Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1588, Czernowitz, 30.04.1909.30. April 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Garten des Hersch Katz hinüberliefen. Zur selben Z[e]it trieb gerade Pen[te]lei Moskaliuk mehrere Schweine auf der Straße vorüber und Katz, in der Meinung, daß die vier Schweine zu denen, die Moskaliuk vertrieb, gehören und sich nur verlaufen hatten, forderte denselben auf, die Schweine von seinem Garten wegzutreiben. Der anfangs erstaunte Bauer ließ sich dies nicht zweimal sagen, trieb die Schweine davon und machte sich eiligst aus dem Staube. Als sich später die Wahrheit über den Vorfall herausstellte, wurde die Verfolgung Moskaliuks aufgenommen. Der Gerichts- hof erkannte den Angeklagten für schuldig und verurteilte ihn zu einer Strafe von 2 Monaten schweren Kerkers und zur Zahlung des Schaden- und Kostenersatzes. Schmuggel. Vor einem Erkenntnissenate des hiesigen Ein betrügerischer Kanzleibeamte. Der im Die geehrten Provinzabonnenten werden Nachtrag. Aufrechterhaltung der Militärdiktatur. Wien, 29. April. Wie die "Wr. Allg. Ztg." meldet 1. Ein Preßgesetz, das der Zügellosigkeit der Presse 2. ein Vrrsammlungs- und Vereinsgesetz; 3. eine Ergänzung des Landstreichergesetzes, Aeußerungen des neuen Sultans. Konstantinopel, 29. April. Außer den gemeldeten Nach Verehrung des Mantels des Propheten habe der Der offizielle Text des Fetwas. Konstantinopel, 29. April. Der offizielle Text des "Dienstag den 27. April 1909 um halb 7 Uhr (das [Spaltenumbruch] Letzte Telegramme. [Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme siehe die Rubriken "Vom Tage", "Bunte Chronik" und "Rechtspflege".] Nach dem Thronwechsel. Die Nationalversammlung. Konstautinopel, 29. April. (Korr.-B.) Die National- Abdul Hamid in Saloniki. Saloniki, 29. April. (Korr.-B.) Ex Sultan Abdul Saloniki, 29. April. (Korr.-B.) Die Fahrt Abdul Weitere Verhaftungen. Konstantinopel, 29. April. (Korr.-B.) Von den Der Ex-Sultan vor Gericht. Saloniki, 29. April. (Priv.-Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.") In einflußreichen jungtürkischen Kreisen wird eifrig dafür Blutgericht in Konstantinopel. Konstantinopel, 29. April. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg Ztg.") Die Jungtürken nahmen in Konstantinopel 10.000 Ver- Die ungarische Krise. Budapest, 29. April. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In der Unabhängigkeitspartei gewinnen immer Die Entrevne in Baia. Baia, 29. April. (KB) Das italienische und Die Lage in Serbien. Belgrad, 29. April. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Im serbischen Offizierskorps ist eine immer [Spaltenumbruch] []
30. April 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Garten des Herſch Katz hinüberliefen. Zur ſelben Z[e]it trieb gerade Pen[te]lei Moskaliuk mehrere Schweine auf der Straße vorüber und Katz, in der Meinung, daß die vier Schweine zu denen, die Moskaliuk vertrieb, gehören und ſich nur verlaufen hatten, forderte denſelben auf, die Schweine von ſeinem Garten wegzutreiben. Der anfangs erſtaunte Bauer ließ ſich dies nicht zweimal ſagen, trieb die Schweine davon und machte ſich eiligſt aus dem Staube. Als ſich ſpäter die Wahrheit über den Vorfall herausſtellte, wurde die Verfolgung Moskaliuks aufgenommen. Der Gerichts- hof erkannte den Angeklagten für ſchuldig und verurteilte ihn zu einer Strafe von 2 Monaten ſchweren Kerkers und zur Zahlung des Schaden- und Koſtenerſatzes. Schmuggel. Vor einem Erkenntnisſenate des hieſigen Ein betrügeriſcher Kanzleibeamte. Der im ☛ Die geehrten Provinzabonnenten werden Nachtrag. Aufrechterhaltung der Militärdiktatur. Wien, 29. April. Wie die „Wr. Allg. Ztg.“ meldet 1. Ein Preßgeſetz, das der Zügelloſigkeit der Preſſe 2. ein Vrrſammlungs- und Vereinsgeſetz; 3. eine Ergänzung des Landſtreichergeſetzes, Aeußerungen des neuen Sultans. Konſtantinopel, 29. April. Außer den gemeldeten Nach Verehrung des Mantels des Propheten habe der Der offizielle Text des Fetwas. Konſtantinopel, 29. April. Der offizielle Text des „Dienstag den 27. April 1909 um halb 7 Uhr (das [Spaltenumbruch] Letzte Telegramme. [Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und „Rechtspflege“.] Nach dem Thronwechſel. Die Nationalverſammlung. Konſtautinopel, 29. April. (Korr.-B.) Die National- Abdul Hamid in Saloniki. Saloniki, 29. April. (Korr.-B.) Ex Sultan Abdul Saloniki, 29. April. (Korr.-B.) Die Fahrt Abdul Weitere Verhaftungen. Konſtantinopel, 29. April. (Korr.-B.) Von den Der Ex-Sultan vor Gericht. Saloniki, 29. April. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) In einflußreichen jungtürkiſchen Kreiſen wird eifrig dafür Blutgericht in Konſtantinopel. Konſtantinopel, 29. April. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg Ztg.“) Die Jungtürken nahmen in Konſtantinopel 10.000 Ver- Die ungariſche Kriſe. Budapeſt, 29. April. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In der Unabhängigkeitspartei gewinnen immer Die Entrevne in Baia. Baia, 29. April. (KB) Das italieniſche und Die Lage in Serbien. Belgrad, 29. April. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Im ſerbiſchen Offizierskorps iſt eine immer [Spaltenumbruch] []
<TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">30. April 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.</hi></fw><lb/><cb/> Garten des Herſch <hi rendition="#g">Katz</hi> hinüberliefen. Zur ſelben Z<supplied>e</supplied>it trieb<lb/> gerade Pen<supplied>te</supplied>lei <hi rendition="#g">Moskaliuk</hi> mehrere Schweine auf der<lb/> Straße vorüber und <hi rendition="#g">Katz,</hi> in der Meinung, daß die vier<lb/> Schweine zu denen, die <hi rendition="#g">Moskaliuk</hi> vertrieb, gehören und<lb/> ſich nur verlaufen hatten, forderte denſelben auf, die Schweine<lb/> von ſeinem Garten wegzutreiben. Der anfangs erſtaunte<lb/> Bauer ließ ſich dies nicht zweimal ſagen, trieb die Schweine<lb/> davon und machte ſich eiligſt aus dem Staube. Als ſich<lb/> ſpäter die Wahrheit über den Vorfall herausſtellte, wurde<lb/> die Verfolgung <hi rendition="#g">Moskaliuks</hi> aufgenommen. Der Gerichts-<lb/> hof erkannte den Angeklagten für ſchuldig und verurteilte<lb/> ihn zu einer Strafe von 2 Monaten ſchweren Kerkers und<lb/> zur Zahlung des Schaden- und Koſtenerſatzes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schmuggel.</hi> </head> <p>Vor einem Erkenntnisſenate des hieſigen<lb/> Landesgerichtes in Strafſachen hatten ſich zehn Bauern,<lb/> welche in der Nacht vom 19. Auguſt acht Borſtenſchweine<lb/> aus Rumänien nach der öſterreichiſchen Grenze herüber-<lb/> geſchwärzt hatten, zu verantworten. 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Der Verdacht<lb/> lenkte ſich ſofort auf den Kanzliſten Joſephus <hi rendition="#g">Skriba,</hi> da<lb/> derſelbe immer in Geldverlegenheiten war. Die Polizei fand<lb/> bei ihm auch den Betrag vor, von dem nur 13 K fehlten.<lb/> In der heutigen Verhandlung rech<supplied>t</supplied>fertigt ſich der Angeklagte<lb/> dahin, daß er das Geld zu dem Zwecke an ſich genommen<lb/> habe, um es für den Baumeiſter <hi rendition="#g">Poltin</hi> aufzubewahren<lb/> und ihm nach deſſen Rückkehr das Geld einzuhändigen. Da-<lb/> gegen ſpricht aber der Umſtand, daß <hi rendition="#g">Skriba,</hi> trotzdem er<lb/> wußte, daß das Geld geſucht werde, von dem Beſitze des-<lb/> ſelben nichts verlautbaren ließ. Nach der Einvernahme des<lb/> Petro <hi rendition="#g">Danilewicz</hi> und der Verleſung der Zeugenaus-<lb/> ſage des Baumeiſters <hi rendition="#g">Poltin</hi> zog ſich der Gerichtshof zur<lb/> Beratung zurück. Das Urteil lautete auf <hi rendition="#g">ſchweren<lb/> Kerker</hi> in der Dauer von <hi rendition="#g">einem Monat,</hi> verſchärft<lb/> durch einen Faſttag in jeder Woche, und zur Tragung der<lb/> Gerichtskoſten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <p>☛ <hi rendition="#et"><hi rendition="#b">Die geehrten Provinzabonnenten werden<lb/> ebenſo höflichſt als dringendſt gebeten, die<lb/> Rückſtände bezw. die Pränumerations-<lb/> gebühr umgehend zu begleichen.</hi></hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Nachtrag.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aufrechterhaltung der Militärdiktatur.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 29. April.</dateline> <p>Wie die „Wr. Allg. Ztg.“ meldet<lb/> beſteht bei den jetzt herrſchenden Faktoren in Koſtantinopel<lb/> die Abſicht, die Militärdiktatur vorläufig aufrecht zu er-<lb/> halten, bis folgende drei Geſetze in der Kammer beſchloſſen<lb/> ſein werden:</p><lb/> <p>1. Ein <hi rendition="#g">Preßgeſetz,</hi> das der Zügelloſigkeit der Preſſe<lb/> Einhalt tun ſoll;</p><lb/> <p>2. ein <hi rendition="#g">Vrrſammlungs-</hi> und <hi rendition="#g">Vereinsgeſetz;</hi> </p><lb/> <p>3. eine Ergänzung des <hi rendition="#g">Landſtreichergeſetzes,</hi><lb/> durch welches die Internierung verdächtiger Perſonen er-<lb/> möglicht wird.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aeußerungen des neuen Sultans.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 29. 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April 1909 um halb 7 Uhr (das<lb/> iſt halb 3 Uhr nachm<supplied>i</supplied>ttags) hat die aus Senatoren und<lb/> Deputierten zuſammengeſetzte Nationalverſammlung von den<lb/> beiden in dem vom Scheich-ul-Islam verleſenen und unter-<lb/> zeichneten F<supplied>e</supplied>twa enthaltenen Arten <hi rendition="#g">einſtimmig</hi> die Ent-<lb/> thronung vorgezogen. Infolgedeſſen wird Sultan <hi rendition="#g">Abdul<lb/> Hamid</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> des islamiſchen Kalifats und des ottomaniſchen<lb/> Sultanats für verluſtig erklärt und der legitime Thronfolger<lb/><hi rendition="#g">Mehmed Reſchad Efendi</hi> zum Kalifen und Sultan<lb/> mit dem Namen <hi rendition="#g">Sultan Mehmed</hi> <hi rendition="#aq">V.</hi> proklamiert.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Letzte Telegramme.</hi><lb/> <supplied>Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme<lb/> ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und<lb/> „Rechtspflege“.</supplied> </hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Nach dem Thronwechſel.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Nationalverſammlung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtautinopel,</hi> 29. 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Auf den Straßen<lb/> waren ſtarke Militärpoſten. Während das Volk die Thron-<lb/> beſteigung mit <hi rendition="#g">Muſik und Geſang</hi> feierte, wurde<lb/><hi rendition="#g">Abdul Hamid</hi> in die Villa Allatani gebracht, die unter<lb/> Militärbewachung ſteht. Die Villa wurde in aller Eile für<lb/> die neuen Bewohner hergerichtet.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Weitere Verhaftungen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 29. April.</dateline> <bibl>(Korr.-B.)</bibl> <p>Von den<lb/> Männern <hi rendition="#g">ds alten Regimes</hi> und den Anhängern der<lb/> „liberalen Union“ wurden viele verhaftet, darunter auch der<lb/> Kammerherr <hi rendition="#g">Ragid Paſcha</hi> und der Eigentümer des<lb/> Blattes <hi rendition="#g">„Serbeſtie.“</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Ex-Sultan vor Gericht.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Saloniki,</hi> 29. 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Sie ſtreben die Bildung eines Kabinetts<lb/><hi rendition="#g">Weckerle-Koſſuth</hi> an unter <hi rendition="#g">Ausſchaltung</hi> aller<lb/> auf der 67er Baſis ſtehenden <hi rendition="#g">Miniſter.</hi> Die <hi rendition="#g">Unab-<lb/> hängigkeitspartei</hi> läßt erkennen, daß ſie bereit ſei,<lb/><hi rendition="#g">für militäriſche Konzeſſionen</hi> die <hi rendition="#g">Bankfrage<lb/> zurückzuſtellen.</hi> Graf <hi rendition="#g">Tisza</hi> erſcheint morgen beim<lb/><hi rendition="#g">Kaiſer</hi> in <hi rendition="#g">Audienz.</hi> Er erklärt aber ſchon jetzt, daß<lb/> er jede Beteiligung an der <hi rendition="#g">Kabinettsbildung ab-<lb/> lehne.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Entrevne in Baia.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Baia,</hi> 29. 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30. April 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
Garten des Herſch Katz hinüberliefen. Zur ſelben Zeit trieb
gerade Pentelei Moskaliuk mehrere Schweine auf der
Straße vorüber und Katz, in der Meinung, daß die vier
Schweine zu denen, die Moskaliuk vertrieb, gehören und
ſich nur verlaufen hatten, forderte denſelben auf, die Schweine
von ſeinem Garten wegzutreiben. Der anfangs erſtaunte
Bauer ließ ſich dies nicht zweimal ſagen, trieb die Schweine
davon und machte ſich eiligſt aus dem Staube. Als ſich
ſpäter die Wahrheit über den Vorfall herausſtellte, wurde
die Verfolgung Moskaliuks aufgenommen. Der Gerichts-
hof erkannte den Angeklagten für ſchuldig und verurteilte
ihn zu einer Strafe von 2 Monaten ſchweren Kerkers und
zur Zahlung des Schaden- und Koſtenerſatzes.
Schmuggel. Vor einem Erkenntnisſenate des hieſigen
Landesgerichtes in Strafſachen hatten ſich zehn Bauern,
welche in der Nacht vom 19. Auguſt acht Borſtenſchweine
aus Rumänien nach der öſterreichiſchen Grenze herüber-
geſchwärzt hatten, zu verantworten. Sie erhielten Strafen
von 2 bis 10 Tagen Arreſt.
Ein betrügeriſcher Kanzleibeamte. Der im
kulturtechniſchen Landesamte angeſtellte Baumeiſter Poltin
beauftragte den Amtsdiener Petro Danilewicz, als er
für einige Tage verreiſte, auf ſeine Rechnung einen Vorſchuß
von 300 K zu beheben und ihm dieſe Summe nach ſeiner
Rückkehr einzuhändigen. Danilewicz befolgte dieſen
Auftrag, behob die angegebene Summe und verſteckte ſie in
einer im kulturtechniſchen Landesamte befindlichen Badekammer
unter einigen daſelbſt umherliegenden Aktenſtücken. Als der
Baumeiſter Poltin zurückkehrte und Danilewicz die
300 K aus dem Verſtecke hervorholen wollte, fand er zu
ſeinem Erſtaunen das Geld nicht mehr vor. Der Verdacht
lenkte ſich ſofort auf den Kanzliſten Joſephus Skriba, da
derſelbe immer in Geldverlegenheiten war. Die Polizei fand
bei ihm auch den Betrag vor, von dem nur 13 K fehlten.
In der heutigen Verhandlung rechtfertigt ſich der Angeklagte
dahin, daß er das Geld zu dem Zwecke an ſich genommen
habe, um es für den Baumeiſter Poltin aufzubewahren
und ihm nach deſſen Rückkehr das Geld einzuhändigen. Da-
gegen ſpricht aber der Umſtand, daß Skriba, trotzdem er
wußte, daß das Geld geſucht werde, von dem Beſitze des-
ſelben nichts verlautbaren ließ. Nach der Einvernahme des
Petro Danilewicz und der Verleſung der Zeugenaus-
ſage des Baumeiſters Poltin zog ſich der Gerichtshof zur
Beratung zurück. Das Urteil lautete auf ſchweren
Kerker in der Dauer von einem Monat, verſchärft
durch einen Faſttag in jeder Woche, und zur Tragung der
Gerichtskoſten.
☛ Die geehrten Provinzabonnenten werden
ebenſo höflichſt als dringendſt gebeten, die
Rückſtände bezw. die Pränumerations-
gebühr umgehend zu begleichen.
Nachtrag.
Aufrechterhaltung der Militärdiktatur.
Wien, 29. April. Wie die „Wr. Allg. Ztg.“ meldet
beſteht bei den jetzt herrſchenden Faktoren in Koſtantinopel
die Abſicht, die Militärdiktatur vorläufig aufrecht zu er-
halten, bis folgende drei Geſetze in der Kammer beſchloſſen
ſein werden:
1. Ein Preßgeſetz, das der Zügelloſigkeit der Preſſe
Einhalt tun ſoll;
2. ein Vrrſammlungs- und Vereinsgeſetz;
3. eine Ergänzung des Landſtreichergeſetzes,
durch welches die Internierung verdächtiger Perſonen er-
möglicht wird.
Aeußerungen des neuen Sultans.
Konſtantinopel, 29. April. Außer den gemeldeten
Worten ſoll der neue Sultan nach der „Sabah“ dem erſten
Abgeſandten Habib geſagt haben: „Dreiunddreißig Jahre
habe ich meine Kaltblütigkeit bewahrt. Mein Wunſch iſt,
gemäß dem Scheri und der Verfaſſung zu regieren.“
Nach Verehrung des Mantels des Propheten habe der
Sultan geſagt: „Bis jetzt war ich nicht frei in meinen
Handlungen. Künftighin will ich mit Gottes Hilfe der Nation
dienen.“
Der offizielle Text des Fetwas.
Konſtantinopel, 29. April. Der offizielle Text des
von der Nationalverſammlung über den Thronwechſel gefaßten
Beſchluſſes lautet:
„Dienstag den 27. April 1909 um halb 7 Uhr (das
iſt halb 3 Uhr nachmittags) hat die aus Senatoren und
Deputierten zuſammengeſetzte Nationalverſammlung von den
beiden in dem vom Scheich-ul-Islam verleſenen und unter-
zeichneten Fetwa enthaltenen Arten einſtimmig die Ent-
thronung vorgezogen. Infolgedeſſen wird Sultan Abdul
Hamid II. des islamiſchen Kalifats und des ottomaniſchen
Sultanats für verluſtig erklärt und der legitime Thronfolger
Mehmed Reſchad Efendi zum Kalifen und Sultan
mit dem Namen Sultan Mehmed V. proklamiert.“
Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und
„Rechtspflege“.
Nach dem Thronwechſel.
Die Nationalverſammlung.
Konſtautinopel, 29. April. (Korr.-B.) Die National-
verſammlung beſchloß mit großer Majorität, daß der
neue Sultan den Eid auf die Verfaſſung binnen einer
Woche vor der Nationalverſammlung wiederhole, und billigte
einſtimmig die Depeſche Mahmud Schewkel’s, worin
die von der Armee als notwendig anerkannte Transportierung
Abdul Hamid’s mitgeteilt wird.
Abdul Hamid in Saloniki.
Saloniki, 29. April. (Korr.-B.) Ex Sultan Abdul
Hamid iſt in Begleitung von elf Frauen und zwei Prinzen
nachts hier eingetroffen und wurde in die Villa Allatini
gebracht, wo er interniert und ſtreng militäriſch be-
wacht wird.
Saloniki, 29. April. (Korr.-B.) Die Fahrt Abdul
Hamid’s iſt ohne Zwiſchenfall verlaufen. Er verbrachte die
Fahrt meiſt vor ſich brütend, halb ſchlummernd und verlangte
weder Speiſe noch Trank, nur ein Glas Waſſer. Der Bahn-
hof war bei der Ankunft von Truppen umzingelt. Abdul
Hamid wurde unter ſtarker Kavallerieeſkorte nach der Stadt
gebracht. Die Frauen ſchlugen ihre Schleier zurück und
blickten neugierig aus den Wagenſenſtern. Auf den Straßen
waren ſtarke Militärpoſten. Während das Volk die Thron-
beſteigung mit Muſik und Geſang feierte, wurde
Abdul Hamid in die Villa Allatani gebracht, die unter
Militärbewachung ſteht. Die Villa wurde in aller Eile für
die neuen Bewohner hergerichtet.
Weitere Verhaftungen.
Konſtantinopel, 29. April. (Korr.-B.) Von den
Männern ds alten Regimes und den Anhängern der
„liberalen Union“ wurden viele verhaftet, darunter auch der
Kammerherr Ragid Paſcha und der Eigentümer des
Blattes „Serbeſtie.“
Der Ex-Sultan vor Gericht.
Saloniki, 29. April. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“)
In einflußreichen jungtürkiſchen Kreiſen wird eifrig dafür
agitiert, daß der Exſultan Abdul Hamid wegen erwieſener
Mitſchuld an dem reaktionären Aufſtand vor Gericht geſtellt
werde und daß dieſes ein Todesurteil fälle. An dieſer
Agitation nahmen insbeſondere die chriſtlichen Anhänger
der Jungtürken teil, welche für die Tatſache Beweiſe haben,
daß Abdul Hamid ſich türkiſcher Emiſſäre bediente, um die
Chriſtenmetzeleien in Kleinaſien und insbeſondere in
Adanazu zu veranlaſſen. Die Agitation dürfte von Erfolg
begleitet ſein, weil man der Schlauheit Abdul Hamids zu-
mutet, daß er noch Mittel und Wege finden wird, um neue
Aufſtände anzuzetteln.
Blutgericht in Konſtantinopel.
Konſtantinopel, 29. April. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg
Ztg.“) Die Jungtürken nahmen in Konſtantinopel 10.000 Ver-
haftungen vor. Die Verhafteten werden vor ein in Permanenz
befindliches Kriegsgericht geſtellt werden. Bis jetzt
wurden 200 Offiziere, 200 Unteroffiziere, 50 Soldaten,
70 Hodſchas und 40 Polizeiſpitzel hingerichtet.
Die ungariſche Kriſe.
Budapeſt, 29. April. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
In der Unabhängigkeitspartei gewinnen immer
jene Elemente die Oberhand, welche an der Regierung
bleiben wollen. Sie ſtreben die Bildung eines Kabinetts
Weckerle-Koſſuth an unter Ausſchaltung aller
auf der 67er Baſis ſtehenden Miniſter. Die Unab-
hängigkeitspartei läßt erkennen, daß ſie bereit ſei,
für militäriſche Konzeſſionen die Bankfrage
zurückzuſtellen. Graf Tisza erſcheint morgen beim
Kaiſer in Audienz. Er erklärt aber ſchon jetzt, daß
er jede Beteiligung an der Kabinettsbildung ab-
lehne.
Die Entrevne in Baia.
Baia, 29. April. (KB) Das italieniſche und
das engliſche Königspaar ſind hier eingetroffen.
Die Lage in Serbien.
Belgrad, 29. April. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Im ſerbiſchen Offizierskorps iſt eine immer
mehr wachſende Gärung gegen die Dynaſtie be-
vorſtehend. Die Lage hat ſich ſehr zugeſpitzt. Es ſind ernſte
Ereigniſſe bevorſtehend.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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