Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Allerneueste Autentique Nachricht. [s. l.], 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

der Lieut, Buchner, welchen ich mit anhero genommen, und in unsern
Diensten gestanden, hat gleichfalls das unglückl. Sort gehabt, todt geschos-
sen zu werden; Man hält davor, die Rebellen, müssen mit einer gewis-
sen Puisance, in guten Vernehmen stehen, und mit selbigen en-concert die
Friedens Proposition gemacht haben, in der Meynung uns damit sicher zu
machen, und endlich durch das vorgehabte Dessein, uns eines anzuhängen,
und den gar aus zumachen, gewiß ist es, wann selbige diesen ihren End-
zweck erreichet hätten, würden wir einen schweren Stand gehabt haben,
ohne daß es verhindert werden können.

Corsica, eine der grösten Jnseln des Mittelländischen Meers, zwischen
den Genuesischen Küsten und der Jnsul Sardinien. Sie wird in vier
Theile abgetheilet, di qua monte gegen Norden, di la monti, gegen Sü-
den, Banda di dentro gegen Osten, Banda di fuora gegen Westen. Sie
wurde zu erst von den Griecher Tercepne und hernach Cyrne, nach Cyr-
no,
welcher des Herculis Sohn gewesen, seyn soll, genennet. Den Nah-
men Corsica aber soll sie von einer gewissen Weibs-Person aus Ligurien,
nahmens Corsa Babulca, bekommen haben, welche so behertzt gewesen, daß
sie aus bemeldter Landschafft eine Colonie hieher geführet. Die vor Zei-
in dieser Jnsul berühmte Städte waren Aleria und Mariana, deren jene
von Sylla, diese aber von Mario zu einer Römischen Colonie gemacht wor-
den, da sonsten Aleria schon vor einigen Seculis durch die Phocenser war
erbauet, und nachdem von den Römern in ersten Punischen Kriege unter
den ältern L. Scipione erobert worden. Allein vorjetzo haben sie beyde kaum
noch einige Merckmale von ihrer alten Herrlichkeit übrig. Nunmehro sind
die besten, Bastia, welches die Haupt-Stadt ist, alsdann Ajazzo, Nebio,
Calvi, Corte, Bonifacio, &c.
Es sind 5. Bißthümer darinnen, als zu
Ajazzo, Aleria, Sagona, Mariana und Nebio. Die 4. letztern Oerter
aber sind dergestallt ruiniret, daß die Bischöffe sich entweder zu Bastia
oder in den benachbarten Dörffern aufhalten müssen. Corsica hat 3. grosse
Flüsse unter welchen Liamon und Tavignan aus dem See Crena entsprin-
gen, welcher auf den Berge Gradaccio gegen die mitten der Jnsul zu liegt.
Daselbst ist auch der See Juo, woraus der Fluß Guolo kommt. Die
Lufft ist sehr ungesund, das Erdreich aber bergicht, steinigt und nicht gar
fruchtbar; jedennoch wächset guter Wein auf derselben, wie auch Ge-
träyde und Baumfrüchte, als Oliven, Feigen, Mandeln und Castanien,
und an ihren Küsten findet man viel Corallen. Man trifft auch einen
Stein darinnen an, welcher Catochites genennet wird, und an der Hand

kle-

der Lieut, Buchner, welchen ich mit anhero genommen, und in unſern
Dienſten geſtanden, hat gleichfalls das ungluͤckl. Sort gehabt, todt geſchoſ-
ſen zu werden; Man haͤlt davor, die Rebellen, muͤſſen mit einer gewiſ-
ſen Puiſance, in guten Vernehmen ſtehen, und mit ſelbigen en-concert die
Friedens Propoſition gemacht haben, in der Meynung uns damit ſicher zu
machen, und endlich durch das vorgehabte Deſſein, uns eines anzuhaͤngen,
und den gar aus zumachen, gewiß iſt es, wann ſelbige dieſen ihren End-
zweck erreichet haͤtten, wuͤrden wir einen ſchweren Stand gehabt haben,
ohne daß es verhindert werden koͤnnen.

Corſica, eine der groͤſten Jnſeln des Mittellaͤndiſchen Meers, zwiſchen
den Genueſiſchen Kuͤſten und der Jnſul Sardinien. Sie wird in vier
Theile abgetheilet, di qua monte gegen Norden, di la monti, gegen Suͤ-
den, Banda di dentro gegen Oſten, Banda di fuora gegen Weſten. Sie
wurde zu erſt von den Griecher Tercepne und hernach Cyrne, nach Cyr-
no,
welcher des Herculis Sohn geweſen, ſeyn ſoll, genennet. Den Nah-
men Corſica aber ſoll ſie von einer gewiſſen Weibs-Perſon aus Ligurien,
nahmens Corſa Babulca, bekommen haben, welche ſo behertzt geweſen, daß
ſie aus bemeldter Landſchafft eine Colonie hieher gefuͤhret. Die vor Zei-
in dieſer Jnſul beruͤhmte Staͤdte waren Aleria und Mariana, deren jene
von Sylla, dieſe aber von Mario zu einer Roͤmiſchen Colonie gemacht wor-
den, da ſonſten Aleria ſchon vor einigen Seculis durch die Phocenſer war
erbauet, und nachdem von den Roͤmern in erſten Puniſchen Kriege unter
den aͤltern L. Scipione erobert worden. Allein vorjetzo haben ſie beyde kaum
noch einige Merckmale von ihrer alten Herrlichkeit uͤbrig. Nunmehro ſind
die beſten, Baſtia, welches die Haupt-Stadt iſt, alsdann Ajazzo, Nebio,
Calvi, Corte, Bonifacio, &c.
Es ſind 5. Bißthuͤmer darinnen, als zu
Ajazzo, Aleria, Sagona, Mariana und Nebio. Die 4. letztern Oerter
aber ſind dergeſtallt ruiniret, daß die Biſchoͤffe ſich entweder zu Baſtia
oder in den benachbarten Doͤrffern aufhalten muͤſſen. Corſica hat 3. groſſe
Fluͤſſe unter welchen Liamon und Tavignan aus dem See Crena entſprin-
gen, welcher auf den Berge Gradaccio gegen die mitten der Jnſul zu liegt.
Daſelbſt iſt auch der See Juo, woraus der Fluß Guolo kommt. Die
Lufft iſt ſehr ungeſund, das Erdreich aber bergicht, ſteinigt und nicht gar
fruchtbar; jedennoch waͤchſet guter Wein auf derſelben, wie auch Ge-
traͤyde und Baumfruͤchte, als Oliven, Feigen, Mandeln und Caſtanien,
und an ihren Kuͤſten findet man viel Corallen. Man trifft auch einen
Stein darinnen an, welcher Catochites genennet wird, und an der Hand

kle-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0014" n="(10)"/>
der <hi rendition="#aq">Lieut, Buchner,</hi> welchen ich mit anhero genommen, und in un&#x017F;ern<lb/>
Dien&#x017F;ten ge&#x017F;tanden, hat gleichfalls das unglu&#x0364;ckl. <hi rendition="#aq">Sort</hi> gehabt, todt ge&#x017F;cho&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zu werden; Man ha&#x0364;lt davor, die Rebellen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mit einer gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#aq">Pui&#x017F;ance,</hi> in guten Vernehmen &#x017F;tehen, und mit &#x017F;elbigen <hi rendition="#aq">en-concert</hi> die<lb/>
Friedens <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;ition</hi> gemacht haben, in der Meynung uns damit &#x017F;icher zu<lb/>
machen, und endlich durch das vorgehabte <hi rendition="#aq">De&#x017F;&#x017F;ein,</hi> uns eines anzuha&#x0364;ngen,<lb/>
und den gar aus zumachen, gewiß i&#x017F;t es, wann &#x017F;elbige die&#x017F;en ihren End-<lb/>
zweck erreichet ha&#x0364;tten, wu&#x0364;rden wir einen &#x017F;chweren Stand gehabt haben,<lb/>
ohne daß es verhindert werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
      <p>Cor&#x017F;ica, eine der gro&#x0364;&#x017F;ten Jn&#x017F;eln des Mittella&#x0364;ndi&#x017F;chen Meers, zwi&#x017F;chen<lb/>
den Genue&#x017F;i&#x017F;chen Ku&#x0364;&#x017F;ten und der Jn&#x017F;ul Sardinien. Sie wird in vier<lb/>
Theile abgetheilet, <hi rendition="#aq">di qua monte</hi> gegen Norden, <hi rendition="#aq">di la monti,</hi> gegen Su&#x0364;-<lb/>
den, <hi rendition="#aq">Banda di dentro</hi> gegen O&#x017F;ten, <hi rendition="#aq">Banda di fuora</hi> gegen We&#x017F;ten. Sie<lb/>
wurde zu er&#x017F;t von den Griecher <hi rendition="#aq">Tercepne</hi> und hernach <hi rendition="#aq">Cyrne,</hi> nach <hi rendition="#aq">Cyr-<lb/>
no,</hi> welcher des <hi rendition="#aq">Herculis</hi> Sohn gewe&#x017F;en, &#x017F;eyn &#x017F;oll, genennet. Den Nah-<lb/>
men Cor&#x017F;ica aber &#x017F;oll &#x017F;ie von einer gewi&#x017F;&#x017F;en Weibs-Per&#x017F;on aus Ligurien,<lb/>
nahmens <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;a Babulca,</hi> bekommen haben, welche &#x017F;o behertzt gewe&#x017F;en, daß<lb/>
&#x017F;ie aus bemeldter Land&#x017F;chafft eine <hi rendition="#aq">Colonie</hi> hieher gefu&#x0364;hret. Die vor Zei-<lb/>
in die&#x017F;er Jn&#x017F;ul beru&#x0364;hmte Sta&#x0364;dte waren <hi rendition="#aq">Aleria</hi> und <hi rendition="#aq">Mariana,</hi> deren jene<lb/>
von <hi rendition="#aq">Sylla,</hi> die&#x017F;e aber von <hi rendition="#aq">Mario</hi> zu einer Ro&#x0364;mi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Colonie</hi> gemacht wor-<lb/>
den, da &#x017F;on&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Aleria</hi> &#x017F;chon vor einigen <hi rendition="#aq">Seculis</hi> durch die Phocen&#x017F;er war<lb/>
erbauet, und nachdem von den Ro&#x0364;mern in er&#x017F;ten Puni&#x017F;chen Kriege unter<lb/>
den a&#x0364;ltern <hi rendition="#aq">L. Scipione</hi> erobert worden. Allein vorjetzo haben &#x017F;ie beyde kaum<lb/>
noch einige Merckmale von ihrer alten Herrlichkeit u&#x0364;brig. Nunmehro &#x017F;ind<lb/>
die be&#x017F;ten, <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;tia,</hi> welches die Haupt-Stadt i&#x017F;t, alsdann <hi rendition="#aq">Ajazzo, Nebio,<lb/>
Calvi, Corte, Bonifacio, &amp;c.</hi> Es &#x017F;ind 5. Bißthu&#x0364;mer darinnen, als zu<lb/><hi rendition="#aq">Ajazzo, Aleria, Sagona, Mariana</hi> und <hi rendition="#aq">Nebio.</hi> Die 4. letztern Oerter<lb/>
aber &#x017F;ind derge&#x017F;tallt <hi rendition="#aq">ruinir</hi>et, daß die Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe &#x017F;ich entweder zu Ba&#x017F;tia<lb/>
oder in den benachbarten Do&#x0364;rffern aufhalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;ica</hi> hat 3. gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e unter welchen <hi rendition="#aq">Liamon</hi> und <hi rendition="#aq">Tavignan</hi> aus dem See <hi rendition="#aq">Crena</hi> ent&#x017F;prin-<lb/>
gen, welcher auf den Berge <hi rendition="#aq">Gradaccio</hi> gegen die mitten der Jn&#x017F;ul zu liegt.<lb/>
Da&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t auch der See <hi rendition="#aq">Juo,</hi> woraus der Fluß <hi rendition="#aq">Guolo</hi> kommt. Die<lb/>
Lufft i&#x017F;t &#x017F;ehr unge&#x017F;und, das Erdreich aber bergicht, &#x017F;teinigt und nicht gar<lb/>
fruchtbar; jedennoch wa&#x0364;ch&#x017F;et guter Wein auf der&#x017F;elben, wie auch Ge-<lb/>
tra&#x0364;yde und Baumfru&#x0364;chte, als <hi rendition="#aq">Oliven,</hi> Feigen, Mandeln und Ca&#x017F;tanien,<lb/>
und an ihren Ku&#x0364;&#x017F;ten findet man viel Corallen. Man trifft auch einen<lb/>
Stein darinnen an, welcher <hi rendition="#aq">Catochites</hi> genennet wird, und an der Hand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kle-</fw><lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[(10)/0014] der Lieut, Buchner, welchen ich mit anhero genommen, und in unſern Dienſten geſtanden, hat gleichfalls das ungluͤckl. Sort gehabt, todt geſchoſ- ſen zu werden; Man haͤlt davor, die Rebellen, muͤſſen mit einer gewiſ- ſen Puiſance, in guten Vernehmen ſtehen, und mit ſelbigen en-concert die Friedens Propoſition gemacht haben, in der Meynung uns damit ſicher zu machen, und endlich durch das vorgehabte Deſſein, uns eines anzuhaͤngen, und den gar aus zumachen, gewiß iſt es, wann ſelbige dieſen ihren End- zweck erreichet haͤtten, wuͤrden wir einen ſchweren Stand gehabt haben, ohne daß es verhindert werden koͤnnen. Corſica, eine der groͤſten Jnſeln des Mittellaͤndiſchen Meers, zwiſchen den Genueſiſchen Kuͤſten und der Jnſul Sardinien. Sie wird in vier Theile abgetheilet, di qua monte gegen Norden, di la monti, gegen Suͤ- den, Banda di dentro gegen Oſten, Banda di fuora gegen Weſten. Sie wurde zu erſt von den Griecher Tercepne und hernach Cyrne, nach Cyr- no, welcher des Herculis Sohn geweſen, ſeyn ſoll, genennet. Den Nah- men Corſica aber ſoll ſie von einer gewiſſen Weibs-Perſon aus Ligurien, nahmens Corſa Babulca, bekommen haben, welche ſo behertzt geweſen, daß ſie aus bemeldter Landſchafft eine Colonie hieher gefuͤhret. Die vor Zei- in dieſer Jnſul beruͤhmte Staͤdte waren Aleria und Mariana, deren jene von Sylla, dieſe aber von Mario zu einer Roͤmiſchen Colonie gemacht wor- den, da ſonſten Aleria ſchon vor einigen Seculis durch die Phocenſer war erbauet, und nachdem von den Roͤmern in erſten Puniſchen Kriege unter den aͤltern L. Scipione erobert worden. Allein vorjetzo haben ſie beyde kaum noch einige Merckmale von ihrer alten Herrlichkeit uͤbrig. Nunmehro ſind die beſten, Baſtia, welches die Haupt-Stadt iſt, alsdann Ajazzo, Nebio, Calvi, Corte, Bonifacio, &c. Es ſind 5. Bißthuͤmer darinnen, als zu Ajazzo, Aleria, Sagona, Mariana und Nebio. Die 4. letztern Oerter aber ſind dergeſtallt ruiniret, daß die Biſchoͤffe ſich entweder zu Baſtia oder in den benachbarten Doͤrffern aufhalten muͤſſen. Corſica hat 3. groſſe Fluͤſſe unter welchen Liamon und Tavignan aus dem See Crena entſprin- gen, welcher auf den Berge Gradaccio gegen die mitten der Jnſul zu liegt. Daſelbſt iſt auch der See Juo, woraus der Fluß Guolo kommt. Die Lufft iſt ſehr ungeſund, das Erdreich aber bergicht, ſteinigt und nicht gar fruchtbar; jedennoch waͤchſet guter Wein auf derſelben, wie auch Ge- traͤyde und Baumfruͤchte, als Oliven, Feigen, Mandeln und Caſtanien, und an ihren Kuͤſten findet man viel Corallen. Man trifft auch einen Stein darinnen an, welcher Catochites genennet wird, und an der Hand kle-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corsica_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corsica_1731/14
Zitationshilfe: [N. N.]: Allerneueste Autentique Nachricht. [s. l.], 1731, S. (10). In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corsica_1731/14>, abgerufen am 03.12.2024.