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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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In diesem ist nun gnugsam angezeigt / daß wir GOttes Gesetz ohn den Glauben / ohn Christum / ohn den heiligen Geist nicht halten können / Darumb sagen wir auch / daß man muß das Gesetz halten / vnd ein jeder Gleubiger fehet es an zu halten / vnd nimpt je lenger je mehr zu / in Liebe vnd Furcht Gottes / welchs ist recht GOttes Gebot erfüllen. Vnd wenn wir vom Gesetz halten / reden / oder von guten Wercken / begreiffen wir beydes / das gut Hertz inwendig / vnd die Werck außwendig.

Darumb thun vns die Wiedersacher vnrecht / da sie vns schuld geben / wir lehren nicht von guten Wercken / So wir nicht allein sagen / man müsse gute Werck thun / Sondern sagen auch eigentlich / Wie das Hertz müsse darbey seyn / damit es nicht lose / taube / kalte / Heuchler Werck seyn. Es lehret die Erfahrung / daß die Heuchler / wiewol sie sich vnterstehen / aus jhren Krefften das Gesetz zu halten / daß sie es nicht vermügen / noch mit der That beweisen. Denn wie fein sind sie ohn Haß / Neid / Zanck / Grim / Zorn / ohn Geitz / Ehebruch / etc. Also daß nirgend die Laster grösser seyn / denn in Klöstern / Stifften. Es sind alle Menschliche Kreffte viel zu schwach dem Teuffel / daß sie seiner List vnd Stercke aus eigenem vermügen wiederstehen solten / Welcher alle die jenigen gefenglich heltet / die nicht durch Christum erlöset werden / Es muß Göttliche stercke seyn / vnd Christus Aufferstehung / die den Teuffel vberwinde. Vnd so wir wissen / daß wir Christi stercke / seines Sieges durch den Glauben theilhafftig werden / können wir auff die Verheissung / die wir haben / Gott bitten / daß Er vns durch seines Geists stercke / beschirme vnd regiere / daß vns der Teuffel nicht felle oder stürtze / sonst fielen wir alle stunde in Irrthumb vnd grewliche Laster.

Darumb sagt Paulus nicht von vns / Sondern von Christo / Er hat das Gefengniß gefangen geführt / Denn Christus hat den Teuffel vberwunden / vnd durchs Euangelium verheissen / den heiligen Geist / daß wir durch Hülff desselbigen / auch alles vbel vberwinden. Vnd 1. Johan. 3. ist geschrieben: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes / daß Er aufflöse die Wercke des Teuffels.

Darüber so lehren wir nicht allein / wie man das Gesetz halte / sondern auch / wie es GOtt gefalle / alles was wir thun / Nemlich / nicht daß wir in diesem Leben / das Gesetz so volkömlich vnd rein halten können / sondern daß wir in Christo seyn / wie wir hernach wöllen sagen / So ist es nu gewiß / daß die Vnsern auch von guten Wercken recht lehren. Vnd wir setzen noch dazu / daß es vnmüglich sey / daß rechter Glaub / der das Hertz tröstet vnd Vergebung der Sünden

In diesem ist nun gnugsam angezeigt / daß wir GOttes Gesetz ohn den Glauben / ohn Christum / ohn den heiligen Geist nicht halten können / Darumb sagen wir auch / daß man muß das Gesetz halten / vnd ein jeder Gleubiger fehet es an zu halten / vnd nimpt je lenger je mehr zu / in Liebe vnd Furcht Gottes / welchs ist recht GOttes Gebot erfüllen. Vnd wenn wir vom Gesetz halten / reden / oder von guten Wercken / begreiffen wir beydes / das gut Hertz inwendig / vnd die Werck außwendig.

Darumb thun vns die Wiedersacher vnrecht / da sie vns schuld geben / wir lehren nicht von guten Wercken / So wir nicht allein sagen / man müsse gute Werck thun / Sondern sagen auch eigentlich / Wie das Hertz müsse darbey seyn / damit es nicht lose / taube / kalte / Heuchler Werck seyn. Es lehret die Erfahrung / daß die Heuchler / wiewol sie sich vnterstehen / aus jhren Krefften das Gesetz zu halten / daß sie es nicht vermügen / noch mit der That beweisen. Denn wie fein sind sie ohn Haß / Neid / Zanck / Grim / Zorn / ohn Geitz / Ehebruch / etc. Also daß nirgend die Laster grösser seyn / denn in Klöstern / Stifften. Es sind alle Menschliche Kreffte viel zu schwach dem Teuffel / daß sie seiner List vnd Stercke aus eigenem vermügen wiederstehen solten / Welcher alle die jenigen gefenglich heltet / die nicht durch Christum erlöset werden / Es muß Göttliche stercke seyn / vnd Christus Aufferstehung / die den Teuffel vberwinde. Vnd so wir wissen / daß wir Christi stercke / seines Sieges durch den Glauben theilhafftig werden / können wir auff die Verheissung / die wir haben / Gott bitten / daß Er vns durch seines Geists stercke / beschirme vnd regiere / daß vns der Teuffel nicht felle oder stürtze / sonst fielen wir alle stunde in Irrthumb vnd grewliche Laster.

Darumb sagt Paulus nicht von vns / Sondern von Christo / Er hat das Gefengniß gefangen geführt / Denn Christus hat den Teuffel vberwunden / vnd durchs Euangelium verheissen / den heiligen Geist / daß wir durch Hülff desselbigen / auch alles vbel vberwinden. Vnd 1. Johan. 3. ist geschrieben: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes / daß Er aufflöse die Wercke des Teuffels.

Darüber so lehren wir nicht allein / wie man das Gesetz halte / sondern auch / wie es GOtt gefalle / alles was wir thun / Nemlich / nicht daß wir in diesem Leben / das Gesetz so volkömlich vnd rein halten können / sondern daß wir in Christo seyn / wie wir hernach wöllen sagen / So ist es nu gewiß / daß die Vnsern auch von guten Wercken recht lehren. Vnd wir setzen noch dazu / daß es vnmüglich sey / daß rechter Glaub / der das Hertz tröstet vnd Vergebung der Sünden

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        <p>Darüber so lehren wir nicht allein / wie man das Gesetz halte / sondern auch /                      wie es GOtt gefalle / alles was wir thun / Nemlich / nicht daß wir in diesem                      Leben / das Gesetz so volkömlich vnd rein halten können / sondern daß wir in                      Christo seyn / wie wir hernach wöllen sagen / So ist es nu gewiß / daß die                      Vnsern auch von guten Wercken recht lehren. Vnd wir setzen noch dazu / daß es                      vnmüglich sey / daß rechter Glaub / der das Hertz tröstet vnd Vergebung der                      Sünden
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[192/0411] In diesem ist nun gnugsam angezeigt / daß wir GOttes Gesetz ohn den Glauben / ohn Christum / ohn den heiligen Geist nicht halten können / Darumb sagen wir auch / daß man muß das Gesetz halten / vnd ein jeder Gleubiger fehet es an zu halten / vnd nimpt je lenger je mehr zu / in Liebe vnd Furcht Gottes / welchs ist recht GOttes Gebot erfüllen. Vnd wenn wir vom Gesetz halten / reden / oder von guten Wercken / begreiffen wir beydes / das gut Hertz inwendig / vnd die Werck außwendig. Darumb thun vns die Wiedersacher vnrecht / da sie vns schuld geben / wir lehren nicht von guten Wercken / So wir nicht allein sagen / man müsse gute Werck thun / Sondern sagen auch eigentlich / Wie das Hertz müsse darbey seyn / damit es nicht lose / taube / kalte / Heuchler Werck seyn. Es lehret die Erfahrung / daß die Heuchler / wiewol sie sich vnterstehen / aus jhren Krefften das Gesetz zu halten / daß sie es nicht vermügen / noch mit der That beweisen. Denn wie fein sind sie ohn Haß / Neid / Zanck / Grim / Zorn / ohn Geitz / Ehebruch / etc. Also daß nirgend die Laster grösser seyn / denn in Klöstern / Stifften. Es sind alle Menschliche Kreffte viel zu schwach dem Teuffel / daß sie seiner List vnd Stercke aus eigenem vermügen wiederstehen solten / Welcher alle die jenigen gefenglich heltet / die nicht durch Christum erlöset werden / Es muß Göttliche stercke seyn / vnd Christus Aufferstehung / die den Teuffel vberwinde. Vnd so wir wissen / daß wir Christi stercke / seines Sieges durch den Glauben theilhafftig werden / können wir auff die Verheissung / die wir haben / Gott bitten / daß Er vns durch seines Geists stercke / beschirme vnd regiere / daß vns der Teuffel nicht felle oder stürtze / sonst fielen wir alle stunde in Irrthumb vnd grewliche Laster. Darumb sagt Paulus nicht von vns / Sondern von Christo / Er hat das Gefengniß gefangen geführt / Denn Christus hat den Teuffel vberwunden / vnd durchs Euangelium verheissen / den heiligen Geist / daß wir durch Hülff desselbigen / auch alles vbel vberwinden. Vnd 1. Johan. 3. ist geschrieben: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes / daß Er aufflöse die Wercke des Teuffels. Darüber so lehren wir nicht allein / wie man das Gesetz halte / sondern auch / wie es GOtt gefalle / alles was wir thun / Nemlich / nicht daß wir in diesem Leben / das Gesetz so volkömlich vnd rein halten können / sondern daß wir in Christo seyn / wie wir hernach wöllen sagen / So ist es nu gewiß / daß die Vnsern auch von guten Wercken recht lehren. Vnd wir setzen noch dazu / daß es vnmüglich sey / daß rechter Glaub / der das Hertz tröstet vnd Vergebung der Sünden

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/411>, abgerufen am 16.07.2024.