Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1723, Czernowitz, 12.10.1909.12. Oktober 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Lieblingsblatt der besseren Kreise geworden. Jedes Heft enthält neben gediegenen und spannenden Romanen und be- lehrenden Artikeln eine sarbige Kunstbeilage. Die Gratis- beilage "Illustrierte Chronik der Zeit" ist eine bildliche Er- gänzung zu jeder Tageszeitung. Abwechselnd bringen die einzelnen Hefte außerdem folgende Beilagen: 1. Moden für Erwochsene, 2. Wäsche für Erwachsene, 3. Kindermoden, 4. Wäsche für Kinder und Mustervorlagen für weibliche Handarbeiten, mit jährlich 26 gebrauchsfertigen Schnitt- musterbogen für Mode und 24 gebrauchsfertigen Schnitt- und Stickmusterbogen für Wäsche. Die "Oesterreichische Familien- und Modezeitung" kostet wöchentlich nur 24 h, oder vierteljährlich K 3·20 durch Postzustellung frei ins Haus. Alles Nähere wollen Sie aus dem unserer heutigen Nummer beiliegenden Prospekte ersehen. Abonnementsvor- stellungen nehmen alle Buchhandlungen am Orte oder, wo eine solche nicht bekannt ist, die Administration der "Oesterreichischen Familien- und Modenzeitung", Wien I, Falkenstraße 6 (Stubenring), entgegen. Großgrundbesitzer Roman Freytag erschossen. Aus Waszkoutz kommt die Meldung, daß am Samstag Das Motiv der Tat. Ein politischer Mord? Ueber das Motiv der Ermordung des Großgrundbesitzers Opfer von Grundstreitigkeiten? Nach einer andern Version soll Roman Freytag, der Der unglückliche Fischotterbalg. Heute vormittags erhalten wir die Nachricht von der Der Ermordete war bekanntlich ein natürlicher Sohn Unbeachtete Warnungen. Knapp vor Schluß der Redaktion erhalten wir aus Gurahumora. (Gemeinderatswahlen.) [Te- Der Prozeß gegen die aufrüherischen Bauern in Krasna-Ilski. Bekanntlich wurde die gegen die auf- Letzte Telegramme. Bevorstehende Obstruktion der Czechen im Reichsrate. Wien, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die gesamte czechische Presse kündigt für den Reichsrat eine Hafenfeier. Bukarest, 11. Oktober (Korr.-B.) Gestern fand in Verlobung. Weimar, 11. Oktober. (Korr.-B.) Der Großherzog Die Zarenreise. Wien, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Hiesige politische Kreise bemerken mißliebig die prinzipielle Demonstration wegen einer Zugsver- spätung. Paris, 11. Oktober. (K.-B.) Gestern ereigneten sich in Erdbeben. Lipik, 11. Oktober. (Korr.-B.) Heute um 6 Uhr Die Dardanellenfrage. Koustantinopel, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Zusammenkunft der türkischen und russischen Telegraphische Kurse vom 11. Oktober 1909. (Wechselstube der Bukowinaer Landesbank) 4% Buk. Landesbank-Fond-Schuldverschreibung 91·35 92·35 []
12. Oktober 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Lieblingsblatt der beſſeren Kreiſe geworden. Jedes Heft enthält neben gediegenen und ſpannenden Romanen und be- lehrenden Artikeln eine ſarbige Kunſtbeilage. Die Gratis- beilage „Illuſtrierte Chronik der Zeit“ iſt eine bildliche Er- gänzung zu jeder Tageszeitung. Abwechſelnd bringen die einzelnen Hefte außerdem folgende Beilagen: 1. Moden für Erwochſene, 2. Wäſche für Erwachſene, 3. Kindermoden, 4. Wäſche für Kinder und Muſtervorlagen für weibliche Handarbeiten, mit jährlich 26 gebrauchsfertigen Schnitt- muſterbogen für Mode und 24 gebrauchsfertigen Schnitt- und Stickmuſterbogen für Wäſche. Die „Oeſterreichiſche Familien- und Modezeitung“ koſtet wöchentlich nur 24 h, oder vierteljährlich K 3·20 durch Poſtzuſtellung frei ins Haus. Alles Nähere wollen Sie aus dem unſerer heutigen Nummer beiliegenden Proſpekte erſehen. Abonnementsvor- ſtellungen nehmen alle Buchhandlungen am Orte oder, wo eine ſolche nicht bekannt iſt, die Adminiſtration der „Oeſterreichiſchen Familien- und Modenzeitung“, Wien I, Falkenſtraße 6 (Stubenring), entgegen. Großgrundbeſitzer Roman Freytag erſchoſſen. Aus Waszkoutz kommt die Meldung, daß am Samſtag Das Motiv der Tat. Ein politiſcher Mord? Ueber das Motiv der Ermordung des Großgrundbeſitzers Opfer von Grundſtreitigkeiten? Nach einer andern Verſion ſoll Roman Freytag, der Der unglückliche Fiſchotterbalg. Heute vormittags erhalten wir die Nachricht von der Der Ermordete war bekanntlich ein natürlicher Sohn Unbeachtete Warnungen. Knapp vor Schluß der Redaktion erhalten wir aus Gurahumora. (Gemeinderatswahlen.) [Te- Der Prozeß gegen die aufrüheriſchen Bauern in Krasna-Ilski. Bekanntlich wurde die gegen die auf- Letzte Telegramme. Bevorſtehende Obſtruktion der Czechen im Reichsrate. Wien, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die geſamte czechiſche Preſſe kündigt für den Reichsrat eine Hafenfeier. Bukareſt, 11. Oktober (Korr.-B.) Geſtern fand in Verlobung. Weimar, 11. Oktober. (Korr.-B.) Der Großherzog Die Zarenreiſe. Wien, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Hieſige politiſche Kreiſe bemerken mißliebig die prinzipielle Demonſtration wegen einer Zugsver- ſpätung. Paris, 11. Oktober. (K.-B.) Geſtern ereigneten ſich in Erdbeben. Lipik, 11. Oktober. (Korr.-B.) Heute um 6 Uhr Die Dardanellenfrage. Kouſtantinopel, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Zuſammenkunft der türkiſchen und ruſſiſchen Telegraphiſche Kurſe vom 11. Oktober 1909. (Wechſelſtube der Bukowinaer Landesbank) 4% Buk. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung 91·35 92·35 []
<TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">12. Oktober 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.</hi></fw><lb/><cb/> Lieblingsblatt der beſſeren Kreiſe geworden. Jedes Heft<lb/> enthält neben gediegenen und ſpannenden Romanen und be-<lb/> lehrenden Artikeln eine ſarbige Kunſtbeilage. Die Gratis-<lb/> beilage „Illuſtrierte Chronik der Zeit“ iſt eine bildliche Er-<lb/> gänzung zu jeder Tageszeitung. Abwechſelnd bringen die<lb/> einzelnen Hefte außerdem folgende Beilagen: 1. Moden für<lb/> Erwochſene, 2. Wäſche für Erwachſene, 3. Kindermoden,<lb/> 4. Wäſche für Kinder und Muſtervorlagen für weibliche<lb/> Handarbeiten, mit jährlich 26 gebrauchsfertigen Schnitt-<lb/> muſterbogen für Mode und 24 gebrauchsfertigen Schnitt-<lb/> und Stickmuſterbogen für Wäſche. Die „Oeſterreichiſche<lb/> Familien- und Modezeitung“ koſtet wöchentlich nur 24 h,<lb/> oder vierteljährlich K 3·20 durch Poſtzuſtellung frei ins<lb/> Haus. Alles Nähere wollen Sie aus dem unſerer heutigen<lb/> Nummer beiliegenden Proſpekte erſehen. Abonnementsvor-<lb/> ſtellungen nehmen alle Buchhandlungen am Orte oder, wo<lb/> eine ſolche nicht bekannt iſt, die Adminiſtration der<lb/> „Oeſterreichiſchen Familien- und Modenzeitung“, Wien <hi rendition="#aq">I,</hi><lb/> Falkenſtraße 6 (Stubenring), entgegen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Großgrundbeſitzer Roman Freytag<lb/> erſchoſſen.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Aus Waszkoutz kommt die Meldung, daß am Samſtag<lb/> abends 9 Uhr der Großgrundbeſitzer Roman <hi rendition="#g">Freytag</hi> er-<lb/> ſchoſſen wurde. Die Tat geſchah auf offener Straße. Am<lb/> Samſtag hielt ſich der Ermordete auf ſeinem Gute Zamoſtie<lb/> auf, um einige Anordnungen bezüglich der Wirtſchaft zu<lb/> treffen. Gegen 7 Uhr abends fuhr er in einem Wagen, von<lb/> ſeinem Buchhalter begleitet, nach Waszkoutz zurück, da er<lb/> ſeiner Frau verſprochen hatte, am ſelben Tage nach Hauſe zu<lb/> kommen. In beſter Unterhaltung mit ſeinem Angeſtellten fuhr<lb/> er die Straße dahin. Er hatte dem Kutſcher den Auftrag ge-<lb/> geben, die Pferde <supplied>a</supplied>nzutreiben, da er raſch zu Hauſe ſein wollte.<lb/> Vor einer Brücke aber, die über den Czeremoszfluß führt,<lb/> hemmte der Fuhrmann den Lauf der Pferde. Der Wagen<lb/> hatte noch nicht die Hälfte des Rückweges zurückgelegt, als<lb/> plötzlich ein helles Feuer aufblitzte und im nächſten Momente<lb/> Roman <hi rendition="#g">Freytag</hi> mit einem ſchmerzerſchütternden Schrei<lb/> vom Wagen fiel. Der Kutſcher und der Begleiter ſprangen<lb/> ſofort ab und machten ſich um ihren blutüberſtrömten Herrn<lb/> zu ſchaffen. Eine große Schrottladung hatte ihn im Rücken<lb/> in der Lungengegend getroffen, er verlor nach einigen Minuten<lb/> das Bewußtſein, und als ſein Privatſekretär, der ſofort aus<lb/> Ufer lief, um Waſſer zu holen, zurückkam, war Großgrundbeſitzer<lb/> Roman <hi rendition="#g">Freytag</hi> bereits eine Leiche. Die Nachricht ver-<lb/> breitete ſich ſofort wie ein Lauffeuer in Waszkoutz, einige<lb/> Bürger bewaffneten ſich ſogleich, um den Mörder ausfindig<lb/> zu machen.</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das Motiv der Tat.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#g">Ein politiſcher Mord?</hi> </head><lb/> <p>Ueber das Motiv der Ermordung des Großgrundbeſitzers<lb/> Roman <hi rendition="#g">Freytag</hi> herrſcht noch Unklarheit. Nach der einen<lb/> Verſion ſoll ein politiſcher Mord vorliegen. In Waszkoutz<lb/> finden nämlich morgen Gemeinderatswahlen ſtatt, die jetzt<lb/> im Zeichen des Kampfes zwiſchen Altruthenen und Jung-<lb/> ruthenen ſtehen. Schon ſeit Wochen werden Konferenzen und<lb/> Wahlverſammlungen der ſtreitenden Parteien abgehalten. Da<lb/> die Altruthenen durch die jüdiſchen Wähler Verſtärkungen er-<lb/> hielten und Roman <hi rendition="#g">Freytag</hi> ſich mit Eifer für die alt-<lb/> rutheniſchen Kandidaten, namentlich für bie Wahl eines alt-<lb/> rutheniſchen Gemeindevorſtehers einſetzte, hatten die „Sicz.“<lb/> Vereine nach dieſer Verſion gegen ihn Rache geſchworen.<lb/> Die politiſche Urſache hat es für ſich, da es in<lb/> Waszkoutz bekannt iſt, daß der Ermordete vor zwei Jahren,<lb/> als er ſich beim gleichen Anlaſſe für die Altruthenen einſetzte<lb/> Drohbriefe erhielt, ſo daß er ſich genötigt ſah, ſelten ſeine<lb/> Güter zu inſpizieren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#g">Opfer von Grundſtreitigkeiten?</hi> </head><lb/> <p>Nach einer andern Verſion ſoll Roman <hi rendition="#g">Freytag,</hi> der<lb/> mit einigen Bauern wegen Grundſtreitigkeiten Prozeſſe hatte,<lb/> einer Verſchwörergruppe zum Opfer gefallen ſein.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der unglückliche Fiſchotterbalg.</hi> </head><lb/> <p>Heute vormittags erhalten wir die Nachricht von der<lb/> Verhaftung eines Bauern in Waszkoutz, der als Wilddieb in<lb/> jener Gegend bekannt iſt und bei dem ein Gewehr gefunden<lb/> wurde, das, wie feſtſteht, vor nicht langer Zeit gebraucht worden<lb/> war. Bei ſeiner Einvernahme konnte er nicht angeben, wo<lb/> er ſich in der kritiſchen Nacht aufgehalten hatte. Nach der<lb/> Ausſage ſeiner Frau war er Samſtag abends nicht zu Hauſe.<lb/> Er ſelbſt geſteht draußen geſchlafen zu haben, da es in ſeiner<lb/> Wohnung zu „heiß“ geweſen ſei. Eine von der Gerichts-<lb/> kommiſſion vorgenommene Hausdurchſuchung ergab ein über-<lb/> raſchendes Reſultat. Man fand in Windeln verpackt eine<lb/> kleine Menge gehackten Schrottes, das in Gewicht und in Form<lb/> volle Aehnlichkeit mit jenen Schußkörpern aufwies, die in<lb/> der Leiche gefunden wurden. Das Gutsp<supplied>er</supplied>ſonal erkannte in dem<lb/> Verhafteten einen wiederholt abgeſtraften Wilddieb, der vor<lb/> 2 Wochen Fiſchatter gefangen und, während er mit dem<lb/> Abziehen des Balges beſchäftigt war von einem Gendarmen<lb/> feſtgenommen und auf den Gutshof geführt wurde und angab,<lb/> bei Freytag die Fiſchotterjagd gepachtet zu haben. Dort wurde<lb/> die Unrichtigkeit ſeiner Rechtfertigung konſtatiert und Roman<lb/><cb/> Freytag ſoll den Gendarmen erſucht haben, den Wilddieb<lb/> für längere Zeit einſperren zu laſſen, da er bereits wiederholt<lb/> großen Schaden angerichtet habe. Der Wilddieb, der eine<lb/> entſprechende Arreſtſtrafe erhielt, ſoll ſich nun an Freytag<lb/> gerächt haben. Jedenfalls ſind die identiſchen Schußkörper<lb/> und der zugegebene Aufenthalt im Freien gewichtige Verdachts-<lb/> momente.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Der Ermordete war bekanntlich ein natürlicher Sohn<lb/> jenes Baron <hi rendition="#g">Petrino,</hi> dem Waszkoutz gehörte. Baron<lb/><hi rendition="#g">Petrino</hi> wollte ſeinen Sohn adoptieren und insbeſondere<lb/> auch den Adel auf ihn vererben, doch war offenbar die darauf<lb/> gerichtete B<supplied>e</supplied>mühung erfolglos, Dennoch ſetzte Baron <hi rendition="#g">Petrino<lb/> Roman Freytag,</hi> der ein äußerſt ſparſamer, tüchtiger<lb/> und eifriger Landwirt war, zu ſeinem Univerſalerben ein. Er<lb/> beſtimmte bloß im Teſtamente, daß, falls Roman <hi rendition="#g">Freytag</hi><lb/> ohne Hinterlaſſung ehelicher Nachkommen ſterben ſollte.<lb/> das geſamte Vermögen der Univerſität <hi rendition="#g">Athen</hi> in Griechen-<lb/> land zufallen ſollte. Für die Univerſität <hi rendition="#g">Athen</hi><lb/> wurde auch vom Gericht ein Kurator in der Perſon des<lb/> hieſigen Advokaten Dr. <hi rendition="#g">Seleski,</hi> der bis zum heutigen<lb/> Tage dieſe Funktion ausübte, eingeſetzt. — Mit dem Tode<lb/><hi rendition="#g">Roman Freytags</hi> iſt jedoch das Subſtitutionsband<lb/> erloſchen, weil <hi rendition="#g">Roman Freitag</hi> verheiratet war und<lb/> 2 eheliche Kinder hinterließ. Das Vermögen Roman <hi rendition="#g">Freytags</hi><lb/> iſt ein ſehr bedeutendes und wird auf mehrere Millionen<lb/> Kronen geſchätzt. Als vor 2 Jahren der bekannte Atheniſche<lb/> Völkerrechtslehrer Profeſſor <hi rendition="#g">Streit</hi> in Czernowitz weilte,<lb/> bot ihm Freytag als einmalige Abfertigung für die Univerſität<lb/> Athen einen Betrag von 150.000 K an, welchen Vorſchlag<lb/> jedoch <hi rendition="#g">Streit</hi> ablehnte. Nunmehr ſind die Anſprüche der<lb/> Univerſität Athen hinfällig geworden. — Freitag war der Eigen-<lb/> tümer der Güter Waszkoutz, Woloka und Zamoſtie. Er unter-<lb/> handelte gerade in den allerletzten Tagen einen großen Guts-<lb/> ankauf in Galizien, deſſen Abſchluß unmittelb<supplied>a</supplied>r bevorſtand.<lb/> Die Erben ſind beide Kinder und die Gattin des Ermordeten,<lb/> welch letztere eine Nichte des OLGR. und Landtagsabgeordnen<lb/><hi rendition="#g">Mallek</hi> iſt. Der Ermordete dürfte ein Atter von 40 Jahren<lb/> erreicht haben. Das Leichenbegängnis findet morgen um 10 Uhr<lb/> in Waszkoutz ſtatt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Unbeachtete Warnungen.</hi> </head><lb/> <p>Knapp vor Schluß der Redaktion erhalten wir aus<lb/> Waszkoutz vom Pfarrer von <hi rendition="#g">Cuparenko</hi> eine Darſtellung<lb/> des Mordes, die mit dem von uns gegebenen Bericht voll-<lb/> kommen übereinſtimmt und die Vermutung beſtärkt, daß die<lb/> Rachetat eines Raubſchützen vorliegt. Pfarrer Cuparenko, der<lb/> mit Roman <hi rendition="#g">Freytag</hi> befreundet war, teilt uns mit, daß<lb/> er den Ermordeten vor 2 Jahren gewarnt und ebenſo vor<lb/> einigen Wochen inſtändigſt gebeten habe, in der Nacht nicht zu<lb/> fahren. Freitag habe jedoch in ſeiner Zuverſicht auf die<lb/> l<supplied>e</supplied>tzten Warnungen nicht geachtet.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gurahumora.</hi> <hi rendition="#g">(Gemeinderatswahlen.)</hi> </head> <p>[Te-<lb/> lephoniſch] Heute fanden die Wahlen aus dem erſten Wahl-<lb/> körper ſtatt, die mit einem vollſtändigen Siege der koalierten<lb/> Parteien (Deutſche und Juden) endeten. Von 257 abgegebenen<lb/> Stimmen entfielen auf die Kandidaten der Koalition 176,<lb/> die Chriſtlichſozialen blieben mit 81 Stimmen in der Mi-<lb/> norität. Als gewählt gingen hervor: Dr. Chomed, Dr. Mück,<lb/> Feiwel Aſchkenaſe, Moritz Mittelmann, Dawid Scharfſtein,<lb/> Abraham Juran, Iſrael Ellenbogen und Mendel Meidler<lb/> Vorſitzender der Wahlkommiſſion war Bürgermeiſter <hi rendition="#g">Win-<lb/> zinger.</hi> Der Wahlakt verlief in voller Rahe.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Prozeß gegen die aufrüheriſchen Bauern<lb/> in Krasna-Ilski.</hi> </head> <p>Bekanntlich wurde die gegen die auf-<lb/> rühreriſchen Bauern aus Krasna-Ilski in Angelegenheit des<lb/> Baron <hi rendition="#g">Styrcea</hi>’ſchen Waldbeſitzes eingeleitete Strafunter-<lb/> ſuchung durch Abolition (Niederſchlagung der Unterſuchung<lb/> durch den Kaiſer) eingeſtellt. Lediglich gegen den Anführer<lb/> der Bauernrevolte wurde das Straſverfahren aufrechterhalten.<lb/> Heute begann gegen ihn unter dem Vorſitze des Landes-<lb/> gerichtsrates <hi rendition="#g">Albescu</hi> die für drei Tage anberaumte<lb/> Verhandlung.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Letzte Telegramme.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bevorſtehende Obſtruktion der Czechen<lb/> im Reichsrate.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 11. Oktober.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die geſamte czechiſche Preſſe kündigt für den Reichsrat eine<lb/> ſcharfe <hi rendition="#g">Obſtruktion</hi> an. „Narodni Liſty“ ſchreibt zur<lb/> Situation: Alle Vorgänge der letzten Zeit können nur die<lb/> Wirkung haben, daß wir die <hi rendition="#g">Säbel ſchärfſter Ob-<lb/> ſtruktion auf der</hi> ganzen <hi rendition="#g">Linie</hi> ziehen. Gegen das<lb/> Syſtem <hi rendition="#g">Bienerth-Schreiner gibt</hi> es keinen <hi rendition="#g">Pardon.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hafenfeier.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Bukareſt,</hi> 11. Oktober</dateline> <bibl>(Korr.-B.)</bibl> <p>Geſtern fand in<lb/> Anweſenheit des <hi rendition="#g">Königs</hi> und der <hi rendition="#g">Königsfamilie</hi> ſo-<lb/> wie der Miniſter die feierliche E<supplied>r</supplied>öffnung des Hafens <hi rendition="#g">Con-<lb/> ſtanza</hi> ſtatt. Bei dem folgenden Bankette würdigte der König<lb/> einige Worte der Bedeutung des Hafens Conſtanza, welcher<lb/> als weſentlicher Faktor der wirtſchaftlichen Entwicklung und<lb/> als Gegenſtand des nationalen <hi rendition="#g">Stolzes</hi> anzuſehen ſei, und<lb/> ſprach die Ueberzeugung aus, daß Conſtanza in nicht zu langer<lb/> Zeit einer der <hi rendition="#g">wichtigſten Häfen</hi> des ſchwarzen Meeres<lb/> ſein werde. Der König erwähnte dann des Geſetzentwurfes,<lb/><cb/> womit der Dobrudſcha das Recht der Deputiertenwahl einge-<lb/> räumt werde und ſagte, daß dadurch die <hi rendition="#g">Dobrutſcha</hi> mit<lb/> dem <hi rendition="#g">rumäniſchen Vaterlande</hi> unzertrennbar ver-<lb/> ſchmolzen iſt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verlobung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Weimar,</hi> 11. Oktober.</dateline> <bibl>(Korr.-B.)</bibl> <p>Der Großherzog<lb/> Wilhelm Ernſt von <hi rendition="#g">Sachſen-Weimar</hi> verlobte ſich mit<lb/> der Prinzeſſin Carola Feodora von Sachſen-Meiningen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Zarenreiſe.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 11. Oktober.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Hieſige politiſche Kreiſe bemerken mißliebig die prinzipielle<lb/><hi rendition="#g">Vermeidung des öſterreichiſchen</hi> Bodens bei der<lb/> Reiſe des Zaren nach Italien. Der Zar dürfte ſich in<lb/> Italien 3 Tage aufhalten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Demonſtration wegen einer Zugsver-<lb/> ſpätung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 11. Oktober.</dateline> <bibl>(K.-B.)</bibl> <p>Geſtern ereigneten ſich in<lb/> Juviſy, wo die große Pariſer Flugwoche ſtattfindet, Ruhe-<lb/> ſtörungen wegen einer <hi rendition="#g">Zugsverſpätung.</hi> Die erbitterte<lb/> Menge drang in die <hi rendition="#g">Bureaulokalitäten</hi> des Bahnhofes<lb/> ein und <hi rendition="#g">zerſtörte</hi> die <hi rendition="#g">Einrichtung.</hi> Es kam zu einem<lb/> Handgemenge mit dem Militär.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Erdbeben.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lipik,</hi> 11. Oktober.</dateline> <bibl>(Korr.-B.)</bibl> <p>Heute um 6 Uhr<lb/> 40 Minuten früh wurden hier zwei Erdſtöße verſpürt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Dardanellenfrage.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Kouſtantinopel,</hi> 11. Oktober.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel. der „Cz.<lb/> Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Die Zuſammenkunft der türkiſchen und ruſſiſchen<lb/> Miniſter des Aeußern gilt det Regelung der Dardanellen-<lb/> frage. Die Türkei iſt geneigt, die Durchfahrt einer be-<lb/> ſchränkten Zahl von ruſſiſchen Kriegsſchiffen zu geſtatten.<lb/> Eine <hi rendition="#g">gänzliche Oeffnung der Dardanellen</hi> wird<lb/> jedoch keinesfalls zugeſtanden werden. Von engliſcher Seite<lb/> ſind <hi rendition="#g">Schwierigkeiten</hi> zu erwarten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Telegraphiſche Kurſe vom 11. Oktober 1909.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Wechſelſtube der Bukowinaer Landesbank)</hi> </p><lb/> <p>4% Buk. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung 91·35 92·35<lb/><gap reason="illegible"/> Buk. Bodenkredit-Pfandbriefe 100·50 101·52 5% Buk. Boden-<lb/><supplied>k</supplied>redit-Pfandbriefe 94·75 95 75 Oeſterr. Kredit 664·50 Anglo-<lb/><supplied>b</supplied>ank 309 50 Bankverein 539·50 Bodenkredit 1170·00 Eskompte-<lb/> geſellſchaft 627·50 Länderbank 493 50 Unionbank 579.00 Staats-<lb/><supplied>b</supplied>ahn 754.00 <supplied>N</supplied>ordweſt — — Elbethalbahn — — Lemberg-<lb/> Czernowitzer 559.50 Dampfſchiff 1040 00 Alpine 735 90 Brüxer<lb/><supplied>K</supplied>ohlen 753 00 Prager Eiſen 2860·00 Rima-Muranyer 693.50<lb/> Weſtböhm. K<supplied>o</supplied>hlen 475·00 Draſche 730.00 Hirtenberger 1113 00<lb/><supplied>T</supplied>ürkenloſe 201·75 Rubel 255·00 255·75 Marknoten 117·57 117.60</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
12. Oktober 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
Lieblingsblatt der beſſeren Kreiſe geworden. Jedes Heft
enthält neben gediegenen und ſpannenden Romanen und be-
lehrenden Artikeln eine ſarbige Kunſtbeilage. Die Gratis-
beilage „Illuſtrierte Chronik der Zeit“ iſt eine bildliche Er-
gänzung zu jeder Tageszeitung. Abwechſelnd bringen die
einzelnen Hefte außerdem folgende Beilagen: 1. Moden für
Erwochſene, 2. Wäſche für Erwachſene, 3. Kindermoden,
4. Wäſche für Kinder und Muſtervorlagen für weibliche
Handarbeiten, mit jährlich 26 gebrauchsfertigen Schnitt-
muſterbogen für Mode und 24 gebrauchsfertigen Schnitt-
und Stickmuſterbogen für Wäſche. Die „Oeſterreichiſche
Familien- und Modezeitung“ koſtet wöchentlich nur 24 h,
oder vierteljährlich K 3·20 durch Poſtzuſtellung frei ins
Haus. Alles Nähere wollen Sie aus dem unſerer heutigen
Nummer beiliegenden Proſpekte erſehen. Abonnementsvor-
ſtellungen nehmen alle Buchhandlungen am Orte oder, wo
eine ſolche nicht bekannt iſt, die Adminiſtration der
„Oeſterreichiſchen Familien- und Modenzeitung“, Wien I,
Falkenſtraße 6 (Stubenring), entgegen.
Großgrundbeſitzer Roman Freytag
erſchoſſen.
Aus Waszkoutz kommt die Meldung, daß am Samſtag
abends 9 Uhr der Großgrundbeſitzer Roman Freytag er-
ſchoſſen wurde. Die Tat geſchah auf offener Straße. Am
Samſtag hielt ſich der Ermordete auf ſeinem Gute Zamoſtie
auf, um einige Anordnungen bezüglich der Wirtſchaft zu
treffen. Gegen 7 Uhr abends fuhr er in einem Wagen, von
ſeinem Buchhalter begleitet, nach Waszkoutz zurück, da er
ſeiner Frau verſprochen hatte, am ſelben Tage nach Hauſe zu
kommen. In beſter Unterhaltung mit ſeinem Angeſtellten fuhr
er die Straße dahin. Er hatte dem Kutſcher den Auftrag ge-
geben, die Pferde anzutreiben, da er raſch zu Hauſe ſein wollte.
Vor einer Brücke aber, die über den Czeremoszfluß führt,
hemmte der Fuhrmann den Lauf der Pferde. Der Wagen
hatte noch nicht die Hälfte des Rückweges zurückgelegt, als
plötzlich ein helles Feuer aufblitzte und im nächſten Momente
Roman Freytag mit einem ſchmerzerſchütternden Schrei
vom Wagen fiel. Der Kutſcher und der Begleiter ſprangen
ſofort ab und machten ſich um ihren blutüberſtrömten Herrn
zu ſchaffen. Eine große Schrottladung hatte ihn im Rücken
in der Lungengegend getroffen, er verlor nach einigen Minuten
das Bewußtſein, und als ſein Privatſekretär, der ſofort aus
Ufer lief, um Waſſer zu holen, zurückkam, war Großgrundbeſitzer
Roman Freytag bereits eine Leiche. Die Nachricht ver-
breitete ſich ſofort wie ein Lauffeuer in Waszkoutz, einige
Bürger bewaffneten ſich ſogleich, um den Mörder ausfindig
zu machen.
Das Motiv der Tat.
Ein politiſcher Mord?
Ueber das Motiv der Ermordung des Großgrundbeſitzers
Roman Freytag herrſcht noch Unklarheit. Nach der einen
Verſion ſoll ein politiſcher Mord vorliegen. In Waszkoutz
finden nämlich morgen Gemeinderatswahlen ſtatt, die jetzt
im Zeichen des Kampfes zwiſchen Altruthenen und Jung-
ruthenen ſtehen. Schon ſeit Wochen werden Konferenzen und
Wahlverſammlungen der ſtreitenden Parteien abgehalten. Da
die Altruthenen durch die jüdiſchen Wähler Verſtärkungen er-
hielten und Roman Freytag ſich mit Eifer für die alt-
rutheniſchen Kandidaten, namentlich für bie Wahl eines alt-
rutheniſchen Gemeindevorſtehers einſetzte, hatten die „Sicz.“
Vereine nach dieſer Verſion gegen ihn Rache geſchworen.
Die politiſche Urſache hat es für ſich, da es in
Waszkoutz bekannt iſt, daß der Ermordete vor zwei Jahren,
als er ſich beim gleichen Anlaſſe für die Altruthenen einſetzte
Drohbriefe erhielt, ſo daß er ſich genötigt ſah, ſelten ſeine
Güter zu inſpizieren.
Opfer von Grundſtreitigkeiten?
Nach einer andern Verſion ſoll Roman Freytag, der
mit einigen Bauern wegen Grundſtreitigkeiten Prozeſſe hatte,
einer Verſchwörergruppe zum Opfer gefallen ſein.
Der unglückliche Fiſchotterbalg.
Heute vormittags erhalten wir die Nachricht von der
Verhaftung eines Bauern in Waszkoutz, der als Wilddieb in
jener Gegend bekannt iſt und bei dem ein Gewehr gefunden
wurde, das, wie feſtſteht, vor nicht langer Zeit gebraucht worden
war. Bei ſeiner Einvernahme konnte er nicht angeben, wo
er ſich in der kritiſchen Nacht aufgehalten hatte. Nach der
Ausſage ſeiner Frau war er Samſtag abends nicht zu Hauſe.
Er ſelbſt geſteht draußen geſchlafen zu haben, da es in ſeiner
Wohnung zu „heiß“ geweſen ſei. Eine von der Gerichts-
kommiſſion vorgenommene Hausdurchſuchung ergab ein über-
raſchendes Reſultat. Man fand in Windeln verpackt eine
kleine Menge gehackten Schrottes, das in Gewicht und in Form
volle Aehnlichkeit mit jenen Schußkörpern aufwies, die in
der Leiche gefunden wurden. Das Gutsperſonal erkannte in dem
Verhafteten einen wiederholt abgeſtraften Wilddieb, der vor
2 Wochen Fiſchatter gefangen und, während er mit dem
Abziehen des Balges beſchäftigt war von einem Gendarmen
feſtgenommen und auf den Gutshof geführt wurde und angab,
bei Freytag die Fiſchotterjagd gepachtet zu haben. Dort wurde
die Unrichtigkeit ſeiner Rechtfertigung konſtatiert und Roman
Freytag ſoll den Gendarmen erſucht haben, den Wilddieb
für längere Zeit einſperren zu laſſen, da er bereits wiederholt
großen Schaden angerichtet habe. Der Wilddieb, der eine
entſprechende Arreſtſtrafe erhielt, ſoll ſich nun an Freytag
gerächt haben. Jedenfalls ſind die identiſchen Schußkörper
und der zugegebene Aufenthalt im Freien gewichtige Verdachts-
momente.
Der Ermordete war bekanntlich ein natürlicher Sohn
jenes Baron Petrino, dem Waszkoutz gehörte. Baron
Petrino wollte ſeinen Sohn adoptieren und insbeſondere
auch den Adel auf ihn vererben, doch war offenbar die darauf
gerichtete Bemühung erfolglos, Dennoch ſetzte Baron Petrino
Roman Freytag, der ein äußerſt ſparſamer, tüchtiger
und eifriger Landwirt war, zu ſeinem Univerſalerben ein. Er
beſtimmte bloß im Teſtamente, daß, falls Roman Freytag
ohne Hinterlaſſung ehelicher Nachkommen ſterben ſollte.
das geſamte Vermögen der Univerſität Athen in Griechen-
land zufallen ſollte. Für die Univerſität Athen
wurde auch vom Gericht ein Kurator in der Perſon des
hieſigen Advokaten Dr. Seleski, der bis zum heutigen
Tage dieſe Funktion ausübte, eingeſetzt. — Mit dem Tode
Roman Freytags iſt jedoch das Subſtitutionsband
erloſchen, weil Roman Freitag verheiratet war und
2 eheliche Kinder hinterließ. Das Vermögen Roman Freytags
iſt ein ſehr bedeutendes und wird auf mehrere Millionen
Kronen geſchätzt. Als vor 2 Jahren der bekannte Atheniſche
Völkerrechtslehrer Profeſſor Streit in Czernowitz weilte,
bot ihm Freytag als einmalige Abfertigung für die Univerſität
Athen einen Betrag von 150.000 K an, welchen Vorſchlag
jedoch Streit ablehnte. Nunmehr ſind die Anſprüche der
Univerſität Athen hinfällig geworden. — Freitag war der Eigen-
tümer der Güter Waszkoutz, Woloka und Zamoſtie. Er unter-
handelte gerade in den allerletzten Tagen einen großen Guts-
ankauf in Galizien, deſſen Abſchluß unmittelbar bevorſtand.
Die Erben ſind beide Kinder und die Gattin des Ermordeten,
welch letztere eine Nichte des OLGR. und Landtagsabgeordnen
Mallek iſt. Der Ermordete dürfte ein Atter von 40 Jahren
erreicht haben. Das Leichenbegängnis findet morgen um 10 Uhr
in Waszkoutz ſtatt.
Unbeachtete Warnungen.
Knapp vor Schluß der Redaktion erhalten wir aus
Waszkoutz vom Pfarrer von Cuparenko eine Darſtellung
des Mordes, die mit dem von uns gegebenen Bericht voll-
kommen übereinſtimmt und die Vermutung beſtärkt, daß die
Rachetat eines Raubſchützen vorliegt. Pfarrer Cuparenko, der
mit Roman Freytag befreundet war, teilt uns mit, daß
er den Ermordeten vor 2 Jahren gewarnt und ebenſo vor
einigen Wochen inſtändigſt gebeten habe, in der Nacht nicht zu
fahren. Freitag habe jedoch in ſeiner Zuverſicht auf die
letzten Warnungen nicht geachtet.
Gurahumora. (Gemeinderatswahlen.) [Te-
lephoniſch] Heute fanden die Wahlen aus dem erſten Wahl-
körper ſtatt, die mit einem vollſtändigen Siege der koalierten
Parteien (Deutſche und Juden) endeten. Von 257 abgegebenen
Stimmen entfielen auf die Kandidaten der Koalition 176,
die Chriſtlichſozialen blieben mit 81 Stimmen in der Mi-
norität. Als gewählt gingen hervor: Dr. Chomed, Dr. Mück,
Feiwel Aſchkenaſe, Moritz Mittelmann, Dawid Scharfſtein,
Abraham Juran, Iſrael Ellenbogen und Mendel Meidler
Vorſitzender der Wahlkommiſſion war Bürgermeiſter Win-
zinger. Der Wahlakt verlief in voller Rahe.
Der Prozeß gegen die aufrüheriſchen Bauern
in Krasna-Ilski. Bekanntlich wurde die gegen die auf-
rühreriſchen Bauern aus Krasna-Ilski in Angelegenheit des
Baron Styrcea’ſchen Waldbeſitzes eingeleitete Strafunter-
ſuchung durch Abolition (Niederſchlagung der Unterſuchung
durch den Kaiſer) eingeſtellt. Lediglich gegen den Anführer
der Bauernrevolte wurde das Straſverfahren aufrechterhalten.
Heute begann gegen ihn unter dem Vorſitze des Landes-
gerichtsrates Albescu die für drei Tage anberaumte
Verhandlung.
Letzte Telegramme.
Bevorſtehende Obſtruktion der Czechen
im Reichsrate.
Wien, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die geſamte czechiſche Preſſe kündigt für den Reichsrat eine
ſcharfe Obſtruktion an. „Narodni Liſty“ ſchreibt zur
Situation: Alle Vorgänge der letzten Zeit können nur die
Wirkung haben, daß wir die Säbel ſchärfſter Ob-
ſtruktion auf der ganzen Linie ziehen. Gegen das
Syſtem Bienerth-Schreiner gibt es keinen Pardon.
Hafenfeier.
Bukareſt, 11. Oktober (Korr.-B.) Geſtern fand in
Anweſenheit des Königs und der Königsfamilie ſo-
wie der Miniſter die feierliche Eröffnung des Hafens Con-
ſtanza ſtatt. Bei dem folgenden Bankette würdigte der König
einige Worte der Bedeutung des Hafens Conſtanza, welcher
als weſentlicher Faktor der wirtſchaftlichen Entwicklung und
als Gegenſtand des nationalen Stolzes anzuſehen ſei, und
ſprach die Ueberzeugung aus, daß Conſtanza in nicht zu langer
Zeit einer der wichtigſten Häfen des ſchwarzen Meeres
ſein werde. Der König erwähnte dann des Geſetzentwurfes,
womit der Dobrudſcha das Recht der Deputiertenwahl einge-
räumt werde und ſagte, daß dadurch die Dobrutſcha mit
dem rumäniſchen Vaterlande unzertrennbar ver-
ſchmolzen iſt.
Verlobung.
Weimar, 11. Oktober. (Korr.-B.) Der Großherzog
Wilhelm Ernſt von Sachſen-Weimar verlobte ſich mit
der Prinzeſſin Carola Feodora von Sachſen-Meiningen.
Die Zarenreiſe.
Wien, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Hieſige politiſche Kreiſe bemerken mißliebig die prinzipielle
Vermeidung des öſterreichiſchen Bodens bei der
Reiſe des Zaren nach Italien. Der Zar dürfte ſich in
Italien 3 Tage aufhalten.
Demonſtration wegen einer Zugsver-
ſpätung.
Paris, 11. Oktober. (K.-B.) Geſtern ereigneten ſich in
Juviſy, wo die große Pariſer Flugwoche ſtattfindet, Ruhe-
ſtörungen wegen einer Zugsverſpätung. Die erbitterte
Menge drang in die Bureaulokalitäten des Bahnhofes
ein und zerſtörte die Einrichtung. Es kam zu einem
Handgemenge mit dem Militär.
Erdbeben.
Lipik, 11. Oktober. (Korr.-B.) Heute um 6 Uhr
40 Minuten früh wurden hier zwei Erdſtöße verſpürt.
Die Dardanellenfrage.
Kouſtantinopel, 11. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“) Die Zuſammenkunft der türkiſchen und ruſſiſchen
Miniſter des Aeußern gilt det Regelung der Dardanellen-
frage. Die Türkei iſt geneigt, die Durchfahrt einer be-
ſchränkten Zahl von ruſſiſchen Kriegsſchiffen zu geſtatten.
Eine gänzliche Oeffnung der Dardanellen wird
jedoch keinesfalls zugeſtanden werden. Von engliſcher Seite
ſind Schwierigkeiten zu erwarten.
Telegraphiſche Kurſe vom 11. Oktober 1909.
(Wechſelſtube der Bukowinaer Landesbank)
4% Buk. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung 91·35 92·35
_ Buk. Bodenkredit-Pfandbriefe 100·50 101·52 5% Buk. Boden-
kredit-Pfandbriefe 94·75 95 75 Oeſterr. Kredit 664·50 Anglo-
bank 309 50 Bankverein 539·50 Bodenkredit 1170·00 Eskompte-
geſellſchaft 627·50 Länderbank 493 50 Unionbank 579.00 Staats-
bahn 754.00 Nordweſt — — Elbethalbahn — — Lemberg-
Czernowitzer 559.50 Dampfſchiff 1040 00 Alpine 735 90 Brüxer
Kohlen 753 00 Prager Eiſen 2860·00 Rima-Muranyer 693.50
Weſtböhm. Kohlen 475·00 Draſche 730.00 Hirtenberger 1113 00
Türkenloſe 201·75 Rubel 255·00 255·75 Marknoten 117·57 117.60
_
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |