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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Zum Andern jrren auch die jenigen / die da tichten / Ob wol die natürlichen Kreffte des Freyen willens für sich allein zu schwach seyn / alles was zur Bekehrung gehöret außzurichten / so vermögen sie dennoch etwas / wie wenig oder schwach es auch sey / zu Geistlichen Sachen vnd Wercken / Als nemlich / von sich selbst die Bekehrung vnd Geistliche Wercke zu wehlen vnd anzufangen / Weil sie aber zu schwach allein dazu seyn / solches zu vollenden / daß alßdenn der heilige Geist diesen anfang / aus den natürlichen Krefften vnsers eigenen Freyen Willens herrhürend / zu hülff komme.

Zum Dritten ist aus obgesetztem Grunde klar / daß auch die jenigen jrren / die es dafür halten / Wenn der heilige Geist seine Wirckung in vns angefangen hat / daß alßdenn / nach diesem ersten anregen des heiligen Geistes der Mensch dennoch etwas aus seinen noch vbrigen / eigenen / natürlichen Krefften des Freyen willens / in Geistlichen Wirckungen dazu thue vnd helffe / vnd sagen außdrücklich von den natürlichen Krefften / Denn was belanget den nu bekehrten willen des Menschen / hat es eine andere gelegenheit / Denn weil solcher bekehrter Wille nun andere vnd newe Kreffte vom heiligen Geist in der Bekehrung bekommen hat / ist es gewiß wahr / daß er also vnd dadurch in den guten Geistlichen Wercken mitwircke / Hie aber reden wir allein von den natürlichen Krefften des Freyen Willens / für sich. Vnd das ist der Erste Punct in dieser Heuptsache.

Fürs Andere / Die heilige Schrifft schreibet die gantze Bekehrung mit allen jhren zugehörigen stücken gentzlich vnd allein den Gaben vnd krefftigen Wirckungen des heiligen Geistes zu / Denn Gott der Vater vmb seines lieben Sohns willen durch den heiligen Geist gibet die Busse / Act. 5. 2. Timoth. 2. Nimpt hinweg das Steinern / vnd gibt ein Fleischern Hertz / Ezech. 16. Gibet wahre Furcht Gottes / Malach. 2. Deu. 30. Erleuchtete Augen / Eph. 1. Wircket den Glauben / Eph. 2. Coloss. 2. Machet vns tüchtig / 2. Corin. 3. Wircket beydes / daß wir wollen vnd auch thun / was Gott gefellig ist / Philip. 2. Denn die Frucht des Geistes ist die Liebe / Eph. 5. Gott ist ein Gott aller Gedult / vnd alles Trostes / Rom. 15. Daß wir also in Summa in vnser gantzen Bekehrung / vnd in allen Geistlichen Sachen vnd Wirckungen nichts eigens haben / ohn allein / was wir in der Wiedergeburt vnd Ernewerung des Geistes von GOtt empfangen haben / 1. Corinth. 14. Denn alle gute Gaben sind allein von Gott / Jacob. 1. Ist demnach die facultas applicandi se ad gratiam, das vermögen zu Gottes Gnade sich zu begeben / nicht ein eigen Werck des Freyen Willens / oder der Menschlichen natürlichen Kreffte / Sondern ein

Zum Andern jrren auch die jenigen / die da tichten / Ob wol die natürlichen Kreffte des Freyen willens für sich allein zu schwach seyn / alles was zur Bekehrung gehöret außzurichten / so vermögen sie dennoch etwas / wie wenig oder schwach es auch sey / zu Geistlichen Sachen vnd Wercken / Als nemlich / von sich selbst die Bekehrung vnd Geistliche Wercke zu wehlen vnd anzufangen / Weil sie aber zu schwach allein dazu seyn / solches zu vollenden / daß alßdenn der heilige Geist diesen anfang / aus den natürlichen Krefften vnsers eigenen Freyen Willens herrhürend / zu hülff komme.

Zum Dritten ist aus obgesetztem Grunde klar / daß auch die jenigen jrren / die es dafür halten / Wenn der heilige Geist seine Wirckung in vns angefangen hat / daß alßdenn / nach diesem ersten anregen des heiligen Geistes der Mensch dennoch etwas aus seinen noch vbrigen / eigenen / natürlichen Krefften des Freyen willens / in Geistlichen Wirckungen dazu thue vnd helffe / vnd sagen außdrücklich von den natürlichen Krefften / Denn was belanget den nu bekehrten willen des Menschen / hat es eine andere gelegenheit / Denn weil solcher bekehrter Wille nun andere vnd newe Kreffte vom heiligen Geist in der Bekehrung bekommen hat / ist es gewiß wahr / daß er also vnd dadurch in den guten Geistlichen Wercken mitwircke / Hie aber reden wir allein von den natürlichen Krefften des Freyen Willens / für sich. Vnd das ist der Erste Punct in dieser Heuptsache.

Fürs Andere / Die heilige Schrifft schreibet die gantze Bekehrung mit allen jhren zugehörigen stücken gentzlich vnd allein den Gaben vnd krefftigen Wirckungen des heiligen Geistes zu / Denn Gott der Vater vmb seines lieben Sohns willen durch den heiligen Geist gibet die Busse / Act. 5. 2. Timoth. 2. Nimpt hinweg das Steinern / vnd gibt ein Fleischern Hertz / Ezech. 16. Gibet wahre Furcht Gottes / Malach. 2. Deu. 30. Erleuchtete Augen / Eph. 1. Wircket den Glauben / Eph. 2. Coloss. 2. Machet vns tüchtig / 2. Corin. 3. Wircket beydes / daß wir wollen vnd auch thun / was Gott gefellig ist / Philip. 2. Denn die Frucht des Geistes ist die Liebe / Eph. 5. Gott ist ein Gott aller Gedult / vnd alles Trostes / Rom. 15. Daß wir also in Summa in vnser gantzen Bekehrung / vnd in allen Geistlichen Sachen vnd Wirckungen nichts eigens haben / ohn allein / was wir in der Wiedergeburt vnd Ernewerung des Geistes von GOtt empfangen haben / 1. Corinth. 14. Denn alle gute Gaben sind allein von Gott / Jacob. 1. Ist demnach die facultas applicandi se ad gratiam, das vermögen zu Gottes Gnade sich zu begeben / nicht ein eigen Werck des Freyen Willens / oder der Menschlichen natürlichen Kreffte / Sondern ein

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[80/0748] Zum Andern jrren auch die jenigen / die da tichten / Ob wol die natürlichen Kreffte des Freyen willens für sich allein zu schwach seyn / alles was zur Bekehrung gehöret außzurichten / so vermögen sie dennoch etwas / wie wenig oder schwach es auch sey / zu Geistlichen Sachen vnd Wercken / Als nemlich / von sich selbst die Bekehrung vnd Geistliche Wercke zu wehlen vnd anzufangen / Weil sie aber zu schwach allein dazu seyn / solches zu vollenden / daß alßdenn der heilige Geist diesen anfang / aus den natürlichen Krefften vnsers eigenen Freyen Willens herrhürend / zu hülff komme. Zum Dritten ist aus obgesetztem Grunde klar / daß auch die jenigen jrren / die es dafür halten / Wenn der heilige Geist seine Wirckung in vns angefangen hat / daß alßdenn / nach diesem ersten anregen des heiligen Geistes der Mensch dennoch etwas aus seinen noch vbrigen / eigenen / natürlichen Krefften des Freyen willens / in Geistlichen Wirckungen dazu thue vnd helffe / vnd sagen außdrücklich von den natürlichen Krefften / Denn was belanget den nu bekehrten willen des Menschen / hat es eine andere gelegenheit / Denn weil solcher bekehrter Wille nun andere vnd newe Kreffte vom heiligen Geist in der Bekehrung bekommen hat / ist es gewiß wahr / daß er also vnd dadurch in den guten Geistlichen Wercken mitwircke / Hie aber reden wir allein von den natürlichen Krefften des Freyen Willens / für sich. Vnd das ist der Erste Punct in dieser Heuptsache. Fürs Andere / Die heilige Schrifft schreibet die gantze Bekehrung mit allen jhren zugehörigen stücken gentzlich vnd allein den Gaben vnd krefftigen Wirckungen des heiligen Geistes zu / Denn Gott der Vater vmb seines lieben Sohns willen durch den heiligen Geist gibet die Busse / Act. 5. 2. Timoth. 2. Nimpt hinweg das Steinern / vnd gibt ein Fleischern Hertz / Ezech. 16. Gibet wahre Furcht Gottes / Malach. 2. Deu. 30. Erleuchtete Augen / Eph. 1. Wircket den Glauben / Eph. 2. Coloss. 2. Machet vns tüchtig / 2. Corin. 3. Wircket beydes / daß wir wollen vnd auch thun / was Gott gefellig ist / Philip. 2. Denn die Frucht des Geistes ist die Liebe / Eph. 5. Gott ist ein Gott aller Gedult / vnd alles Trostes / Rom. 15. Daß wir also in Summa in vnser gantzen Bekehrung / vnd in allen Geistlichen Sachen vnd Wirckungen nichts eigens haben / ohn allein / was wir in der Wiedergeburt vnd Ernewerung des Geistes von GOtt empfangen haben / 1. Corinth. 14. Denn alle gute Gaben sind allein von Gott / Jacob. 1. Ist demnach die facultas applicandi se ad gratiam, das vermögen zu Gottes Gnade sich zu begeben / nicht ein eigen Werck des Freyen Willens / oder der Menschlichen natürlichen Kreffte / Sondern ein

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/748>, abgerufen am 22.11.2024.