[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.vnd Blut des HERRN / Vnd obwol die Caluinisten jtziger zeit denselbigen Irrthumb so herrlich schmücken / daß es einem Einfeltigen fast zubehende ist / So ist doch diß die Summa jhrer meinung / daß der Leib / vnd das Blut JESV Christi / von dem Brod vnd Wein / welches hie auff Erden im Abendmahl gereicht vnd empfangen wird / so weit / vnd noch weiter abgescheiden sey / denn der Himmel von der Erden ist / Denn sie wöllen / daß Christi Leib vnd Blut nach dem wesen / jetzund nur allein im Himmel / vnd nicht hie auff Erden / da das Abendmahl gehandelt wird / seyn sollen / daß also dasselbige / was vns hie auff Erden im Abendmahl / durch die Hand des Dieners gereichet / vnd mit vnserm Munde empfangen wird / nicht sey der wahre wesentliche Leib vnd Blut Christi / Sondern nur allein Brod vnd Wein. Es werde aber genennet Christi Leib vnnd Blut / darumb / daß es sey ein Zeichen / dadurch entweder bedeutet / oder die Krafft des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi vns gereichet werde / Der Glaube aber müsse mit seinen Gedancken sich vom Abendmahl abwenden / vnd hinauffsteigen vber alle Himmel / vnd daselbs den Leib / vnd das Blut Christi / Geistlich geniessen. Das ist im Grunde aller Sacramentschwermer endliche Meinung / sie mögen sich schmücken vnd verdrehen / wie sie jmmer wöllen vnd können. Diese meinung kan nun für der Vernunfft / mit gar ansehenlichem schein geschmücket werden / Aber fromme Christen sollen erinnert werden / daß sie mit den Worten des Abendmahls nach jhren gedancken nicht spielen sollen / dieselbe jhres gefallens zu deuteln / denn es sind Wort des Testaments des Sohns Gottes / daran so viel gelegen ist / daß / wer nicht recht vnterscheidet / das jenige was im Abendmahl des HErrn gereichet vnd empfangen wird / Nemlich / daß es sey der Leib Christi / der jsset vnd trincket jhm das Gerichte. Nun ist dieser handel leicht vnd klar / wenn wir nur allein einfeltig dabey könten oder wolten bleiben / was der Mund außredet / von welchem der Vater aus dem Himmel rüfft / Diß ist mein lieber Sohn / den solt jhr hören. Denn im Abendmal des HERRN ist etwas vorhanden / das wird vns durch die Hand des Dieners gereichet / vnd wir haben Befehl / daß wirs mit vnserm Munde empfangen sollen / da Christus spricht / Nehmet / Esset vnd Trincket / welchs nicht kan vom Geistlichen Essen vnd Trincken allein verstanden werden. Nun ist die Frage / Was dasselbige sey? Brod schen wir / Wein schmecken wir wol / Es ist aber die Frage / Ob dasselbige / das im Abendmal gegenwertig ist / das durch die Hand des Dieners vnd Blut des HERRN / Vnd obwol die Caluinisten jtziger zeit denselbigen Irrthumb so herrlich schmücken / daß es einem Einfeltigen fast zubehende ist / So ist doch diß die Summa jhrer meinung / daß der Leib / vnd das Blut JESV Christi / von dem Brod vnd Wein / welches hie auff Erden im Abendmahl gereicht vnd empfangen wird / so weit / vnd noch weiter abgescheiden sey / denn der Himmel von der Erden ist / Denn sie wöllen / daß Christi Leib vnd Blut nach dem wesen / jetzund nur allein im Himmel / vnd nicht hie auff Erden / da das Abendmahl gehandelt wird / seyn sollen / daß also dasselbige / was vns hie auff Erden im Abendmahl / durch die Hand des Dieners gereichet / vnd mit vnserm Munde empfangen wird / nicht sey der wahre wesentliche Leib vnd Blut Christi / Sondern nur allein Brod vnd Wein. Es werde aber genennet Christi Leib vnnd Blut / darumb / daß es sey ein Zeichen / dadurch entweder bedeutet / oder die Krafft des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi vns gereichet werde / Der Glaube aber müsse mit seinen Gedancken sich vom Abendmahl abwenden / vnd hinauffsteigen vber alle Himmel / vnd daselbs den Leib / vnd das Blut Christi / Geistlich geniessen. Das ist im Grunde aller Sacramentschwermer endliche Meinung / sie mögen sich schmücken vnd verdrehen / wie sie jmmer wöllen vnd können. Diese meinung kan nun für der Vernunfft / mit gar ansehenlichem schein geschmücket werden / Aber fromme Christen sollen erinnert werden / daß sie mit den Worten des Abendmahls nach jhren gedancken nicht spielen sollen / dieselbe jhres gefallens zu deuteln / denn es sind Wort des Testaments des Sohns Gottes / daran so viel gelegen ist / daß / wer nicht recht vnterscheidet / das jenige was im Abendmahl des HErrn gereichet vnd empfangen wird / Nemlich / daß es sey der Leib Christi / der jsset vnd trincket jhm das Gerichte. Nun ist dieser handel leicht vnd klar / wenn wir nur allein einfeltig dabey könten oder wolten bleiben / was der Mund außredet / von welchem der Vater aus dem Himmel rüfft / Diß ist mein lieber Sohn / den solt jhr hören. Denn im Abendmal des HERRN ist etwas vorhanden / das wird vns durch die Hand des Dieners gereichet / vnd wir haben Befehl / daß wirs mit vnserm Munde empfangen sollen / da Christus spricht / Nehmet / Esset vnd Trincket / welchs nicht kan vom Geistlichen Essen vnd Trincken allein verstanden werden. Nun ist die Frage / Was dasselbige sey? Brod schen wir / Wein schmecken wir wol / Es ist aber die Frage / Ob dasselbige / das im Abendmal gegenwertig ist / das durch die Hand des Dieners <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0090"/> vnd Blut des HERRN / Vnd obwol die Caluinisten jtziger zeit denselbigen Irrthumb so herrlich schmücken / daß es einem Einfeltigen fast zubehende ist / So ist doch diß die Summa jhrer meinung / daß der Leib / vnd das Blut JESV Christi / von dem Brod vnd Wein / welches hie auff Erden im Abendmahl gereicht vnd empfangen wird / so weit / vnd noch weiter abgescheiden sey / denn der Himmel von der Erden ist / Denn sie wöllen / daß Christi Leib vnd Blut nach dem wesen / jetzund nur allein im Himmel / vnd nicht hie auff Erden / da das Abendmahl gehandelt wird / seyn sollen / daß also dasselbige / was vns hie auff Erden im Abendmahl / durch die Hand des Dieners gereichet / vnd mit vnserm Munde empfangen wird / nicht sey der wahre wesentliche Leib vnd Blut Christi / Sondern nur allein Brod vnd Wein. Es werde aber genennet Christi Leib vnnd Blut / darumb / daß es sey ein Zeichen / dadurch entweder bedeutet / oder die Krafft des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi vns gereichet werde / Der Glaube aber müsse mit seinen Gedancken sich vom Abendmahl abwenden / vnd hinauffsteigen vber alle Himmel / vnd daselbs den Leib / vnd das Blut Christi / Geistlich geniessen. Das ist im Grunde aller Sacramentschwermer endliche Meinung / sie mögen sich schmücken vnd verdrehen / wie sie jmmer wöllen vnd können.</p> <p>Diese meinung kan nun für der Vernunfft / mit gar ansehenlichem schein geschmücket werden / Aber fromme Christen sollen erinnert werden / daß sie mit den Worten des Abendmahls nach jhren gedancken nicht spielen sollen / dieselbe jhres gefallens zu deuteln / denn es sind Wort des Testaments des Sohns Gottes / daran so viel gelegen ist / daß / wer nicht recht vnterscheidet / das jenige was im Abendmahl des HErrn gereichet vnd empfangen wird / Nemlich / daß es sey der Leib Christi / der jsset vnd trincket jhm das Gerichte.</p> <p>Nun ist dieser handel leicht vnd klar / wenn wir nur allein einfeltig dabey könten oder wolten bleiben / was der Mund außredet / von welchem der Vater aus dem Himmel rüfft / Diß ist mein lieber Sohn / den solt jhr hören. Denn im Abendmal des HERRN ist etwas vorhanden / das wird vns durch die Hand des Dieners gereichet / vnd wir haben Befehl / daß wirs mit vnserm Munde empfangen sollen / da Christus spricht / Nehmet / Esset vnd Trincket / welchs nicht kan vom Geistlichen Essen vnd Trincken allein verstanden werden. Nun ist die Frage / Was dasselbige sey? Brod schen wir / Wein schmecken wir wol / Es ist aber die Frage / Ob dasselbige / das im Abendmal gegenwertig ist / das durch die Hand des Dieners </p> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
vnd Blut des HERRN / Vnd obwol die Caluinisten jtziger zeit denselbigen Irrthumb so herrlich schmücken / daß es einem Einfeltigen fast zubehende ist / So ist doch diß die Summa jhrer meinung / daß der Leib / vnd das Blut JESV Christi / von dem Brod vnd Wein / welches hie auff Erden im Abendmahl gereicht vnd empfangen wird / so weit / vnd noch weiter abgescheiden sey / denn der Himmel von der Erden ist / Denn sie wöllen / daß Christi Leib vnd Blut nach dem wesen / jetzund nur allein im Himmel / vnd nicht hie auff Erden / da das Abendmahl gehandelt wird / seyn sollen / daß also dasselbige / was vns hie auff Erden im Abendmahl / durch die Hand des Dieners gereichet / vnd mit vnserm Munde empfangen wird / nicht sey der wahre wesentliche Leib vnd Blut Christi / Sondern nur allein Brod vnd Wein. Es werde aber genennet Christi Leib vnnd Blut / darumb / daß es sey ein Zeichen / dadurch entweder bedeutet / oder die Krafft des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi vns gereichet werde / Der Glaube aber müsse mit seinen Gedancken sich vom Abendmahl abwenden / vnd hinauffsteigen vber alle Himmel / vnd daselbs den Leib / vnd das Blut Christi / Geistlich geniessen. Das ist im Grunde aller Sacramentschwermer endliche Meinung / sie mögen sich schmücken vnd verdrehen / wie sie jmmer wöllen vnd können.
Diese meinung kan nun für der Vernunfft / mit gar ansehenlichem schein geschmücket werden / Aber fromme Christen sollen erinnert werden / daß sie mit den Worten des Abendmahls nach jhren gedancken nicht spielen sollen / dieselbe jhres gefallens zu deuteln / denn es sind Wort des Testaments des Sohns Gottes / daran so viel gelegen ist / daß / wer nicht recht vnterscheidet / das jenige was im Abendmahl des HErrn gereichet vnd empfangen wird / Nemlich / daß es sey der Leib Christi / der jsset vnd trincket jhm das Gerichte.
Nun ist dieser handel leicht vnd klar / wenn wir nur allein einfeltig dabey könten oder wolten bleiben / was der Mund außredet / von welchem der Vater aus dem Himmel rüfft / Diß ist mein lieber Sohn / den solt jhr hören. Denn im Abendmal des HERRN ist etwas vorhanden / das wird vns durch die Hand des Dieners gereichet / vnd wir haben Befehl / daß wirs mit vnserm Munde empfangen sollen / da Christus spricht / Nehmet / Esset vnd Trincket / welchs nicht kan vom Geistlichen Essen vnd Trincken allein verstanden werden. Nun ist die Frage / Was dasselbige sey? Brod schen wir / Wein schmecken wir wol / Es ist aber die Frage / Ob dasselbige / das im Abendmal gegenwertig ist / das durch die Hand des Dieners
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |