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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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vnd Danck erzeigten / Durch welches sie denn so von mancherley Laste vnd Beschwerungen erlediget sind / Vnd sich schemeten ein wenig / daß sie gleich wie die Sewe vnd Hunde / nicht mehr vom Euangelio behalten / Denn solche faule / schedliche / schendliche / fleischliche Freyheit / Denn der Pöbel leider ohne das allzu geringe achtet des Euangelij / Vnnd wir nichts sonderliches außrichten / wenn wir gleich allen fleis fürwenden. Was solts denn thun / wenn wir lessig vnnd faul seyn wöllen / wie wir vnterm Bapsthumb gewesen sind.

VBer das schlehet mit zu das schendliche Laster / vnd heimlich böse geschmeiß der Sicherheit vnd Vberdruß / daß viel meynen / der Catechismus sey eine schlechte / geringe Lehre / welche sie mit einem mahl vberlesen / vnnd denn also bald können / Das Buch in Winckel werffen / vnnd gleich sich schemen mehr darinnen zu lesen.

Ja man findet wol etliche Rültzen vnd Filtze / auch vnter dem Adel / die fürgeben / man dürffe hinfort weder Pfarrherr noch Prediger / man habs in Büchern / vnnd könne es von jhm selber wol lernen / Vnd lassen auch die Pfarren getrost fallen vnd verwüsten / Dazu beyde Pfarrherr vnd Prediger weidlich noth vnd hunger leiden / Wie sich denn gebührt zu thun den tollen Teutschen / DennTeutschen. wir Teutschen haben solch schendlich Volck / vnd müssens leiden.

Das sage ich aber für mich / Ich bin auch ein Doctor vnd Prediger / ja so gelert vnd erfaren / als die alle seyn mügen / die solche Vermessenheit vnd sicherheit haben / Noch thu ich wie ein Kind / das man den Catechismum lehret / vnd lese / vnd spreche auch von wort zu wort des Morgens / vnd wenn ich zeit habe / die zehen Gebot / Glauben / das Vater vnser / Psalmen / etc. Vnd mus noch täglich dazu lesen vnd studieren / Vnd kan dennoch nicht bestehen / wie ich gerne wolte / Vnd muß ein Kind vnd Schüler des Catechismi bleiben / vnd bleibs auch gerne. Vnd diese zarte Ekele Gesellen / wollen mit einem vberleseu flugs Doctor vber alle Doctor seyn / alles können / vnd nichts mehr bedürffen. Wolan solchs ist auch ein gewiß anzeigen / daß sie beyde jhr Ampt / vnd des Volcks Seelen / ja dazu GOTT vnd sein Wort verachten / Vnd dürffen nicht fallen / Sondern sind schon allzu grewlich gefallen / dürfften wol / daß sie Kinder würden / vnd das ABC anfiengen zu lernen / das sie meynen / lengst an den Schuhen zu rissen haben.

DErhalben bitte ich solche faule Wenste / oder vermessene Heiligen / Sie wolten sich vmb Gottes willen bereden lassen / Vnd gleu-

vnd Danck erzeigten / Durch welches sie denn so von mancherley Laste vnd Beschwerungen erlediget sind / Vnd sich schemeten ein wenig / daß sie gleich wie die Sewe vnd Hunde / nicht mehr vom Euangelio behalten / Denn solche faule / schedliche / schendliche / fleischliche Freyheit / Denn der Pöbel leider ohne das allzu geringe achtet des Euangelij / Vnnd wir nichts sonderliches außrichten / wenn wir gleich allen fleis fürwenden. Was solts denn thun / wenn wir lessig vnnd faul seyn wöllen / wie wir vnterm Bapsthumb gewesen sind.

VBer das schlehet mit zu das schendliche Laster / vnd heimlich böse geschmeiß der Sicherheit vnd Vberdruß / daß viel meynen / der Catechismus sey eine schlechte / geringe Lehre / welche sie mit einem mahl vberlesen / vnnd denn also bald können / Das Buch in Winckel werffen / vnnd gleich sich schemen mehr darinnen zu lesen.

Ja man findet wol etliche Rültzen vnd Filtze / auch vnter dem Adel / die fürgeben / man dürffe hinfort weder Pfarrherr noch Prediger / man habs in Büchern / vnnd könne es von jhm selber wol lernen / Vnd lassen auch die Pfarren getrost fallen vnd verwüsten / Dazu beyde Pfarrherr vnd Prediger weidlich noth vnd hunger leiden / Wie sich denn gebührt zu thun den tollen Teutschen / DennTeutschen. wir Teutschen haben solch schendlich Volck / vnd müssens leiden.

Das sage ich aber für mich / Ich bin auch ein Doctor vnd Prediger / ja so gelert vnd erfaren / als die alle seyn mügen / die solche Vermessenheit vnd sicherheit haben / Noch thu ich wie ein Kind / das man den Catechismum lehret / vnd lese / vnd spreche auch von wort zu wort des Morgens / vnd wenn ich zeit habe / die zehen Gebot / Glauben / das Vater vnser / Psalmen / etc. Vnd mus noch täglich dazu lesen vnd studieren / Vnd kan dennoch nicht bestehen / wie ich gerne wolte / Vnd muß ein Kind vnd Schüler des Catechismi bleiben / vnd bleibs auch gerne. Vnd diese zarte Ekele Gesellen / wollen mit einem vberleseu flugs Doctor vber alle Doctor seyn / alles können / vnd nichts mehr bedürffen. Wolan solchs ist auch ein gewiß anzeigen / daß sie beyde jhr Ampt / vnd des Volcks Seelen / ja dazu GOTT vnd sein Wort verachten / Vnd dürffen nicht fallen / Sondern sind schon allzu grewlich gefallen / dürfften wol / daß sie Kinder würden / vnd das ABC anfiengen zu lernen / das sie meynen / lengst an den Schuhen zu rissen haben.

DErhalben bitte ich solche faule Wenste / oder vermessene Heiligen / Sie wolten sich vmb Gottes willen bereden lassen / Vnd gleu-

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[76/0177] vnd Danck erzeigten / Durch welches sie denn so von mancherley Laste vnd Beschwerungen erlediget sind / Vnd sich schemeten ein wenig / daß sie gleich wie die Sewe vnd Hunde / nicht mehr vom Euangelio behalten / Denn solche faule / schedliche / schendliche / fleischliche Freyheit / Denn der Pöbel leider ohne das allzu geringe achtet des Euangelij / Vnnd wir nichts sonderliches außrichten / wenn wir gleich allen fleis fürwenden. Was solts denn thun / wenn wir lessig vnnd faul seyn wöllen / wie wir vnterm Bapsthumb gewesen sind. VBer das schlehet mit zu das schendliche Laster / vnd heimlich böse geschmeiß der Sicherheit vnd Vberdruß / daß viel meynen / der Catechismus sey eine schlechte / geringe Lehre / welche sie mit einem mahl vberlesen / vnnd denn also bald können / Das Buch in Winckel werffen / vnnd gleich sich schemen mehr darinnen zu lesen. Ja man findet wol etliche Rültzen vnd Filtze / auch vnter dem Adel / die fürgeben / man dürffe hinfort weder Pfarrherr noch Prediger / man habs in Büchern / vnnd könne es von jhm selber wol lernen / Vnd lassen auch die Pfarren getrost fallen vnd verwüsten / Dazu beyde Pfarrherr vnd Prediger weidlich noth vnd hunger leiden / Wie sich denn gebührt zu thun den tollen Teutschen / Denn wir Teutschen haben solch schendlich Volck / vnd müssens leiden. Teutschen. Das sage ich aber für mich / Ich bin auch ein Doctor vnd Prediger / ja so gelert vnd erfaren / als die alle seyn mügen / die solche Vermessenheit vnd sicherheit haben / Noch thu ich wie ein Kind / das man den Catechismum lehret / vnd lese / vnd spreche auch von wort zu wort des Morgens / vnd wenn ich zeit habe / die zehen Gebot / Glauben / das Vater vnser / Psalmen / etc. Vnd mus noch täglich dazu lesen vnd studieren / Vnd kan dennoch nicht bestehen / wie ich gerne wolte / Vnd muß ein Kind vnd Schüler des Catechismi bleiben / vnd bleibs auch gerne. Vnd diese zarte Ekele Gesellen / wollen mit einem vberleseu flugs Doctor vber alle Doctor seyn / alles können / vnd nichts mehr bedürffen. Wolan solchs ist auch ein gewiß anzeigen / daß sie beyde jhr Ampt / vnd des Volcks Seelen / ja dazu GOTT vnd sein Wort verachten / Vnd dürffen nicht fallen / Sondern sind schon allzu grewlich gefallen / dürfften wol / daß sie Kinder würden / vnd das ABC anfiengen zu lernen / das sie meynen / lengst an den Schuhen zu rissen haben. ☞ ☞ DErhalben bitte ich solche faule Wenste / oder vermessene Heiligen / Sie wolten sich vmb Gottes willen bereden lassen / Vnd gleu-

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/177>, abgerufen am 21.05.2024.