Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

tung gewesen / daß mit der zeit das recht Geistlich Reich Christi solt verachtet / vnd sein Euangelium vnterdrückt / vnd ein ander eusserlich Reich an stat desselben / vnter dem schein Geistlicher Gewalt / auffgerichtet werden. Darumb ist die Constitutio Bonifacij 8. vnd das cap. Omnes. Dist. 22. vnd dergleichen andere Sprüch mehr / gantz vnd gar falsch / vnd Gottlos / damit sie erhalten wollen / daß der Bapst vermöge Göttlichs Rechts / ein Herr sey vber die Königreich der Welt / Wie denn aus solchem falschen Wahn / zum ersten schreckliche Finsterniß in der Kirchen / vnd darnach grewliche Zerrüttung vnd Rumor in Europa erfolget sind. Denn da hat mann das Predigampt lassen fallen / vnd ist die Lehre vom Glauben / vnd Geistlichem Reich Christi gar verloschen / vnd man hat des Bapsts eusserlichs Wesen vnd Satzungen für Christliche Gerechtigkeit gehalten.

Darnach sind die Bäpste auch zugefahren / haben Fürstenthumbvnd Königreich zu sich gerissen / König gesetzt vnd entsetzt / vnd mit vnbillichem Bann vnd Kriegen fast alle König in Europa geplagt / Sonderlich aber die Teutschen Keyser / bißweilen darumb / daß sie die Städt in Welschland an sich brechten / bißweilen daß sie die Bischoffe in Teutschland jnen vnterthan machten / vnd die Bisthumm selbs verleihen möchten / die der Keyser allein zu verleihen hat / Ja das mehr ist / in der Clementina stehet also / Wenn das Keyserthumb ledig stehe / so sey der Bapst der rechte Erbe dazu.

Also hat sich der Bapst nicht allein Weltlicher Herrschafft wieder Gottes klaren Befehl / vnbillig vnterfangen / Sondern hat wie ein Tyrann vber alle Könige seyn wöllen. Wiewol nun solchs Thun der Bäpste / an jhm selbs gantz vnd gar strefflich ist / so ist doch dis das ergste daran / daß er solchen Muthwillen vnd Freuel mit dem Befehl Christi decket / vnd die Schlüssel deutet auff Weltliche Herrschafft / vnd henget an solche vngöttliche vnd schendliche Opinion der Seelen Seligkeit / da er sagt: Es sollen es die Leute bey jhrer Seelen Seligkeit also gleuben / daß der Bapst solche Macht habe / aus Göttlichen Rechten.

Weil nun solche grewliche Irrthumb die Lehre vom Glauben vnd Reich Christi gantz verfinstert haben / wil es sich in keinen weg leiden / daß man dazu solte still schweigen / Denn man siehets im Werck für Augen / was grosser Schade der Kirchen daraus erwachsen ist.

Zum dritten / muß man auch dis wissen / ob schon

tung gewesen / daß mit der zeit das recht Geistlich Reich Christi solt verachtet / vnd sein Euangelium vnterdrückt / vnd ein ander eusserlich Reich an stat desselben / vnter dem schein Geistlicher Gewalt / auffgerichtet werden. Darumb ist die Constitutio Bonifacij 8. vnd das cap. Omnes. Dist. 22. vnd dergleichen andere Sprüch mehr / gantz vnd gar falsch / vnd Gottlos / damit sie erhalten wollen / daß der Bapst vermöge Göttlichs Rechts / ein Herr sey vber die Königreich der Welt / Wie denn aus solchem falschen Wahn / zum ersten schreckliche Finsterniß in der Kirchen / vnd darnach grewliche Zerrüttung vnd Rumor in Europa erfolget sind. Denn da hat mann das Predigampt lassen fallen / vnd ist die Lehre vom Glauben / vnd Geistlichem Reich Christi gar verloschen / vnd man hat des Bapsts eusserlichs Wesen vnd Satzungen für Christliche Gerechtigkeit gehalten.

Darnach sind die Bäpste auch zugefahren / haben Fürstenthumbvnd Königreich zu sich gerissen / König gesetzt vnd entsetzt / vnd mit vnbillichem Bañ vnd Kriegen fast alle König in Europa geplagt / Sonderlich aber die Teutschen Keyser / bißweilen darumb / daß sie die Städt in Welschland an sich brechten / bißweilen daß sie die Bischoffe in Teutschland jnen vnterthan machten / vnd die Bisthum̃ selbs verleihen möchten / die der Keyser allein zu verleihen hat / Ja das mehr ist / in der Clementina stehet also / Wenn das Keyserthumb ledig stehe / so sey der Bapst der rechte Erbe dazu.

Also hat sich der Bapst nicht allein Weltlicher Herrschafft wieder Gottes klaren Befehl / vnbillig vnterfangen / Sondern hat wie ein Tyrann vber alle Könige seyn wöllen. Wiewol nun solchs Thun der Bäpste / an jhm selbs gantz vnd gar strefflich ist / so ist doch dis das ergste daran / daß er solchen Muthwillen vnd Freuel mit dem Befehl Christi decket / vnd die Schlüssel deutet auff Weltliche Herrschafft / vnd henget an solche vngöttliche vnd schendliche Opinion der Seelen Seligkeit / da er sagt: Es sollen es die Leute bey jhrer Seelen Seligkeit also gleuben / daß der Bapst solche Macht habe / aus Göttlichen Rechten.

Weil nun solche grewliche Irrthumb die Lehre vom Glauben vnd Reich Christi gantz verfinstert haben / wil es sich in keinen weg leiden / daß man dazu solte still schweigen / Denn man siehets im Werck für Augen / was grosser Schade der Kirchen daraus erwachsen ist.

Zum dritten / muß man auch dis wissen / ob schon

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0652"/>
tung gewesen / daß mit der zeit das recht Geistlich                      Reich Christi solt verachtet / vnd sein Euangelium vnterdrückt / vnd ein ander                      eusserlich Reich an stat desselben / vnter dem schein Geistlicher Gewalt /                      auffgerichtet werden. Darumb ist die <hi rendition="#i">Constitutio                      Bonifacij</hi> 8. vnd das <hi rendition="#i">cap. Omnes. Dist.</hi> 22. vnd                      dergleichen andere Sprüch mehr / gantz vnd gar falsch / vnd Gottlos / damit sie                      erhalten wollen / daß der Bapst vermöge Göttlichs Rechts / ein Herr sey vber die                      Königreich der Welt / Wie denn aus solchem falschen Wahn / zum ersten                      schreckliche Finsterniß in der Kirchen / vnd darnach grewliche Zerrüttung vnd                      Rumor in <hi rendition="#i">Europa</hi> erfolget sind. Denn da hat mann das                      Predigampt lassen fallen / vnd ist die Lehre vom Glauben / vnd Geistlichem Reich                      Christi gar verloschen / vnd man hat des Bapsts eusserlichs Wesen vnd Satzungen                      für Christliche Gerechtigkeit gehalten.</p>
        <p>Darnach sind die Bäpste auch zugefahren / haben Fürstenthumbvnd Königreich zu                      sich gerissen / König gesetzt vnd entsetzt / vnd mit vnbillichem Ban&#x0303; vnd Kriegen fast alle König in <hi rendition="#i">Europa</hi> geplagt / Sonderlich aber die Teutschen Keyser / bißweilen darumb / daß sie die                      Städt in Welschland an sich brechten / bißweilen daß sie die Bischoffe in                      Teutschland jnen vnterthan machten / vnd die Bisthum&#x0303; selbs                      verleihen möchten / die der Keyser allein zu verleihen hat / Ja das mehr ist /                      in der <hi rendition="#i">Clementina</hi> stehet also / Wenn das Keyserthumb                      ledig stehe / so sey der Bapst der rechte Erbe dazu.</p>
        <p>Also hat sich der Bapst nicht allein Weltlicher Herrschafft wieder Gottes klaren                      Befehl / vnbillig vnterfangen / Sondern hat wie ein Tyrann vber alle Könige seyn                      wöllen. Wiewol nun solchs Thun der Bäpste / an jhm selbs gantz vnd gar                      strefflich ist / so ist doch dis das ergste daran / daß er solchen Muthwillen                      vnd Freuel mit dem Befehl Christi decket / vnd die Schlüssel deutet auff                      Weltliche Herrschafft / vnd henget an solche vngöttliche vnd schendliche Opinion                      der Seelen Seligkeit / da er sagt: Es sollen es die Leute bey jhrer Seelen                      Seligkeit also gleuben / daß der Bapst solche Macht habe / aus Göttlichen                      Rechten.</p>
        <p>Weil nun solche grewliche Irrthumb die Lehre vom Glauben vnd Reich Christi gantz                      verfinstert haben / wil es sich in keinen weg leiden / daß man dazu solte still                      schweigen / Denn man siehets im Werck für Augen / was grosser Schade der Kirchen                      daraus erwachsen ist.</p>
        <p>Zum dritten / muß man auch dis wissen / ob schon
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0652] tung gewesen / daß mit der zeit das recht Geistlich Reich Christi solt verachtet / vnd sein Euangelium vnterdrückt / vnd ein ander eusserlich Reich an stat desselben / vnter dem schein Geistlicher Gewalt / auffgerichtet werden. Darumb ist die Constitutio Bonifacij 8. vnd das cap. Omnes. Dist. 22. vnd dergleichen andere Sprüch mehr / gantz vnd gar falsch / vnd Gottlos / damit sie erhalten wollen / daß der Bapst vermöge Göttlichs Rechts / ein Herr sey vber die Königreich der Welt / Wie denn aus solchem falschen Wahn / zum ersten schreckliche Finsterniß in der Kirchen / vnd darnach grewliche Zerrüttung vnd Rumor in Europa erfolget sind. Denn da hat mann das Predigampt lassen fallen / vnd ist die Lehre vom Glauben / vnd Geistlichem Reich Christi gar verloschen / vnd man hat des Bapsts eusserlichs Wesen vnd Satzungen für Christliche Gerechtigkeit gehalten. Darnach sind die Bäpste auch zugefahren / haben Fürstenthumbvnd Königreich zu sich gerissen / König gesetzt vnd entsetzt / vnd mit vnbillichem Bañ vnd Kriegen fast alle König in Europa geplagt / Sonderlich aber die Teutschen Keyser / bißweilen darumb / daß sie die Städt in Welschland an sich brechten / bißweilen daß sie die Bischoffe in Teutschland jnen vnterthan machten / vnd die Bisthum̃ selbs verleihen möchten / die der Keyser allein zu verleihen hat / Ja das mehr ist / in der Clementina stehet also / Wenn das Keyserthumb ledig stehe / so sey der Bapst der rechte Erbe dazu. Also hat sich der Bapst nicht allein Weltlicher Herrschafft wieder Gottes klaren Befehl / vnbillig vnterfangen / Sondern hat wie ein Tyrann vber alle Könige seyn wöllen. Wiewol nun solchs Thun der Bäpste / an jhm selbs gantz vnd gar strefflich ist / so ist doch dis das ergste daran / daß er solchen Muthwillen vnd Freuel mit dem Befehl Christi decket / vnd die Schlüssel deutet auff Weltliche Herrschafft / vnd henget an solche vngöttliche vnd schendliche Opinion der Seelen Seligkeit / da er sagt: Es sollen es die Leute bey jhrer Seelen Seligkeit also gleuben / daß der Bapst solche Macht habe / aus Göttlichen Rechten. Weil nun solche grewliche Irrthumb die Lehre vom Glauben vnd Reich Christi gantz verfinstert haben / wil es sich in keinen weg leiden / daß man dazu solte still schweigen / Denn man siehets im Werck für Augen / was grosser Schade der Kirchen daraus erwachsen ist. Zum dritten / muß man auch dis wissen / ob schon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/652
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/652>, abgerufen am 22.11.2024.