[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.ruchlos / verachten allen Gehorsam / oder fallen in Verzweiffelung / vnnd lestern also: Was wolte ich mich viel mit Fasten / Beten / Allmosen geben / meinem Nechsten verzeihen / vnd dergleichen Guten Wercken beladen vnd martern / Vnser Pfarrherr spricht / Es helffe mich nichts / Ich wil ein gut Gesell seyn / vnd nichts sorgen / bin ich versehen / so werde ich selig / bin ich nicht versehen / so fahre ich hin mit dem grossen Hauffen / ich thue gleich / was ich wolle / so gilts gleich viel. Also muß Menschliche Vernunfft gewißlich allezeit lestern / wenn sie höret einen solchen Plauderer / der so mit vngewaschenem Munde / vnd so vnsaubern Worten von dem hohen heiligen Geheimniß der Versehung geiffert vnd speyet. Nein / Es gilt nicht gleich so viel / was du thust / Denn wir wissen / daß Christus Matthei 25. spricht: Kompt her jhr Gebenedeyten meines Vaters / besitzet das Reich / welchs euch von anbegin der Welt bereit ist / Mich hat gehungert / vnd jhr habt Mir zu essen geben / etc. Hie hörestu / Wer guts thut / der wird selig / Wer böses thut / vnd darinn verharret / der wird verdampt. Solches geschicht auch in dem Artickel / von der Christlichen Freyheit / welchen die vngelehrten Prediger so vnweißlich vnd vnchristlich handeln / daß der grobe Pöbel wehnet / die Christen seyn / niemand nichts verpflicht / vnd Herren frey von allen Geboten / keiner Obrigkeit Gehorsam schüldig / Item / daß alle Wälde / Ecker / Weinberge / See / Güter / vnd Gründe / vnd alle ding / jederman gemein seyn sollen / Mann dürffe auch keine Zehenden noch Zinß bezahlen / etc. Vnd in Summa / daß ein jeglicher frey möge thun / was jhn gelüstet. Aus solchem Vnuerstande dieses Artickels ist erwecket der Bawren Auffrhur / im 1525. Jahr / darinn bis in die Hundert tausent Man / in Schwaben / Francken / Thüringen / Elsas / etc. erschlagen sind. Ich habe selbs einen Magister von Pariß gekant / der einen Bawren verthedingen wolte / für der Ebtissin zu Lindaw / welcher Bawr jhr armer Man war / vnd muste jhr fronen / Ey / gnedige Fraw (sprach er) es ist nicht recht / daß jhr die armen Leute so beschweret / vnd solchen Dienst von jhnen fordert / Denn Christus hat vns erlöset / vnd frey gemachet durch sein Blut. Siehe / dieser alter Magister, vnd 40. Jahr ein Prediger gewest / verstund noch nicht / was die Freyheit sey / so wir haben in Christo / vnd menget vntereinander Weltlicher Obrigkeit Regiment / vnd das Geistlich Reich Christi / etc. Als were Christo damit grosse Ehre gegeben / daß er vns hette von eusserlichen bürgerlichen diensten vnd pflicht gefreyet / vnd allein eine Fleischliche Freyheit erworben / Darumb ruchlos / verachten allen Gehorsam / oder fallen in Verzweiffelung / vnnd lestern also: Was wolte ich mich viel mit Fasten / Beten / Allmosen geben / meinem Nechsten verzeihen / vnd dergleichen Guten Wercken beladen vnd martern / Vnser Pfarrherr spricht / Es helffe mich nichts / Ich wil ein gut Gesell seyn / vnd nichts sorgen / bin ich versehen / so werde ich selig / bin ich nicht versehen / so fahre ich hin mit dem grossen Hauffen / ich thue gleich / was ich wolle / so gilts gleich viel. Also muß Menschliche Vernunfft gewißlich allezeit lestern / wenn sie höret einen solchen Plauderer / der so mit vngewaschenem Munde / vnd so vnsaubern Worten von dem hohen heiligen Geheimniß der Versehung geiffert vnd speyet. Nein / Es gilt nicht gleich so viel / was du thust / Denn wir wissen / daß Christus Matthei 25. spricht: Kompt her jhr Gebenedeyten meines Vaters / besitzet das Reich / welchs euch von anbegin der Welt bereit ist / Mich hat gehungert / vnd jhr habt Mir zu essen geben / etc. Hie hörestu / Wer guts thut / der wird selig / Wer böses thut / vnd darinn verharret / der wird verdampt. Solches geschicht auch in dem Artickel / von der Christlichen Freyheit / welchen die vngelehrten Prediger so vnweißlich vnd vnchristlich handeln / daß der grobe Pöbel wehnet / die Christen seyn / niemand nichts verpflicht / vnd Herren frey von allen Geboten / keiner Obrigkeit Gehorsam schüldig / Item / daß alle Wälde / Ecker / Weinberge / See / Güter / vnd Gründe / vnd alle ding / jederman gemein seyn sollen / Mañ dürffe auch keine Zehenden noch Zinß bezahlen / etc. Vnd in Summa / daß ein jeglicher frey möge thun / was jhn gelüstet. Aus solchem Vnuerstande dieses Artickels ist erwecket der Bawren Auffrhur / im 1525. Jahr / darinn bis in die Hundert tausent Man / in Schwaben / Francken / Thüringen / Elsas / etc. erschlagen sind. Ich habe selbs einen Magister von Pariß gekant / der einen Bawren verthedingen wolte / für der Ebtissin zu Lindaw / welcher Bawr jhr armer Man war / vnd muste jhr fronen / Ey / gnedige Fraw (sprach er) es ist nicht recht / daß jhr die armen Leute so beschweret / vnd solchen Dienst von jhnen fordert / Denn Christus hat vns erlöset / vnd frey gemachet durch sein Blut. Siehe / dieser alter Magister, vnd 40. Jahr ein Prediger gewest / verstund noch nicht / was die Freyheit sey / so wir haben in Christo / vnd menget vntereinander Weltlicher Obrigkeit Regiment / vnd das Geistlich Reich Christi / etc. Als were Christo damit grosse Ehre gegebẽ / daß er vns hette von eusserlichẽ bürgerlichen diensten vnd pflicht gefreyet / vnd allein eine Fleischliche Freyheit erworben / Darumb <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0673" n="5"/> ruchlos / verachten allen Gehorsam / oder fallen in Verzweiffelung / vnnd lestern also: Was wolte ich mich viel mit Fasten / Beten / Allmosen geben / meinem Nechsten verzeihen / vnd dergleichen Guten Wercken beladen vnd martern / Vnser Pfarrherr spricht / Es helffe mich nichts / Ich wil ein gut Gesell seyn / vnd nichts sorgen / bin ich versehen / so werde ich selig / bin ich nicht versehen / so fahre ich hin mit dem grossen Hauffen / ich thue gleich / was ich wolle / so gilts gleich viel. Also muß Menschliche Vernunfft gewißlich allezeit lestern / wenn sie höret einen solchen Plauderer / der so mit vngewaschenem Munde / vnd so vnsaubern Worten von dem hohen heiligen Geheimniß der Versehung geiffert vnd speyet. Nein / Es gilt nicht gleich so viel / was du thust / Denn wir wissen / daß Christus Matthei 25. spricht: Kompt her jhr Gebenedeyten meines Vaters / besitzet das Reich / welchs euch von anbegin der Welt bereit ist / Mich hat gehungert / vnd jhr habt Mir zu essen geben / etc. Hie hörestu / Wer guts thut / der wird selig / Wer böses thut / vnd darinn verharret / der wird verdampt.</p> <p>Solches geschicht auch in dem Artickel / von der Christlichen Freyheit / welchen die vngelehrten Prediger so vnweißlich vnd vnchristlich handeln / daß der grobe Pöbel wehnet / die Christen seyn / niemand nichts verpflicht / vnd Herren frey von allen Geboten / keiner Obrigkeit Gehorsam schüldig / Item / daß alle Wälde / Ecker / Weinberge / See / Güter / vnd Gründe / vnd alle ding / jederman gemein seyn sollen / Mañ dürffe auch keine Zehenden noch Zinß bezahlen / etc. Vnd in Summa / daß ein jeglicher frey möge thun / was jhn gelüstet. Aus solchem Vnuerstande dieses Artickels ist erwecket der Bawren Auffrhur / im 1525. Jahr / darinn bis in die Hundert tausent Man / in Schwaben / Francken / Thüringen / Elsas / etc. erschlagen sind. Ich habe selbs einen <hi rendition="#i">Magister</hi> von Pariß gekant / der einen Bawren verthedingen wolte / für der Ebtissin zu Lindaw / welcher Bawr jhr armer Man war / vnd muste jhr fronen / Ey / gnedige Fraw (sprach er) es ist nicht recht / daß jhr die armen Leute so beschweret / vnd solchen Dienst von jhnen fordert / Denn Christus hat vns erlöset / vnd frey gemachet durch sein Blut.</p> <p>Siehe / dieser alter <hi rendition="#i">Magister,</hi> vnd 40. Jahr ein Prediger gewest / verstund noch nicht / was die Freyheit sey / so wir haben in Christo / vnd menget vntereinander Weltlicher Obrigkeit Regiment / vnd das Geistlich Reich Christi / etc. Als were Christo damit grosse Ehre gegebẽ / daß er vns hette von eusserlichẽ bürgerlichen diensten vnd pflicht gefreyet / vnd allein eine Fleischliche Freyheit erworben / Darumb </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0673]
ruchlos / verachten allen Gehorsam / oder fallen in Verzweiffelung / vnnd lestern also: Was wolte ich mich viel mit Fasten / Beten / Allmosen geben / meinem Nechsten verzeihen / vnd dergleichen Guten Wercken beladen vnd martern / Vnser Pfarrherr spricht / Es helffe mich nichts / Ich wil ein gut Gesell seyn / vnd nichts sorgen / bin ich versehen / so werde ich selig / bin ich nicht versehen / so fahre ich hin mit dem grossen Hauffen / ich thue gleich / was ich wolle / so gilts gleich viel. Also muß Menschliche Vernunfft gewißlich allezeit lestern / wenn sie höret einen solchen Plauderer / der so mit vngewaschenem Munde / vnd so vnsaubern Worten von dem hohen heiligen Geheimniß der Versehung geiffert vnd speyet. Nein / Es gilt nicht gleich so viel / was du thust / Denn wir wissen / daß Christus Matthei 25. spricht: Kompt her jhr Gebenedeyten meines Vaters / besitzet das Reich / welchs euch von anbegin der Welt bereit ist / Mich hat gehungert / vnd jhr habt Mir zu essen geben / etc. Hie hörestu / Wer guts thut / der wird selig / Wer böses thut / vnd darinn verharret / der wird verdampt.
Solches geschicht auch in dem Artickel / von der Christlichen Freyheit / welchen die vngelehrten Prediger so vnweißlich vnd vnchristlich handeln / daß der grobe Pöbel wehnet / die Christen seyn / niemand nichts verpflicht / vnd Herren frey von allen Geboten / keiner Obrigkeit Gehorsam schüldig / Item / daß alle Wälde / Ecker / Weinberge / See / Güter / vnd Gründe / vnd alle ding / jederman gemein seyn sollen / Mañ dürffe auch keine Zehenden noch Zinß bezahlen / etc. Vnd in Summa / daß ein jeglicher frey möge thun / was jhn gelüstet. Aus solchem Vnuerstande dieses Artickels ist erwecket der Bawren Auffrhur / im 1525. Jahr / darinn bis in die Hundert tausent Man / in Schwaben / Francken / Thüringen / Elsas / etc. erschlagen sind. Ich habe selbs einen Magister von Pariß gekant / der einen Bawren verthedingen wolte / für der Ebtissin zu Lindaw / welcher Bawr jhr armer Man war / vnd muste jhr fronen / Ey / gnedige Fraw (sprach er) es ist nicht recht / daß jhr die armen Leute so beschweret / vnd solchen Dienst von jhnen fordert / Denn Christus hat vns erlöset / vnd frey gemachet durch sein Blut.
Siehe / dieser alter Magister, vnd 40. Jahr ein Prediger gewest / verstund noch nicht / was die Freyheit sey / so wir haben in Christo / vnd menget vntereinander Weltlicher Obrigkeit Regiment / vnd das Geistlich Reich Christi / etc. Als were Christo damit grosse Ehre gegebẽ / daß er vns hette von eusserlichẽ bürgerlichen diensten vnd pflicht gefreyet / vnd allein eine Fleischliche Freyheit erworben / Darumb
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |