Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1588, Czernowitz, 30.04.1909.[Spaltenumbruch]
Redaktion u. Administration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutschland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme Allgemeine, Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigung: Einzelexemplare Nr. 1588. Czernowitz, Freitag, den 30. April 1909. [Spaltenumbruch] Uebersicht. Die Orientkrisis. Die Krönung Mohameds V. wird erst in 40 Tagen Letzte Telegramme. In Serbien bereiten sich neuerlich ernste Ereignisse vor- Ein Phantasiestück. Czernowitz, 29. April. c. So nannte das "Fremdenblatt" das in einem Aber -- die Phantasie von heute ist so oft die Tatsache Aber die Hilfsmittel, deren die Jungtürken sich bedienten, Es handelt sich bloß darum, ob die europäischen Mächte Die Jungtürkische Herrschaft in Konstantinopel. KB. Konstantinopel, 29. April. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Bei den diplomatischen Missionen Verhaftung Kiamil Paschas? KB. Konstantinopel, 29. April. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der frühere Großvesier Kiamil Pascha soll, KB. Stambul, 29. April. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Kiamil Pascha soll englischen Schutz verlangt Die Neubildung des Kabinetts. KB. Konstantinopel, 29. April. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der gegenwärtige Großvefier Tewfik Pascha Der Exsultan Abdul Hamid. KB. Konstantinopel, 29. April. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Berichte über die näheren Umstände der [Spaltenumbruch] Seine Kreolin. 19] (Nachdruck verboten.) Wissen Sie etwas Näheres? fragte er rasch. In diesem Jawohl. Dann komme ich bei Ihnen vorbei, fuhr er fort und Warten Sie eine Minute, rief ich ihm nach. Ich wohne Nicht? Nein -- ich wohne im "Marathon". Im "Marathon"? Jawohl, Nr. 14; Higgins wird Sie hinaufführen. Er starrte mich einen Augenblick überrascht an; dann Ich erwarte Sie also heute abends, fügte ich hinzu und Er nickte mechanisch und ging fort, als ob er im Traume Das ist so ziemlich der letzte Ort auf Erden, wo ich Und doch ist nichts so Wunderbares daran, betonte ich. Es ist Ihre Passion, erwiderte er lächelnd. Seit der Dann war also der Mord nicht das Ende davon? Nein, ich glaube, er war erst der Anfang. Erzählen Sie Tremaine hatte eine wichtige geschäftliche Zusammenkunft, Und sie hatte nichts dagegen? Nicht im geringsten, wie mir scheint. Sie schien sich prächtig dabei zu unterhalten? Jawohl. Sie ist das ungezwungenste Geschöpf, das ich Ich zweifle nicht im entferntesten daran. Aber Tremaine Nein; ich nehme an, daß sie seine Eisenbahnlinie betraf. Seine Eisenbahnlinte? Ich berichtete ihm kurz über das Projekt Tremaines. Ja, vielleicht betraf es das, bemerkte Godfrey, aber nur Jetzt war es an mir, überrascht zu sein. Wissen Sie das bestimmt? Ganz sicher; ich sah ihn selber dort. Tremaine ist, wie [Spaltenumbruch] Aber sagen Sie mir, wandte ich immer erstaunter ein, Ich weiß nicht. Ein so gewandter Mensch wie er weiß Jawohl, gab ich offen zu, ich bin es. Ich sah auf den ersten Blick, daß er ein Schlaukopf ist. O, wenn Sie ihn hören würden, protestierte ich. Ich wollte, ich könnte es. Ich kann Sie ja vorstellen -- als einen Reporter, der Nein, das wäre ungeschickt. Ich werde es auf irgend Ich glaube nicht, daß es eine Falle ist, fuhr ich fort. Das ist es gerade, was wir ausfindig machen müssen. Godfrey, begann ich nach einiger Ueberlegung plötzlich, Er nahm eine Zigarre und zündete sich ein Streichholz an. Es sind eine Reihe von Einzelheiten vorhanden, gab er (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
Redaktion u. Adminiſtration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutſchland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme Allgemeine, Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigung: Einzelexemplare Nr. 1588. Czernowitz, Freitag, den 30. April 1909. [Spaltenumbruch] Ueberſicht. Die Orientkriſis. Die Krönung Mohameds V. wird erſt in 40 Tagen Letzte Telegramme. In Serbien bereiten ſich neuerlich ernſte Ereigniſſe vor- Ein Phantaſiestück. Czernowitz, 29. April. c. So nannte das „Fremdenblatt“ das in einem Aber — die Phantaſie von heute iſt ſo oft die Tatſache Aber die Hilfsmittel, deren die Jungtürken ſich bedienten, Es handelt ſich bloß darum, ob die europäiſchen Mächte Die Jungtürkiſche Herrſchaft in Konſtantinopel. KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bei den diplomatiſchen Miſſionen Verhaftung Kiamil Paſchas? KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der frühere Großveſier Kiamil Paſcha ſoll, KB. Stambul, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Kiamil Paſcha ſoll engliſchen Schutz verlangt Die Neubildung des Kabinetts. KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der gegenwärtige Großvefier Tewfik Paſcha Der Exſultan Abdul Hamid. KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Berichte über die näheren Umſtände der [Spaltenumbruch] Seine Kreolin. 19] (Nachdruck verboten.) Wiſſen Sie etwas Näheres? fragte er raſch. In dieſem Jawohl. Dann komme ich bei Ihnen vorbei, fuhr er fort und Warten Sie eine Minute, rief ich ihm nach. Ich wohne Nicht? Nein — ich wohne im „Marathon“. Im „Marathon“? Jawohl, Nr. 14; Higgins wird Sie hinaufführen. Er ſtarrte mich einen Augenblick überraſcht an; dann Ich erwarte Sie alſo heute abends, fügte ich hinzu und Er nickte mechaniſch und ging fort, als ob er im Traume Das iſt ſo ziemlich der letzte Ort auf Erden, wo ich Und doch iſt nichts ſo Wunderbares daran, betonte ich. Es iſt Ihre Paſſion, erwiderte er lächelnd. Seit der Dann war alſo der Mord nicht das Ende davon? Nein, ich glaube, er war erſt der Anfang. Erzählen Sie Tremaine hatte eine wichtige geſchäftliche Zuſammenkunft, Und ſie hatte nichts dagegen? Nicht im geringſten, wie mir ſcheint. Sie ſchien ſich prächtig dabei zu unterhalten? Jawohl. Sie iſt das ungezwungenſte Geſchöpf, das ich Ich zweifle nicht im entfernteſten daran. Aber Tremaine Nein; ich nehme an, daß ſie ſeine Eiſenbahnlinie betraf. Seine Eiſenbahnlinte? Ich berichtete ihm kurz über das Projekt Tremaines. Ja, vielleicht betraf es das, bemerkte Godfrey, aber nur Jetzt war es an mir, überraſcht zu ſein. Wiſſen Sie das beſtimmt? Ganz ſicher; ich ſah ihn ſelber dort. Tremaine iſt, wie [Spaltenumbruch] Aber ſagen Sie mir, wandte ich immer erſtaunter ein, Ich weiß nicht. Ein ſo gewandter Menſch wie er weiß Jawohl, gab ich offen zu, ich bin es. Ich ſah auf den erſten Blick, daß er ein Schlaukopf iſt. O, wenn Sie ihn hören würden, proteſtierte ich. Ich wollte, ich könnte es. Ich kann Sie ja vorſtellen — als einen Reporter, der Nein, das wäre ungeſchickt. Ich werde es auf irgend Ich glaube nicht, daß es eine Falle iſt, fuhr ich fort. Das iſt es gerade, was wir ausfindig machen müſſen. Godfrey, begann ich nach einiger Ueberlegung plötzlich, Er nahm eine Zigarre und zündete ſich ein Streichholz an. Es ſind eine Reihe von Einzelheiten vorhanden, gab er (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jEditorialStaff"> <p> <hi rendition="#b">Redaktion u. 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Und deshalb rollt auch<lb/> das franzöſiſche Gerücht ein Problem auf, das in der —<lb/> vielleicht nahen — Zukunft in allem Ernſte die europäiſche<lb/> Diplomatie wird beſchäftigen müſſen. Denn mit der Ent-<lb/> thronung des alten und der Einſetzung des neuen Sultaus iſt<lb/> die türkiſche Kriſe bei weitem noch nicht gelöſt. Schon jetzt hört<lb/> man von einem neuen Kronprätendenten, dem Prinzen Juſſuf, der<lb/> in ſeiner Art ein Märtyrer des Freiheitsgedankens iſt,<lb/> eine machtvolle Perſönlichkeit, ein Liberaler, mit alttürkiſchem<lb/> Einſchlag und dabei ein Anhänger des Autonomismus. Und<lb/><cb/> im Wege ſteht noch der Prinz Sabah-Eddin, eine Haupt-<lb/> ſtütze der „Liberalen Union“. Wie es in ſolchen Fällen zu-<lb/> geht, wiſſen wir ja aus der Geſchichte Spaniens, das ewig<lb/> mit der karliſtiſchen Bewegung, d. h. der Bewegung zugunſten<lb/> eines Kronprätendenten, zu ſchaffen hat. Jeder Prätendent<lb/> ſichert goldene Berge zu und wird das Zentrum für alle<lb/> Unzufriedenen. Der Unzufriedenen aber ſind in der neuen<lb/> Türkei gar zu viele, und ſie werden immer zahlreicher werden.<lb/> Die Jungtürken haben nämlich ein Programm, dem ſie nicht<lb/> entſagen können, ohne ihre Macht zu verlieren. Das Pro-<lb/> gramm iſt das zentraliſtiſche- und betont das Vorherrſchen<lb/> des Ottomanentums.</p><lb/> <p>Aber die Hilfsmittel, deren die Jungtürken ſich bedienten,<lb/> ſind am wenigſten geeignet, dieſe ihre Idee zu verwirklichen.<lb/> Das Zentrum der neuen Türkei iſt Saloniki. Und wie Stam-<lb/> bul der Vorpoſten Aſiens iſt, wie man vom goldenen Horn<lb/> nach der kleinaſiatiſchen Küſte hinüberſchauen kann, nach dem<lb/> Lande der Trägheit, der Träumerei und der Willenloſigkeit,<lb/> ſo iſt Saloniki die Schwelle zum weſtlichen Europa, die<lb/> Ueberwindung des Orients. Und an dieſer Ueberwindung wird<lb/> die Türkei ſich verbluten. Ueber Saloniki kann Stambul nicht<lb/> herrſchen, die Herrſchaft Salonikis aber heißt die Auflöſung<lb/> der Türkei. Denn in Saloniki iſt der Knotenpunkt der Natio-<lb/> nalitäten, die im ottomaniſchen Reich nebeneinander wohnen und<lb/> ſich in den Haaren liegen. Es iſt die Türkei im Kleinen. Jetzt werden<lb/> erſt alle Machtgelüſte der bisher unterdrückten oder im Schach<lb/> gehaltenen Volksindividualitäten zur Geltung kommen. Und wird<lb/> die neue Regierung, d. h. die Jungtür<supplied>k</supplied>en, nicht willig ſein,<lb/> ſo werden dieſelben Elemente, die ſie im Kampfte gegen die<lb/> Reaktion unterſtützt haben, ſich gegen ſie wenden und Gewalt<lb/> brauchen. Und da werden die Jungtürken unterliegen müſſen<lb/> und mit ihnen die Türkei als hiſtoriſch gewordener Staat</p><lb/> <p>Es handelt ſich bloß darum, ob die europäiſchen Mächte<lb/> bis dahin bereit ſein werden. Denn an den Geſchicken<lb/> der Türkei iſt das ganze maßgebende Europa mehr<lb/> intereſſiert, als man es ſehen laſſen will. Nicht bloß<lb/> der Dreibund, nicht bloß Rußland, Frankreich und England,<lb/> ſondern auch die Balkanſtaaten, alſo Serbien, Bulgarien,<lb/> Griechenland. Jedes dieſer Länder hat einen Fuß in der<lb/> Türkei, jedes von ihnen hat dort Zukunftspläne. Die Türkei<lb/><cb/> hat ſich bisher nur dank der Rivalität der Mächte gehalten.<lb/> Es iſt aber nicht ausgeſchloſſen, daß die Rivalität eines<lb/> ſchönen Tages in ein Einvernehmen, in eine planmäßige<lb/> Aktion ſich verwandeln wird. Und dann iſt das Phantaſie-<lb/> ſtück von heute — Proſa, trockene Wirklichkeit. Jedenfalls<lb/> ſtehen die Jungtürken vor einer ſchweren, ſchier unlösbaren<lb/> Aufgabe. Europa hat aber kein Intereſſe, ihnen die Löſung<lb/> zu erleichtern.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Die Jungtürkiſche Herrſchaft in<lb/> Konſtantinopel.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 29. April.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz.<lb/> Allg. 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Ich wohne<lb/> nicht mehr bei Frau Friſch.</p><lb/> <p>Nicht?</p><lb/> <p>Nein — ich wohne im „Marathon“.</p><lb/> <p>Im „Marathon“?</p><lb/> <p>Jawohl, Nr. 14; Higgins wird Sie hinaufführen.</p><lb/> <p>Er ſtarrte mich einen Augenblick überraſcht an; dann<lb/> ging die Tür auf, und Herr Royce trat ein, gefolgt von zwei<lb/> Angeſtellten.</p><lb/> <p>Ich erwarte Sie alſo heute abends, fügte ich hinzu und<lb/> weidete mich an ſeinem Staunen.</p><lb/> <p>Er nickte mechaniſch und ging fort, als ob er im Traume<lb/> wandelte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Das iſt ſo ziemlich der letzte Ort auf Erden, wo ich<lb/> erwartet hätte, Sie zu treffen, begann Godfrey, als er ſich<lb/> in ſeinem Stuhle zurücklehnte und rund im Zimmer herum-<lb/> blickte.</p><lb/> <p>Und doch iſt nichts ſo Wunderbares daran, betonte ich.<lb/> Ich mußte meine Wohnung verlaſſen und fand, daß dieſe<lb/> paſſend für mich ſei.</p><lb/> <p>Es iſt Ihre Paſſion, erwiderte er lächelnd. Seit der<lb/> Affäre mit Fräulein Holladay wenigſtens. <hi rendition="#g">Das</hi> Geheimnis<lb/><cb/> werden Sie nie herausbringen. Aber ich bin froh, daß Sie<lb/> hier wohnen. Ich habe eine Ahnung, daß wir gerade am<lb/> Beginn der Entwirrung eines ſehr auffallenden Geheimniſſes<lb/> ſtehen, und Sie können viel dabei helfen.</p><lb/> <p>Dann war alſo der Mord nicht das Ende davon?</p><lb/> <p>Nein, ich glaube, er war erſt der Anfang. Erzählen Sie<lb/> mir jetzt, wie es kam, daß Sie geſtern abends mit Frau<lb/> Tremaine zuſammen waren.</p><lb/> <p>Tremaine hatte eine wichtige geſchäftliche Zuſammenkunft,<lb/> erklärte ich ihm, die er unmöglich verfehlen konnte. Er hatte<lb/> ihr verſprochen, ſie ins Theater zu führen, und ſich ſchon<lb/> Billette geſichert. Nun wollte er ihr die Enttäuſchung erſparen<lb/> und bat mich, an ſeiner Stelle zu gehen.</p><lb/> <p>Und ſie hatte nichts dagegen?</p><lb/> <p>Nicht im geringſten, wie mir ſcheint.</p><lb/> <p>Sie ſchien ſich prächtig dabei zu unterhalten?</p><lb/> <p>Jawohl. Sie iſt das ungezwungenſte Geſchöpf, das ich<lb/> je geſehen. Sie würde Sie intereſſieren, Godfrey.</p><lb/> <p>Ich zweifle nicht im entfernteſten daran. Aber Tremaine<lb/> intereſſiert mich auch. Sie wiſſen nicht zufällig, welcher Art<lb/> dieſe geſchäftliche Zuſammenkunft war? fragte er und ſah<lb/> mich eigentümlich lächelnd an.</p><lb/> <p>Nein; ich nehme an, daß ſie ſeine Eiſenbahnlinie betraf.</p><lb/> <p>Seine Eiſenbahnlinte?</p><lb/> <p>Ich berichtete ihm kurz über das Projekt Tremaines.</p><lb/> <p>Ja, vielleicht betraf es das, bemerkte Godfrey, aber nur<lb/> indirekt — ſehr indirekt. Er verbrachte den Abend in Dickie<lb/> Delroys Loge in der Oper.</p><lb/> <p>Jetzt war es an mir, überraſcht zu ſein.</p><lb/> <p>Wiſſen Sie das beſtimmt?</p><lb/> <p>Ganz ſicher; ich ſah ihn ſelber dort. Tremaine iſt, wie<lb/> ich hörte, vor einiger Zeit bei Delroy eingeführt worden und<lb/> hat in der Geſellſchaft Furore gemacht — der Grund hierzu<lb/> iſt leicht genug zu verſtehen. Es iſt nicht das erſtemal, daß<lb/> er in Delroys Loge war.</p><lb/> <cb/> <p>Aber ſagen Sie mir, wandte ich immer erſtaunter ein,<lb/> wie hat er denn das fertig gebracht?</p><lb/> <p>Ich weiß nicht. Ein ſo gewandter Menſch wie er weiß<lb/> ſich oft alle Türen zu öffnen. Sogar mehr als das: er hat<lb/> Delroy für ſein Eiſenbahnprojekt zu intereſſieren gewußt, und<lb/> Delroy iſt offenbar von ihm ebenſo bezaubert wie Sie.</p><lb/> <p>Jawohl, gab ich offen zu, ich bin es.</p><lb/> <p>Ich ſah auf den erſten Blick, daß er ein Schlaukopf iſt.<lb/> Ich glaube, dieſes Eiſenbahnprojekt iſt nur eine Falle — er<lb/> ſieht nicht aus wie ein Menſch, der ſeine Zeit damit ver-<lb/> ſchwendet, Luftſchlöſſer zu bauen.</p><lb/> <p>O, wenn Sie ihn hören würden, proteſtierte ich.</p><lb/> <p>Ich wollte, ich könnte es.</p><lb/> <p>Ich kann Sie ja vorſtellen — als einen Reporter, der<lb/> Stoff zu einem Bericht ſucht zum Beiſpiel.</p><lb/> <p>Nein, das wäre ungeſchickt. Ich werde es auf irgend<lb/> eine andere Weiſe verſuchen.</p><lb/> <p>Ich glaube nicht, daß es eine Falle iſt, fuhr ich fort.<lb/> Er iſt zu ſehr damit beſchäftigt. Ueberdies ſehe ich gar nicht<lb/> ein, warum wir irgend welchen Grund hätten, ihn zu ver-<lb/> dächtigen. Wenn es eine Falle wäre, was beabſichtigt er dann<lb/> damitt?</p><lb/> <p>Das iſt es gerade, was wir ausfindig machen müſſen.</p><lb/> <p>Godfrey, begann ich nach einiger Ueberlegung plötzlich,<lb/> ich möchte Ihnen zwei Punkte unterbreiten, nach meiner An-<lb/> ſicht wichtige Punkte. Aber erſt bitte ich Sie, erzählen Sie<lb/> mir genau, wie das Verbrechen erfolgt iſt. Ich habe den<lb/> Verdacht, daß einige Einzelheiten nicht im „Rekord“ ſtanden.<lb/> Stecken Sie ſich erſt eine Zigarre an!</p><lb/> <p>Er nahm eine Zigarre und zündete ſich ein Streichholz an.</p><lb/> <p>Es ſind eine Reihe von Einzelheiten vorhanden, gab er<lb/> lächelnd zu, welche das Publikum nicht erfahren hat. Die<lb/> meiſten würden Fräulein Croydon unnötigerweiſe belaſten.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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10 Heller für Czernowitz.
Nr. 1588. Czernowitz, Freitag, den 30. April 1909.
Ueberſicht.
Die Orientkriſis.
Die Krönung Mohameds V. wird erſt in 40 Tagen
erfolgen. Kiamil Paſcha ſoll verhaftet worden ſein. Die
Maſſenverhaftungen und Maſſenhinrichtungen dauern fort.
Der Exſultan Abdul Hamid iſt in Saloniki eingetroffen, wo
er wahrſcheinlich vor ein Kriegsgericht geſtellt werden wird.
Daß über ihn das Todesurteil gefällt werden wird, iſt nicht
unwahrſcheinlich.
Letzte Telegramme.
In Serbien bereiten ſich neuerlich ernſte Ereigniſſe vor-
Im Offizierskorps macht ſich eine antidynaſtiſche Strömung
bemerkbar. — Die Unabhängigkeitspartei ſtrebt ein Miniſterium
Wekerle—Koſſuth unter Ausſchaltung der 67er Partei an.
Ein Phantaſiestück.
Czernowitz, 29. April.
c. So nannte das „Fremdenblatt“ das in einem
franzöſiſchen Blatte aufgetauchte Gerücht, daß die Dreibund-
mächte eine Aktion zur Teilung der Türkei planen. In der
Tat unter obwaltenden Verhältniſſen, ſolange die Türkei noch
im Stadium des Bauens und Organiſierens iſt, ſolange noch
um die Erneuerung der Türkei gekämpft wird, iſt jedes
derartige Vorhaben nicht nur ein phantaſtiſches, ſondern ein
unpolitiſches. Die Türken haben nämlich bewieſen, daß ſie
kämpfen können, daß ſie auch einig ſein können, wenn ſie
dazu durch die äußerſte Not getrieben werden.
Aber — die Phantaſie von heute iſt ſo oft die Tatſache
von morgen. Phantaſie heißt ja nur vorausgegriffene Wirk-
lichkeit, eine vorauseilende Einſicht. Und deshalb rollt auch
das franzöſiſche Gerücht ein Problem auf, das in der —
vielleicht nahen — Zukunft in allem Ernſte die europäiſche
Diplomatie wird beſchäftigen müſſen. Denn mit der Ent-
thronung des alten und der Einſetzung des neuen Sultaus iſt
die türkiſche Kriſe bei weitem noch nicht gelöſt. Schon jetzt hört
man von einem neuen Kronprätendenten, dem Prinzen Juſſuf, der
in ſeiner Art ein Märtyrer des Freiheitsgedankens iſt,
eine machtvolle Perſönlichkeit, ein Liberaler, mit alttürkiſchem
Einſchlag und dabei ein Anhänger des Autonomismus. Und
im Wege ſteht noch der Prinz Sabah-Eddin, eine Haupt-
ſtütze der „Liberalen Union“. Wie es in ſolchen Fällen zu-
geht, wiſſen wir ja aus der Geſchichte Spaniens, das ewig
mit der karliſtiſchen Bewegung, d. h. der Bewegung zugunſten
eines Kronprätendenten, zu ſchaffen hat. Jeder Prätendent
ſichert goldene Berge zu und wird das Zentrum für alle
Unzufriedenen. Der Unzufriedenen aber ſind in der neuen
Türkei gar zu viele, und ſie werden immer zahlreicher werden.
Die Jungtürken haben nämlich ein Programm, dem ſie nicht
entſagen können, ohne ihre Macht zu verlieren. Das Pro-
gramm iſt das zentraliſtiſche- und betont das Vorherrſchen
des Ottomanentums.
Aber die Hilfsmittel, deren die Jungtürken ſich bedienten,
ſind am wenigſten geeignet, dieſe ihre Idee zu verwirklichen.
Das Zentrum der neuen Türkei iſt Saloniki. Und wie Stam-
bul der Vorpoſten Aſiens iſt, wie man vom goldenen Horn
nach der kleinaſiatiſchen Küſte hinüberſchauen kann, nach dem
Lande der Trägheit, der Träumerei und der Willenloſigkeit,
ſo iſt Saloniki die Schwelle zum weſtlichen Europa, die
Ueberwindung des Orients. Und an dieſer Ueberwindung wird
die Türkei ſich verbluten. Ueber Saloniki kann Stambul nicht
herrſchen, die Herrſchaft Salonikis aber heißt die Auflöſung
der Türkei. Denn in Saloniki iſt der Knotenpunkt der Natio-
nalitäten, die im ottomaniſchen Reich nebeneinander wohnen und
ſich in den Haaren liegen. Es iſt die Türkei im Kleinen. Jetzt werden
erſt alle Machtgelüſte der bisher unterdrückten oder im Schach
gehaltenen Volksindividualitäten zur Geltung kommen. Und wird
die neue Regierung, d. h. die Jungtürken, nicht willig ſein,
ſo werden dieſelben Elemente, die ſie im Kampfte gegen die
Reaktion unterſtützt haben, ſich gegen ſie wenden und Gewalt
brauchen. Und da werden die Jungtürken unterliegen müſſen
und mit ihnen die Türkei als hiſtoriſch gewordener Staat
Es handelt ſich bloß darum, ob die europäiſchen Mächte
bis dahin bereit ſein werden. Denn an den Geſchicken
der Türkei iſt das ganze maßgebende Europa mehr
intereſſiert, als man es ſehen laſſen will. Nicht bloß
der Dreibund, nicht bloß Rußland, Frankreich und England,
ſondern auch die Balkanſtaaten, alſo Serbien, Bulgarien,
Griechenland. Jedes dieſer Länder hat einen Fuß in der
Türkei, jedes von ihnen hat dort Zukunftspläne. Die Türkei
hat ſich bisher nur dank der Rivalität der Mächte gehalten.
Es iſt aber nicht ausgeſchloſſen, daß die Rivalität eines
ſchönen Tages in ein Einvernehmen, in eine planmäßige
Aktion ſich verwandeln wird. Und dann iſt das Phantaſie-
ſtück von heute — Proſa, trockene Wirklichkeit. Jedenfalls
ſtehen die Jungtürken vor einer ſchweren, ſchier unlösbaren
Aufgabe. Europa hat aber kein Intereſſe, ihnen die Löſung
zu erleichtern.
Die Jungtürkiſche Herrſchaft in
Konſtantinopel.
KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“) Bei den diplomatiſchen Miſſionen
wurden die Wachen bis auf je einen Militärſchüler,
Gendarmen und Poliziſten zurückgewieſen. Der Be-
lagerungszuſtand dürfte bis zur Beendigung der
kriegsgerichtlichen Aburteilungen aufrecht
bleiben,
Verhaftung Kiamil Paſchas?
KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“) Der frühere Großveſier Kiamil Paſcha ſoll,
wie gerüchtweiſe verlautet, verhaftet worden ſein.
KB. Stambul, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Kiamil Paſcha ſoll engliſchen Schutz verlangt
haben.
Die Neubildung des Kabinetts.
KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“) Der gegenwärtige Großvefier Tewfik Paſcha
wurde mit der Neubildung des Kabinettes
betraut.
Der Exſultan Abdul Hamid.
KB. Konſtantinopel, 29. April. (Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“) Die Berichte über die näheren Umſtände der
Wegführung Abdul Hamids ſind außerordentlich
widerſprechend. Sicher ſcheint aber, daß Abdul Hamid
Seine Kreolin.
Kriminal-Roman von Burton E. Stevenſon.
19] (Nachdruck verboten.)
Wiſſen Sie etwas Näheres? fragte er raſch. In dieſem
Augenblicke wurden Schritte auf dem Gange draußen hörbar.
Wir können hier nicht darüber reden, fügte er hinzu. Sind
Sie heute abends zu Hauſe?
Jawohl.
Dann komme ich bei Ihnen vorbei, fuhr er fort und
wandte ſich zum Gehen.
Warten Sie eine Minute, rief ich ihm nach. Ich wohne
nicht mehr bei Frau Friſch.
Nicht?
Nein — ich wohne im „Marathon“.
Im „Marathon“?
Jawohl, Nr. 14; Higgins wird Sie hinaufführen.
Er ſtarrte mich einen Augenblick überraſcht an; dann
ging die Tür auf, und Herr Royce trat ein, gefolgt von zwei
Angeſtellten.
Ich erwarte Sie alſo heute abends, fügte ich hinzu und
weidete mich an ſeinem Staunen.
Er nickte mechaniſch und ging fort, als ob er im Traume
wandelte.
Das iſt ſo ziemlich der letzte Ort auf Erden, wo ich
erwartet hätte, Sie zu treffen, begann Godfrey, als er ſich
in ſeinem Stuhle zurücklehnte und rund im Zimmer herum-
blickte.
Und doch iſt nichts ſo Wunderbares daran, betonte ich.
Ich mußte meine Wohnung verlaſſen und fand, daß dieſe
paſſend für mich ſei.
Es iſt Ihre Paſſion, erwiderte er lächelnd. Seit der
Affäre mit Fräulein Holladay wenigſtens. Das Geheimnis
werden Sie nie herausbringen. Aber ich bin froh, daß Sie
hier wohnen. Ich habe eine Ahnung, daß wir gerade am
Beginn der Entwirrung eines ſehr auffallenden Geheimniſſes
ſtehen, und Sie können viel dabei helfen.
Dann war alſo der Mord nicht das Ende davon?
Nein, ich glaube, er war erſt der Anfang. Erzählen Sie
mir jetzt, wie es kam, daß Sie geſtern abends mit Frau
Tremaine zuſammen waren.
Tremaine hatte eine wichtige geſchäftliche Zuſammenkunft,
erklärte ich ihm, die er unmöglich verfehlen konnte. Er hatte
ihr verſprochen, ſie ins Theater zu führen, und ſich ſchon
Billette geſichert. Nun wollte er ihr die Enttäuſchung erſparen
und bat mich, an ſeiner Stelle zu gehen.
Und ſie hatte nichts dagegen?
Nicht im geringſten, wie mir ſcheint.
Sie ſchien ſich prächtig dabei zu unterhalten?
Jawohl. Sie iſt das ungezwungenſte Geſchöpf, das ich
je geſehen. Sie würde Sie intereſſieren, Godfrey.
Ich zweifle nicht im entfernteſten daran. Aber Tremaine
intereſſiert mich auch. Sie wiſſen nicht zufällig, welcher Art
dieſe geſchäftliche Zuſammenkunft war? fragte er und ſah
mich eigentümlich lächelnd an.
Nein; ich nehme an, daß ſie ſeine Eiſenbahnlinie betraf.
Seine Eiſenbahnlinte?
Ich berichtete ihm kurz über das Projekt Tremaines.
Ja, vielleicht betraf es das, bemerkte Godfrey, aber nur
indirekt — ſehr indirekt. Er verbrachte den Abend in Dickie
Delroys Loge in der Oper.
Jetzt war es an mir, überraſcht zu ſein.
Wiſſen Sie das beſtimmt?
Ganz ſicher; ich ſah ihn ſelber dort. Tremaine iſt, wie
ich hörte, vor einiger Zeit bei Delroy eingeführt worden und
hat in der Geſellſchaft Furore gemacht — der Grund hierzu
iſt leicht genug zu verſtehen. Es iſt nicht das erſtemal, daß
er in Delroys Loge war.
Aber ſagen Sie mir, wandte ich immer erſtaunter ein,
wie hat er denn das fertig gebracht?
Ich weiß nicht. Ein ſo gewandter Menſch wie er weiß
ſich oft alle Türen zu öffnen. Sogar mehr als das: er hat
Delroy für ſein Eiſenbahnprojekt zu intereſſieren gewußt, und
Delroy iſt offenbar von ihm ebenſo bezaubert wie Sie.
Jawohl, gab ich offen zu, ich bin es.
Ich ſah auf den erſten Blick, daß er ein Schlaukopf iſt.
Ich glaube, dieſes Eiſenbahnprojekt iſt nur eine Falle — er
ſieht nicht aus wie ein Menſch, der ſeine Zeit damit ver-
ſchwendet, Luftſchlöſſer zu bauen.
O, wenn Sie ihn hören würden, proteſtierte ich.
Ich wollte, ich könnte es.
Ich kann Sie ja vorſtellen — als einen Reporter, der
Stoff zu einem Bericht ſucht zum Beiſpiel.
Nein, das wäre ungeſchickt. Ich werde es auf irgend
eine andere Weiſe verſuchen.
Ich glaube nicht, daß es eine Falle iſt, fuhr ich fort.
Er iſt zu ſehr damit beſchäftigt. Ueberdies ſehe ich gar nicht
ein, warum wir irgend welchen Grund hätten, ihn zu ver-
dächtigen. Wenn es eine Falle wäre, was beabſichtigt er dann
damitt?
Das iſt es gerade, was wir ausfindig machen müſſen.
Godfrey, begann ich nach einiger Ueberlegung plötzlich,
ich möchte Ihnen zwei Punkte unterbreiten, nach meiner An-
ſicht wichtige Punkte. Aber erſt bitte ich Sie, erzählen Sie
mir genau, wie das Verbrechen erfolgt iſt. Ich habe den
Verdacht, daß einige Einzelheiten nicht im „Rekord“ ſtanden.
Stecken Sie ſich erſt eine Zigarre an!
Er nahm eine Zigarre und zündete ſich ein Streichholz an.
Es ſind eine Reihe von Einzelheiten vorhanden, gab er
lächelnd zu, welche das Publikum nicht erfahren hat. Die
meiſten würden Fräulein Croydon unnötigerweiſe belaſten.
(Fortſetzung folgt.)
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