Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

ses stück / Wie ein Mensch für Gott from werde / vnd beschleust / daß alle / die da gleuben / daß sie durch Christum ein gnedigen Gott haben / ohn verdienst / durch den Glauben / für Gott from werden. Vnd diesen gewaltigen Beschluß / diese Proposition / in welcher gefasset ist die Heuptsache der gantzen Episteln / ja der gantzen Schrifft / setzet er im dritten Capittel mit dürren klaren worten also.

So halten wir es nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzes Werck / allein durch den Glauben.

DA wöllen die Wiedersacher sagen / Paulus habe außgeschlossen allein die Jüdischen Ceremonien / nicht andere tugentliche Wercke. Aber Paulus redet nicht allein von Ceremonien / sondern eigentlich / gewis redet er auch von allen andern Wercken / vnd von dem gantzen Gesetze / oder zehen Geboten. Denn im 7. Cap. hernach zeuhet er an / den Spruch auß den zehen Geboten / Las dich nicht gelüsten. Vnd so wir durch andere Werck / welche nicht Jüdische Ceremonien weren / köndten Vergebung der Sünde erlangen / vnd dadurch Gerechtigkeit verdienen / Was were denn Christus vnd sein Verheissung von nöten. Da lege schon danider / alles was Paulus von der Verheissung an so viel Orten redet. So schriebe auch Paulus vnrecht zu den Ephesern / da er sagt / Ohn Verdienst / vmb sonst / seyd jhr selig worden / denn GOttes Gabe ists / nicht auß Wercken. Item / Paulus zeucht an in der Epistel zu den Römern / Abraham vnd Dauid / dieselbigen hatten ein Befehl vnd GOttes Gebot / von der Beschneidung / so nu jrgend ein Werck für Gott from machet / So müsten je die Wercke / die dazumal Gottes befehl hatten / auch gerecht vnd from gemacht haben.

Aber Augustinus der lehret klar / daß Paulus von dem gantzen Gesetz rede / wie er denn nach der lenge solchs disputiert / de Spiritu & Litera von dem Geist vnd Buchstaben / da er zu letzt saget / so wir nu dieses stück / nach vermögen / das Gott verlihen hat / bewogen / vnd gehandelt haben / so schliessen wir / daß kein Mensch from wird durch Gebot eines guten Lebens / sondern durch den Glauben Jesu Christi.

Vnd daß niemands dencken darff / als sey Paulo dieses Wort (der Mensch wird gerecht / allein durch den Glauben) entfahren / so führet er das nach der lenge aus / im vierden capittel zu den Römern / vnd erholet solchs in allen seinen Episteln / denn also sagt er am vier-

ses stück / Wie ein Mensch für Gott from werde / vnd beschleust / daß alle / die da gleuben / daß sie durch Christum ein gnedigen Gott haben / ohn verdienst / durch den Glauben / für Gott from werden. Vnd diesen gewaltigen Beschluß / diese Proposition / in welcher gefasset ist die Heuptsache der gantzen Episteln / ja der gantzen Schrifft / setzet er im dritten Capittel mit dürren klaren worten also.

So halten wir es nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzes Werck / allein durch den Glauben.

DA wöllen die Wiedersacher sagen / Paulus habe außgeschlossen allein die Jüdischen Ceremonien / nicht andere tugentliche Wercke. Aber Paulus redet nicht allein von Ceremonien / sondern eigentlich / gewis redet er auch von allen andern Wercken / vnd von dem gantzen Gesetze / oder zehen Geboten. Denn im 7. Cap. hernach zeuhet er an / den Spruch auß den zehen Geboten / Las dich nicht gelüsten. Vnd so wir durch andere Werck / welche nicht Jüdische Ceremonien weren / köndten Vergebung der Sünde erlangen / vnd dadurch Gerechtigkeit verdienen / Was were denn Christus vnd sein Verheissung von nöten. Da lege schon danider / alles was Paulus von der Verheissung an so viel Orten redet. So schriebe auch Paulus vnrecht zu den Ephesern / da er sagt / Ohn Verdienst / vmb sonst / seyd jhr selig worden / denn GOttes Gabe ists / nicht auß Wercken. Item / Paulus zeucht an in der Epistel zu den Römern / Abraham vnd Dauid / dieselbigen hatten ein Befehl vnd GOttes Gebot / von der Beschneidung / so nu jrgend ein Werck für Gott from machet / So müsten je die Wercke / die dazumal Gottes befehl hatten / auch gerecht vnd from gemacht haben.

Aber Augustinus der lehret klar / daß Paulus von dem gantzen Gesetz rede / wie er denn nach der lenge solchs disputiert / de Spiritu & Litera von dem Geist vnd Buchstaben / da er zu letzt saget / so wir nu dieses stück / nach vermögen / das Gott verlihen hat / bewogen / vnd gehandelt haben / so schliessen wir / daß kein Mensch from wird durch Gebot eines guten Lebens / sondern durch den Glauben Jesu Christi.

Vnd daß niemands dencken darff / als sey Paulo dieses Wort (der Mensch wird gerecht / allein durch den Glauben) entfahren / so führet er das nach der lenge aus / im vierden capittel zu den Römern / vnd erholet solchs in allen seinen Episteln / denn also sagt er am vier-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0402"/>
ses stück / Wie ein Mensch für Gott from werde / vnd beschleust / daß                      alle / die da gleuben / daß sie durch Christum ein gnedigen Gott haben / ohn                      verdienst / durch den Glauben / für Gott from werden. Vnd diesen gewaltigen                      Beschluß / diese Proposition / in welcher gefasset ist die Heuptsache der                      gantzen Episteln / ja der gantzen Schrifft / setzet er im dritten Capittel mit                      dürren klaren worten also.</p>
      </div>
      <div>
        <head>So halten wir es nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzes Werck /                      allein durch den Glauben.</head><lb/>
        <p>DA wöllen die Wiedersacher sagen / Paulus habe außgeschlossen allein die                      Jüdischen Ceremonien / nicht andere tugentliche Wercke. Aber Paulus redet nicht                      allein von Ceremonien / sondern eigentlich / gewis redet er auch von allen                      andern Wercken / vnd von dem gantzen Gesetze / oder zehen Geboten. Denn im 7.                      Cap. hernach zeuhet er an / den Spruch auß den zehen Geboten / Las dich nicht                      gelüsten. Vnd so wir durch andere Werck / welche nicht Jüdische Ceremonien weren                      / köndten Vergebung der Sünde erlangen / vnd dadurch Gerechtigkeit verdienen /                      Was were denn Christus vnd sein Verheissung von nöten. Da lege schon danider /                      alles was Paulus von der Verheissung an so viel Orten redet. So schriebe auch                      Paulus vnrecht zu den Ephesern / da er sagt / Ohn Verdienst / vmb sonst / seyd                      jhr selig worden / denn GOttes Gabe ists / nicht auß Wercken. Item / Paulus                      zeucht an in der Epistel zu den Römern / Abraham vnd Dauid / dieselbigen hatten                      ein Befehl vnd GOttes Gebot / von der Beschneidung / so nu jrgend ein Werck für                      Gott from machet / So müsten je die Wercke / die dazumal Gottes befehl hatten /                      auch gerecht vnd from gemacht haben.</p>
        <p>Aber <hi rendition="#i">Augustinus</hi> der lehret klar / daß Paulus von dem                      gantzen Gesetz rede / wie er denn nach der lenge solchs disputiert / <hi rendition="#i">de Spiritu &amp; Litera</hi> von dem Geist vnd Buchstaben                      / da er zu letzt saget / so wir nu dieses stück / nach vermögen / das Gott                      verlihen hat / bewogen / vnd gehandelt haben / so schliessen wir / daß kein                      Mensch from wird durch Gebot eines guten Lebens / sondern durch den Glauben Jesu                      Christi.</p>
        <p>Vnd daß niemands dencken darff / als sey Paulo dieses Wort (der Mensch wird                      gerecht / allein durch den Glauben) entfahren / so führet er das nach der lenge                      aus / im vierden capittel zu den Römern / vnd erholet solchs in allen seinen                      Episteln / denn also sagt er am vier-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0402] ses stück / Wie ein Mensch für Gott from werde / vnd beschleust / daß alle / die da gleuben / daß sie durch Christum ein gnedigen Gott haben / ohn verdienst / durch den Glauben / für Gott from werden. Vnd diesen gewaltigen Beschluß / diese Proposition / in welcher gefasset ist die Heuptsache der gantzen Episteln / ja der gantzen Schrifft / setzet er im dritten Capittel mit dürren klaren worten also. So halten wir es nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzes Werck / allein durch den Glauben. DA wöllen die Wiedersacher sagen / Paulus habe außgeschlossen allein die Jüdischen Ceremonien / nicht andere tugentliche Wercke. Aber Paulus redet nicht allein von Ceremonien / sondern eigentlich / gewis redet er auch von allen andern Wercken / vnd von dem gantzen Gesetze / oder zehen Geboten. Denn im 7. Cap. hernach zeuhet er an / den Spruch auß den zehen Geboten / Las dich nicht gelüsten. Vnd so wir durch andere Werck / welche nicht Jüdische Ceremonien weren / köndten Vergebung der Sünde erlangen / vnd dadurch Gerechtigkeit verdienen / Was were denn Christus vnd sein Verheissung von nöten. Da lege schon danider / alles was Paulus von der Verheissung an so viel Orten redet. So schriebe auch Paulus vnrecht zu den Ephesern / da er sagt / Ohn Verdienst / vmb sonst / seyd jhr selig worden / denn GOttes Gabe ists / nicht auß Wercken. Item / Paulus zeucht an in der Epistel zu den Römern / Abraham vnd Dauid / dieselbigen hatten ein Befehl vnd GOttes Gebot / von der Beschneidung / so nu jrgend ein Werck für Gott from machet / So müsten je die Wercke / die dazumal Gottes befehl hatten / auch gerecht vnd from gemacht haben. Aber Augustinus der lehret klar / daß Paulus von dem gantzen Gesetz rede / wie er denn nach der lenge solchs disputiert / de Spiritu & Litera von dem Geist vnd Buchstaben / da er zu letzt saget / so wir nu dieses stück / nach vermögen / das Gott verlihen hat / bewogen / vnd gehandelt haben / so schliessen wir / daß kein Mensch from wird durch Gebot eines guten Lebens / sondern durch den Glauben Jesu Christi. Vnd daß niemands dencken darff / als sey Paulo dieses Wort (der Mensch wird gerecht / allein durch den Glauben) entfahren / so führet er das nach der lenge aus / im vierden capittel zu den Römern / vnd erholet solchs in allen seinen Episteln / denn also sagt er am vier-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/402
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/402>, abgerufen am 22.11.2024.