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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Fahnen / Kertzen tragen / Sondern ein fast nützlich Vnterrichtung.

Bey den Wiedersachern wird in vielen Lendern / als in Italien vnd Hispanien / etc. das gantz Jahr durch nicht geprediget / denn allein in der Fasten. Da solten sie schreyen / vnd billich hoch klagen / denn das heist auff ein mal alle Gottesdienst recht vmbgestossen. Denn der allergröste / heiligste / nöthigste / höchste Gottesdienst / welchen Gott im Ersten vnd Andern Gebot / Als das gröste hat gefoddert / ist GOttes Wort predigen / Denn das Predigampt ist das höchste Ampt in der Kirchen / Wo nun der Gottesdienst außgelassen wird / wie kan da Erkentniß Gottes / die Lehre Christi / oder das Euangelium seyn? Darumb wenn sie gleich in der Fasten / oder sonst ander zeit predigen / lehren sie nichts / denn von solchen Menschen Satzungen / von anruffen der Heiligen / von Weihewasser / vnd von solchen Narrenwercken / Vnd ist der Gebrauch / daß jhr Volck bald / wenn der Text des Euangelij gesagt ist / aus der Kirchen lauffe / welchs sich vieleicht dauon angefangen / daß sie nicht haben mügen die andern Lügen hören. Etliche wenig vnter jhnen / heben nun auch an von guten Wercken zu predigen. Von dem Erkentnis Christi aber / vom Glauben / von Trost der Gewissen / können sie nichtspredigen / Sondern dieselbigen seligen Lehre / das liebe heilig Euangelium / nennen sie Lutherisch.

In vnser Kirchen aber werden von Predigern diese folgende nöthige Stücke mit höchstem fleis gelehret. Von rechter Bus / von der Furcht Gottes / von dem Glauben / was der sey / von dem Erkentnis Christi / von der Gerechtigkeit / die aus dem Glauben kömpt. Item / Wie die Gewissen in engsten / vnd Anfechtung sollen Trost suchen / wie der Glaube durch allerley Anfechtung muß geübet werden. Was ein recht Gebet sey / wie man beten sol. Item / daß ein Christ gewiß sich trösten sol / daß sein ruffen vnd bitten GOTT werde erhören im Himmel. Von dem heiligen Creutze / von Gehorsam gegen der Obrigkeit. Item / wie ein jeder in seinem Stande Christlich leben / vnd fahren mag / von Gehorsam der Herrn Gebot / aller Weltlicher Ordnung vnd Gesetz. Item / Wie zu vnterscheiden seyn / das Geistliche Reich Christi / vnd die Regiment vnd Reiche in der Welt / von dem Ehestande / vnd wie der Christlich zu führen sey / von Christlicher Zucht der Kinder / von der Keuscheit / von allerley Wercken der Liebe gegen dem Nehesten. Also ist vnser Kirche mit Lehre vnd Wandel bestellet / daraus vnparteische Leute wol mercken vnd abnehmen können / daß wir Christliche rechte Ceremonien nicht abthun / Sondern mit fleis auffs trewlichst erhalten.

Fahnen / Kertzen tragen / Sondern ein fast nützlich Vnterrichtung.

Bey den Wiedersachern wird in vielen Lendern / als in Italien vnd Hispanien / etc. das gantz Jahr durch nicht geprediget / deñ allein in der Fasten. Da solten sie schreyen / vnd billich hoch klagen / denn das heist auff ein mal alle Gottesdienst recht vmbgestossen. Denn der allergröste / heiligste / nöthigste / höchste Gottesdienst / welchen Gott im Ersten vnd Andern Gebot / Als das gröste hat gefoddert / ist GOttes Wort predigen / Denn das Predigampt ist das höchste Ampt in der Kirchen / Wo nun der Gottesdienst außgelassen wird / wie kan da Erkentniß Gottes / die Lehre Christi / oder das Euangelium seyn? Darumb wenn sie gleich in der Fasten / oder sonst ander zeit predigen / lehren sie nichts / denn von solchen Menschen Satzungen / von anruffen der Heiligen / von Weihewasser / vnd von solchen Narrenwercken / Vnd ist der Gebrauch / daß jhr Volck bald / wenn der Text des Euangelij gesagt ist / aus der Kirchen lauffe / welchs sich vieleicht dauon angefangen / daß sie nicht haben mügen die andern Lügen hören. Etliche wenig vnter jhnen / heben nun auch an von guten Wercken zu predigen. Von dem Erkentnis Christi aber / vom Glauben / von Trost der Gewissen / können sie nichtspredigen / Sondern dieselbigen seligen Lehre / das liebe heilig Euangelium / nennen sie Lutherisch.

In vnser Kirchen aber werden von Predigern diese folgende nöthige Stücke mit höchstem fleis gelehret. Von rechter Bus / von der Furcht Gottes / von dem Glauben / was der sey / von dem Erkentnis Christi / von der Gerechtigkeit / die aus dem Glauben kömpt. Item / Wie die Gewissen in engsten / vnd Anfechtung sollen Trost suchen / wie der Glaube durch allerley Anfechtung muß geübet werden. Was ein recht Gebet sey / wie man beten sol. Item / daß ein Christ gewiß sich trösten sol / daß sein ruffen vnd bitten GOTT werde erhören im Him̃el. Von dem heiligen Creutze / von Gehorsam gegen der Obrigkeit. Item / wie ein jeder in seinem Stande Christlich leben / vnd fahren mag / von Gehorsam der Herrn Gebot / aller Weltlicher Ordnung vnd Gesetz. Item / Wie zu vnterscheiden seyn / das Geistliche Reich Christi / vnd die Regiment vnd Reiche in der Welt / von dem Ehestande / vñ wie der Christlich zu führen sey / von Christlicher Zucht der Kinder / von der Keuscheit / von allerley Wercken der Liebe gegen dem Nehesten. Also ist vnser Kirche mit Lehre vnd Wandel bestellet / daraus vnparteische Leute wol mercken vnd abnehmen können / daß wir Christliche rechte Ceremonien nicht abthun / Sondern mit fleis auffs trewlichst erhalten.

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[245/0517] Fahnen / Kertzen tragen / Sondern ein fast nützlich Vnterrichtung. Bey den Wiedersachern wird in vielen Lendern / als in Italien vnd Hispanien / etc. das gantz Jahr durch nicht geprediget / deñ allein in der Fasten. Da solten sie schreyen / vnd billich hoch klagen / denn das heist auff ein mal alle Gottesdienst recht vmbgestossen. Denn der allergröste / heiligste / nöthigste / höchste Gottesdienst / welchen Gott im Ersten vnd Andern Gebot / Als das gröste hat gefoddert / ist GOttes Wort predigen / Denn das Predigampt ist das höchste Ampt in der Kirchen / Wo nun der Gottesdienst außgelassen wird / wie kan da Erkentniß Gottes / die Lehre Christi / oder das Euangelium seyn? Darumb wenn sie gleich in der Fasten / oder sonst ander zeit predigen / lehren sie nichts / denn von solchen Menschen Satzungen / von anruffen der Heiligen / von Weihewasser / vnd von solchen Narrenwercken / Vnd ist der Gebrauch / daß jhr Volck bald / wenn der Text des Euangelij gesagt ist / aus der Kirchen lauffe / welchs sich vieleicht dauon angefangen / daß sie nicht haben mügen die andern Lügen hören. Etliche wenig vnter jhnen / heben nun auch an von guten Wercken zu predigen. Von dem Erkentnis Christi aber / vom Glauben / von Trost der Gewissen / können sie nichtspredigen / Sondern dieselbigen seligen Lehre / das liebe heilig Euangelium / nennen sie Lutherisch. In vnser Kirchen aber werden von Predigern diese folgende nöthige Stücke mit höchstem fleis gelehret. Von rechter Bus / von der Furcht Gottes / von dem Glauben / was der sey / von dem Erkentnis Christi / von der Gerechtigkeit / die aus dem Glauben kömpt. Item / Wie die Gewissen in engsten / vnd Anfechtung sollen Trost suchen / wie der Glaube durch allerley Anfechtung muß geübet werden. Was ein recht Gebet sey / wie man beten sol. Item / daß ein Christ gewiß sich trösten sol / daß sein ruffen vnd bitten GOTT werde erhören im Him̃el. Von dem heiligen Creutze / von Gehorsam gegen der Obrigkeit. Item / wie ein jeder in seinem Stande Christlich leben / vnd fahren mag / von Gehorsam der Herrn Gebot / aller Weltlicher Ordnung vnd Gesetz. Item / Wie zu vnterscheiden seyn / das Geistliche Reich Christi / vnd die Regiment vnd Reiche in der Welt / von dem Ehestande / vñ wie der Christlich zu führen sey / von Christlicher Zucht der Kinder / von der Keuscheit / von allerley Wercken der Liebe gegen dem Nehesten. Also ist vnser Kirche mit Lehre vnd Wandel bestellet / daraus vnparteische Leute wol mercken vnd abnehmen können / daß wir Christliche rechte Ceremonien nicht abthun / Sondern mit fleis auffs trewlichst erhalten.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/517>, abgerufen am 22.11.2024.