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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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lassen / ist in der Schrifft nicht geboten noch gerahten. Denn Euangelische Christliche Armuth stehet nicht darinne / daß ich die Güter verlasse / sondern daß ich nicht darauff vertrawe / gleich wie Dauid / gleichwol arm war / bey einem grossen Gewalt vnd Königreich.

Darumb dieweil solch verlassen der Güter nichts ist / denn ein Menschliche Satzunge / so ist es ein vnnütz Gottesdienst. Vnd des Bapsts Extrauagant rhümet / vnnd lobet auch viel zu hohe solche Mönchische Heuchlische Armut / da sie sagt / nicht eigens haben vmb Gottes willen sey ein verdienstlich heilig ding / vnd ein weg der Volkommenheit. Wenn vnerfahrne Leute solch rhümen hören / fallen sie darauff / es sey vnchristlich in Gütern sitzen / daraus folgen denn viel Irrthumb vnd Auffrhuren / Durch solch rhümen ist Müntzer betrogen worden / vnd werden dadurch viel Anabaptisten verführt.

Sie sprechen aber / Hats doch Christus selbs Volkommenheit genennet / da sag ich Nein zu / denn sie thun dem Text Gewalt / daß sie jhn nicht gantz anziehen. Volkommenheit stehet in diesem Stück / da Christus spricht: Folge Mir nach / Vnd darin stehet eins jeden Christen Volkommenheit / daß er Christo folge / ein jeder nach seinem Beruff / Vnd sind doch die Beruff vngleich / einer wird beruffen zu eim Regenten / der ander zu eim Haußvater / der dritte zu eim Prediger. Darumb ob schon jener Jüngling beruffen ist / daß er verkauffen solt / betrifft sein Beruff / nicht andere / wie Dauids Beruff / daß er König werden solt / nicht alle betrifft / Abrahams Beruff / daß er sein Sohn opffern solt / betrifft nicht andere. Also sind die Beruff vngleich / aber der Gehorsam sol gleich seyn / vnd darinn stehet Volkommenheit / so ich in meinem Beruff gehorsam bin / nicht so ich mich eins frembden Beruffs annim / da ich nicht Befehl oder Gottes Gebot von habe.

Für das dritte / eins von den Substantial Kloster Gelübden / ist die Keuscheit. Nu haben wir oben von der Priester Ehe gesagt / daß man durch kein Gesetz oder Kloster Gelübde Natürlich oder Göttlich Recht endern kan / Vnd so nicht alle Leute die Gabe der Keuscheit haben / so halten sie auch dieselbigen / daß GOtt geklagt sey / so können auch keine Kloster Gelübde / noch Gesetz dem heiligen Geist sein Gebot endern / da Paulus sagt: Hurerey zu vermeiden / habe ein jeglicher sein eigen Eheweib. Darumb sind die Kloster Gelübde nicht Christlich in denen / welche nicht haben die Gabe der Keuscheit / sondern fallen vnd machens erger aus schwacheit. Von dem Artickel haben wir hieroben gesagt / vnd ist warlich wunder / so die Wiedersacher für Augen sehen / so viel vnzehliche Fehrligkeit der Gewissen / vnd Ergerniß /

lassen / ist in der Schrifft nicht geboten noch gerahten. Denn Euangelische Christliche Armuth stehet nicht darinne / daß ich die Güter verlasse / sondern daß ich nicht darauff vertrawe / gleich wie Dauid / gleichwol arm war / bey einem grossen Gewalt vnd Königreich.

Darumb dieweil solch verlassen der Güter nichts ist / denn ein Menschliche Satzunge / so ist es ein vnnütz Gottesdienst. Vnd des Bapsts Extrauagant rhümet / vnnd lobet auch viel zu hohe solche Mönchische Heuchlische Armut / da sie sagt / nicht eigens haben vmb Gottes willen sey ein verdienstlich heilig ding / vnd ein weg der Volkom̃enheit. Wenn vnerfahrne Leute solch rhümen hören / fallen sie darauff / es sey vnchristlich in Gütern sitzen / daraus folgen denn viel Irrthumb vnd Auffrhuren / Durch solch rhümen ist Müntzer betrogen worden / vnd werden dadurch viel Anabaptisten verführt.

Sie sprechen aber / Hats doch Christus selbs Volkommenheit genennet / da sag ich Nein zu / denn sie thun dem Text Gewalt / daß sie jhn nicht gantz anziehen. Volkommenheit stehet in diesem Stück / da Christus spricht: Folge Mir nach / Vnd darin stehet eins jeden Christen Volkom̃enheit / daß er Christo folge / ein jeder nach seinem Beruff / Vnd sind doch die Beruff vngleich / einer wird beruffen zu eim Regenten / der ander zu eim Haußvater / der dritte zu eim Prediger. Darumb ob schon jener Jüngling beruffen ist / daß er verkauffen solt / betrifft sein Beruff / nicht andere / wie Dauids Beruff / daß er König werden solt / nicht alle betrifft / Abrahams Beruff / daß er sein Sohn opffern solt / betrifft nicht andere. Also sind die Beruff vngleich / aber der Gehorsam sol gleich seyn / vnd darinn stehet Volkom̃enheit / so ich in meinem Beruff gehorsam bin / nicht so ich mich eins frembden Beruffs annim / da ich nicht Befehl oder Gottes Gebot von habe.

Für das dritte / eins von den Substantial Kloster Gelübden / ist die Keuscheit. Nu haben wir oben von der Priester Ehe gesagt / daß man durch kein Gesetz oder Kloster Gelübde Natürlich oder Göttlich Recht endern kan / Vnd so nicht alle Leute die Gabe der Keuscheit haben / so halten sie auch dieselbigen / daß GOtt geklagt sey / so können auch keine Kloster Gelübde / noch Gesetz dem heiligen Geist sein Gebot endern / da Paulus sagt: Hurerey zu vermeiden / habe ein jeglicher sein eigen Eheweib. Darumb sind die Kloster Gelübde nicht Christlich in denen / welche nicht haben die Gabe der Keuscheit / sondern fallen vnd machens erger aus schwacheit. Von dem Artickel haben wir hieroben gesagt / vnd ist warlich wunder / so die Wiedersacher für Augen sehen / so viel vnzehliche Fehrligkeit der Gewissen / vnd Ergerniß /

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[283/0593] lassen / ist in der Schrifft nicht geboten noch gerahten. Denn Euangelische Christliche Armuth stehet nicht darinne / daß ich die Güter verlasse / sondern daß ich nicht darauff vertrawe / gleich wie Dauid / gleichwol arm war / bey einem grossen Gewalt vnd Königreich. Darumb dieweil solch verlassen der Güter nichts ist / denn ein Menschliche Satzunge / so ist es ein vnnütz Gottesdienst. Vnd des Bapsts Extrauagant rhümet / vnnd lobet auch viel zu hohe solche Mönchische Heuchlische Armut / da sie sagt / nicht eigens haben vmb Gottes willen sey ein verdienstlich heilig ding / vnd ein weg der Volkom̃enheit. Wenn vnerfahrne Leute solch rhümen hören / fallen sie darauff / es sey vnchristlich in Gütern sitzen / daraus folgen denn viel Irrthumb vnd Auffrhuren / Durch solch rhümen ist Müntzer betrogen worden / vnd werden dadurch viel Anabaptisten verführt. Sie sprechen aber / Hats doch Christus selbs Volkommenheit genennet / da sag ich Nein zu / denn sie thun dem Text Gewalt / daß sie jhn nicht gantz anziehen. Volkommenheit stehet in diesem Stück / da Christus spricht: Folge Mir nach / Vnd darin stehet eins jeden Christen Volkom̃enheit / daß er Christo folge / ein jeder nach seinem Beruff / Vnd sind doch die Beruff vngleich / einer wird beruffen zu eim Regenten / der ander zu eim Haußvater / der dritte zu eim Prediger. Darumb ob schon jener Jüngling beruffen ist / daß er verkauffen solt / betrifft sein Beruff / nicht andere / wie Dauids Beruff / daß er König werden solt / nicht alle betrifft / Abrahams Beruff / daß er sein Sohn opffern solt / betrifft nicht andere. Also sind die Beruff vngleich / aber der Gehorsam sol gleich seyn / vnd darinn stehet Volkom̃enheit / so ich in meinem Beruff gehorsam bin / nicht so ich mich eins frembden Beruffs annim / da ich nicht Befehl oder Gottes Gebot von habe. Für das dritte / eins von den Substantial Kloster Gelübden / ist die Keuscheit. Nu haben wir oben von der Priester Ehe gesagt / daß man durch kein Gesetz oder Kloster Gelübde Natürlich oder Göttlich Recht endern kan / Vnd so nicht alle Leute die Gabe der Keuscheit haben / so halten sie auch dieselbigen / daß GOtt geklagt sey / so können auch keine Kloster Gelübde / noch Gesetz dem heiligen Geist sein Gebot endern / da Paulus sagt: Hurerey zu vermeiden / habe ein jeglicher sein eigen Eheweib. Darumb sind die Kloster Gelübde nicht Christlich in denen / welche nicht haben die Gabe der Keuscheit / sondern fallen vnd machens erger aus schwacheit. Von dem Artickel haben wir hieroben gesagt / vnd ist warlich wunder / so die Wiedersacher für Augen sehen / so viel vnzehliche Fehrligkeit der Gewissen / vnd Ergerniß /

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/593>, abgerufen am 22.11.2024.