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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Gebräuchen, waren die Grundlagen der Industrie und der bürgerlichen Freiheit und hemmten durch hartnäckigen Widerstand in den meisten freien Städten die Ausbildung einer Oligarchie aus dem patricischen Adel. Als sie sich zu abgeschlossenen erblichen Verbindungen organisirten, die Werkstätten auf eine bestimmte Anzahl beschränkten, Monopole (wie namentlich die Zünfte der Kaufleute) erlangten, so sicherten sie allerdings noch einzelnen Gewerben eine behagliche Existenz. hemmten aber die Ausbildung des Gewerbfleißes. Seitdem durch die Staatenentwicklung der neuen Zeit Verkehr und Arbeit von den mittelalterlichen Schranken in Folge natürlicher Verhältnisse (Unhaltbarkeit der alten Einrichtungen, Erleichterung des Verkehrs durch Straßenbauten, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, technische Erfindungen, Concurrenz des Auslandes) mehr und mehr befreit werden mußten, hat auch das alte Zunftwesen seine Grundpfeiler überall verloren und scheint allmälig der Gewerbefreiheit zu weichen (s. Gewerbefreiheit), um so mehr, als die Versuche es wiederherzustellen sich überall als unausführbar erwiesen haben.


Zunge, lat. lingua, bekanntes Organ des Geschmackssinnes, trägt besonders auch bei zur Bildung der Sprache, indem durch sie am meisten die Articulirung der Stimme bewirkt wird. Ferner betheiligt sich die Z. bei der Verdauung durch ihre Schleimabsonderung und die Bewegung u. Formirung des Bissens. - Außer beim Menschen findet sich die Z. durchgängig durch die 4 obern Thierklassen, steht aber in der Geschmacksempfindung der menschlichen Zunge weit nach; die hornartige Z. der Vögel scheint des Geschmackes ganz zu entbehren. Bei den Amphibien ist sie oft gespalten und häufig blos Tastorgan. Eine Z. haben ferner noch alle Insekten und einige Gattungen der noch niedrigeren Thierklassen.


Zunz, Leopold, geb. 1794 von jüdischen Eltern zu Detmold, leitete 1839 bis 1850 das jüdische Lehrerseminar in Berlin, bekannt durch verdienstliche Werke der rabbinischen Literatur (die synagogale Poesie des Mittelalters, Berl. 1855).


Zurbano, Martin, geb. um 1780, Aragonese, 1808-14 Guerillaführer, später als General der ausgezeichnetste Parteigänger der Christinos, unerschütterlicher Anhänger Esparteros, 1845 mit seinen Söhnen unter dem Ministerium Narvaez erschossen, nachdem er einen vergeblichen Aufstandsversuch gewagt hatte.


Zurbaran, Francisco, geb. 1598 zu Madrid, gest. 1662, span. Maler, einer der besten der Schule von Sevilla.


Zurechnung, lat. imputatio, das Urtheil, daß eine Person als Urheber einer That anzusehen ist; die Z. heißt factisch, insofern jemand als Thäter, rechtlich, insofern der Thäter auch für seine That verantwortlich erklärt wird (vergl. casus, culpa. dolus). Zurechnungsfähigkeit, derjenige Zustand, in welchem jemand im Stande ist seine Handlungsweise den Gesetzen gemäß einzurichten.


Zurita, Geronymo, geb. 1512, talentvoller Chronograph mit geübtem polit. Blick, gest. 1580, schrieb die aragonische Geschichte von 710-1516 in 30 Büchern (anales de la corona Aragon etc. Zarag. 1562-1579, 1610, lateinisch im Auszug im 1. Band von Schotts Hispania illustrata),


Zurla Placido, Cardinal, geb. 1769 zu Legnano, gest. 1834 zu Palermo, nachdem er seit 1823 Cardinal n. Generalvicar Leo's XII. (1823-1829) gewesen war; bekannt durch Schriften über die älteren venetianischen Reisenden (Di Marco Polo e degli alteri viaggiatori veneziani, Venez. 1818-1819, 2 B.). G. A. Moschini veröffentlichte seine Leichenrede (Venez. 1834), P. Odescalchi eine Lobschrift (Rom 1836).


Zurlo, Giuseppe, Graf, geb. 1759 zu Neapel, 1798-1803 neapolitan. Finanzminister, unter Murat zuerst Justizminister, dann Minister des Innern und Cultus, lebte 1815-18 in Rom u. Venedig, wurde 1818 zurückberufen, 1820 Minister des Innern, von den Carbonaris bald gestürzt, st. 1828.


Zurzach, aargauischer Marktflecken am Rhein, mit 950 E.; die Tuch- u. Ledermessen haben ihre frühere Bedeutung verloren.

Gebräuchen, waren die Grundlagen der Industrie und der bürgerlichen Freiheit und hemmten durch hartnäckigen Widerstand in den meisten freien Städten die Ausbildung einer Oligarchie aus dem patricischen Adel. Als sie sich zu abgeschlossenen erblichen Verbindungen organisirten, die Werkstätten auf eine bestimmte Anzahl beschränkten, Monopole (wie namentlich die Zünfte der Kaufleute) erlangten, so sicherten sie allerdings noch einzelnen Gewerben eine behagliche Existenz. hemmten aber die Ausbildung des Gewerbfleißes. Seitdem durch die Staatenentwicklung der neuen Zeit Verkehr und Arbeit von den mittelalterlichen Schranken in Folge natürlicher Verhältnisse (Unhaltbarkeit der alten Einrichtungen, Erleichterung des Verkehrs durch Straßenbauten, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, technische Erfindungen, Concurrenz des Auslandes) mehr und mehr befreit werden mußten, hat auch das alte Zunftwesen seine Grundpfeiler überall verloren und scheint allmälig der Gewerbefreiheit zu weichen (s. Gewerbefreiheit), um so mehr, als die Versuche es wiederherzustellen sich überall als unausführbar erwiesen haben.


Zunge, lat. lingua, bekanntes Organ des Geschmackssinnes, trägt besonders auch bei zur Bildung der Sprache, indem durch sie am meisten die Articulirung der Stimme bewirkt wird. Ferner betheiligt sich die Z. bei der Verdauung durch ihre Schleimabsonderung und die Bewegung u. Formirung des Bissens. – Außer beim Menschen findet sich die Z. durchgängig durch die 4 obern Thierklassen, steht aber in der Geschmacksempfindung der menschlichen Zunge weit nach; die hornartige Z. der Vögel scheint des Geschmackes ganz zu entbehren. Bei den Amphibien ist sie oft gespalten und häufig blos Tastorgan. Eine Z. haben ferner noch alle Insekten und einige Gattungen der noch niedrigeren Thierklassen.


Zunz, Leopold, geb. 1794 von jüdischen Eltern zu Detmold, leitete 1839 bis 1850 das jüdische Lehrerseminar in Berlin, bekannt durch verdienstliche Werke der rabbinischen Literatur (die synagogale Poesie des Mittelalters, Berl. 1855).


Zurbano, Martin, geb. um 1780, Aragonese, 1808–14 Guerillaführer, später als General der ausgezeichnetste Parteigänger der Christinos, unerschütterlicher Anhänger Esparteros, 1845 mit seinen Söhnen unter dem Ministerium Narvaez erschossen, nachdem er einen vergeblichen Aufstandsversuch gewagt hatte.


Zurbaran, Francisco, geb. 1598 zu Madrid, gest. 1662, span. Maler, einer der besten der Schule von Sevilla.


Zurechnung, lat. imputatio, das Urtheil, daß eine Person als Urheber einer That anzusehen ist; die Z. heißt factisch, insofern jemand als Thäter, rechtlich, insofern der Thäter auch für seine That verantwortlich erklärt wird (vergl. casus, culpa. dolus). Zurechnungsfähigkeit, derjenige Zustand, in welchem jemand im Stande ist seine Handlungsweise den Gesetzen gemäß einzurichten.


Zurita, Geronymo, geb. 1512, talentvoller Chronograph mit geübtem polit. Blick, gest. 1580, schrieb die aragonische Geschichte von 710–1516 in 30 Büchern (anales de la corona Aragon etc. Zarag. 1562–1579, 1610, lateinisch im Auszug im 1. Band von Schotts Hispania illustrata),


Zurla Placido, Cardinal, geb. 1769 zu Legnano, gest. 1834 zu Palermo, nachdem er seit 1823 Cardinal n. Generalvicar Leo's XII. (1823–1829) gewesen war; bekannt durch Schriften über die älteren venetianischen Reisenden (Di Marco Polo e degli alteri viaggiatori veneziani, Venez. 1818–1819, 2 B.). G. A. Moschini veröffentlichte seine Leichenrede (Venez. 1834), P. Odescalchi eine Lobschrift (Rom 1836).


Zurlo, Giuseppe, Graf, geb. 1759 zu Neapel, 1798–1803 neapolitan. Finanzminister, unter Murat zuerst Justizminister, dann Minister des Innern und Cultus, lebte 1815–18 in Rom u. Venedig, wurde 1818 zurückberufen, 1820 Minister des Innern, von den Carbonaris bald gestürzt, st. 1828.


Zurzach, aargauischer Marktflecken am Rhein, mit 950 E.; die Tuch- u. Ledermessen haben ihre frühere Bedeutung verloren.

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Gebräuchen, waren die Grundlagen der Industrie und der bürgerlichen Freiheit und hemmten durch hartnäckigen Widerstand in den meisten freien Städten die Ausbildung einer Oligarchie aus dem patricischen Adel. Als sie sich zu abgeschlossenen erblichen Verbindungen organisirten, die Werkstätten auf eine bestimmte Anzahl beschränkten, Monopole (wie namentlich die Zünfte der Kaufleute) erlangten, so sicherten sie allerdings noch einzelnen Gewerben eine behagliche Existenz. hemmten aber die Ausbildung des Gewerbfleißes. Seitdem durch die Staatenentwicklung der neuen Zeit Verkehr und Arbeit von den mittelalterlichen Schranken in Folge natürlicher Verhältnisse (Unhaltbarkeit der alten Einrichtungen, Erleichterung des Verkehrs durch Straßenbauten, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, technische Erfindungen, Concurrenz des Auslandes) mehr und mehr befreit werden mußten, hat auch das alte Zunftwesen seine Grundpfeiler überall verloren und scheint allmälig der Gewerbefreiheit zu weichen (s. Gewerbefreiheit), um so mehr, als die Versuche es wiederherzustellen sich überall als unausführbar erwiesen haben.</p><lb/>
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[797/0798] Gebräuchen, waren die Grundlagen der Industrie und der bürgerlichen Freiheit und hemmten durch hartnäckigen Widerstand in den meisten freien Städten die Ausbildung einer Oligarchie aus dem patricischen Adel. Als sie sich zu abgeschlossenen erblichen Verbindungen organisirten, die Werkstätten auf eine bestimmte Anzahl beschränkten, Monopole (wie namentlich die Zünfte der Kaufleute) erlangten, so sicherten sie allerdings noch einzelnen Gewerben eine behagliche Existenz. hemmten aber die Ausbildung des Gewerbfleißes. Seitdem durch die Staatenentwicklung der neuen Zeit Verkehr und Arbeit von den mittelalterlichen Schranken in Folge natürlicher Verhältnisse (Unhaltbarkeit der alten Einrichtungen, Erleichterung des Verkehrs durch Straßenbauten, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, technische Erfindungen, Concurrenz des Auslandes) mehr und mehr befreit werden mußten, hat auch das alte Zunftwesen seine Grundpfeiler überall verloren und scheint allmälig der Gewerbefreiheit zu weichen (s. Gewerbefreiheit), um so mehr, als die Versuche es wiederherzustellen sich überall als unausführbar erwiesen haben. Zunge, lat. lingua, bekanntes Organ des Geschmackssinnes, trägt besonders auch bei zur Bildung der Sprache, indem durch sie am meisten die Articulirung der Stimme bewirkt wird. Ferner betheiligt sich die Z. bei der Verdauung durch ihre Schleimabsonderung und die Bewegung u. Formirung des Bissens. – Außer beim Menschen findet sich die Z. durchgängig durch die 4 obern Thierklassen, steht aber in der Geschmacksempfindung der menschlichen Zunge weit nach; die hornartige Z. der Vögel scheint des Geschmackes ganz zu entbehren. Bei den Amphibien ist sie oft gespalten und häufig blos Tastorgan. Eine Z. haben ferner noch alle Insekten und einige Gattungen der noch niedrigeren Thierklassen. Zunz, Leopold, geb. 1794 von jüdischen Eltern zu Detmold, leitete 1839 bis 1850 das jüdische Lehrerseminar in Berlin, bekannt durch verdienstliche Werke der rabbinischen Literatur (die synagogale Poesie des Mittelalters, Berl. 1855). Zurbano, Martin, geb. um 1780, Aragonese, 1808–14 Guerillaführer, später als General der ausgezeichnetste Parteigänger der Christinos, unerschütterlicher Anhänger Esparteros, 1845 mit seinen Söhnen unter dem Ministerium Narvaez erschossen, nachdem er einen vergeblichen Aufstandsversuch gewagt hatte. Zurbaran, Francisco, geb. 1598 zu Madrid, gest. 1662, span. Maler, einer der besten der Schule von Sevilla. Zurechnung, lat. imputatio, das Urtheil, daß eine Person als Urheber einer That anzusehen ist; die Z. heißt factisch, insofern jemand als Thäter, rechtlich, insofern der Thäter auch für seine That verantwortlich erklärt wird (vergl. casus, culpa. dolus). Zurechnungsfähigkeit, derjenige Zustand, in welchem jemand im Stande ist seine Handlungsweise den Gesetzen gemäß einzurichten. Zurita, Geronymo, geb. 1512, talentvoller Chronograph mit geübtem polit. Blick, gest. 1580, schrieb die aragonische Geschichte von 710–1516 in 30 Büchern (anales de la corona Aragon etc. Zarag. 1562–1579, 1610, lateinisch im Auszug im 1. Band von Schotts Hispania illustrata), Zurla Placido, Cardinal, geb. 1769 zu Legnano, gest. 1834 zu Palermo, nachdem er seit 1823 Cardinal n. Generalvicar Leo's XII. (1823–1829) gewesen war; bekannt durch Schriften über die älteren venetianischen Reisenden (Di Marco Polo e degli alteri viaggiatori veneziani, Venez. 1818–1819, 2 B.). G. A. Moschini veröffentlichte seine Leichenrede (Venez. 1834), P. Odescalchi eine Lobschrift (Rom 1836). Zurlo, Giuseppe, Graf, geb. 1759 zu Neapel, 1798–1803 neapolitan. Finanzminister, unter Murat zuerst Justizminister, dann Minister des Innern und Cultus, lebte 1815–18 in Rom u. Venedig, wurde 1818 zurückberufen, 1820 Minister des Innern, von den Carbonaris bald gestürzt, st. 1828. Zurzach, aargauischer Marktflecken am Rhein, mit 950 E.; die Tuch- u. Ledermessen haben ihre frühere Bedeutung verloren.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 797. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/798>, abgerufen am 23.11.2024.