das Schicksal des deutschen Reichs u. Polens beweisen. Wahlspruch, s. Denkspruch. Wahlstatt, s. Walstatt. Wahlstatt, schles. Dorf bei Liegnitz, entstand um das Benediktinerkloster (seit 1838 Cadettenanstalt), das die hl. Hedwig auf dem Schlachtfelde stiftete, auf welchem ihr Sohn, Herzog Heinrich, 9. April 1241 gegen die Mongolen blieb. Unsern davon (an der Katzbach) erfocht Blücher 26. Aug. 1813 seinen Sieg über Makdonald, wofür er den Titel Fürst von W. erhielt. Wahlverwandtschaft, die chem. Verwandtschaft oder Affinität. Wahnsinn, Art der Geisteskrankheiten, periodisch oder continuirlich, eine Störung des Verstandes durch fixe Ideen, von Narrheit durch eine gewisse Folge und Ordnung der Vorstellungen, von Manie durch ein bewußteres Wollen unterschieden. Wahrheit, lat. veritas, italien. verita, frz. vérité, engl. truth, ein Wort, über dessen tiefsten Kern die Philosophen bis heute außerordentlich viel redeten und schrieben und so wenig Befriedigendes vorzubringen wußten als über die Gottheit selber, so daß der einzige vernünftige Ausweg der bleibt, entweder die Kirche als Trägerin der absoluten W. gläubig an zunehmen oder an aller W. d. h. unumstößlichen Gewißheit zu verzweifeln und sich mit Wahrscheinlichkeiten zu begnügen. Christus selber nennt sich die W. u. das Leben (Joh. XIV. 6); in diesem Sinne bedeutet W. die vollkommenste Uebereinstimmung unserer Gedanken u. Handlungen mit den Ideen und dem Willen Gottes d. h. soviel als Weisheit; an andern Bibelstellen erscheint W. gleichbedeutend mit Treue im Worthalten, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit vor Gott. Im gewöhnlichen Sprachgebrauche heißt W. der Gegensatz zur Lüge, zum Irrthum; in der Wissenschaft nennt der eine wahr dasjenige, was mit den allgemein gültigen ewigen Vernunftgesetzen übereinstimmt, mit andern Worten das, was ich gleich allen andern gesund organisirten Menschen als richtig anerkenne, der andere findet die W. in der Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, womit die W. wiederum in das Gebiet des bloßen Glaubens u. Meinens schon deßhalb versetzt wäre, weil unzählige u. gerade die wichtigsten, nämlich die übersinnlichen Gegenstände dem Bereiche unserer Untersuchung u. damit jeder Vergleichung zwischen Vorstellung u. Gegenstand entrückt sind. Mit den verschiedenen Versuchen zur Lösung der alten Frage, was W. sei (Joh. XVIII. 38) hängt zusammen eine Menge von mehr oder minder wesentlichen u. verwirrenden Unterscheidungen von W.en, so namentlich: objective W., die Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit ihren Gegenständen, subjective oder formelle, Uebereinstimmung unserer Vorstellungen mit den Vernunftgesetzen; empirische W., die auf Erfahrung, historische, die auf geschichtliche Zeugnisse gegründete W.; praktische W., die auf das wirkliche Leben sich beziehende od. für dasselbe brauchbare, religiöse, die dem Gebiete der Religion u. Offenbarung angehörende W. u. s. f. Natur-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes z. B. eines Gemäldes, mit seinem in der Natur vorliegenden Gegenstande, Kunst-W., die Uebereinstimmung eines Kunstwerkes mit der Idee, deren Ausdruck das selbe sein soll. – Vergl. Beweis, Dogmaticismus, Glaube, Logik. Wahrsagen, die vermeintliche Enthüllung der Zukunft nach äußerlichen Erscheinungen (Begegnung von Thieren, Kartenschlagen, Looswerfen, Sterndeuterei, nach den Lineamenten der innern Handfläche etc.), ist kirchlich verboten. Wahrscheinlichkeit lat.-deutsch Probabilität, die Annäherung an die Wahrheit, das Vorhandensein vieler aber nicht aller Gründe für eine Annahme, der Gegensatz zur Unwahrscheinlichkeit. – W. sbeweis, im Rechtswesen, wenn mehr Gründe für die Wahrheit der Thatsache als gegen dieselbe gegeben sind. – W. srechnung, die von Pascal und Fermat begründete, von I. Bernouilli zuerst in ein Lehrbuch gefaßte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/659
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/659>, abgerufen am 23.11.2024.