Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd mit der Heiligen Verdienst beschmeißt / vnd jetzund die Sacramentschwermer / auch etliche andere / dieselbige zum theil verachten / zum theil gar verwerffen / auff daß die Leute aus Gottes Wort berichtet werden / was herrlichen schönen Trost die arme Gewissen finden in der Absolution / vnd also von derselbigen viel vnd hoch halten / die offt vnd gerne in rechtem Glauben brauchen. Es ist aber die Absolution nichts anders / denn eben die Verheissung des Euangelij / von GOttes Gnade / vnd von Vergebung der Sünde / durch den Glauben vmb Christus willen / die sonst in der gemeinen Predigt allen fürgetragen wird / aber mit diesem Vnterscheid / In der gemeinen Predigt wird dieselbige Verheissung in gemein fürgetragen / angeboten / gereichet vnd zugeeignet allen Gleubigen / Aber in der Absolution wird dieselbige Verheissung in sonderheit einem jeden für seine Person / der in rechtem Glauben derselbigen brauchet / fürgetragen / gereicht vnd zugeeignet. Nun sol auch in der gemeinen Predigt die Verheissung des Euangelij / nicht allein narratiue oder recitatiue gehandelt / Sondern / die Leute sollen vermanet werden / daß sie dieselbige durch den Glauben ergreiffen / vnd annehmen sollen: Vnnd wer also die Verheissung des Euangelij / so in gemein wird fürgetragen / vnd angebotten / durch den Glauben in sein Hertz fasset / vnd also zu sich nimpt / der sol wissen / vnd nicht zweiffeln / daß jhme dadurch der liebe GOtt warhafftig vnd gewißlich reiche / schencke / vnd zueigne / was die Verheissung fürtregt vnd anbeut / Daher ein alter guter nützer Brauch kommen ist / daß die Predigten beschlossen werden / mit einer gemeinen Beicht / vnd gemeinen Absolution / dadurch angezeiget wird / daß die Zuhörer die Lehr / so in der Predigt aus Gottes Worte fürgetragen wird / nicht sollen in gemein hin hengen lassen / Sondern de applicatione gedencken / zur Busse / zum Glauben / zur Besserung / wie von solcher gemeinen Absolution hernach sol gesaget werden.

Es kan aber ein armes Gewissen seinen schwachen Glauben / aus der gemeinen Predigt offt nicht gnugsam stercken / Denn es gleubt wol / daß Gottes Verheissung wahr sey / vnd allen Gleubigen gegeben werde / Aber dauon disputieret es / Wer weis / ob der liebe GOtt dir armen grossen vnwirdigen Sünder solche hohe Himlische Schätze / vnd Güter auch geben wölle: Du wüntschest / begerest / gleubest / trawest ja wol / aber wer weis / was GOTT im Himmel gedenckt / vnd von deiner Person beschlossen habe / etc.

Hie hat nun der Sohn Gottes den schwachen Glauben zustercken / vnd die arme Gewissen zutrösten / nicht allein in gemein das

vnd mit der Heiligen Verdienst beschmeißt / vnd jetzund die Sacramentschwermer / auch etliche andere / dieselbige zum theil verachten / zum theil gar verwerffen / auff daß die Leute aus Gottes Wort berichtet werden / was herrlichen schönen Trost die arme Gewissen finden in der Absolution / vnd also von derselbigen viel vnd hoch halten / die offt vnd gerne in rechtem Glauben brauchen. Es ist aber die Absolution nichts anders / denn eben die Verheissung des Euangelij / von GOttes Gnade / vnd von Vergebung der Sünde / durch den Glauben vmb Christus willen / die sonst in der gemeinen Predigt allen fürgetragen wird / aber mit diesem Vnterscheid / In der gemeinen Predigt wird dieselbige Verheissung in gemein fürgetragen / angeboten / gereichet vnd zugeeignet allen Gleubigen / Aber in der Absolution wird dieselbige Verheissung in sonderheit einem jeden für seine Person / der in rechtem Glauben derselbigen brauchet / fürgetragen / gereicht vnd zugeeignet. Nun sol auch in der gemeinen Predigt die Verheissung des Euangelij / nicht allein narratiuè oder recitatiuè gehandelt / Sondern / die Leute sollen vermanet werden / daß sie dieselbige durch den Glauben ergreiffen / vnd annehmen sollen: Vnnd wer also die Verheissung des Euangelij / so in gemein wird fürgetragen / vnd angebotten / durch den Glauben in sein Hertz fasset / vnd also zu sich nimpt / der sol wissen / vnd nicht zweiffeln / daß jhme dadurch der liebe GOtt warhafftig vnd gewißlich reiche / schencke / vnd zueigne / was die Verheissung fürtregt vnd anbeut / Daher ein alter guter nützer Brauch kommen ist / daß die Predigten beschlossen werden / mit einer gemeinen Beicht / vnd gemeinen Absolution / dadurch angezeiget wird / daß die Zuhörer die Lehr / so in der Predigt aus Gottes Worte fürgetragen wird / nicht sollen in gemein hin hengen lassen / Sondern de applicatione gedencken / zur Busse / zum Glauben / zur Besserung / wie von solcher gemeinen Absolution hernach sol gesaget werden.

Es kan aber ein armes Gewissen seinen schwachen Glauben / aus der gemeinen Predigt offt nicht gnugsam stercken / Denn es gleubt wol / daß Gottes Verheissung wahr sey / vnd allen Gleubigen gegeben werde / Aber dauon disputieret es / Wer weis / ob der liebe GOtt dir armen grossen vnwirdigen Sünder solche hohe Himlische Schätze / vnd Güter auch geben wölle: Du wüntschest / begerest / gleubest / trawest ja wol / aber wer weis / was GOTT im Himmel gedenckt / vnd von deiner Person beschlossen habe / etc.

Hie hat nun der Sohn Gottes den schwachen Glauben zustercken / vnd die arme Gewissen zutrösten / nicht allein in gemein das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0074"/>
vnd mit der                      Heiligen Verdienst beschmeißt / vnd jetzund die Sacramentschwermer / auch                      etliche andere / dieselbige zum theil verachten / zum theil gar verwerffen /                      auff daß die Leute aus Gottes Wort berichtet werden / was herrlichen schönen                      Trost die arme Gewissen finden in der Absolution / vnd also von derselbigen viel                      vnd hoch halten / die offt vnd gerne in rechtem Glauben brauchen. Es ist aber                      die Absolution nichts anders / denn eben die Verheissung des Euangelij / von                      GOttes Gnade / vnd von Vergebung der Sünde / durch den Glauben vmb Christus                      willen / die sonst in der gemeinen Predigt allen fürgetragen wird / aber mit                      diesem Vnterscheid / In der gemeinen Predigt wird dieselbige Verheissung in                      gemein fürgetragen / angeboten / gereichet vnd zugeeignet allen Gleubigen / Aber                      in der Absolution wird dieselbige Verheissung in sonderheit einem jeden für                      seine Person / der in rechtem Glauben derselbigen brauchet / fürgetragen /                      gereicht vnd zugeeignet. Nun sol auch in der gemeinen Predigt die Verheissung                      des Euangelij / nicht allein <hi rendition="#i">narratiuè</hi> oder <hi rendition="#i">recitatiuè</hi> gehandelt / Sondern / die Leute sollen                      vermanet werden / daß sie dieselbige durch den Glauben ergreiffen / vnd annehmen                      sollen: Vnnd wer also die Verheissung des Euangelij / so in gemein wird                      fürgetragen / vnd angebotten / durch den Glauben in sein Hertz fasset / vnd also                      zu sich nimpt / der sol wissen / vnd nicht zweiffeln / daß jhme dadurch der                      liebe GOtt warhafftig vnd gewißlich reiche / schencke / vnd zueigne / was die                      Verheissung fürtregt vnd anbeut / Daher ein alter guter nützer Brauch kommen ist                      / daß die Predigten beschlossen werden / mit einer gemeinen Beicht / vnd                      gemeinen Absolution / dadurch angezeiget wird / daß die Zuhörer die Lehr / so in                      der Predigt aus Gottes Worte fürgetragen wird / nicht sollen in gemein hin                      hengen lassen / Sondern <hi rendition="#i">de applicatione</hi> gedencken / zur                      Busse / zum Glauben / zur Besserung / wie von solcher gemeinen Absolution                      hernach sol gesaget werden.</p>
        <p>Es kan aber ein armes Gewissen seinen schwachen Glauben / aus der gemeinen                      Predigt offt nicht gnugsam stercken / Denn es gleubt wol / daß Gottes                      Verheissung wahr sey / vnd allen Gleubigen gegeben werde / Aber dauon                      disputieret es / Wer weis / ob der liebe GOtt dir armen grossen vnwirdigen                      Sünder solche hohe Himlische Schätze / vnd Güter auch geben wölle: Du wüntschest                      / begerest / gleubest / trawest ja wol / aber wer weis / was GOTT im Himmel                      gedenckt / vnd von deiner Person beschlossen habe / etc.</p>
        <p>Hie hat nun der Sohn Gottes den schwachen Glauben zustercken / vnd die arme                      Gewissen zutrösten / nicht allein in gemein das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0074] vnd mit der Heiligen Verdienst beschmeißt / vnd jetzund die Sacramentschwermer / auch etliche andere / dieselbige zum theil verachten / zum theil gar verwerffen / auff daß die Leute aus Gottes Wort berichtet werden / was herrlichen schönen Trost die arme Gewissen finden in der Absolution / vnd also von derselbigen viel vnd hoch halten / die offt vnd gerne in rechtem Glauben brauchen. Es ist aber die Absolution nichts anders / denn eben die Verheissung des Euangelij / von GOttes Gnade / vnd von Vergebung der Sünde / durch den Glauben vmb Christus willen / die sonst in der gemeinen Predigt allen fürgetragen wird / aber mit diesem Vnterscheid / In der gemeinen Predigt wird dieselbige Verheissung in gemein fürgetragen / angeboten / gereichet vnd zugeeignet allen Gleubigen / Aber in der Absolution wird dieselbige Verheissung in sonderheit einem jeden für seine Person / der in rechtem Glauben derselbigen brauchet / fürgetragen / gereicht vnd zugeeignet. Nun sol auch in der gemeinen Predigt die Verheissung des Euangelij / nicht allein narratiuè oder recitatiuè gehandelt / Sondern / die Leute sollen vermanet werden / daß sie dieselbige durch den Glauben ergreiffen / vnd annehmen sollen: Vnnd wer also die Verheissung des Euangelij / so in gemein wird fürgetragen / vnd angebotten / durch den Glauben in sein Hertz fasset / vnd also zu sich nimpt / der sol wissen / vnd nicht zweiffeln / daß jhme dadurch der liebe GOtt warhafftig vnd gewißlich reiche / schencke / vnd zueigne / was die Verheissung fürtregt vnd anbeut / Daher ein alter guter nützer Brauch kommen ist / daß die Predigten beschlossen werden / mit einer gemeinen Beicht / vnd gemeinen Absolution / dadurch angezeiget wird / daß die Zuhörer die Lehr / so in der Predigt aus Gottes Worte fürgetragen wird / nicht sollen in gemein hin hengen lassen / Sondern de applicatione gedencken / zur Busse / zum Glauben / zur Besserung / wie von solcher gemeinen Absolution hernach sol gesaget werden. Es kan aber ein armes Gewissen seinen schwachen Glauben / aus der gemeinen Predigt offt nicht gnugsam stercken / Denn es gleubt wol / daß Gottes Verheissung wahr sey / vnd allen Gleubigen gegeben werde / Aber dauon disputieret es / Wer weis / ob der liebe GOtt dir armen grossen vnwirdigen Sünder solche hohe Himlische Schätze / vnd Güter auch geben wölle: Du wüntschest / begerest / gleubest / trawest ja wol / aber wer weis / was GOTT im Himmel gedenckt / vnd von deiner Person beschlossen habe / etc. Hie hat nun der Sohn Gottes den schwachen Glauben zustercken / vnd die arme Gewissen zutrösten / nicht allein in gemein das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/74
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/74>, abgerufen am 22.05.2024.