Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

auch durch andere eusserliche Wort. Gleich / wie auch vnsere Enthusiasten das eusserliche Wort verdammen / vnd doch sie selbs nicht schweigen / Sondern die Welt vol plaudern vnd schreiben / gerade / als kundte der Geist durch die Schrifft oder Mündlich Wort der Apostel nicht kommen / Aber durch jhre Schrifft vnd Wort müste er kommen. Warumb lassen sie auch jhre Predigt vnd Schrifft nicht anstehen / bis der Geist selber in die Leute / ohn vnd vor jhrer Schrifft / kompt / wie sie rhümen / Daß er in sie kommen sey / ohn Predigt der Schrifft? Dauon hie weiter nicht zeit ist zu disputieren / wir habens sonst gnugsam getrieben.

Denn auch die / so vor der Tauffe gleuben oder in der Tauffe gleubig werden / habens durchs eusserliche vorgehende Wort / als die Alten / so zu Vernunfft kommen sind / müssen zuuor gehört haben / daß Wer da gleubt / vnd getaufft wird / der ist selig / ob sie gleich vngleubig / nach zehen Jaren den Geist vnd Tauffe kriegen. Vnd Cornelius Actor. am 10. hatte lange zuuor gehöretbey den Jüden / vom künfftigen Messia / dadurch er gerecht für Gott / vnd sein Gebet vnd Allmosen angenehm waren / in solchem Glauben (wie Lucas jhn gerecht vnd Gottfürchtig nennet) vnd nicht ohn solch vorgehend Wort / oder Gehör kundte gleuben noch gerecht seyn. Aber S. Petrus muste jhm offenbaren / daß der Messias (an welchen zukünfftigen / er bis daher gegleubet hatte) nun kommen were / vnd sein Glaube vom zukünfftigen Messia / jhn nicht bey den verstockten vngleubigen Jüden gefangen hielte / Sondern wuste / daß er nu must Selig werden / durch den gegenwertigen Messiam / vnd denselben nicht mit den Jüden verleugnen / noch verfolgen / etc.

Summa / der Enthusiasmus steckt in Adam vnd seinen Kindern / von Anfang bis zum ende der Welt / von dem alten Drachen in sie gestifftet vnd gegifftet / Vnd ist aller Ketzerey / auch des Bapsthumbs vnd Mahomets Vrsprung / Krafft vnd Macht. Darumb sollen vnd müssen wir darauff beharren / daß Gott nicht wil mit vns Menschen handeln / denn durch sein eusserlich Wort vnd Sacrament / Alles aber / was ohn solch Wort vnd Sacrament vom Geist gerhümet wird / das ist der Teuffel. Denn Gott wolt auch Mosi erst durch den Fewrigen Pusch / vnd Mündlich Wort erscheinen. Vnd kein Prophet / weder Elias / noch Eliseus / ausser oder ohn die Zehen Gebot / den Geist kriegt haben. Vnd Johannes der Teuffer / nicht ohn Gabriels vorgehend Wort empfangen / Noch ohn Mariae Stimm in seiner Mutter Leib sprang. Vnd S. Petrus spricht / Die Propheten haben nicht aus Menschlichem willen / sondern aus dem heiligen

auch durch andere eusserliche Wort. Gleich / wie auch vnsere Enthusiasten das eusserliche Wort verdammen / vnd doch sie selbs nicht schweigen / Sondern die Welt vol plaudern vnd schreiben / gerade / als kundte der Geist durch die Schrifft oder Mündlich Wort der Apostel nicht kommen / Aber durch jhre Schrifft vnd Wort müste er kommen. Warumb lassen sie auch jhre Predigt vnd Schrifft nicht anstehen / bis der Geist selber in die Leute / ohn vñ vor jhrer Schrifft / kompt / wie sie rhümen / Daß er in sie kommen sey / ohn Predigt der Schrifft? Dauon hie weiter nicht zeit ist zu disputieren / wir habens sonst gnugsam getrieben.

Denn auch die / so vor der Tauffe gleuben oder in der Tauffe gleubig werden / habens durchs eusserliche vorgehende Wort / als die Alten / so zu Vernunfft kom̃en sind / müssen zuuor gehört haben / daß Wer da gleubt / vnd getaufft wird / der ist selig / ob sie gleich vngleubig / nach zehen Jaren den Geist vnd Tauffe kriegen. Vnd Cornelius Actor. am 10. hatte lange zuuor gehöretbey den Jüden / vom künfftigen Messia / dadurch er gerecht für Gott / vnd sein Gebet vnd Allmosen angenehm waren / in solchem Glauben (wie Lucas jhn gerecht vnd Gottfürchtig nennet) vnd nicht ohn solch vorgehend Wort / oder Gehör kundte gleuben noch gerecht seyn. Aber S. Petrus muste jhm offenbaren / daß der Messias (an welchen zukünfftigen / er bis daher gegleubet hatte) nun kommen were / vnd sein Glaube vom zukünfftigen Messia / jhn nicht bey den verstockten vngleubigen Jüden gefangen hielte / Sondern wuste / daß er nu must Selig werden / durch den gegenwertigen Messiam / vnd denselben nicht mit den Jüden verleugnen / noch verfolgen / etc.

Summa / der Enthusiasmus steckt in Adam vnd seinen Kindern / von Anfang bis zum ende der Welt / von dem alten Drachen in sie gestifftet vnd gegifftet / Vnd ist aller Ketzerey / auch des Bapsthumbs vnd Mahomets Vrsprung / Krafft vnd Macht. Darumb sollen vnd müssen wir darauff beharren / daß Gott nicht wil mit vns Menschen handeln / denn durch sein eusserlich Wort vnd Sacrament / Alles aber / was ohn solch Wort vnd Sacrament vom Geist gerhümet wird / das ist der Teuffel. Denn Gott wolt auch Mosi erst durch den Fewrigen Pusch / vnd Mündlich Wort erscheinen. Vnd kein Prophet / weder Elias / noch Eliseus / ausser oder ohn die Zehen Gebot / den Geist kriegt haben. Vnd Johannes der Teuffer / nicht ohn Gabriels vorgehend Wort empfangen / Noch ohn Mariae Stimm in seiner Mutter Leib sprang. Vnd S. Petrus spricht / Die Propheten haben nicht aus Menschlichem willen / sondern aus dem heiligen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0638"/>
auch durch andere eusserliche                      Wort. Gleich / wie auch vnsere Enthusiasten das eusserliche Wort verdammen / vnd                      doch sie selbs nicht schweigen / Sondern die Welt vol plaudern vnd schreiben /                      gerade / als kundte der Geist durch die Schrifft oder Mündlich Wort der Apostel                      nicht kommen / Aber durch jhre Schrifft vnd Wort müste er kommen. Warumb lassen                      sie auch jhre Predigt vnd Schrifft nicht anstehen / bis der Geist selber in die                      Leute / ohn vn&#x0303; vor jhrer Schrifft / kompt / wie sie rhümen / Daß                      er in sie kommen sey / ohn Predigt der Schrifft? Dauon hie weiter nicht zeit ist                      zu disputieren / wir habens sonst gnugsam getrieben.</p>
        <p>Denn auch die / so vor der Tauffe gleuben oder in der Tauffe gleubig werden /                      habens durchs eusserliche vorgehende Wort / als die Alten / so zu Vernunfft                          kom&#x0303;en sind / müssen zuuor gehört haben / daß Wer da gleubt /                      vnd getaufft wird / der ist selig / ob sie gleich vngleubig / nach zehen Jaren                      den Geist vnd Tauffe kriegen. Vnd <hi rendition="#i">Cornelius</hi> Actor. am                      10. hatte lange zuuor gehöretbey den Jüden / vom künfftigen Messia / dadurch er                      gerecht für Gott / vnd sein Gebet vnd Allmosen angenehm waren / in solchem                      Glauben (wie Lucas jhn gerecht vnd Gottfürchtig nennet) vnd nicht ohn solch                      vorgehend Wort / oder Gehör kundte gleuben noch gerecht seyn. Aber S. Petrus                      muste jhm offenbaren / daß der Messias (an welchen zukünfftigen / er bis daher                      gegleubet hatte) nun kommen were / vnd sein Glaube vom zukünfftigen Messia / jhn                      nicht bey den verstockten vngleubigen Jüden gefangen hielte / Sondern wuste /                      daß er nu must Selig werden / durch den gegenwertigen Messiam / vnd denselben                      nicht mit den Jüden verleugnen / noch verfolgen / etc.</p>
        <p>Summa / der <hi rendition="#i">Enthusiasmus</hi> steckt in Adam vnd seinen                      Kindern / von Anfang bis zum ende der Welt / von dem alten Drachen in sie                      gestifftet vnd gegifftet / Vnd ist aller Ketzerey / auch des Bapsthumbs vnd                      Mahomets Vrsprung / Krafft vnd Macht. Darumb sollen vnd müssen wir darauff                      beharren / daß Gott nicht wil mit vns Menschen handeln / denn durch sein                      eusserlich Wort vnd Sacrament / Alles aber / was ohn solch Wort vnd Sacrament                      vom Geist gerhümet wird / das ist der Teuffel. Denn Gott wolt auch Mosi erst                      durch den Fewrigen Pusch / vnd Mündlich Wort erscheinen. Vnd kein Prophet /                      weder Elias / noch Eliseus / ausser oder ohn die Zehen Gebot / den Geist kriegt                      haben. Vnd Johannes der Teuffer / nicht ohn Gabriels vorgehend Wort empfangen /                      Noch ohn Mariae Stimm in seiner Mutter Leib sprang. Vnd S. Petrus spricht / Die                      Propheten haben nicht aus Menschlichem willen / sondern aus dem heiligen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0638] auch durch andere eusserliche Wort. Gleich / wie auch vnsere Enthusiasten das eusserliche Wort verdammen / vnd doch sie selbs nicht schweigen / Sondern die Welt vol plaudern vnd schreiben / gerade / als kundte der Geist durch die Schrifft oder Mündlich Wort der Apostel nicht kommen / Aber durch jhre Schrifft vnd Wort müste er kommen. Warumb lassen sie auch jhre Predigt vnd Schrifft nicht anstehen / bis der Geist selber in die Leute / ohn vñ vor jhrer Schrifft / kompt / wie sie rhümen / Daß er in sie kommen sey / ohn Predigt der Schrifft? Dauon hie weiter nicht zeit ist zu disputieren / wir habens sonst gnugsam getrieben. Denn auch die / so vor der Tauffe gleuben oder in der Tauffe gleubig werden / habens durchs eusserliche vorgehende Wort / als die Alten / so zu Vernunfft kom̃en sind / müssen zuuor gehört haben / daß Wer da gleubt / vnd getaufft wird / der ist selig / ob sie gleich vngleubig / nach zehen Jaren den Geist vnd Tauffe kriegen. Vnd Cornelius Actor. am 10. hatte lange zuuor gehöretbey den Jüden / vom künfftigen Messia / dadurch er gerecht für Gott / vnd sein Gebet vnd Allmosen angenehm waren / in solchem Glauben (wie Lucas jhn gerecht vnd Gottfürchtig nennet) vnd nicht ohn solch vorgehend Wort / oder Gehör kundte gleuben noch gerecht seyn. Aber S. Petrus muste jhm offenbaren / daß der Messias (an welchen zukünfftigen / er bis daher gegleubet hatte) nun kommen were / vnd sein Glaube vom zukünfftigen Messia / jhn nicht bey den verstockten vngleubigen Jüden gefangen hielte / Sondern wuste / daß er nu must Selig werden / durch den gegenwertigen Messiam / vnd denselben nicht mit den Jüden verleugnen / noch verfolgen / etc. Summa / der Enthusiasmus steckt in Adam vnd seinen Kindern / von Anfang bis zum ende der Welt / von dem alten Drachen in sie gestifftet vnd gegifftet / Vnd ist aller Ketzerey / auch des Bapsthumbs vnd Mahomets Vrsprung / Krafft vnd Macht. Darumb sollen vnd müssen wir darauff beharren / daß Gott nicht wil mit vns Menschen handeln / denn durch sein eusserlich Wort vnd Sacrament / Alles aber / was ohn solch Wort vnd Sacrament vom Geist gerhümet wird / das ist der Teuffel. Denn Gott wolt auch Mosi erst durch den Fewrigen Pusch / vnd Mündlich Wort erscheinen. Vnd kein Prophet / weder Elias / noch Eliseus / ausser oder ohn die Zehen Gebot / den Geist kriegt haben. Vnd Johannes der Teuffer / nicht ohn Gabriels vorgehend Wort empfangen / Noch ohn Mariae Stimm in seiner Mutter Leib sprang. Vnd S. Petrus spricht / Die Propheten haben nicht aus Menschlichem willen / sondern aus dem heiligen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/638
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/638>, abgerufen am 22.11.2024.