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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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S. Anthonius, Bernhardus, Dominicus, vnd andere Heiligen / haben durch ein eigen Leben von Leuten sich gethan / damit sie desto leichter die heilige Schrifft köndten lesen / oder vmb ander vbung willen / nicht desto weniger haben bey sich gehalten / daß sie durch den Glauben an Christum für GOtt gerecht weren / daß sie allein durch Christum ein Gnedigen GOTT erlangten. Aber der grosse hauff ist hernach zugefahren / haben den Glauben an Christum faren lassen / haben allein gesehen auff die Exempel ohn Glauben / vnd sich vnterstanden durch dieselbigen Kloster Wercke / vergebung der Sünd zuerlangen. Also setzt allzeit die Vernunfft / die guten Werck zu hoch / vnd an einen vnrechten ort. Den jrrthumb ficht nu an das Euangelium / vnd lehret / daß wir für Gott gerecht werden / nicht vmb deß Gesetzes oder vnser Werck willen / sondern allein vmb Christus willen / Christum aber kan man nicht fassen / denn allein durch den Glauben / darumb so werden wir auch allein durch den Glauben für Gott gerecht.

Dagegen ziehen die Wiedersacher an den Spruch Pauli zu den Corinthern am 13. Cap. Wenn ich hette allen Glauben / etc. Vnd hette aber die Liebe nicht / So bin ich nichts. Da ruffen die Wiedersacher mit einem grossen Triumph / vnd rhümen / sie seyen durch diesen Spruch gewiß / daß nicht allein der Glaube für GOtt vns gerecht mache / Sondern auch die Liebe. Es ist aber gantz leicht zu antworten / nach dem wir oben haben angezeigt / was wir von der Liebe vnd Wercken halten. Paulus wil in dem Spruche / daß in den Christen solle Liebe seyn gegen dem Nehesten / Das sagen wir auch / denn wir haben je hie oben gesagt / Wenn wir new geborn seyn / so fahen wir an das Gesetz zu halten / vnd Gottes Gesetze gehorsam zu seyn / Darumb / wenn jemands die Christliche Liebe nach lesset / so ist er / wenn er gleich grossen starcken Glauben gehabt / kalt worden / vnd ist nu wieder Fleischlich ohn Geist vnd Glauben / Denn da ist nicht der heilig Geist / wo nicht Christliche Liebe ist / vnd andere gute Früchte.

Es folget aber daraus nicht / daß vns die Liebe für GOtt gerecht macht / das ist / Daß wir darumb durch die Liebe Vergebung der Sünde erlangen / daß die Liebe das schrecken der Sünde vnd des Tods vberwinde / daß die Liebe an Christus stat gegen Gottes zorn vnd Gericht solle gehalten werden / daß die Liebe das Gesetz erfülle / daß wir durch die Liebe Gott Versünet vnd angenehm werden / vnd nicht vmb Christus willen. Von dem allen sagt Paulus nichts / vnd die Wiedersacher ertichten es doch auß jhrem Hirne.

S. Anthonius, Bernhardus, Dominicus, vnd andere Heiligen / haben durch ein eigen Leben von Leuten sich gethan / damit sie desto leichter die heilige Schrifft köndten lesen / oder vmb ander vbung willen / nicht desto weniger haben bey sich gehalten / daß sie durch den Glauben an Christum für GOtt gerecht weren / daß sie allein durch Christum ein Gnedigen GOTT erlangten. Aber der grosse hauff ist hernach zugefahren / haben den Glauben an Christum faren lassen / haben allein gesehen auff die Exempel ohn Glauben / vnd sich vnterstanden durch dieselbigen Kloster Wercke / vergebung der Sünd zuerlangen. Also setzt allzeit die Vernunfft / die guten Werck zu hoch / vnd an einen vnrechten ort. Den jrrthumb ficht nu an das Euangelium / vnd lehret / daß wir für Gott gerecht werden / nicht vmb deß Gesetzes oder vnser Werck willen / sondern allein vmb Christus willen / Christum aber kan man nicht fassen / denn allein durch den Glauben / darumb so werden wir auch allein durch den Glauben für Gott gerecht.

Dagegen ziehen die Wiedersacher an den Spruch Pauli zu den Corinthern am 13. Cap. Wenn ich hette allen Glauben / etc. Vnd hette aber die Liebe nicht / So bin ich nichts. Da ruffen die Wiedersacher mit einem grossen Triumph / vnd rhümen / sie seyen durch diesen Spruch gewiß / daß nicht allein der Glaube für GOtt vns gerecht mache / Sondern auch die Liebe. Es ist aber gantz leicht zu antworten / nach dem wir oben haben angezeigt / was wir von der Liebe vnd Wercken halten. Paulus wil in dem Spruche / daß in den Christen solle Liebe seyn gegen dem Nehesten / Das sagen wir auch / denn wir haben je hie oben gesagt / Wenn wir new geborn seyn / so fahen wir an das Gesetz zu halten / vnd Gottes Gesetze gehorsam zu seyn / Darumb / wenn jemands die Christliche Liebe nach lesset / so ist er / wenn er gleich grossen starcken Glauben gehabt / kalt worden / vnd ist nu wieder Fleischlich ohn Geist vnd Glauben / Denn da ist nicht der heilig Geist / wo nicht Christliche Liebe ist / vnd andere gute Früchte.

Es folget aber daraus nicht / daß vns die Liebe für GOtt gerecht macht / das ist / Daß wir darumb durch die Liebe Vergebung der Sünde erlangen / daß die Liebe das schrecken der Sünde vnd des Tods vberwinde / daß die Liebe an Christus stat gegen Gottes zorn vnd Gericht solle gehalten werden / daß die Liebe das Gesetz erfülle / daß wir durch die Liebe Gott Versünet vnd angenehm werden / vnd nicht vmb Christus willen. Von dem allen sagt Paulus nichts / vnd die Wiedersacher ertichten es doch auß jhrem Hirne.

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[0424] S. Anthonius, Bernhardus, Dominicus, vnd andere Heiligen / haben durch ein eigen Leben von Leuten sich gethan / damit sie desto leichter die heilige Schrifft köndten lesen / oder vmb ander vbung willen / nicht desto weniger haben bey sich gehalten / daß sie durch den Glauben an Christum für GOtt gerecht weren / daß sie allein durch Christum ein Gnedigen GOTT erlangten. Aber der grosse hauff ist hernach zugefahren / haben den Glauben an Christum faren lassen / haben allein gesehen auff die Exempel ohn Glauben / vnd sich vnterstanden durch dieselbigen Kloster Wercke / vergebung der Sünd zuerlangen. Also setzt allzeit die Vernunfft / die guten Werck zu hoch / vnd an einen vnrechten ort. Den jrrthumb ficht nu an das Euangelium / vnd lehret / daß wir für Gott gerecht werden / nicht vmb deß Gesetzes oder vnser Werck willen / sondern allein vmb Christus willen / Christum aber kan man nicht fassen / denn allein durch den Glauben / darumb so werden wir auch allein durch den Glauben für Gott gerecht. Dagegen ziehen die Wiedersacher an den Spruch Pauli zu den Corinthern am 13. Cap. Wenn ich hette allen Glauben / etc. Vnd hette aber die Liebe nicht / So bin ich nichts. Da ruffen die Wiedersacher mit einem grossen Triumph / vnd rhümen / sie seyen durch diesen Spruch gewiß / daß nicht allein der Glaube für GOtt vns gerecht mache / Sondern auch die Liebe. Es ist aber gantz leicht zu antworten / nach dem wir oben haben angezeigt / was wir von der Liebe vnd Wercken halten. Paulus wil in dem Spruche / daß in den Christen solle Liebe seyn gegen dem Nehesten / Das sagen wir auch / denn wir haben je hie oben gesagt / Wenn wir new geborn seyn / so fahen wir an das Gesetz zu halten / vnd Gottes Gesetze gehorsam zu seyn / Darumb / wenn jemands die Christliche Liebe nach lesset / so ist er / wenn er gleich grossen starcken Glauben gehabt / kalt worden / vnd ist nu wieder Fleischlich ohn Geist vnd Glauben / Denn da ist nicht der heilig Geist / wo nicht Christliche Liebe ist / vnd andere gute Früchte. Es folget aber daraus nicht / daß vns die Liebe für GOtt gerecht macht / das ist / Daß wir darumb durch die Liebe Vergebung der Sünde erlangen / daß die Liebe das schrecken der Sünde vnd des Tods vberwinde / daß die Liebe an Christus stat gegen Gottes zorn vnd Gericht solle gehalten werden / daß die Liebe das Gesetz erfülle / daß wir durch die Liebe Gott Versünet vnd angenehm werden / vnd nicht vmb Christus willen. Von dem allen sagt Paulus nichts / vnd die Wiedersacher ertichten es doch auß jhrem Hirne.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/424>, abgerufen am 24.11.2024.