[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.des Gesetzes Mosi für Gott nicht helffen / so werden es viel weniger Menschliche Satzung thun. Derhalben haben die Bischoffe nicht macht noch gewalt / eigene erwehlte Gottesdienst auffzurichten / welche sollen die Leute für Gott heilig vnd from machen / Denn es sagen auch die Aposteln / Actor. 15. Was versucht jhr Gott / vnd legt eine Bürden auff die Jünger / etc. Da schilt es Petrus als ein grosse Sünde / damit man GOtt verlestere / vnd versuche. Darumb ist es der Apostel meinung / daß diese Freyheit in der Kirchen bleiben sol / daß keine Ceremonien / weder das Gesetz Mosi / noch andere Satzunge / sollen als nötige Gottesdienst geschetzt werden / wie etliche Ceremonien im Gesetz Mosi / als nötig / musten im Alten Testament ein zeitlang gehalten werden. Darumb müssen wir auch wehren / daß die Predigt von der Gnade / vnd von Christo / von Vergebung der Sünde / aus lauter Gnade / nicht vnterdruckt werde / vnd der schedliche Irrthumb einreisse / als seyn die Satzungen nötig from für Gott zu seyn. Es haben Gerson, vnd viel andere trewe fromme Leute / welche vber die grossen fehrligkeit der Gewissen mitleiden getragen / Epijkian vnd linderung gesucht / wie man doch darinne den Gewissen helffen möchte / daß sie durch die Tradition nicht so in manchfeltig wege gemartert würden / vnd haben nichts gewisses finden können / den Gewissen aus den Banden zu helffen. Die heilige Schrifft / vnd die Aposteln aber / seyn kurtz hindurch gangen / vnd schlecht mit einem striche alles quittirt / vnd klar dürre heraus gesagt / daß wir in Christo frey ledig seyn von allen Tradition / sonderlich wenn man dadurch Seligkeit vnd Vergebung der Sünden zu erlangen suchet. Darumb lehren auch die Aposteln / daß man der schedlichen Phariseischen Lehre sol widerstreben mit lehren / vnd mit dem gegen Exempel. Darumb lehren wir / daß solch Satzungen nicht gerecht machen für GOtt / daß sie auch nicht noth seyn zur Seligkeit / daß auch niemands solche Satzunge machen oder annemen sol / der meinung / daß er wolle für Gott dadurch gerecht werden. Wer sie aber halten wil / der halte sie / wie ich ein ander Stadt gebrauch möchte halten / da ich wohne / ohn alle vertrawen / dadurch Gerecht zu werden für Gott / als / daß ich bey den Teutschen Teutsche Kleydung trage / bey den Wahlen Welsche / halte ich als ein Landbrauch / nicht dadurch Selig zu werden. Die Aposteln / wie das Euangelium anzeigt / brechen frisch solche Satzungen / vnd werden von Christo derhalben gelobt. Denn man muß es nicht allein mit lehren / predigen / sondern auch mit der des Gesetzes Mosi für Gott nicht helffen / so werden es viel weniger Menschliche Satzung thun. Derhalben haben die Bischoffe nicht macht noch gewalt / eigene erwehlte Gottesdienst auffzurichten / welche sollen die Leute für Gott heilig vnd from machen / Denn es sagen auch die Aposteln / Actor. 15. Was versucht jhr Gott / vnd legt eine Bürden auff die Jünger / etc. Da schilt es Petrus als ein grosse Sünde / damit man GOtt verlestere / vnd versuche. Darumb ist es der Apostel meinung / daß diese Freyheit in der Kirchen bleiben sol / daß keine Ceremonien / weder das Gesetz Mosi / noch andere Satzunge / sollen als nötige Gottesdienst geschetzt werden / wie etliche Ceremonien im Gesetz Mosi / als nötig / musten im Alten Testament ein zeitlang gehalten werden. Darumb müssen wir auch wehren / daß die Predigt von der Gnade / vnd von Christo / von Vergebung der Sünde / aus lauter Gnade / nicht vnterdruckt werde / vnd der schedliche Irrthumb einreisse / als seyn die Satzungen nötig from für Gott zu seyn. Es haben Gerson, vnd viel andere trewe fromme Leute / welche vber die grossen fehrligkeit der Gewissen mitleiden getragen / Epijkian vnd linderung gesucht / wie man doch darinne den Gewissen helffen möchte / daß sie durch die Tradition nicht so in manchfeltig wege gemartert würden / vnd haben nichts gewisses finden können / den Gewissen aus den Banden zu helffen. Die heilige Schrifft / vnd die Aposteln aber / seyn kurtz hindurch gangen / vnd schlecht mit einem striche alles quittirt / vnd klar dürre heraus gesagt / daß wir in Christo frey ledig seyn von allen Tradition / sonderlich wenn man dadurch Seligkeit vnd Vergebung der Sünden zu erlangen suchet. Darumb lehren auch die Aposteln / daß man der schedlichen Phariseischen Lehre sol widerstreben mit lehren / vnd mit dem gegen Exempel. Darumb lehren wir / daß solch Satzungen nicht gerecht machen für GOtt / daß sie auch nicht noth seyn zur Seligkeit / daß auch niemands solche Satzunge machen oder annemen sol / der meinung / daß er wolle für Gott dadurch gerecht werden. Wer sie aber halten wil / der halte sie / wie ich ein ander Stadt gebrauch möchte halten / da ich wohne / ohn alle vertrawen / dadurch Gerecht zu werden für Gott / als / daß ich bey den Teutschen Teutsche Kleydung trage / bey den Wahlen Welsche / halte ich als ein Landbrauch / nicht dadurch Selig zu werden. Die Aposteln / wie das Euangelium anzeigt / brechen frisch solche Satzungen / vnd werden von Christo derhalben gelobt. 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des Gesetzes Mosi für Gott nicht helffen / so werden es viel weniger Menschliche Satzung thun.
Derhalben haben die Bischoffe nicht macht noch gewalt / eigene erwehlte Gottesdienst auffzurichten / welche sollen die Leute für Gott heilig vnd from machen / Denn es sagen auch die Aposteln / Actor. 15. Was versucht jhr Gott / vnd legt eine Bürden auff die Jünger / etc. Da schilt es Petrus als ein grosse Sünde / damit man GOtt verlestere / vnd versuche. Darumb ist es der Apostel meinung / daß diese Freyheit in der Kirchen bleiben sol / daß keine Ceremonien / weder das Gesetz Mosi / noch andere Satzunge / sollen als nötige Gottesdienst geschetzt werden / wie etliche Ceremonien im Gesetz Mosi / als nötig / musten im Alten Testament ein zeitlang gehalten werden. Darumb müssen wir auch wehren / daß die Predigt von der Gnade / vnd von Christo / von Vergebung der Sünde / aus lauter Gnade / nicht vnterdruckt werde / vnd der schedliche Irrthumb einreisse / als seyn die Satzungen nötig from für Gott zu seyn.
Es haben Gerson, vnd viel andere trewe fromme Leute / welche vber die grossen fehrligkeit der Gewissen mitleiden getragen / Epijkian vnd linderung gesucht / wie man doch darinne den Gewissen helffen möchte / daß sie durch die Tradition nicht so in manchfeltig wege gemartert würden / vnd haben nichts gewisses finden können / den Gewissen aus den Banden zu helffen. Die heilige Schrifft / vnd die Aposteln aber / seyn kurtz hindurch gangen / vnd schlecht mit einem striche alles quittirt / vnd klar dürre heraus gesagt / daß wir in Christo frey ledig seyn von allen Tradition / sonderlich wenn man dadurch Seligkeit vnd Vergebung der Sünden zu erlangen suchet. Darumb lehren auch die Aposteln / daß man der schedlichen Phariseischen Lehre sol widerstreben mit lehren / vnd mit dem gegen Exempel.
Darumb lehren wir / daß solch Satzungen nicht gerecht machen für GOtt / daß sie auch nicht noth seyn zur Seligkeit / daß auch niemands solche Satzunge machen oder annemen sol / der meinung / daß er wolle für Gott dadurch gerecht werden. Wer sie aber halten wil / der halte sie / wie ich ein ander Stadt gebrauch möchte halten / da ich wohne / ohn alle vertrawen / dadurch Gerecht zu werden für Gott / als / daß ich bey den Teutschen Teutsche Kleydung trage / bey den Wahlen Welsche / halte ich als ein Landbrauch / nicht dadurch Selig zu werden.
Die Aposteln / wie das Euangelium anzeigt / brechen frisch solche Satzungen / vnd werden von Christo derhalben gelobt. Denn man muß es nicht allein mit lehren / predigen / sondern auch mit der
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