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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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zucht ist / so heisst Reinigkeit des Hertzens / da die böse Lust getödtet ist. Denn Gottes Gesetz verbeut nicht die Ehe / Sondern die Vnzucht / Ehebruch / Hurerey / Darumb eusserlich ohn Weib seyn / ist nicht die rechte Reinigkeit / sondern es kan ein grösser Reinigkeit des Hertzens seyn in einem Eheman / als in Abraham vnd Jacob / denn in vielen / die gleich nach leiblicher Reinigkeit jhr Keuscheit recht halten.

Endlich / so sie die Keuscheit derhalben Reinigkeit nennen / daß man dadurch ehe solt für Gott gerecht werden / denn durch den Ehestand / so ist es ein Irrthumb. Denn ohn Verdienst vmb Christus willen allein / erlangen wir Vergebung der Sünde / wenn wir gleuben / daß wir durch Christus Blut vnd sterben / ein gnedigen Gott haben. Hie aber werden die Wiedersacher schreien / daß wir / wie Iouinianus, den Ehestand der Jungfrawschafft gleich achten. Aber vmb jhres Geschreys willen / werden wir die Göttliche Warheit / vnd die Lehre von Christo / von Gerechtigkeit des Glaubens / die wir oben angezeigt / nicht verleugnen. Doch lassen wir dennoch der Jungfrawschafft jhr Preis vnd Lob / vnd sagen auch / daß es ein Gabe sey / höher denn die andern. Denn gleich wie Weißheit zu regieren / ein höher Gabe ist / denn andere Künste / Also ist die Jungfrawschafft oder Keuscheit ein höher Gabe denn der Ehestand. Vnd doch wiederumb / Wie der Regent nicht von wegen seiner Gabe vnd Klugheit für GOtt mehr gerecht ist / denn ein ander von wegen seiner Kunst / Also ist der Keusch nicht mehr gerecht für Gott / von wegen seiner Gabe / denn die Ehelichen / von wegen jhres Standes / Sondern ein jeder sol trewlich dienen mit seiner Gabe / vnd dabey wissen / daß er vmb Christus willen / durch Glauben Vergebung der Sünde habe / vnd gerecht für Gott geschetzet wird.

Der HERR Christus / vnd Paulus auch / loben die Jungfrawschafft nicht darumb / daß sie für Gott gerecht mache / Sondern daß die jenigen / so ledig ohn Weib / ohn Man seyn / desto freyer / vnuerhindert mit Haußhalten / Kinder ziehen / etc. lesen / beten / schreiben / dienen können. Darumb sagt Paulus zu den Corinthern: Aus der vrsach wird die Jungfrawschafft gelobt / daß man in dem Stand raum hat / Gottes Wort zu lernen / vnd andere zu lehren. So lobt auch Christus nicht schlecht hin die jenigen / so sich verschnitten / vmb des Himmelreichs willen / Sondern setzt dazu / vmb des Himmelreichs willen / Das ist / daß sie desto leichter lernen vnd lehren können das Euangelium. Er sagt nicht / daß Jungfrawschafft Vergebung der Sünde verdiene.

Auff das Exempel von den Leuitischen Priestern haben wir ge-

zucht ist / so heisst Reinigkeit des Hertzens / da die böse Lust getödtet ist. Denn Gottes Gesetz verbeut nicht die Ehe / Sondern die Vnzucht / Ehebruch / Hurerey / Darumb eusserlich ohn Weib seyn / ist nicht die rechte Reinigkeit / sondern es kan ein grösser Reinigkeit des Hertzens seyn in einem Eheman / als in Abraham vnd Jacob / denn in vielen / die gleich nach leiblicher Reinigkeit jhr Keuscheit recht halten.

Endlich / so sie die Keuscheit derhalben Reinigkeit nennen / daß man dadurch ehe solt für Gott gerecht werden / denn durch den Ehestand / so ist es ein Irrthumb. Denn ohn Verdienst vmb Christus willen allein / erlangen wir Vergebung der Sünde / weñ wir gleuben / daß wir durch Christus Blut vnd sterben / ein gnedigen Gott haben. Hie aber werden die Wiedersacher schreien / daß wir / wie Iouinianus, den Ehestand der Jungfrawschafft gleich achten. Aber vmb jhres Geschreys willen / werden wir die Göttliche Warheit / vnd die Lehre von Christo / von Gerechtigkeit des Glaubens / die wir oben angezeigt / nicht verleugnen. Doch lassen wir deñoch der Jungfrawschafft jhr Preis vnd Lob / vnd sagen auch / daß es ein Gabe sey / höher denn die andern. Denn gleich wie Weißheit zu regieren / ein höher Gabe ist / denn andere Künste / Also ist die Jungfrawschafft oder Keuscheit ein höher Gabe denn der Ehestand. Vnd doch wiederumb / Wie der Regent nicht von wegen seiner Gabe vnd Klugheit für GOtt mehr gerecht ist / deñ ein ander von wegen seiner Kunst / Also ist der Keusch nicht mehr gerecht für Gott / von wegen seiner Gabe / denn die Ehelichen / von wegen jhres Standes / Sondern ein jeder sol trewlich dienen mit seiner Gabe / vnd dabey wissen / daß er vmb Christus willen / durch Glauben Vergebung der Sünde habe / vnd gerecht für Gott geschetzet wird.

Der HERR Christus / vnd Paulus auch / loben die Jungfrawschafft nicht darumb / daß sie für Gott gerecht mache / Sondern daß die jenigen / so ledig ohn Weib / ohn Man seyn / desto freyer / vnuerhindert mit Haußhalten / Kinder ziehen / etc. lesen / beten / schreiben / dienen können. Darumb sagt Paulus zu den Corinthern: Aus der vrsach wird die Jungfrawschafft gelobt / daß man in dem Stand raum hat / Gottes Wort zu lernen / vnd andere zu lehren. So lobt auch Christus nicht schlecht hin die jenigen / so sich verschnitten / vmb des Himmelreichs willen / Sondern setzt dazu / vmb des Him̃elreichs willen / Das ist / daß sie desto leichter lernen vnd lehren können das Euangelium. Er sagt nicht / daß Jungfrawschafft Vergebung der Sünde verdiene.

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[262/0551] zucht ist / so heisst Reinigkeit des Hertzens / da die böse Lust getödtet ist. Denn Gottes Gesetz verbeut nicht die Ehe / Sondern die Vnzucht / Ehebruch / Hurerey / Darumb eusserlich ohn Weib seyn / ist nicht die rechte Reinigkeit / sondern es kan ein grösser Reinigkeit des Hertzens seyn in einem Eheman / als in Abraham vnd Jacob / denn in vielen / die gleich nach leiblicher Reinigkeit jhr Keuscheit recht halten. Endlich / so sie die Keuscheit derhalben Reinigkeit nennen / daß man dadurch ehe solt für Gott gerecht werden / denn durch den Ehestand / so ist es ein Irrthumb. Denn ohn Verdienst vmb Christus willen allein / erlangen wir Vergebung der Sünde / weñ wir gleuben / daß wir durch Christus Blut vnd sterben / ein gnedigen Gott haben. Hie aber werden die Wiedersacher schreien / daß wir / wie Iouinianus, den Ehestand der Jungfrawschafft gleich achten. Aber vmb jhres Geschreys willen / werden wir die Göttliche Warheit / vnd die Lehre von Christo / von Gerechtigkeit des Glaubens / die wir oben angezeigt / nicht verleugnen. Doch lassen wir deñoch der Jungfrawschafft jhr Preis vnd Lob / vnd sagen auch / daß es ein Gabe sey / höher denn die andern. Denn gleich wie Weißheit zu regieren / ein höher Gabe ist / denn andere Künste / Also ist die Jungfrawschafft oder Keuscheit ein höher Gabe denn der Ehestand. Vnd doch wiederumb / Wie der Regent nicht von wegen seiner Gabe vnd Klugheit für GOtt mehr gerecht ist / deñ ein ander von wegen seiner Kunst / Also ist der Keusch nicht mehr gerecht für Gott / von wegen seiner Gabe / denn die Ehelichen / von wegen jhres Standes / Sondern ein jeder sol trewlich dienen mit seiner Gabe / vnd dabey wissen / daß er vmb Christus willen / durch Glauben Vergebung der Sünde habe / vnd gerecht für Gott geschetzet wird. Der HERR Christus / vnd Paulus auch / loben die Jungfrawschafft nicht darumb / daß sie für Gott gerecht mache / Sondern daß die jenigen / so ledig ohn Weib / ohn Man seyn / desto freyer / vnuerhindert mit Haußhalten / Kinder ziehen / etc. lesen / beten / schreiben / dienen können. Darumb sagt Paulus zu den Corinthern: Aus der vrsach wird die Jungfrawschafft gelobt / daß man in dem Stand raum hat / Gottes Wort zu lernen / vnd andere zu lehren. So lobt auch Christus nicht schlecht hin die jenigen / so sich verschnitten / vmb des Himmelreichs willen / Sondern setzt dazu / vmb des Him̃elreichs willen / Das ist / daß sie desto leichter lernen vnd lehren können das Euangelium. Er sagt nicht / daß Jungfrawschafft Vergebung der Sünde verdiene. Auff das Exempel von den Leuitischen Priestern haben wir ge-

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/551>, abgerufen am 22.11.2024.