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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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der Sacrament schendlich verkehren. Das sind die rechten Lesterer / da Paulus von sagt / daß sie schüldig seyn am Leib vnd Blut des HERRN / welche die Lehre von Christo / vom Glauben vnterdrücken / vnd mißbrauchen der Messe vnd des Abendmals / zu einem schendlichen / vnuerschampten / öffentlichen Geitz / zu einem Jarmarckt vnd Kretzschmerey. Vnd das alles vnter einem Heuchelischen schein der Satisfaction. Vnd eben vmb dieser grossen vnseglichen Gotteslesterung willen / werden die Bischoffe schwere Straffe von Gott gewarten müssen / Es wird ein mal GOtt das ander Gebot warlich wahr machen / vnd ein grossen grimmigen Zorn vber sie außgiessen. Darumb haben wir vns / vnd alle / wol fürzusehen / daß wir vns der Wiedersacher Mißbrauch nicht theilhafftig machen.

Wir wollen aber wieder auff die Sache kommen / So die Messe nu nicht ein Gnugthuung ist / weder für Pein noch Schuld / ex opere operato, so folget / daß die Messe / so man für die Todten heltet / vnnütz vnd nichts sey. Vnd es darff nicht langer Disputation / denn das ist gewiß / daß solche Messe halten für die Todten / in der Schrifft gar kein grund hat. Nu ist es ein grewel in der Kirchen Gottesdienst anrichten / ohne alle Gottes Wort / ohn alle Schrifft. Vnd wenn es noth wird seyn / so wollen wir von diesem Stücke gantz reichlich / mehr vnd nach aller Notturfft weiter reden / Denn was sollen wir vns jetzund hie viel mit den Wiedersachern zancken / so sie gar nicht verstehen / was Opffer / was Sacrament / was Vergebung der Sünde / was Glaube sey.

Vnd der Griechisch Canon appliciert auch nicht die Messe / als ein Gnugthuung für die Todten / Denn er appliciert sie zu gleich für alle Patriarchen / Propheten / Aposteln / daraus erscheinet / daß die Griechen auch als ein Dancksagung opffern / nicht aber als ein Satisfaction für die Pein des Fegfewrs / denn es wird freylich nicht jhr Meynung seyn / die Propheten vnd Aposteln / aus dem Fegfewer zu erlösen / sondern allein Danck zu opffern / neben vnd mit jhnen für die hohe / ewige Güter / so jhnen vnd vns gegeben sind.

Die Wiedersacher ziehen an / daß etwa für Ketzerey verdampt seyn sol / daß einer genant Aerius, sol gehalten haben / Die Messe sey nicht ein Opffer für die Todten. Hie behelffen sie sich aber mit jhren gewönlichen griffen / daß sie ertichten / vnser Lehre sey von alters her verworffen. Aber die Esel schemen sich keiner Lügen / So wissen sie nicht / wer Aerius gewesen / oder was er gelehret hat. Epiphanius schreibet / daß Aerius gehalten habe / daß das Gebet für die Todten sey vnnütz / Nu reden wir nicht vom Gebet / sondern vom Nachtmal Chri-

der Sacrament schendlich verkehren. Das sind die rechten Lesterer / da Paulus von sagt / daß sie schüldig seyn am Leib vnd Blut des HERRN / welche die Lehre von Christo / vom Glauben vnterdrücken / vnd mißbrauchen der Messe vnd des Abendmals / zu einem schendlichen / vnuerschampten / öffentlichẽ Geitz / zu einem Jarmarckt vnd Kretzschmerey. Vnd das alles vnter einem Heuchelischen schein der Satisfaction. Vnd eben vmb dieser grossen vnseglichen Gotteslesterung willen / werden die Bischoffe schwere Straffe von Gott gewarten müssen / Es wird ein mal GOtt das ander Gebot warlich wahr machen / vnd ein grossen grimmigen Zorn vber sie außgiessen. Darumb haben wir vns / vnd alle / wol fürzusehen / daß wir vns der Wiedersacher Mißbrauch nicht theilhafftig machen.

Wir wollen aber wieder auff die Sache kom̃en / So die Messe nu nicht ein Gnugthuung ist / weder für Pein noch Schuld / ex opere operato, so folget / daß die Messe / so man für die Todten heltet / vnnütz vnd nichts sey. Vnd es darff nicht langer Disputation / denn das ist gewiß / daß solche Messe halten für die Todten / in der Schrifft gar kein grund hat. Nu ist es ein grewel in der Kirchen Gottesdienst anrichten / ohne alle Gottes Wort / ohn alle Schrifft. Vnd wenn es noth wird seyn / so wollen wir von diesem Stücke gantz reichlich / mehr vnd nach aller Notturfft weiter reden / Denn was sollen wir vns jetzund hie viel mit den Wiedersachern zancken / so sie gar nicht verstehen / was Opffer / was Sacrament / was Vergebung der Sünde / was Glaube sey.

Vnd der Griechisch Canon appliciert auch nicht die Messe / als ein Gnugthuung für die Todten / Denn er appliciert sie zu gleich für alle Patriarchen / Propheten / Aposteln / daraus erscheinet / daß die Griechen auch als ein Dancksagung opffern / nicht aber als ein Satisfaction für die Pein des Fegfewrs / denn es wird freylich nicht jhr Meynung seyn / die Propheten vnd Aposteln / aus dem Fegfewer zu erlösen / sondern allein Danck zu opffern / neben vnd mit jhnen für die hohe / ewige Güter / so jhnen vnd vns gegeben sind.

Die Wiedersacher ziehen an / daß etwa für Ketzerey verdampt seyn sol / daß einer genant Aërius, sol gehalten haben / Die Messe sey nicht ein Opffer für die Todten. Hie behelffen sie sich aber mit jhren gewönlichen griffen / daß sie ertichten / vnser Lehre sey von alters her verworffen. Aber die Esel schemen sich keiner Lügen / So wissen sie nicht / wer Aërius gewesen / oder was er gelehret hat. Epiphanius schreibet / daß Aërius gehalten habe / daß das Gebet für die Todten sey vnnütz / Nu reden wir nicht vom Gebet / sondern vom Nachtmal Chri-

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[276/0579] der Sacrament schendlich verkehren. Das sind die rechten Lesterer / da Paulus von sagt / daß sie schüldig seyn am Leib vnd Blut des HERRN / welche die Lehre von Christo / vom Glauben vnterdrücken / vnd mißbrauchen der Messe vnd des Abendmals / zu einem schendlichen / vnuerschampten / öffentlichẽ Geitz / zu einem Jarmarckt vnd Kretzschmerey. Vnd das alles vnter einem Heuchelischen schein der Satisfaction. Vnd eben vmb dieser grossen vnseglichen Gotteslesterung willen / werden die Bischoffe schwere Straffe von Gott gewarten müssen / Es wird ein mal GOtt das ander Gebot warlich wahr machen / vnd ein grossen grimmigen Zorn vber sie außgiessen. Darumb haben wir vns / vnd alle / wol fürzusehen / daß wir vns der Wiedersacher Mißbrauch nicht theilhafftig machen. Wir wollen aber wieder auff die Sache kom̃en / So die Messe nu nicht ein Gnugthuung ist / weder für Pein noch Schuld / ex opere operato, so folget / daß die Messe / so man für die Todten heltet / vnnütz vnd nichts sey. Vnd es darff nicht langer Disputation / denn das ist gewiß / daß solche Messe halten für die Todten / in der Schrifft gar kein grund hat. Nu ist es ein grewel in der Kirchen Gottesdienst anrichten / ohne alle Gottes Wort / ohn alle Schrifft. Vnd wenn es noth wird seyn / so wollen wir von diesem Stücke gantz reichlich / mehr vnd nach aller Notturfft weiter reden / Denn was sollen wir vns jetzund hie viel mit den Wiedersachern zancken / so sie gar nicht verstehen / was Opffer / was Sacrament / was Vergebung der Sünde / was Glaube sey. Vnd der Griechisch Canon appliciert auch nicht die Messe / als ein Gnugthuung für die Todten / Denn er appliciert sie zu gleich für alle Patriarchen / Propheten / Aposteln / daraus erscheinet / daß die Griechen auch als ein Dancksagung opffern / nicht aber als ein Satisfaction für die Pein des Fegfewrs / denn es wird freylich nicht jhr Meynung seyn / die Propheten vnd Aposteln / aus dem Fegfewer zu erlösen / sondern allein Danck zu opffern / neben vnd mit jhnen für die hohe / ewige Güter / so jhnen vnd vns gegeben sind. Die Wiedersacher ziehen an / daß etwa für Ketzerey verdampt seyn sol / daß einer genant Aërius, sol gehalten haben / Die Messe sey nicht ein Opffer für die Todten. Hie behelffen sie sich aber mit jhren gewönlichen griffen / daß sie ertichten / vnser Lehre sey von alters her verworffen. Aber die Esel schemen sich keiner Lügen / So wissen sie nicht / wer Aërius gewesen / oder was er gelehret hat. Epiphanius schreibet / daß Aërius gehalten habe / daß das Gebet für die Todten sey vnnütz / Nu reden wir nicht vom Gebet / sondern vom Nachtmal Chri-

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/579>, abgerufen am 03.06.2024.