Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn wir ein solche Definition setzten vnd sagten / Daß die Kirche were ein solcher pracht / wie des Bapsts wesen stehet / so möchten wir vieleicht nit so gar vngnedige Richter haben / Denn es sind der Wiedersacher Bücher am tag / darinne deß Bapsts Gewalt allzu hoch gehoben wird / dieselbige strafft niemands / Allein wir müssen herhalten / derhalben / daß wir Christus wolthat preisen vnd hoch heben / vnd die klaren Wort vnd Lehre der Aposteln schreiben vnd predigen / Nemlich / daß wir vergebung der Sünde erlangen / durch den Glauben an Jesum Christum / vnd nicht durch Heucheley oder ertichte Gottesdienst / welche der Bapst vnzehlich angericht / Christus aber / vnd die Propheten / vnd Aposteln / schreiben vnd reden gar viel anders dauon / was die Kirche Christi sey / Vnd des Bapsts Reich wil sich zu derselbigen Kirchen gar nicht reimen / sondern sihet jhr gar vnehnlich.

Darumb sol man die Sprüche / so von der rechten Kirchen reden / nicht auff die Bäpste oder Bischoffe deuten / Nemlich / daß sie Seulen der Warheit seyn / Item / daß sie nicht jrren können. Denn wie viel findet man wol / oder wie viel sind biß anher funden / vnter Bischoffen / Bäpsten / etc. Die sich deß Euangelij mit ernst vnd Hertzlich angenommen / oder / das werth geacht hetten / ein Bletlin / einen Buchstab darinne recht zulesen. Man weis wol leyder viel Exempel / daß jhrer viel in Welschland vnd sonst seyn / welche die gantze Religion / Christum vnd das Euangelium verlachen / vnd öffentlich für ein spott halten / Vnd lassen sie jhnen etwas gefallen / so lassen sie jhnen das gefallen / das Menschlicher vernunfft gemes / das ander alles halten sie für Fabeln.

Darumb sagen vnd schliessen wir nach der heiligen Schrifft / daß die rechte Christliche Kirche sey / der Hauff hin vnd wieder in der Welt / der jenigen / die da warlich gleuben dem Euangelio Christi / vnd den heiligen Geist haben / Vnd wir bekennen doch auch / daß / so lange dieses Leben auff Erden weret / viel Heuchler vnd böse in der Kirchen seyn / vnter den rechten Christen / welche auch Glieder sind der Kirchen / so fern eusserliche zeichen betrifft. Denn sie haben Empter in der Kirchen / predigen / reichen Sacrament / vnd tragen den Titel vnd Namen der Christen / vnd die Sacramente / Tauffe / etc. sind darumb nicht ohn Wirckung oder Krafft / daß sie durch Vnwirdige vnd Gottlose gereicht werden / Denn vmb des beruffs willen der Kirchen / sind solche da / nicht für jhr eigen Person / sondern als Christus / wie Christus zeuget / Wer euch höret / der höret mich. Also ist auch Judas zu predigen gesendet. Wenn nu gleich

Wenn wir ein solche Definition setzten vnd sagten / Daß die Kirche were ein solcher pracht / wie des Bapsts wesen stehet / so möchten wir vieleicht nit so gar vngnedige Richter haben / Deñ es sind der Wiedersacher Bücher am tag / darinne deß Bapsts Gewalt allzu hoch gehoben wird / dieselbige strafft niemands / Allein wir müssen herhalten / derhalben / daß wir Christus wolthat preisen vnd hoch heben / vnd die klaren Wort vnd Lehre der Aposteln schreiben vnd predigen / Nemlich / daß wir vergebung der Sünde erlangen / durch den Glauben an Jesum Christum / vnd nicht durch Heucheley oder ertichte Gottesdienst / welche der Bapst vnzehlich angericht / Christus aber / vnd die Propheten / vnd Aposteln / schreiben vnd reden gar viel anders dauon / was die Kirche Christi sey / Vnd des Bapsts Reich wil sich zu derselbigen Kirchen gar nicht reimen / sondern sihet jhr gar vnehnlich.

Darumb sol man die Sprüche / so von der rechten Kirchen reden / nicht auff die Bäpste oder Bischoffe deuten / Nemlich / daß sie Seulen der Warheit seyn / Item / daß sie nicht jrren können. Denn wie viel findet man wol / oder wie viel sind biß anher funden / vnter Bischoffen / Bäpsten / etc. Die sich deß Euangelij mit ernst vnd Hertzlich angenommen / oder / das werth geacht hetten / ein Bletlin / einen Buchstab darinne recht zulesen. Man weis wol leyder viel Exempel / daß jhrer viel in Welschland vnd sonst seyn / welche die gantze Religion / Christum vnd das Euangelium verlachen / vnd öffentlich für ein spott halten / Vnd lassen sie jhnen etwas gefallen / so lassen sie jhnen das gefallen / das Menschlicher vernunfft gemes / das ander alles halten sie für Fabeln.

Darumb sagen vnd schliessen wir nach der heiligen Schrifft / daß die rechte Christliche Kirche sey / der Hauff hin vnd wieder in der Welt / der jenigen / die da warlich gleuben dem Euangelio Christi / vnd den heiligen Geist haben / Vnd wir bekennen doch auch / daß / so lange dieses Leben auff Erden weret / viel Heuchler vnd böse in der Kirchen seyn / vnter den rechten Christen / welche auch Glieder sind der Kirchen / so fern eusserliche zeichen betrifft. Denn sie haben Empter in der Kirchen / predigen / reichen Sacrament / vnd tragen den Titel vnd Namen der Christen / vnd die Sacramente / Tauffe / etc. sind darumb nicht ohn Wirckung oder Krafft / daß sie durch Vnwirdige vnd Gottlose gereicht werden / Denn vmb des beruffs willen der Kirchen / sind solche da / nicht für jhr eigen Person / sondern als Christus / wie Christus zeuget / Wer euch höret / der höret mich. Also ist auch Judas zu predigen gesendet. Wenn nu gleich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0455" n="214"/>
        <p>Wenn wir ein solche Definition setzten vnd sagten / Daß die Kirche were ein                      solcher pracht / wie des Bapsts wesen stehet / so möchten wir vieleicht nit so                      gar vngnedige Richter haben / Den&#x0303; es sind der Wiedersacher Bücher                      am tag / darinne deß Bapsts Gewalt allzu hoch gehoben wird / dieselbige strafft                      niemands / Allein wir müssen herhalten / derhalben / daß wir Christus wolthat                      preisen vnd hoch heben / vnd die klaren Wort vnd Lehre der Aposteln schreiben                      vnd predigen / Nemlich / daß wir vergebung der Sünde erlangen / durch den                      Glauben an Jesum Christum / vnd nicht durch Heucheley oder ertichte Gottesdienst                      / welche der Bapst vnzehlich angericht / Christus aber / vnd die Propheten / vnd                      Aposteln / schreiben vnd reden gar viel anders dauon / was die Kirche Christi                      sey / Vnd des Bapsts Reich wil sich zu derselbigen Kirchen gar nicht reimen /                      sondern sihet jhr gar vnehnlich.</p>
        <p>Darumb sol man die Sprüche / so von der rechten Kirchen reden / nicht auff die                      Bäpste oder Bischoffe deuten / Nemlich / daß sie Seulen der Warheit seyn / Item                      / daß sie nicht jrren können. Denn wie viel findet man wol / oder wie viel sind                      biß anher funden / vnter Bischoffen / Bäpsten / etc. Die sich deß Euangelij mit                      ernst vnd Hertzlich angenommen / oder / das werth geacht hetten / ein Bletlin /                      einen Buchstab darinne recht zulesen. Man weis wol leyder viel Exempel / daß                      jhrer viel in Welschland vnd sonst seyn / welche die gantze Religion / Christum                      vnd das Euangelium verlachen / vnd öffentlich für ein spott halten / Vnd lassen                      sie jhnen etwas gefallen / so lassen sie jhnen das gefallen / das Menschlicher                      vernunfft gemes / das ander alles halten sie für Fabeln.</p>
        <p>Darumb sagen vnd schliessen wir nach der heiligen Schrifft / daß die rechte                      Christliche Kirche sey / der Hauff hin vnd wieder in der Welt / der jenigen /                      die da warlich gleuben dem Euangelio Christi / vnd den heiligen Geist haben /                      Vnd wir bekennen doch auch / daß / so lange dieses Leben auff Erden weret / viel                      Heuchler vnd böse in der Kirchen seyn / vnter den rechten Christen / welche auch                      Glieder sind der Kirchen / so fern eusserliche zeichen betrifft. Denn sie haben                      Empter in der Kirchen / predigen / reichen Sacrament / vnd tragen den Titel vnd                      Namen der Christen / vnd die Sacramente / Tauffe / etc. sind darumb nicht ohn                      Wirckung oder Krafft / daß sie durch Vnwirdige vnd Gottlose gereicht werden /                      Denn vmb des beruffs willen der Kirchen / sind solche da / nicht für jhr eigen                      Person / sondern als Christus / wie Christus zeuget / Wer euch höret / der höret                      mich. Also ist auch Judas zu predigen gesendet. Wenn nu gleich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0455] Wenn wir ein solche Definition setzten vnd sagten / Daß die Kirche were ein solcher pracht / wie des Bapsts wesen stehet / so möchten wir vieleicht nit so gar vngnedige Richter haben / Deñ es sind der Wiedersacher Bücher am tag / darinne deß Bapsts Gewalt allzu hoch gehoben wird / dieselbige strafft niemands / Allein wir müssen herhalten / derhalben / daß wir Christus wolthat preisen vnd hoch heben / vnd die klaren Wort vnd Lehre der Aposteln schreiben vnd predigen / Nemlich / daß wir vergebung der Sünde erlangen / durch den Glauben an Jesum Christum / vnd nicht durch Heucheley oder ertichte Gottesdienst / welche der Bapst vnzehlich angericht / Christus aber / vnd die Propheten / vnd Aposteln / schreiben vnd reden gar viel anders dauon / was die Kirche Christi sey / Vnd des Bapsts Reich wil sich zu derselbigen Kirchen gar nicht reimen / sondern sihet jhr gar vnehnlich. Darumb sol man die Sprüche / so von der rechten Kirchen reden / nicht auff die Bäpste oder Bischoffe deuten / Nemlich / daß sie Seulen der Warheit seyn / Item / daß sie nicht jrren können. Denn wie viel findet man wol / oder wie viel sind biß anher funden / vnter Bischoffen / Bäpsten / etc. Die sich deß Euangelij mit ernst vnd Hertzlich angenommen / oder / das werth geacht hetten / ein Bletlin / einen Buchstab darinne recht zulesen. Man weis wol leyder viel Exempel / daß jhrer viel in Welschland vnd sonst seyn / welche die gantze Religion / Christum vnd das Euangelium verlachen / vnd öffentlich für ein spott halten / Vnd lassen sie jhnen etwas gefallen / so lassen sie jhnen das gefallen / das Menschlicher vernunfft gemes / das ander alles halten sie für Fabeln. Darumb sagen vnd schliessen wir nach der heiligen Schrifft / daß die rechte Christliche Kirche sey / der Hauff hin vnd wieder in der Welt / der jenigen / die da warlich gleuben dem Euangelio Christi / vnd den heiligen Geist haben / Vnd wir bekennen doch auch / daß / so lange dieses Leben auff Erden weret / viel Heuchler vnd böse in der Kirchen seyn / vnter den rechten Christen / welche auch Glieder sind der Kirchen / so fern eusserliche zeichen betrifft. Denn sie haben Empter in der Kirchen / predigen / reichen Sacrament / vnd tragen den Titel vnd Namen der Christen / vnd die Sacramente / Tauffe / etc. sind darumb nicht ohn Wirckung oder Krafft / daß sie durch Vnwirdige vnd Gottlose gereicht werden / Denn vmb des beruffs willen der Kirchen / sind solche da / nicht für jhr eigen Person / sondern als Christus / wie Christus zeuget / Wer euch höret / der höret mich. Also ist auch Judas zu predigen gesendet. Wenn nu gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/455
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/455>, abgerufen am 16.07.2024.