Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Darumb sind die Trübsal nicht allezeit straffe oder Peenen / für die vorigen Sünde / Sondern sind Gottes Wercke zu vnserm nutz gericht / daß Gottes stercke vnd krafft in vnser schwacheit desto klerer erkennet werde / wie er mitten im Tode helffen kan / etc. Also saget Paulus / Gottes krafft vnd stercke lest sich in schwachheit erfahren / vnd sehen. Darumb sollen wir vnser Leibe opffern in Gottes willen / vnsern gehorsam / vnd gedult zu erzeigen / nicht von dem ewigen Tode / oder ewiger Peyn vns zu erlösen / Denn da hat GOtt ein andern Schatz verordnet / Nemlich / den Tod seines Sons vnsers HERRN Christi.

Vnd also legt Sanct Gregorius das Exempel Dauids auß / da er sagt / So Gott vmb derselbigen Sünde willen jhm gedrawet hat / daß er also von seinem eigen Sohn solt gedemütiget werden / Warumb hat er denn solchs ergehen lassen / da die Sünde schon vergeben war? Ist zu antworten / Daß die Vergebung geschehen ist / daß der Mensch nicht verhindert würde / das ewige Leben zuempfahen / die gedrawete Straffe ist nichts desto weniger gefolget / daß er jhnen prüfet / vnd in Demut behielte. Also hat auch GOtt dem Menschen den Natürlichen Tod auffgelegt / vnd denselbigen auch als Er die Sünde vergeben / nicht weggenommen / damit bewehret werden / vnd geprüfet die jenigen / welchen Sünde vergeben / vnd sie geheiliget werden.

Nu ist öffentlich / daß die Schlüssel diese gemeine Straffe / als Krieg / Thewrung / vnd dergleichen Plagen / nicht wegnemen. Item / daß auch Canonicae Satisfactiones, vns nicht los machen von solchen Plagen / Also / daß vnsere Satisfactiones dafür helffen oder gelten solten / wenn wir schon in Todsünden ligen. Auch bekennen die Wiedersacher selbs / daß sie die Satisfactiones aufflegen / nicht für solche gemeine Plagen / sondern für das Fegfewr / Darumb sind jhre Satisfactiones eitel ertichte Trewme.

Aber hie ziehen etliche den Spruch Pauli an 1. Corinth. 11. So wir vns selbs richteten / so würden wir nicht gerichtet. Daraus schliessen sie / so wir vns selbs straffe aufflegten / würde Gott gnediger straffen. Antwort / Paulus redet von besserung des gantzen Lebens / nicht von eusserlicher straff vnd Ceremonien / darumb thut dieser Spruch nichts zur Satisfartio. Denn was fraget Gott nach der straff ohne besserung? Ja es ist ein grewliche Gotteslesterung / daß man lehret / Vnser Satisfactio lindere GOTtes straff / wenn sie schon in Todsünden geschicht. Paulus redet von Rew vnd Glauben / vnd von der gantzen besserung / redet nicht von der eusserlichen straff

Darumb sind die Trübsal nicht allezeit straffe oder Peenen / für die vorigen Sünde / Sondern sind Gottes Wercke zu vnserm nutz gericht / daß Gottes stercke vnd krafft in vnser schwacheit desto klerer erkennet werde / wie er mitten im Tode helffen kan / etc. Also saget Paulus / Gottes krafft vnd stercke lest sich in schwachheit erfahren / vnd sehen. Darumb sollen wir vnser Leibe opffern in Gottes willen / vnsern gehorsam / vnd gedult zu erzeigen / nicht von dem ewigen Tode / oder ewiger Peyn vns zu erlösen / Denn da hat GOtt ein andern Schatz verordnet / Nemlich / den Tod seines Sons vnsers HERRN Christi.

Vnd also legt Sanct Gregorius das Exempel Dauids auß / da er sagt / So Gott vmb derselbigen Sünde willen jhm gedrawet hat / daß er also von seinem eigen Sohn solt gedemütiget werden / Warumb hat er denn solchs ergehen lassen / da die Sünde schon vergeben war? Ist zu antworten / Daß die Vergebung geschehen ist / daß der Mensch nicht verhindert würde / das ewige Leben zuempfahen / die gedrawete Straffe ist nichts desto weniger gefolget / daß er jhnen prüfet / vnd in Demut behielte. Also hat auch GOtt dem Menschen den Natürlichen Tod auffgelegt / vnd denselbigen auch als Er die Sünde vergeben / nicht weggenommen / damit bewehret werden / vnd geprüfet die jenigen / welchen Sünde vergeben / vnd sie geheiliget werden.

Nu ist öffentlich / daß die Schlüssel diese gemeine Straffe / als Krieg / Thewrung / vnd dergleichen Plagen / nicht wegnemen. Item / daß auch Canonicae Satisfactiones, vns nicht los machen von solchen Plagen / Also / daß vnsere Satisfactiones dafür helffen oder gelten solten / wenn wir schon in Todsünden ligen. Auch bekennen die Wiedersacher selbs / daß sie die Satisfactiones aufflegen / nicht für solche gemeine Plagen / sondern für das Fegfewr / Darumb sind jhre Satisfactiones eitel ertichte Trewme.

Aber hie ziehen etliche den Spruch Pauli an 1. Corinth. 11. So wir vns selbs richteten / so würden wir nicht gerichtet. Daraus schliessen sie / so wir vns selbs straffe aufflegten / würde Gott gnediger straffen. Antwort / Paulus redet von besserung des gantzen Lebens / nicht von eusserlicher straff vnd Ceremonien / darumb thut dieser Spruch nichts zur Satisfartio. Denn was fraget Gott nach der straff ohne besserung? Ja es ist ein grewliche Gotteslesterung / daß man lehret / Vnser Satisfactio lindere GOTtes straff / wenn sie schon in Todsünden geschicht. Paulus redet von Rew vnd Glauben / vnd von der gantzen besserung / redet nicht von der eusserlichen straff

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0500"/>
        <p>Darumb sind die Trübsal nicht allezeit straffe oder Peenen / für die vorigen                      Sünde / Sondern sind Gottes Wercke zu vnserm nutz gericht / daß Gottes stercke                      vnd krafft in vnser schwacheit desto klerer erkennet werde / wie er mitten im                      Tode helffen kan / etc. Also saget Paulus / Gottes krafft vnd stercke lest sich                      in schwachheit erfahren / vnd sehen. Darumb sollen wir vnser Leibe opffern in                      Gottes willen / vnsern gehorsam / vnd gedult zu erzeigen / nicht von dem ewigen                      Tode / oder ewiger Peyn vns zu erlösen / Denn da hat GOtt ein andern Schatz                      verordnet / Nemlich / den Tod seines Sons vnsers HERRN Christi.</p>
        <p>Vnd also legt Sanct <hi rendition="#i">Gregorius</hi> das Exempel Dauids auß / da                      er sagt / So Gott vmb derselbigen Sünde willen jhm gedrawet hat / daß er also                      von seinem eigen Sohn solt gedemütiget werden / Warumb hat er denn solchs                      ergehen lassen / da die Sünde schon vergeben war? Ist zu antworten / Daß die                      Vergebung geschehen ist / daß der Mensch nicht verhindert würde / das ewige                      Leben zuempfahen / die gedrawete Straffe ist nichts desto weniger gefolget / daß                      er jhnen prüfet / vnd in Demut behielte. Also hat auch GOtt dem Menschen den                      Natürlichen Tod auffgelegt / vnd denselbigen auch als Er die Sünde vergeben /                      nicht weggenommen / damit bewehret werden / vnd geprüfet die jenigen / welchen                      Sünde vergeben / vnd sie geheiliget werden.</p>
        <p>Nu ist öffentlich / daß die Schlüssel diese gemeine Straffe / als Krieg /                      Thewrung / vnd dergleichen Plagen / nicht wegnemen. Item / daß auch <hi rendition="#i">Canonicae Satisfactiones,</hi> vns nicht los machen von                      solchen Plagen / Also / daß vnsere <hi rendition="#i">Satisfactiones</hi> dafür                      helffen oder gelten solten / wenn wir schon in Todsünden ligen. Auch bekennen                      die Wiedersacher selbs / daß sie die <hi rendition="#i">Satisfactiones</hi> aufflegen / nicht für solche gemeine Plagen / sondern für das Fegfewr / Darumb                      sind jhre <hi rendition="#i">Satisfactiones</hi> eitel ertichte Trewme.</p>
        <p>Aber hie ziehen etliche den Spruch Pauli an 1. Corinth. 11. So wir vns selbs                      richteten / so würden wir nicht gerichtet. Daraus schliessen sie / so wir vns                      selbs straffe aufflegten / würde Gott gnediger straffen. Antwort / Paulus redet                      von besserung des gantzen Lebens / nicht von eusserlicher straff vnd Ceremonien                      / darumb thut dieser Spruch nichts zur Satisfartio. Denn was fraget Gott nach                      der straff ohne besserung? Ja es ist ein grewliche Gotteslesterung / daß man                      lehret / Vnser <hi rendition="#i">Satisfactio</hi> lindere GOTtes straff / wenn                      sie schon in Todsünden geschicht. Paulus redet von Rew vnd Glauben / vnd von der                      gantzen besserung / redet nicht von der eusserlichen straff
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0500] Darumb sind die Trübsal nicht allezeit straffe oder Peenen / für die vorigen Sünde / Sondern sind Gottes Wercke zu vnserm nutz gericht / daß Gottes stercke vnd krafft in vnser schwacheit desto klerer erkennet werde / wie er mitten im Tode helffen kan / etc. Also saget Paulus / Gottes krafft vnd stercke lest sich in schwachheit erfahren / vnd sehen. Darumb sollen wir vnser Leibe opffern in Gottes willen / vnsern gehorsam / vnd gedult zu erzeigen / nicht von dem ewigen Tode / oder ewiger Peyn vns zu erlösen / Denn da hat GOtt ein andern Schatz verordnet / Nemlich / den Tod seines Sons vnsers HERRN Christi. Vnd also legt Sanct Gregorius das Exempel Dauids auß / da er sagt / So Gott vmb derselbigen Sünde willen jhm gedrawet hat / daß er also von seinem eigen Sohn solt gedemütiget werden / Warumb hat er denn solchs ergehen lassen / da die Sünde schon vergeben war? Ist zu antworten / Daß die Vergebung geschehen ist / daß der Mensch nicht verhindert würde / das ewige Leben zuempfahen / die gedrawete Straffe ist nichts desto weniger gefolget / daß er jhnen prüfet / vnd in Demut behielte. Also hat auch GOtt dem Menschen den Natürlichen Tod auffgelegt / vnd denselbigen auch als Er die Sünde vergeben / nicht weggenommen / damit bewehret werden / vnd geprüfet die jenigen / welchen Sünde vergeben / vnd sie geheiliget werden. Nu ist öffentlich / daß die Schlüssel diese gemeine Straffe / als Krieg / Thewrung / vnd dergleichen Plagen / nicht wegnemen. Item / daß auch Canonicae Satisfactiones, vns nicht los machen von solchen Plagen / Also / daß vnsere Satisfactiones dafür helffen oder gelten solten / wenn wir schon in Todsünden ligen. Auch bekennen die Wiedersacher selbs / daß sie die Satisfactiones aufflegen / nicht für solche gemeine Plagen / sondern für das Fegfewr / Darumb sind jhre Satisfactiones eitel ertichte Trewme. Aber hie ziehen etliche den Spruch Pauli an 1. Corinth. 11. So wir vns selbs richteten / so würden wir nicht gerichtet. Daraus schliessen sie / so wir vns selbs straffe aufflegten / würde Gott gnediger straffen. Antwort / Paulus redet von besserung des gantzen Lebens / nicht von eusserlicher straff vnd Ceremonien / darumb thut dieser Spruch nichts zur Satisfartio. Denn was fraget Gott nach der straff ohne besserung? Ja es ist ein grewliche Gotteslesterung / daß man lehret / Vnser Satisfactio lindere GOTtes straff / wenn sie schon in Todsünden geschicht. Paulus redet von Rew vnd Glauben / vnd von der gantzen besserung / redet nicht von der eusserlichen straff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/500
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/500>, abgerufen am 16.07.2024.